Radsport: Bei einer großen Landesrundfahrt geht es um Etappensiege und Trikots für die besten Sprinter und Bergfahrer. Die größte Bedeutung hat aber natürlich der Gesamtsieg. Wer sind die Giro d’Italia 2018 Favoriten auf die Maglia Rosa?
Chris Froome: Jetzt soll es auch der Giro d’Italia sein
Obwohl Chris Froome im Jahr 2018 bislang noch überhaupt keine Erfolge vorzuweisen hat, bestimmt sein Name die Zeitungen. Der Brite gewann im vergangenen Jahr zum vierten Mal die Tour de France und zum ersten Mal die Vuelta a Espana. Doch dann der Schock: Bei der Spanien-Rundfahrt gab Froome einen auffälligen Test ab. Der Salbutamol-Fall konnte bis heute noch nicht geklärt werden. Die Radsport-Fans macht dies wütend. Die meisten wünschen sich eine Sperre für den Sky-Profi. Beim Giro d’Italia 2018 wird er jedoch am Start stehen. Zu seinen Fähigkeiten gibt es nicht sonderlich viel zu sagen. Ist Froome in Topform, wird er die Italien-Rundfahrt gewinnen. Doch bislang ist er den Giro lediglich zweimal gefahren – und das in den Jahren 2009 und 2010, noch weit vor seiner großen Zeit. Er wird ein starkes Team mit nach Italien nehmen und die ausgesprochen harte letzte Woche kommt ihm als starken Bergfahrer entgegen. Ob er in Topform ist, bleibt jedoch bis zur ersten Bergetappe fraglich. Zählen wir die Giro d’Italia 2018 Favoriten auf, darf Froome aber natürlich nicht fehlen.
Beste Platzierung: 36. (2009)
Team: Sky
Stärken: Berge, Zeitfahren, Team
Schwächen: –
Velomotion-Prognose: Froome ist bei einer dreiwöchigen Rundfahrt kaum zu bezwingen, wenn er diese gewinnen will und in Topform an den Start geht. Bei seiner professionellen Vorbereitung ist also auch beim Giro d’Italia 2018 davon auszugehen. Tipp: 1. Platz (eventuell mit der nachträglichen Aberkennung auf Grund der Salbutamol-Affäre).
Tom Dumoulin: Der Titelverteidiger nimmt die Herausforderung an
De Vlinder van Maastricht war im vergangenen Jahr der Überflieger beim Giro d’Italia. Tom Dumoulin gewann – trotz ungeplanter Toilettenpause – in Italien seine erste Grand Tour. Damit hat er seine Entwicklung vom reinen Zeitfahrer hin zu einem großartigen Rundfahrer erfolgreich abgeschlossen. Jetzt will der Niederländer mehr, obwohl im das Profil in dieser Saison alles andere als entgegen kommt. Es gibt lediglich zwei Zeitfahren mit insgesamt nur 44,2 Kilometern. Vermutlich wird er in dieser Disziplin seinen Konkurrenten weit voraus sein, doch ob er diesen Vorsprung dann in den Bergen wird verteidigen können, scheint bei diesen namhaften Kontrahenten eher unwahrscheinlich zu sein. Doch vielleicht überrascht uns Tom Dumoulin einmal mehr. Schließlich bezwang er im vergangenen Jahr in den Bergen ein ums andere Mal Nairo Quintana. Mit einem Problem wird Dumoulin jedoch leben müssen: Der Niederländer hat mit dem Team Sunweb zwar eine ausgeglichene Mannschaft um sich herum, doch im Hochgebirge darf er nicht auf großartige Unterstützung bauen.
Beste Platzierung: 1. (2017)
Team: Sunweb
Stärken: Zeitfahren
Schwächen: Steile Berge, Team
Velomotion-Prognose: Der Vorjahressieger hat sich auch in diesem Jahr für den Giro und gegen die Tour entscheiden. Ein Fehler? Ja! Zumindest, wenn man sich den Parcours ansieht. Dumoulin hat zwar im vergangenen Jahr bewiesen, dass er auch Klettern kann, doch gegen diese vielen starken Bergfahrer scheint die Titelverteidigung bei diesem Profil nahezu unmöglich zu sein. Tipp: Platz 5!
Fabio Aru: Die einzige Hoffnung der Tifosi
Nicht selten war der Giro d’Italia eine rein italienische Angelegenheit. Seit 1997 stand nur sechsmal kein Italiener am Ende ganz oben auf dem Treppchen. Doch die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass es in dieser Saison zum siebten Mal dazu kommt. Schließlich schicken die Italiener mit Fabio Aru eigentlich nur einen echten Siegkandidaten ins Rennen. Der Profi vom Team UAE Team Emirates beeindruckte im vergangenen Jahr bei der Tour de France, als er das Gelbe Trikot eroberte und für eine lange Zeit Chris Froome das Leben schwer machen konnte. Seine Schwäche ist das Zeitfahren, was das Profil des Giro d’Italia 2018 für Aru besonders interessant macht. Die wenigen Zeitfahr-Kilometer und die vielen Bergankünfte liegen ihm. Besonders in der letzten Woche wird er gefragt sein, denn im Normalfall dürfte er dann einen Rückstand auf Froome und Dumoulin aufholen müssen. Ob ihm dies gelingt, wird einzig und allein auf seine Form ankommen, denn dass Aru die Fähigkeiten hat, konnte er bereits mehrfach unter Beweis stellen. Daher ist der Italiener nicht nur für die Tifosi einer der Giro d’Italia 2018 Favoriten.
Beste Platzierung: 2. (2015)
Team: UAE Team Emirates
Stärken: Berge
Schwächen: Zeitfahren
Velomotion-Prognose: Nach zwei Jahren ohne Giro d’Italia will Fabio Aru mit seinem neuen Team die heimische Landesrundfahrt endlich gewinnen. Bislang konnte er jedoch keine gute Form nachweisen. Tipp: Platz 4!
Thibaut Pinot: Im zweiten Anlauf soll es klappen
2014 fuhr Thibaut Pinot bei der Tour de France auf Rang drei. Hinter Vincenzo Nibali und Jean-Christophe Peraud komplettierte er das Podium in Paris. Nach den Ausfällen von Contador und Froome hatte sich der Franzose jedoch deutlich mehr erhofft. Seitdem konnte er bei einer Grand Tour keine Podiumsplatzierung mehr erreichen. Im verganenen Jahr war er beim Giro d’Italia mit Rang vier jedoch nah dran. Jetzt wird er zum zweiten Mal die Italien-Rundfahrt in Angriff nehmen. Auch ihm kommt es gelegen, dass nur wenige Zeitfahr-Kilometer absolviert werden müssen. Ebenfalls wird er davon profitieren, dass es viele Bergankünfte gibt und damit auch eher weniger Etappen, auf denen die Rennen bergab entschieden werden. Pinots Schwächen liegen nämlich im Zeitfahren und in der Abfahrt. Geht es bergauf, ist mit dem Franzosen vom Team Groupama-FDJ zu rechnen.
Beste Platzierung: 4. (2017)
Team: Groupama-FDJ
Stärken: Berge
Schwächen: Zeitfahren, Abfahrten
Velomotion-Prognose: Pinot wird beim Giro seine zehnte Grand Tour fahren und er gehört damit zu den erfahreneren Profis. Er befindet sich im besten Radsportalter und muss dies nun endlich auch bei Grand Tours umsetzen. Diesmal gelingt ihm das Podium beim Giro. Tipp: Platz 3!
Miguel Angel Lopez: Mehr als Etappenjäger bei der Giro-Premiere
Auch das Team Astana hat einen Trumpf im Kampf um den Gesamtsieg, obwohl mit Fabio Aru der Kapitän die Mannschaft verlassen hat. Jetzt steht nämlich Miguel Angel Lopez an der Spitze – und dieser hat sich den Giro d’Italia ausgesucht. Kein Wunder, denn das Profil kommt dem starken Kletterer entgegen, der seine Schwächen zweifelsohne im Zeitfahren hat. Besonders die steilen Anstiege wird der Kolumbianer nutzen, um die nötige Zeit auf die Konkurrenz herauszufahren. Dabei wird er 2018 zum ersten Mal bei der Italien-Rundfahrt am Start stehen und ebenfalls erstmals die Gesamtwertung einer Grand Tour ins Visier nehmen.Bisher fuhr Lopez zweimal die Vuelta a Espana, wo er im vergangenen Jahr zwei Etappen gewann und im Gesamtklassement am Ende auf Rang acht landete, obwohl er bereits früh einen großen Rückstand einstecken musste. Beim Giro d’Italia 2018 soll es nun von Anfang an besser laufen.
Beste Platzierung: –
Team: Astana
Stärken: Berge
Schwächen: Zeitfahren
Velomotion-Prognose: Schafft es Lopez, drei Wochen konstant seine Topleistung abzurufen, ist er ein heißer Kandidat für den Gesamtsieg. Das Podium muss bei diesem Parcours definitiv das Ziel sein. Tipp: Platz 2!