Test: Kein E-Bike wie jedes andere: Im Test beweist das individuell gestaltete Pegasus Solero E9 Sport CX, dass sich bequeme Sitzhaltung und spritziges Fahrverhalten keineswegs ausschließen müssen.
Sportlichkeit und sportliche Optik – beim konventionellen Fahrrad ist beides nicht zu trennen. Wo es um optimalen Krafteinsatz im Sinne maximaler Geschwindigkeit geht, müssen Körperhaltung, Aerodynamik und Gewichtsverteilung perfekt abgestimmt sein; der Rennfahrer sitzt tief und gestreckt auf seiner Maschine und schert sich nicht um Bequemlichkeit.
Anders auf dem E-Bike: Wo der Zusatzmotor einen großen Teil des Vortriebs übernimmt, kann es ruhig etwas kommoder zugehen. Zumal an konventionellen Trekking- und Tourenbikes, die nur selten oberhalb von 25 km/h bewegt werden, bis wohin der Antrieb unterstützt. Die Sitzhaltung kann entspannt-aufrecht ausfallen, mit zum Fahrer hin gebogenem Lenker und stoßminderndem Sattel auf zusätzlichen Komfort abgestimmt. Und warum sollten Auf- und Absteigen nicht ebenso angenehm wie das Sitzen bzw. Fahren selbst?
Das Pegasus Solero e9 Sport CX punktet gerade in dieser Hinsicht. Von seinen drei Rahmenformen dürfte die Einrohr-Ausführung die beliebteste sein – komfortabler kommt man nicht aufs Rad und vom Rad runter. Dass der Akku des Bosch-Motors – am Testrad mit 500 Wattstunden, beim Basismodell für 2.949 Euro mit 400-Wh-Akku – nicht komplett in den Rahmen integriert ist, ist fast schon wieder ein Pluspunkt des Solero, denn so wirkt der Rahmen noch etwas filigraner und stimmiger – das voluminöse Unterrohr eines Intube-Rahmens ist nicht jedermanns Sache.
Gerade die hier vorgestellte Variante in Mattpetrolblau (?) scheint uns außerordentlich gelungen: Außen am Unterrohr sind keine Leitungen sichtbar, die hinteren Ausfallenden sind aufwendig geschmiedet und der Gepäckträger ist fest mit dem Rahmen verschweißt; Anbauteile wie der Hinterbauständer und das praktische Rahmenschloss sind stabil und formschön integriert.
Wer genauer hinschaut, entdeckt praktische Details: Auf dem iRack-Träger lässt sich Systemzubehör arretieren, und oben am Unterrohr findet sich sogar eine Ladebuchse – der Akku muss also nicht abmontiert werden, wobei das aufgrund der offenen Bauweise sehr einfach geht. In dieser Hinsicht also alles top beim Solero e9 – aber was ist mit dem Antrieb? Hier kommt die eingangs angesprochene Sportlichkeit ins Spiel, denn Pegasus stattet den komfortablen Tiefeinsteiger mit dem stärksten Bosch-Aggregat am Markt aus, dem Performance Line CX. Seine 85 Nm Drehmoment spürt man nicht nur beim Beschleunigen; auch am Berg erlaubt der starke Schub des kompakten Mittelmotors kraftarme Fortbewegung mit hohem Tempo. Oberhalb von 25 km/h bewährt sich die besondere Getriebekonstruktion des aktuellen Bosch-Aggregats, denn ein Motorwiderstand ist kaum spürbar. Ganz lautlos arbeitet der Antrieb freilich nicht.
Mit breit abgestufter Neungang-Kettenschaltung, bissigen Bremsen – vorne wird eine 180-mm-Bremsscheibe verbaut – und hellem 50-Lux-Strahler ist das sportlich-komfortable Pegasus perfekt auf den Alltags- und Toureneinsatz zugeschnitten. Angesichts der aufrechten Sitzhaltung vermisst man freilich eine gefederte Sattelstütze, am besten in Parallelogramm-Bauweise. Ein solches Bauteil lässt sich immerhin mit minimalem Aufwand nachrüsten.
Eine Federgabel gehört dagegen selbstverständlich zum Ausstattungsumfang; mit 63 mm Weg bietet sie den klassenüblichen Standard und puffert grobe Stöße gut weg. So ist das individuell gestaltete E-Bike also nicht nur etwas für Fahrerinnen und Fahrer mit Sonderwünschen; stattdessen spricht es alle an, die es zwar bequem, aber auch spritzig mögen.