Jederzeit wissen, wie viel bar im Schlauch sind? SKS macht’s möglich mit dem Airspy, einer elektronischen Echtzeit-Druckmessung direkt aufs Smartphone. Im Test von Velomotion beweist das Gerät, wie gut so etwas funktionieren kann.
Beim Fahrrad ist Luftverlust die Regel, nicht die Ausnahme. Klingt hart, ist aber unvermeidlich – die Moleküle des Gasgemisches Luft diffundieren wegen des Druckunterschiedes durch Schlauch und Reifen hindurch nach draußen, und je höher der Reifendruck ist, desto schneller geht das. Rennradfahrer greifen vor jeder Ausfahrt automatisch zur Standpumpe, denn ein Druckverlust von mehreren bar innerhalb einiger Tage ist nicht ungewöhnlich. Alltagsfahrer – vor allem jene, die ihr Rad täglich benutzen –, denken jedoch oft nicht über den Reifendruck nach. Kein Wunder, denn der schleichende Luftverlust wirkt sich ebenso schleichend aufs Fahrverhalten aus und fällt vielen gar nicht auf. Dabei kann zu geringer Druck durchaus zum Sicherheitsrisiko werden, etwa wenn der Reifen bei der Kurvenfahrt ins Schwimmen kommt. Und nicht zuletzt vergrößert unzureichender Reifendruck den Rollwiderstand und steigert den Verschleiß, da der Reifen Umdrehung für Umdrehung „durchgeknetet“ wird.
Ungenaue Daumenprobe
Klassiker der Luftdruckmessung ist die Daumenprobe an der Lauffläche, doch das ist zum einen nicht sehr genau, zum anderen muss man es halt auch machen. Auch probeweise die Standpumpe mit Manometer anzusetzen, wird vielen nicht regelmäßig in den Sinn kommen. Und so hat Pumpenspezialist SKS ein Gerät entwickelt, das eine permanente Luftdruckmessung erlaubt – den Airspy. Der kompakte Messfühler, der sich recht unauffällig am Laufrad montieren lässt, besteht im Wesentlichen aus zwei Teilen: einer Alu-Hülse, die auf den Ventilschaft geschraubt wird, und der darauf gesteckten Messeinheit inklusive Knopfzelle. Das Ventil des Reifens (ob Ventil des Schlauchs oder Tubeless-Ventil) verbleibt im Ventilschaft, muss aber geöffnet sein; beim Aufschrauben der Hülse entweicht deshalb erst einmal die Luft aus dem Pneu. Das Aufstecken der Messdose dichtet die Einheit ab; nun wird noch ein Speichenhalter in passender Länge ausgesucht und aufgesteckt, eine Rändelmutter sichert das Ganze.
SKS-App mit vielen Funktionen
Fehlt nur noch eine App, um die Messergebnisse anzuzeigen, und die hat SKS natürlich auch. Wobei die Druckmessung nur ein Aspekt der „MyBike“-App ist – sie dient auch zur Navigation und zum Aufzeichnen von Touren, außerdem kann man einen digitalen Fahrradpass erstellen und diesen etwa mit einem Händler teilen, sodass dieser alle Daten des betreffenden Kunden und Fahrrades parat hat. Dazu zeigt der Bildschirm der App einen Glocken-Button, bei dessen Berührung das Smartphone ein schepperndes Klingelgeräusch von sich gibt.
Und nicht zuletzt hat SKS einen „Reifendruckkalkulator“ programmiert, der nach Eingabe von Einsatzbereich, Fahrergewicht und Reifenbreite eine Druckempfehlung abgibt. Auf dem Handybildschirm geben Farbmarkierungen an, ob der jeweilige Reifen ausreichend belüftet ist, außerdem zeigt eine Warnmeldung zu geringen Druck an. Auch der Batteriestand wird angezeigt.
Druckaufbau in Echtzeit
Den Sensor per Bluetooth zu verbinden ist ziemlich einfach; alternativ geht’s auch per ANT+, was dann hilfreich ist, wenn man die Luftdruckmessung etwa per Garmin-Radcomputer abrufen möchte. Aktiviert wird die Verbindung zum Empfangsgerät, sobald das Laufrad mit dem Airspy bewegt wird, ansonsten wäre die Batterie ziemlich schnell leer. Wer sein Smartphone nicht gerade am Lenker montiert hat, muss vorm Losfahren also kurz beide Laufräder rotieren lassen, um die Sensoren zu aktivieren. Wird dann zu geringer Druck angezeigt und man greift zur Standpumpe, lässt sich der Druckaufbau in Echtzeit verfolgen – außerdem zeigt sich, dass der Redaktions-Rennkompressor in Rahmen der Ablesegenauigkeit ziemlich exakt den Druck anzeigt.
Knapp hundert Euro kostet ein Satz SKS Airspy, was natürlich nicht wenig ist. Wem kann man das System also empfehlen? Im sportlichen Bereich ist der Luftdruckfühler nicht unbedingt zuhause – dort misst man ohnehin vor jeder Fahrt den Reifendruck; und im Falle eines Defekts unterwegs bemerkt man den Luftverlust auch so. Eher in Frage kommen dürften Alltagsfahrer, die jeden Tag unterwegs sind und den schleichenden Luftverlust gar nicht bemerken. Wenn dann noch ein E-Bike-Motor den steigenden Rollwiderstand kaschiert, werden die Reifen stärker belastet und das Fahrverhalten verschlechtert sich nach und nach, was aber vielleicht erst in einer Gefahrensituation auffällt. Wer sich als Vielfahrer ein neues (E-) Bike anschafft, sollte sich dazu also vielleicht einen Satz Airspy gönnen.