Test / E-Bike: Das Zemo ZE FS P12 ist ein vielseitiges Touren- und Alltagsrad mit der Pinion MGU. Dank Vollfederung und cleverer Komponentenwahl punktet es mit viel Komfort und gutmütigem Fahrverhalten. Lediglich das hohe Gewicht könnte den einen oder anderen abschrecken.
Als im vergangenen Sommer die Pinion MGU vorgestellt wurde, zählte das Zemo ZE FS P12 zu den ersten Rädern, die mit dem innovativen Antriebssystem der Öffentlichkeit präsentiert wurden. Der Premium-Hersteller konzentriert sich mit dem Bike dabei auf das Touren- und Alltagssegment und möchte insbesondere Komfort-Liebhaber ansprechen. Entsprechend kommt das Rad mit einer Vollfederung und bietet vorn 100 und hinten 70 mm Federweg. Im Vergleich zu modernen Mountainbikes erscheint das etwas dürftig, doch zum einen genügt es für den Toureneinsatz allemal und zum anderen hat man sich bei Zemo vor allem beim Hinterbau einiges einfallen lassen, um jeden Millimeter Federweg zu nutzen.
Das ZE FS P12 ist sowohl mit einem klassischen Herrenrahmen mit horizontalem Oberrohr als auch als Tiefeinsteiger erhältlich. Der Rahmen besteht aus Aluminium und sein Unterrohr beherbergt einen bequem zur Seite entnehmbaren 700 Wh Akku. Wem die Kapazität nicht ausreicht, der kann sogar auch auf den passenden Range Extender zurückgreifen, mit dem sich die Gesamtkapazität auf über 1.200 Wh erhöht. Angeschlossen ist der Akku an die Pinion MGU im Tretlagerbereich. Der innovative Antrieb kombiniert eine Getriebeschaltung mit einem kräftigen Mittelmotor in einer wartungsarmen Einheit. Passend dazu spezifiziert Zemo einen Carbonriemen, der ebenfalls wartungsärmer und zugleich langlebiger ist als eine herkömmliche Kette.
12 Gang Pinion MGU mit großem Display
Die Pinion MGU schlug bei ihrer Vorstellung im vergangenen Jahr hohe Wellen. Die Idee, eine Getriebeschaltung und einen Mittelmotor zu kombinieren, ist zwar nicht gänzlich neu, wurde aber nie in einer derart überzeugenden Form umgesetzt. Dabei können beide „Komponenten“ für sich genommen komplett überzeugen: Der Mittelmotor ist kräftig über das gesamte Kadenzspektrum hinweg und kommt auch mit schweren Gängen bestens zurecht. Die Schaltung bietet in ihrer 12-Gang Variante wie am Zemo eine Bandbreite von 600% und schlägt damit die gesamte Konkurrenz, einschließlich moderner Kettenschaltungen von Sram oder Shimano.
In der Mitte des Lenkers thront das große FIT Comfort Display, das in einem modernen Design alle notwendigen Infos vom Antrieb anzeigt und auch bei direktem Sonnenlicht gut ablesbar bleibt. In Kombination mit der FIT E-Bike Control App lassen sich hier auch Navigationshinweise anzeigen, eine echte Kartendarstellung ist jedoch leider nicht möglich, obwohl der Bildschirm selbst eigentlich groß genug wäre.
Mehr Infos zur Pinion MGU, inklusive Prüfstandstest und weiteren Praxiseindrücken findet ihr in unserem entsprechenden Artikel dazu
Aufwändiger Hinterbau und entkoppelter Gepäckträger
Ein Highlight am Zemo ZE FS P12 ist definitiv sein Hinterbau: Hier hat man sich einiges einfallen lassen, um hier einen klassischen Viergelenker zu realisieren, was in Verbindung mit einem tiefen Durchstieg eine Seltenheit auf dem Markt ist. Dadurch war es den Entwicklern jedoch möglich, die Kinematik optimal auf das Einsatzgebiet des Bikes anzupassen: Die Kennlinie ist linear, das Ansprechverhalten sensibel. So kann man das Rad mit deutlich weniger Sag (=Negativfederweg) fahren und hat deutlich mehr nutzbaren Federweg. Das führt dazu, dass sich der Hinterbau trotz „nur“ 70 mm selbst bei wirklich schlechtem Untergrund enorm komfortabel anfühlt.
Als weitere Besonderheit bringt das Zemo ZE FS P12 auch einen entkoppelten Gepäckträger mit. Da dieser am Hauptrahmen befestigt ist, ist er von den Schlägen vom Hinterrad geschützt – das verbessert nicht nur das Fahrverhalten, sondern schont auch die Ladung. Apropos Ladung: Zemo arbeitet derzeit noch daran, die Zuladung für den Heckträger auf mind. 25 kg zu erhöhen. Aus diesem Grund war unser Testbike auch offiziell noch ein Prototyp. Das wäre ein echter Coup, denn Heckträger mit einer derartigen Bauweise und hoher Zuladung sind eine Seltenheit auf dem Markt.
Wem der Träger am Heck nicht genügt, der kann zusätzlich auch an der Front an den entsprechenden Ösen noch einen Korb oder ein kleines Front-Rack anbringen. Insgesamt liegt die Zuladung des Bikes bei rund 120 kg. Dass diese nicht noch höher ausfällt, liegt auch am beachtlichen Gewicht des Zemo ZE FS P12, das bei uns ohne Pedale rund 32 kg auf die Waage brachte.
Gute Ausstattung mit Liebe zum Detail
Das Zemo ZE FS P12 ist in einer Ausstattungsvariante, aber zwei Grundausführungen erhältlich. Neben dem von uns getesteten Pedelec wird es das Bike auch als S-Pedelec geben. Preislich liegen die Bikes bei 8.499 Euro bzw. 8.799 Euro und sind damit durchaus im Premium-Segment angesiedelt. Das spiegelt sich auch in den verbauten Komponenten wider. Das Luftfahrwerk mit RockShox Deluxe Dämpfer und Suntour Mobie Gabel ist für ein Rad in dieser Klasse allemal ausreichend. Die Magura Bremsen mit 4-Kolben Sattel vorn und zwei Kolben hinten sorgen für starke Verzögerung und die langen Bremshebel sind gut zu greifen. Die Hinterradbremse ist zudem mit dem Supernova TL2 Rücklicht gekoppelt, was damit auch als echtes Bremslicht fungiert. Auch vorn kommt die Beleuchtung von Supernova, hier erhellt ein M99 Pro Mini Scheinwerfer mit Fernlichtfunktion die Dunkelheit.
Rahmen | ZE P12 FS |
Federgabel | Suntour Mobie 25-E |
Antrieb | Pinion MGU E1.12 |
Akku | 700 Wh |
Laufräder | Blackrock 25 |
Reifen | Schwalbe Marathon Efficiency |
Schaltwerk | Pinion MGU |
Schalthebel | Pinion smart.shift |
Kurbel | Pinion |
Umwerfer | Ohne |
Bremse | Magura MT5e / MT4e |
Sattelstütze | By.Schulz D.1 |
Sattel | Selle Royal Explora Dia: Moderate |
Vorbau | All-up Zecure |
Lenker | By.Schulz Sport Super Strong 35mm |
Nicht gespart hat Zemo auch bei den wichtigen Anbauteilen: Die by.Schulz Sattelstütze lässt sich zum bequemen Auf- und Absteigen nicht nur vom Lenker absenken, sondern ist zugleich auch gefedert. Der All-Up Vorbau erlaubt das werkzeuglose Einstellen der Lenkerhöhe mit nur einem Handgriff. Und der gekröpfte Lenker selbst passt sehr gut zur eher langen Geometrie des Bikes und sorgt für eine angenehme Sitz- und Griffposition.
Das Zemo ZE FS P12 in der Praxis
In der Praxis fällt direkt auf den ersten Metern der hohe Komfort des Hinterbaus auf. Egal Schlagloch, grober Schotter oder schlechter Forstweg: Das Fahrwerk nimmt fast jedem Untergrund die Härte und macht die Fahrt enorm komfortabel. Klar: Für den echten Geländeeinsatz ist das Zemo ZE FS P12 nichts, das zeigen auch die nur wenig profilierten Schwalbe Marathon Reifen. Aber für ausgiebige Touren oder alltägliche Fahrten über Stadt und Land ist das Zemo ein toller Begleiter; es sei denn, man muss auch mal den Sattel verlassen und das Bike beispielsweise über eine Stufe heben. Dann macht sich das sehr hohe Gewicht bemerkbar. Auch beim Heben auf den Heckträger ist dies nicht zu unterschätzen.
Die Pinion MGU glänzt wie gewohnt mit viel Power und tollem Schaltverhalten. Bei hoher Leistung kann der Motor auch mal etwas lauter werden, doch mit einem Gangwechsel ist dies oft schon erledigt. Dennoch gilt wie bei jedem Mittelmotor: Wer bezüglich der Geräuschkulisse empfindlich ist, sollte in jedem Fall vor dem Kauf eine Probefahrt unternehmen.
Bei der Sitzposition hat Zemo ins Schwarze getroffen: Man sitzt sehr aufrecht und bequem, kleinere Anpassungen sind über den einfach zu verstellenden Vorbau schnell gemacht. Lediglich diejenigen, die eine eher sportliche Sitzposition bevorzugen, werden vielleicht nicht ganz glücklich.
Verfügbarkeit
Laut Zemo wird das ZE FS P12 ab diesem Spätsommer im Fachhandel verfügbar sein.