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First Ride: Centurion Lhasa E: Komfort-Tourer mit neuem CX Motor

27. Juni 2019 by Michael Faiß

E-Performance / Test: Im Zuge der neuen Bosch Motorengeneration haben die Schwaben von Centurion ihr komplettes Bosch E-Bike Portfolio erneuert. Wir konnten die neuen Modelle vor Verkaufsstart bereits begutachten und für einige Proberunden entführen – darunter auch das neue Centurion Lhasa E; ein touren-orientiertes E-Fully mit 100mm Federweg und auf Wunsch mit Schutzblechen und Gepäckträger.

Centurion Lhasa E2020: Bewährtes Konzept mit neuer Technik

Das Centurion Lhasa E ist an und für sich kein neues Rad – das in diesen Tagen vorgestellte Modell ist bereits die vierte Generation des Trekking- / Touren-MTB Allrounders, bekommt aber – wie die gesamte Bosch-Produktpalette bei Centurion – für das Modelljahr 2020 einige entscheidende Updates. Bevor wir jedoch zu dem kommen, was neu ist, zunächst einige Worte zu dem, was geblieben ist: Hier steht vor allem das Konzept und die Ausrichtung ganz oben. Als Zwitter zwischen Tourenfully und Trekkingrad bedient das E-Bike einen Markt, der mit jedem Jahr zu wachsen scheint. Eine komfortable, eher aufrechte Sitzposition trifft auf einen vollgefederten Rahmen, breite Bereifung, die auch auf leichten Trails noch nicht ins Schwitzen kommt und auf Wunsch gibt’s auch eine Vollausstattung inklusive Schutzblechen, Gepäckträger und Seitenständer dazu.

Centurion Lhasa E
Alle Ausstattungsvarianten des Centurion Lhasa E sind auch mit Wingee Schutzblechen aus Aluminium, Gepäckträger und Seitenständer zu haben. Die EQ (=Equipped) Variante kostet 150 Euro Aufpreis.


Diese Ausrichtung zeigt sich auch bei der Geometrie, auch wenn man im direkten Vergleich mit dem Vorgänger etwas Hand angelegt hat. Der Rahmen ist in seiner Länge minimal gewachsen, auch der Lenkwinkel wurde geringfügig flacher. Tendenziell fällt das neue Lhasa E damit ein klein wenig sportlicher aus; dennoch dürften sich auch Liebhaber einer aufrechten Sitzposition dank des nach wie vor großzügigen Stacks wohl fühlen.

Geometrie Centurion Lhasa E 2020

XS (27,5")SMLXL
Sitzrohr (in mm)380430480530580
Oberrohr horizontal (in mm)557578599619639
Steuerrohr (in mm)150130150170190
Kettenstrebe (in mm)455475475475475
Radstand (in mm)11431165118612051224
Lenkwinkel (in °)67,2568,2568,568,7569
Sitzwinkel (in °)7575757575
Reach (in mm)395410425440455
Stack (in mm)606629649669688

Centurion Lhasa E 2020: Clevere Details und durchdachter Rahmen

Es ist erst einige Wochen her, dass Bosch unter anderem den neuen CX Motor der 4. Generation vorgestellt hat – Centurion dürfte damit einer der ersten Hersteller sein, die bereits jetzt fahrbereite Modelle mit dem neuen Antrieb haben, die zudem auch in naher Zukunft (im Falle des Lhasa E wohl im August) im Handel erhältlich sein dürften. Wer nun jedoch vermutet, dass hier lediglich die neue Motoraufnahme an den alten Rahmen „gebrutzelt“ wurde, könnte wohl kaum falscher liegen; nicht nur handelt es sich beim neuen Lhasa E um einen komplett neu entwickelten Rahmen, sondern dieser kann mit einigen cleveren Details und praktischen Features glänzen, die zeigen, wie viel Hirnschmalz in die Konstruktion des Bikes investiert wurde.



Alles neu: Beim Rahmen des Lhasa E beweist Centurion viel Liebe zum Detail.

Das Hauptaugenmerk lag schon fast selbstverständlich auf der Motor- und Systemintegration. Der neue, deutlich kleinere Performance CX Motor lässt sich sehr viel gefälliger in das Design integrieren. Mit einem eigenen Cover, samt farblich abgesetzten Lüftungsschlitzen auf der Vorderseite ist dies dem Design-Team bei den Schwaben hervorragend gelungen und ein echter Quantensprung zu früheren Bosch E-Bikes. Ein weiterer Vorteil der kompakteren Abmessungen der Antriebseinheit ist der damit geschrumpfte Q-Faktor: Damit ist – stark vereinfacht gesagt – der Abstand vom einen zum anderen Pedal gemeint. Reguläre Fahrräder haben meist einen Q-Faktor von ca. 168mm, der „alte“ Bosch CX Motor ließ mit satten 180mm hier und da John Wayne Gefühle aufkommen, und der neue Gen 4 Antrieb liegt mit 175mm ziemlich genau in der Mitte. Eine deutliche Verbesserung – ja. Den Konstrukteuren von Centurion war das jedoch nicht genug. Durch einen leichten seitlichen Versatz und spezielle, gekröpfte Kurbeln konnten sie am Lhasa E auch einen Q-Faktor von 168mm realisieren – wie bei jedem anderen, unmotorisierten Rad auch. Chapeau.



Der Q-Faktor beim Lhasa E beträgt angenehme 168mm, wie bei anderen MTBs ohne Motor auch.

 

Die neue Kurbel ist technisch wie optisch ein großer Gewinn.


Klar: Leitungen und Züge verlaufen Intern. Ein eigener Kanal über dem Akku vermeidet dabei Klappern und ist leicht durch das Akkufach zugänglich.
Schön gelöst: Das farblich abgesetzte Lüftungsgitter am Motor gibt dem Rahmen optisch zusätzliche Frische.

Das 2020er Lhasa E ist ausschließlich mit integriertem Powertube Akku erhältlich, den Käufern bleibt dabei aber für jede Ausstattungvariante die Wahl zwischen dem neuen, großen 625Wh Akku oder der bekannten 500Wh Lösung. Die Abdeckung wurde im Vergleich zum Vorgänger komplett neu gestaltet. War bis dato der Deckel fest mit dem Akku verbunden, hat man sich nun wieder für eine getrennte Lösung entschieden: Deckel ab, Akku raus. Was im ersten Moment wie ein Rückschritt scheint, hat ganz praktische Gründe und auch aus dem Feedback erwachsen, das man von Käufern und Händlern bekommen hat. Bei einer festen Verbindung zwischen Akku und Abdeckung muss an jedem Rad aufgrund variierender Toleranzen der Deckel feinjustiert werden. So weit, so gut. Möchte man nun aber den Akku vielleicht vom einen in ein anderes, baugleiches Rad wechseln, passen entweder die Spaltmaße nicht, oder der Akku lässt sich gar nicht erst montieren. Dieses Problem besteht mit der neuen Lösung nun garantiert nicht mehr. Der Ladeanschluss sitzt etwas ungewohnt auf dem Oberrohr und versteckt sich gut geschützt hinter einem straffen Magnetverschluss.



Der Ladeanschluss auf dem Oberrohr ist gut erreichbar und dank Magnetverschluss schnell und sicher vor Schmutz und Nässe geschützt.
150kg zulässiges Gesamtgewicht: Auch für schwere Fahrer und Gepäck stabil genug.
Der Hinterbau ist schön komfortabel, könnte für sportive Fahrer aber etwas schwammig sein.

In seiner Kategorie der Gelände-Tourer kann sich das Lhasa E insbesondere auch durch seine Vollfederung von der Konkurrenz absetzen. Mit 100mm vorn und hinten lassen sich jetzt gewiss keine Enduro-Bäume ausreißen, aber reicht es dennoch üppig für schlechte Forstwege oder auch den einen oder anderen einfacheren Trail. Der Hinterbau selbst ist klar auf Komfort ausgelegt: Die Kennlinie verläuft eher linear, gibt großzügig Federweg frei und bietet etwas weniger Gegenhalt, als man es von so manch anderem 100mm Fully gewohnt ist.



Centurion Lhasa E 2020: Erste Fahreindrücke

Im Rahmen des Centurion Pressecamps im schönen Schwarzwald hatten wir die Gelegenheit, das neue Lhasa E ausgiebig probezufahren. Hierfür nahmen wir auf dem Topmodell, dem Lhasa E R2600i Platz, das mit Shimano XT 12-fach Schaltung, SLX Bremsen und Suntour Axon34 Gabel solide bis hochwertig ausgestattet ist. Natürlich drängt sich auf den ersten Metern der neue Bosch Performance CX Motor in den Vordergrund: Stark, dank E-MTB Modus auch dynamisch dosierbar und erfreulich spritzig macht er direkt eine Menge Freude. Dank des in jeder Ausstattungsvariante verbauten Kiox Displays sind Daten wie Geschwindigkeit, Ladezustand und Unterstützungsstufe jederzeit klar und deutlich ablesbar.

Nicht weniger Bemerkenswert als der Antrieb sind jedoch die Geometrie und die damit verbundene Sitzposition auf dem Lhasa E. Mich erinnerte das E-Fully dabei eher an ein komfortables Trekkingrad als an ein klassisches Touren-MTB; der hohe Stack rückt Fahrer oder Fahrerin in eine aufrechte Sitzposition, die nicht nur den Rücken schont, sondern auch den Überblick über das Geschehen verbessert. Wer’s gerne sportlicher mag, kann die ab Werk verbauten Spacer unter dem Vorbau entfernen und bekommt eine etwas gestrecktere Sitzposition. Passend zur Geometrie verhält sich auch das Fahrwerk: Sowohl Gabel als auch Hinterbau sprechen sehr sensibel an, geben aber durchaus großzügig Federweg frei. Perfekt für all jene, die es auf Tour gerne komfortabel mögen. Wer das dafür durchaus taugliche Lhasa E auch mal auf einen leichten Trail ausführen möchte, kann mit etwas Feinabstimmung bei Druckstufe und Luftdruck in Gabel und Dämpfer auch ein strafferes Setup bekommen.



An der Ausstattung des von uns getesteten Topmodells hatten wir überhaupt nichts auszusetzen: Die neue 12-fach XT Schaltung gibt sich keine Blöße und auch die SLX Bremse macht einen sehr guten Job. Daumen hoch zudem für die Variostütze, die auch an einem solchen, eher weniger sportiven Rad ein großer Komfortgewinn ist. Schade, dass man diese nur am nicht ganz günstigen Topmodell bekommt.

Centurion Lhasa E 2020: Modelle, Preise, Spezifikationen

Alle Ausstattungsvarianten des Lhasa E sind auch als EQ Variante erhältlich. EQ heißt ausgeschrieben Equipped und meint dabei die Vollausstattung aus Gepäckträger, Wingee Alu-Schutzblechen und Seitenständer. Die Montagepunkte für die Anbauteile besitzen aber natürlich alle Lhasa E Modelle – nachrüsten ist problemlos möglich. Gemeinsam haben sämtliche Lhasa E Modellvarianten den neuen Bosch Performance CX Motor der 4. Generation inklusive Kiox Display. Ebenso ist die LED Beleuchtung von Lezyne immer mit an Bord – auch bei den sportlichen Varianten ohne Schutzbleche oder Gepäckträger. Übrigens: Centurion gibt beim Lhasa E, wie auch bei sämtlichen anderen Bosch E-Bikes des Modelljahres 2020 ein üppiges zulässiges Gesamtgewicht von 150kg an.

Lhasa E R750i EQLhasa E R750iLhasa E R850i/R860i EQLhasa E R850i/R860iLhasa E R2500i/R2600i EQLhasa E R2500i/R2600i

Gabel: SR Suntour XCR34 LOR
Dämpfer: SR Suntour Edge LOR8
Bremse: Shimano BR-MT400
Schaltung: Shimano Deore M6000



Preis: 3.499 Euro



Gabel: SR Suntour XCR34 LOR
Dämpfer: SR Suntour Edge LOR8
Bremse: Shimano BR-MT400
Schaltung: Shimano Deore M6000

Preis: 3.649 Euro





Gabel: SR Suntour Raidon34 LOR
Dämpfer: SR Suntour Edge LOR8
Bremse: Shimano BR-M6000
Schaltung: Sram SX Eagle

Preis: 4.199 Euro (850i / 500Wh) | 4.349 Euro (860i / 625Wh)

Gabel: SR Suntour Raidon34 LOR
Dämpfer: SR Suntour Edge LOR8
Bremse: Shimano BR-M6000
Schaltung: Sram SX Eagle



Preis: 3.999 Euro (850i / 500Wh) | 4.149 Euro (860i / 625Wh)



Gabel: SR Suntour Axon34 LORC
Dämpfer: SR Suntour Edge LOR8
Bremse: Shimano BR-M7100
Schaltung: Shimano XT M8100

Preis: 4.649 Euro (2500i / 500Wh) | 4.799 Euro (2600i / 625Wh)





Gabel: SR Suntour Axon34 LORC
Dämpfer: SR Suntour Edge LOR8
Bremse: Shimano BR-M7100
Schaltung: Shimano XT M8100

Preis: 4.449 Euro (2500i / 500Wh) | 4.649 Euro (2600i / 625Wh)

Fazit: Centurion Lhasa E R2600i

Pro

  • Schlüssiges Gesamtkonzept
  • Extrem Komfortabel
  • Gelungene Sitzposition
  • Sicheres Fahrverhalten

Contra

  • Variostütze nur im Topmodell

Fakten

Produktjahr2020
Preis4.649 Euro
Web www.centurion.de
Das Centurion Lhasa E R2600i im Velomotion Fahrradmarkt
Das neue Centurion Lhasa E für das Modelljahr 2020 ist ein sehr gutes E-Bike, das sich nur ungern in eine Schublade zwängen lässt. Irgendwo zwischen Trekkingbike und Tourenfully reiht sich das komfortable Bosch-Bike ein und überzeugt durch seinen tollen Rahmen und ein schlüssiges Gesamtkonzept. Während unseres kurzen Testzeitraums konnten wir keine nennenswerten Schwächen feststellen.
Stichworte:BoschBosch CXCenturionLhasaSUVTourTrekking

Über Michael Faiß

Michael Faiß hat in München Englisch und Geschichte studiert. Nach einem einjährigen Aufenthalt in England arbeitete er als Übersetzer unter anderem für das Magazin Procycling und das Degen Mediahouse. Außerdem ist er seit der Kindheit passionierter Radfahrer und –schrauber und fühlt sich vor allem abseits der asphaltierten Wege zuhause.

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