Radsport: Renat Khamidulin hat als General Manager des Teams Gazprom-RusVelo für zwei bedeutende Transfers gesorgt. Ilnur Zakarin und Roman Kreuziger stoßen zur Mannschaft. Im Velomotion-Interview spricht er über die Gründe dieser Neuverpflichtungen, die möglichen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Radsport und über die kurz- und langfristigen Ziele seines Teams.
Das alles bestimmende Thema ist auch im Radsport die Corona-Pandemie. Wie hat ihre Mannschaft diese schwierige Zeit bisher überstanden?
Renat Khamidulin: „Wir setzten uns direkt zu Beginn damit auseinander. Die UAE Tour wurde nach fünf Etappen abgebrochen und wir mussten zwei Wochen in Quarantäne. Die vier Monate danach war es wirklich schwierig. Aber unsere Fahrer konnten die Motivation aufrecht erhalten und – soweit wir wissen – hat keiner unserer Fahrer aufgehört zu trainieren. Sie waren fast jeden Tag auf dem Rad, sofern der Aufenthaltsort dies zuließ. Manche hielten sich auf dem Rollentrainer fit. Gerade in dieser schwierigen Zeit sind wir vor allem unseren Sponsoren sehr dankbar. Unser Namensgeber Gazprom hat uns weiterhin unterstützt und die Zahlungen nicht verringert oder gar eingestellt.“
Welche langfristigen Folgen könnte die Pandemie für den professionellen Radsport haben?
„Wir hoffen alle, dass die Corona-Pandemie keine langfristigen Folgen für den Radsport haben wird. Es ist wichtig, dass all die Rennen wieder in den Kalender aufgenommen werden und wie geplant durchgeführt werden können. Noch viel wichtiger ist aber die Frage, welche gesundheitlichen Konsequenzen die Fahrer davontragen werden. Auch wir hatten in unserer Mannschaft schon positive Fälle. Diese verliefen ohne Symptome. Langfristig können wir aber noch nicht abschätzen, ob und falls ja, welche Auswirkungen das Virus haben wird.“
Mit Ilnur Zakarin und Roman Kreuziger wurden zwei erfahrene Profis verpflichtet. Wie kam es zu diesem Wandel? Denn zuvor fokussierte sich Gazprom-RusVelo vorwiegend auf junge Talente aus Russland.
„Die Erfahrung solch gestandener Fahrer hat eine positive Auswirkung auf die gesamte Mannschaft. Unsere jungen Fahrer können eine Menge von Ilnur Zakarin und Roman Kreuziger lernen. Sie haben dadurch Vorbilder direkt im eigenen Team, welche bei ihrer Weiterentwicklung helfen können. Sie blicken zu ihnen hinauf. Auch in anderen Teams und Sportarten haben wir gesehen, dass dies hilfreich ist. Denn sie helfen nicht nur direkt in den Rennen, sondern auch abseits der Straße. Wenn es zum Beispiel darum geht, die Ausrüstung weiterzuentwickeln oder etwas am Trikot zu verändern. Solch erfahrene Profis können in jedem Bereich hilfreiches Feedback beisteuern, um dem gesamten Team zu helfen. Außerdem sorgen sie für positive Aspekte und Reaktionen bei Fans, den Medien und den Rennorganisatoren.“
Please welcome our newcomer for the season 2021 Roman Kreuziger! 💥👏
“New team, new challenge! I am set to share my experience with the young riders and of course I will be helping Ilnur Zakarin to fight for the GC.”
📸: Marketa Navratilova#RockTheRoyalBlueJersey pic.twitter.com/hBB8jIBgaU
— Gazprom-RusVelo (@RusveloTeam) November 18, 2020
Welche Ziele verfolgt Gazprom-RusVelo in der Saison 2021?
„Wie allgemein für den globalen Sport sind für uns natürlich auch die Olympischen Spiele wichtig. Viele Teams und Fahrer fokussieren sich darauf. Ansonsten hängt bei uns natürlich viel davon ab, welche Einladungen wir erhalten. Wir warten ganz besonders gespannt auf die Vergabe der Wildcards für den Giro d’Italia. Dort würden wir sehr gerne dabei sein. Die Organisatoren kennen uns und wir waren schon einmal dabei. Sie wissen, dass wir gut organisiert sind und natürlich kennen sie auch unseren Kader. Viele Aspekte beeinflussen die Entscheidung. Mauro Vegni (Renn-Organisator des Giro d’Italia, Anm.d.Red.) hat selbst gesagt, dass er nicht mehr daran interessiert sei, Mannschaften einzuladen, die sich nur in Ausreißergruppen zeigen können. Sie sollen in der Lage sein, auf dem Level der WorldTour-Profis mitzuhalten. Mit Ilnur Zakarin und seinen Top-Helfern Sergei Chernetski, Nikolay Cherkasov und natürlich Roman Kreuziger hoffen wir gute Chancen auf eine Wildcard zu haben.“
Gibt es schon Pläne für einen Aufstieg in die WorldTour?
„Bislang haben wir diesen Schritt noch nicht gewagt. Gazprom und weitere Unternehmen sind allerdings sehr am Radsport interessiert. Mit unseren Leistungen möchten wir die Sponsoren weiter für diese Idee gewinnen. Die Lizenzen für die WorldTour werden allerdings für mehrere Jahre vergeben. Bei der nächsten Vergabe werden wir vielleicht den nächsten Schritt wagen und sehen, wie es kommt.“
Letztes Jahr musstet ihr mit Aleksandr Vlasov ein Top-Talent ziehen lassen. Schmerzt der Verlust sehr, oder freut ihr euch auch über seine gute Entwicklung?
„Wir haben ihn einfach den nächsten Schritt gehen lassen. Er hat sich bei uns über mehrere Jahre hinweg prächtig entwickelt. Dadurch waren einige Teams an ihm interessiert. Natürlich freut es uns zu sehen, dass er jetzt auch auf diesem Top-Niveau überzeugen kann.“
Welche russischen Talente könnten die kommenden Topstars werden?
„Wir setzen große Hoffnungen in Denis Nekrasov und Nikolay Cherkasov. Sie fahren schon seit einigen Jahren für unser Team. Wenn wir auf die richtig jungen Fahrer blicken, ist sicher Mathias Vacek zu nennen. Unser Newcomer ist erst 18 Jahre alt. Seine Ergebnisse waren stark und auch bei unserem ersten Leistungstest letzte Woche im Trainingcamp hat er uns überzeugt.“