Produktnews: Mit gleich drei neuen Deore Gruppen mischt Shimano für das Modelljahr 2021 das preisgünstige Segment für Mountainbikes auf. Mit drei Schaltungen für 12-fach, 11-fach oder 10-fach, zwei verschiedenen Bremsen und einigen neuen Kassetten für Microspline und für herkömmliche Freiläufe beeindruckt die Shimano Deore 2021 nicht zuletzt durch ihre Vielseitigkeit.
Wie die Zeit vergeht! Vier Jahre ist es schon her, dass Sram mit seiner Eagle Schaltung am modernen Mountainbike die 12-fach Ära einläutete. Seit diesem Zeitpunkt liefern sich die US-Amerikaner mit der fernöstlichen Konkurrenz von Shimano ein Kopf-an-Kopf-Rennen und wir Biker bekommen im Jahresrythmus neue Schaltgruppen mit 12 Gängen präsentiert. Wie bei allen Neuheiten üblich, sind immer zunächst die Highend-Gruppen an der Reihe; in diesem Fall XX1 bzw. X01 für Sram und XTR für Shimano. Im letzten Jahr legte Sram mit der SX Eagle eine 12-fach Schaltung für den Einstiegsbereich nach, während Shimano mit XT und SLX seinen Mittelklasse-Gruppen ein 12. Ritzel verpasste.
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Für die Saison 2021 wird nun auch Shimano eine 12-fach Schaltgruppe für das etwas günstigere Preissegment anbieten: Die Shimano Deore M6100. Damit jedoch nicht genug: Mit den Serien M5100 und M4100 erhält die Deore-Familie noch weiteren Zuwachs, dann mit elf bzw. zehn Gängen. Damit dürfte Shimano ab der kommenden Saison sicherlich auch bei günstigeren Einstiegsrädern wieder deutlich stärker vertreten sein.
Shimano Deore M6100: Der neue 12-fach Preis-/Leistungs-König?
Die Deore Gruppe von Shimano steht schon seit vielen Jahren für zuverlässige, bewährte Performance für ambitionierte Einsteiger zu einem äußerst attraktiven Preis. Ein Blick auf die Eckdaten der neuen M6100er Gruppe genügt, um zu erkennen, dass sich auch künftig daran nichts ändern wird. Wie von Shimano gewohnt, „erbt“ die Deore Gruppe zahlreiche Features die zuvor den höherwertigen Gruppen vorbehalten waren. Neben den 12 Gängen und der 10-51 Kassette trifft das auch auf die neuen Bremsen samt Hebeln und auf die Kurbeln zu.
510% Bandbreite und Microspline Freilauf
Die neue Shimano Deore M6100 ist eine reine 1-fach Gruppe. Freunde von zwei Kettenblättern werden jedoch mit den beiden anderen neuen Deore-Reihen bedient – dazu jedoch gleich mehr. Entsprechend lautet bezüglich der M6100 die wohl wichtigste und entscheidende Frage: Welche Kassetten wird es geben und wie groß fällt dementsprechend die Bandbreite aus? Shimano hält es diesbezüglich ausgesprochen übersichtlich, denn die einzige Kassette der neuen Deore Gruppe kommt mit einer Abstufung von 10-51 und entsprechend 510% Bandbreite!
Mit seiner 10-51 Kassette, die in verschiedenen Ausführungen auch schon bei XT(R) und SLX zum Einsatz kommt, setzte Shimano ein für viele überraschendes Ausrufezeichen. Nicht nur konnte man damit Srams 10-50 Kassette in der Bandbreite etwas überbieten, sondern die Japaner entschieden sich auch dazu, mit Microspline auf einen neuen Freilauf zu setzen. Nachdem die Laufradhersteller zu Beginn noch etwas behäbig auf den neuen Standard reagierten, sind Microspline Freiläufe mittlerweile von fast allen großen Nabenherstellern erhältlich.
Dass nun auch die eigentliche Einsteigergruppe die enorm breit abgestufte Kassette bekommt, ist für uns durchaus überraschend. Einerseits bekommt man nämlich zwar eine riesige Bandbreite, die im Einstiegsbereich ihres Gleichen sucht, jedoch ist man auch auf ein Laufrad bzw. eine Nabe mit Microspline Freilauf angewiesen, was zumindest bisher immer die Kosten spürbar in die Höhe trieb. Das könnte sich nun künftig jedoch ändern – die Zeit wird es zeigen.
Leider schweigt sich Shimano derzeit bezüglich des Gewichts noch aus, man verrät jedoch, dass die Kassette komplett aus Edelstahl besteht. Sie dürfte damit beim Gewicht etwas über dem der SLX Kassette liegen, deren größtes Ritzel aus Aluminium besteht und so 530g auf die Waage bringt. Für die neue Deore CS-M6100 Kassette würden wir dann knapp 600g vermuten. Auf der Habenseite dürfte diese jedoch neben der durch die Stahl-Konstruktion bessere Haltbarkeit wohl auch einen ausgesprochen attraktiven Preis verbuchen können – schließlich ist die SLX Kassette bereits für unter 70 Euro zu haben. Sollte die neue Deore Kassette die 50 Euro Marke knacken, wäre das eine echte Kampfansage und relativiert den eventuellen Aufpreis durch einen Microspline Freilauf.
Für den Ritzelwechsel verantwortlich zeigt sich das Tandem aus RD-M6100 Schaltwerk, das natürlich mit der hauseigenen Shadow+ Dämpfung ausgestattet ist und sich optisch klar vom Vorgänger abhebt und dem SL-M6100 Schalthebel. Letzterer kommt nun auch in I-Spec EV Ausführung, erlaubt damit einen großen Verstellbereich und die Montage am entsprechend kompatiblen Bremshebel.
Kantige, hohlgeschmiedete Kurbel mit 30 oder 32 Zähnen
Natürlich ist keine neue Gruppe komplett ohne die entsprechenden Kurbeln – und irgendwie sind sie auch immer ein wenig das Aushängeschild der Baureihe. Im Falle der Deore M6100 setzt Shimano auf ein mutiges, kantiges, futuritisches Design, das ganz und gar nicht nach Einsteiger-Komponente aussieht und unserer Ansicht nach auch einige der teureren Kurbeln optisch lässig aussticht. Erhältlich ist die hohlgeschmiedete Alu-Kurbel ab Werk mit 30 oder 32er Blatt, das per Direct Mount befestigt wird. Da die Kettenblätter der XT, SLX und XTR Kurbeln kompatibel sind, können nachträglich auch diese verbaut werden.
Die Kurbelarme gibt es entweder in 170mm oder 175mm Länge, bei den Q-Faktoren gibt es mit 172mm, 178mm und 181mm sogar derer drei. Ergänzt wird die Gruppe durch die beiden gruppenlosen MT510 und MT511 Kurbeln, die wohl vor allem an Kompletträdern zu finden sein werden.
Bremsen mit zwei oder vier Kolben
Es geht spannend weiter: Die neuen Deore Bremsen kommen in zwei Versionen auf den Markt. Der BR-M6100 Bremssattel ist mit seinen zwei Bremskobeln eher für den Touren- und XC-Bereich ausgelegt, sein größerer Bruder, der BR-M6120 bringt mit vier Kolben hingegen auch ein Enduro zuverlässig zum Stehen. Für beide Bremssättel ist der gleiche Geber vorgesehen – das ist durchaus erwähnenswert, denn so sind beispielsweise beliebte Kombinationen aus einem Vierkolben-Sattel vorn und zwei Kolben hinten problemlos möglich. Der Geber selbst orientiert sich technisch wie optisch stark an den Pendants aus SLX und XT Reihe. Er stützt sich am Lenker ab und soll damit einen etwas knackigeren Druckpunkt liefern.
Shimano Deore M5100 und M4100
Mit den beiden Produktgruppen M5100 und M4100 verfolgt Shimano nun auch innerhalb der Deore-Familie den Kurs, den die Japaner zuvor bei der GRX Gravel-Gruppe eingeschlagen hatten. Auch dort gibt es innerhalb einer „Gruppen-Familie“ mehrere Abstufungen, die sich preislich und bei den Features unterscheiden. Im Falle der neuen Deore Gruppe zeigt sich dies primär an der Anzahl der Gänge – so ist die M5100 eine 11-fach Gruppe, die M4100 hat 10 Schaltabstufungen.
Je nach dem anvisierten Preispunkt sollten die beiden Deore-Neuzgänge für Nachrüster und Hersteller eine wirklich attraktive Option darstellen. Durch die Möglichkeit, auch einen Umwerfer zu verbauen lassen sich hier fein abgestufte Antriebe mit großer Bandbreite realisieren, wie sie beispielsweise an Einstiegsrädern für den XC-Bereich oder auch für sportliche Trekkingräder sinnvoll sein könnten. Gerade für diejenigen, die einzelne Komponenten oder die gesamte Gruppe nachrüsten möchten, dürfte der Verzicht auf den Microspline Freilauf gelegen kommen; im Umkehrschluss bedeutet dies jedoch auch, dass die Kassetten ohne das 10er-Ritzel auskommen müssen.
Neue Kassetten für 1-fach und 2-fach Antriebe
Gerade bei den Kassetten und Kettenblättern bringen die beiden neuen Deore Gruppen für 2021 einige spannende Neuigkeiten mit. Für diejenigen, die auf einen Umwerfer verzichten möchten, gibt es im 11-fach System der M5100 eine neue 11-51 Kassette, die 10-fach Schaltung der M4100 bekommt eine 11-46 Variante. Wer hingegen weiterhin lieber mit zwei Kettenblätter unterwegs ist, kann die 36-26 Kurbel mit 11-42er Kassetten fahren.
Für einen zügigen Wechsel der Ritzel sind insgesamt drei Unterschiedliche Schaltwerke verantwortlich. Das RD-M5100 ist ausschließlich für den 1×11 Antrieb vorgesehen, hat die entsprechende Shadow+ Dämpfung und bietet genügend Kapazität für die mächtige 11-51 Kassette. Das Pendant für den 2-fach Antrieb trägt die Bezeichnung RD-M5120, kommt jedoch zusätzlich auch bei sämtlichen 10-fach Kombinationen mit einem oder zwei Kettenblättern zum Einsatz. Zu guter Letzt wäre da noch das günstige M4120 Schaltwerk, das wegen des Verzichts auf eine Dämpfung ausschließlich für Schaltungen mit zwei Kettenblättern und Umwerfer vorgesehen ist.
Die Kompatibilität zwischen 10-fach und 11-fach Antrieben der neuen Deore-Bauteile ist durchaus interessant, denn das war in der Vergangenheit bei Shimano nicht der Fall. Im Umkehrschluss bedeutet das jedoch auch, dass sich das Übersetzungsverhältnis zwischen Schaltwerk und Schalthebel verändert hat – entsprechend dürfte ein Kombinieren mit bestehenden Komponenten älterer Baureihen schwierig werden. Sobald wir hierzu genauere Infos haben, erfahrt ihr es.
Günstige Einstiegsbremsen mit zwei oder vier Kolben, aber ohne Servo-Wave
Die MT410 (2-Kolben) bzw. MT420 Bremsen sind die günstigsten Disc-Vertreter der neuen Deore-Gruppe und erfreulicherweise wahlweise auch mit vier Kolben erhältlich. Damit sind sie beispielsweise auch eine durchaus gute Wahl für E-Bikes. Dass man beim Bremshebel auf Servo-Wave verzichten muss, ist dabei je nach Einsatzgebiet sicherlich zu verschmerzen.
Shimano Deore 2021: Preise und Verfügbarkeit
Wie immer bei Shimano Produktvorstellungen können wir zu den Preisen derzeit noch keine genauen Infos geben. Gehen wir aber von den derzeitigen Straßenpreisen der M7100 SLX Gruppe aus, die in der Variante ohne Umwerfer inklusive Bremsen bei ca. 350 Euro liegt, dürfte uns ein echter Preisbrecher ins Haus stehen. Spätestens im Juni dürfte auch bei der Preisfrage Licht ins Dunkel kommen – dann soll die Gruppe nämlich im Handel verfügbar sein.