E-MTB / Test: Das Commencal Maxmax Power ist ein sehr sportliches E-Hardtail mit viel Federweg und voluminösen Reifen. Wie schlägt sich das Bike trotz fehlender Federung am Hinterbau auf dem Trail?
E-MTB Hardtails stehen schon seit jeher im Schatten ihrer vollgefederten Pendants. Wenig überraschend, schließlich spielt der Kraftverlust beim Treten dank des Motors eine wesentlich geringere Rolle als am „Bio-Bike“. Die Vorzüge kommen dagegen voll zum Tragen, je nach Einsatzbereich eine deutlich bessere Geländegängigkeit oder auch höherer Komfort beim Tourenfahren.
Dennoch gibt es auch weiterhin gute Gründe, vielleicht doch auf die Vollfederung zu verzichten: Ein Hardtail ist im Schnitt leichter (mind. ein Kilogramm, häufig deutlich mehr), durch die simplere Konstruktion zudem weniger wartungsintensiv und auch günstiger in der Anschaffung. Durch spannende Konzepte kommt man zudem auch hier in den Genuss einiger Vorteile, die sonst eher am Fully zu finden sind: Eine sportliche Geometrie verbessert die Geländegängigkeit und breite Reifen fördern den Komfort. Ein gutes Beispiel hierfür ist das aktuelle Commencal Maxmax Power.
Sportliche Geometrie, schwacher Motor
Ausgerechnet Commencal mag der eine oder andere vielleicht denken. Ausgerechnet, weil E-MTB Hardtails ein etwas biederes Image anhaftet und ausgerechnet, weil Commencal seit Jahren zu den angesagtesten Herstellern im Enduro- und Gravity-Segment zählt. Doch vielleicht ist es genau diese ungewöhnliche Kombination, die ein Bike wie das Maxmax Power erst möglich macht. Mit seinen 150 mm Federweg bringt es an der Front nämlich einiges an Geländereserven mit und die 2,8 Zoll dicken Reifen sorgen nicht nur für einiges an Traktion, sondern auch Komfort auf dem Trail oder der Forstautobahn. Dazu kommt eine sehr moderne, sportliche Geometrie mit der sich auch diejenigen wohl fühlen dürften, die ihre Trail-Kilometer normalerweise auf dem Trail- oder Enduro-Bike sammeln.
S | M | L | XL | |
---|---|---|---|---|
Sitzrohr (in mm) | 380 | 420 | 465 | 490 |
Reach (in mm) | 415 | 435 | 450 | 485 |
Stack (in mm) | 657 | 657 | 662 | 666 |
Lenkwinkel (in °) | 66 | 66 | 66 | 66 |
Sitzwinkel (in °) | 74 | 74 | 74 | 74 |
Tretlagerabsenkung (in mm) | 55 | 55 | 55 | 55 |
Kettenstreben (in mm) | 440 | 440 | 440 | 440 |
Radstand (in mm) | 1175 | 1196 | 1212 | 1250 |
Von seinen sportlich-spannenden Eckdaten abgesehen ist das Commencal Maxmax Power ein eher unspektakuläres E-MTB, bei dem man vor allem in puncto Ausstattung einige Kompromisse machen muss, die sich leider auch beim Fahrverhalten durchaus bemerkbar machen. Da wäre beispielsweise das Antriebssystem von Shimano. Der Hersteller aus Andorra verbaut hier nämlich das Einstiegsmodell E7000, quasi den Vorgänger des aktuellen EP6. Mit lediglich 60 Nm maximalem Drehmoment ist er ein wenig schwach auf der Brust, zumindest für steile oder technische Uphills. Dafür punketet er mit einer vergleichsweise geringen Lautstärke. Im Unterrohr des Alurahmens steckt zudem ein Akku mit 504 Wh, der aus dem recht sparsamen Motor jedoch gute Reichweiten kitzeln kann. Bedient wird das System über ein ergonomisch nicht ganz optimales Bedienteil, das ein einfarbiges, beleuchtetes Display integriert, welches die wichtigsten Infos während der Fahrt anzeigt.
Kompromisse bei den Komponenten
Rahmen | Commencal Maxmax Power |
Federgabel | RockShox 35 Silver |
Antrieb | Shimano E7000 |
Akku | 504 Wh |
Dämpfer | Ohne |
Laufräder | E13 LG1 |
Reifen VR | Schwalbe Johnny Watts 2,8" |
Reifen HR | Schwalbe Johnny Watts 2,8" |
Schaltwerk | Shimano Deore M5120 |
Schalthebel | Shimano Deore M4100 |
Kurbel | Shimano FC-E8000 |
Umwerfer | Ohne |
Bremse | Sram Guide T |
Bremsscheiben | Sram Centerline 200 / 200mm |
Sattelstütze | Ride Alpha |
Sattel | Fizik Terra Aidon X5 |
Vorbau | Ride Alpha Freeride 40 |
Lenker | Ride ALpha R27 Power |
Auch vom Antrieb abgesehen setzt Commencal für das E-Hardtail auf ziemlich günstige Komponenten. Bei der RockShox 35 Gabel kommt die Stahlfeder-Variante zum Einsatz, die sich leider nur bedingt auf das Fahrergewicht einstellen lässt – immerhin bringt sie ein gute Ansprechverhalten mit. Gebremst wird mit der Sram Guide T 4-Kolben-Anlage mit 200 mm Scheiben an Front und Heck, für die Gangwechsel zuständig ist die Shimano Deore in der Linkglide-Variante. Letztere bietet eine ausreichend große Bandbreite, ein sehr gutes Schaltverhalten auch unter Last und verspricht lange Haltbarkeit. Für Trail-Freunde schmerzhaft sind zudem der Verzicht auf eine versenkbare Sattelstütze und die eher dürftig profilierten Schwalbe Johnny Watts Reifen.
Zur UVP von knapp 4.000 Euro ist das gebotene Ausstattungspaket leider nicht wirklich überzeugend. Eine Luftfedergabel und eine versenkbare Sattelstütze sind für uns an einem E-Hardtail in dieser Preisklasse eigentlich Pflicht. Aber: Derzeit ist das Bike direkt bei Commencal für rund 3.000 Euro zu haben – zu diesem Preis ist das sportliche Bike durchaus einen Blick wert, vorausgesetzt man kann mit den Einschränkungen bei den Komponenten leben.
Das Commencal Maxmax Power auf dem Trail
In der Praxis kann das Maxmax Power seine sportliche DNA direkt zeigen. Vor allem die gelungene Geometrie gefällt und die großen Federwegsreserven an der Front stören keineswegs beim Handling. Klar, wer vom Fully kommt muss sich etwas umstellen, aber Trail-Ausflüge sind mit dieser Basis allemal möglich. Leider bremst die doch sehr dürftige Ausstattung den Spaß dann doch merklich. Gerade die Gabel, der Verzicht auf eine Dropper Post und der dürftig profilierte Vorderreifen bremsen das Trail-Hardtail aus. Der Motor war dagegen unauffällig und gefiel durchaus, auch wenn er an Steilstücken nach etwas mehr Leistung vom Fahrer verlangt.