Test / E-MTB: Das Bulls Copperhead EVO AM 2 ist bietet für knapp 5.000 Euro neben einem Carbonrahmen, 150 mm Federweg und Bosch Antrieb auch einige spannende Alltagsfeatures. Doch wie viel „echtes“ Mountainbike steckt in dem Allround-Paket? Wir haben das Rad sowohl technisch unter die Lupe genommen als auch in der Praxis über die Trails gejagt, um herauszufinden, ob die Rechnung aus Alltags-Nutzen und Trail-Performance aufgeht.
Bulls Copperhead Evo AM 2: Ein Klassiker in neuem Gewand
Der Name „Copperhead“ hat in der deutschen Fahrradlandschaft einen Klang, der seit Jahren für ein solides Preis-Leistungs-Verhältnis steht. Meist assoziiert man damit zuverlässige Hardtails für den Einstieg in den Sport. Schon seit einigen Jahren gibt es das Copperhead auch in diversen elektrifizierten Varianten. So auch das Copperhead EVO AM 2, einem Jubiläumsmodell für das Jahr 2026, das bereits jetzt verfügbar ist und bei der Preisgestaltung in die Vollen geht.
Das Herzstück des Rades bildet der Rahmen: Der Hauptrahmen besteht aus Carbon in Monocoque-Bauweise, was nicht nur für eine fließende, moderne Optik sorgt, sondern auch das Gewicht drückt. Der Hinterbau hingegen ist aus Aluminium gefertigt. Hier setzt Bulls auf einen sogenannten 4-Link-Swingarm. Bei genauerer technischer Betrachtung handelt es sich hierbei um einen abgestützten Eingelenker. Diese Konstruktion bietet spezifische Vorteile: Durch den massiven Hauptlagerpunkt ist das System extrem steif und verschleißarm, was gerade für Vielfahrer ein nicht zu unterschätzender Vorteil ist. Zudem ist damit auch problemlos das Ziehen eines Anhängers möglich.
Antrieb: Bosch CX der neuesten Generation und 800 Wh Akku
In Sachen Antrieb geht Bulls keine Kompromisse ein und verbaut den aktuellen Bosch Performance Line CX Motor der fünften Generation. Mit einem Drehmoment von bis zu 85 Nm ab Werk – und durch das Performance Upgrade sogar bis zu 100 Nm – bietet das Aggregat mehr als genug Reserven für steile Rampen. Doch Kraft ist nichts ohne Ausdauer: Deshalb steckt hinter eine Klappe am Unterrohr der reichweitenstarke Bosch PowerTube Akku mit 800 Wattstunden Kapazität.
Der Akku ist formschön integriert, mit einem Schloss gesichert und lässt sich sehr einfach nach unten entnehmen. Gepaart mit dem effizienten Bosch-Motor dürften Reichweitenängste damit der Vergangenheit angehören.
Ausstattung: Solide Hausmannskost mit Highlights
Blickt man auf die Komponentenliste, findet man einen Mix, der dem Preisschild von 4.999 Euro gerecht wird. Das Fahrwerk stammt aus dem Hause RockShox: Vorne arbeitet eine RockShox Lyrik, hinten ein RockShox Deluxe Dämpfer, jeweils in der Select-Variante. Beide stellen 150 Millimeter Federweg bereit. Das ist ein gesundes Maß, das genügend Reserven für grobes Geläuf bietet, ohne das Rad auf moderateren Pfaden träge wirken zu lassen.
Geschaltet wird mechanisch mit der bewährten Shimano Deore XT 12-Gang-Gruppe. In Zeiten von elektronischen Funkschaltungen mag das fast schon konservativ wirken, doch in puncto Zuverlässigkeit und Wartungsfreundlichkeit ist die XT nach wie vor eine Bank. Verzögert wird mit einer TRP Slate EVO Bremsanlage mit vier Kolben. Auch hier gilt: Vielleicht nicht der stärkste Wurfanker am Markt, aber eine solide Wahl für den Einsatzzweck.
Licht und Integration: MonkeyLink weitergedacht
Ein besonderes Augenmerk hat Bulls auf das Thema Integration und Beleuchtung gelegt. Das Rad verfügt über das MonkeyLink-System, für dieses Jahr in seiner neuen 2.0 Variante. Im Steuerrohr ist das sogenannte „Kurvenlicht“ fest integriert. Zwar ist der Begriff technisch gesehen etwas hochgegriffen – da jedes Licht am Lenker oder an der Gabel befestigt ist, lenkt es physikalisch bedingt natürlich immer mit – doch die Integration im Rahmen ist ein Novum.
Noch spannender ist die neue Schnittstelle am Vorbau: Hier kommt der erwähnte MonkeyLink 2.0 Standard zum Einsatz. Dieser ist nun mechanisch SP-Connect Kompatibel, nutzt also die bewährte Befestigung. Über spezielle Kontakte liegt hier Strom direkt vom großen E-Bike-Akku an. Das ermöglicht nicht nur das einfache Anklipsen eines leistungsstarken Scheinwerfers, sondern bietet auch clevere Optionen für das Smartphone. Über einen optionalen „Charging Pod“ lässt sich das Handy als Display nutzen und gleichzeitig induktiv, also kabellos, laden. Das spart Kabelsalat am Cockpit und macht teure Zusatz-Navigationsgeräte fast überflüssig.
Auch am Heck wurde mitgedacht: Die „Twinlights“ sind fest in die Ausfallenden integriert. Diese kleinen LED-Rückleuchten sorgen für passive Sicherheit und sind durch ihre Positionierung gut vor Beschädigungen geschützt. Ergänzt wird das Paket durch die Vorbereitung für einen Seitenständer, was den Alltagsnutzen des Rades nochmals unterstreicht.
Das Bulls Copperhead EVO AM 2 in der Praxis
Grau ist alle Theorie – entscheidend ist, wie sich das Bike auf dem Trail anfühlt. Nimmt man auf dem Copperhead EVO AM 2 Platz, fällt zunächst die angenehme, nicht zu extreme Sitzposition auf. Man sitzt integriert im Rad, was sofort Vertrauen schafft. Im Uphill spielt der Bosch CX Motor seine bekannten Stärken aus. Die Dosierbarkeit im eMTB-Modus ist referenzwürdig, und dank der langen Kettenstreben klettert das Rad auch in steilen Sektionen willig, ohne dass das Vorderrad zu früh den Bodenkontakt verliert. Die 800-Wh-Batterie beruhigt das Gewissen ungemein – selbst im Turbomodus sind lange Anstiege kein Problem.
Fahrwerk und Handling: Sportiver als gedacht
Geht es bergab, zeigt das Copperhead ein Gesicht, das man ihm angesichts seiner Allround-Ausrichtung vielleicht gar nicht zugetraut hätte. Die Geometrie wirkt modern und durchaus sportlich. Es ist kein reines „Sofa“, das alles wegbügelt, sondern gibt dem Fahrer durchaus Feedback vom Untergrund. Das Fahrwerk mit der RockShox Lyrik an der Front spricht sensibel an und steht stabil im Federweg.
Der Hinterbau – der technisch gesehen wie erwähnt ein abgestützter Eingelenker ist – verhält sich dabei sehr unauffällig im positiven Sinne. Er ist antriebsneutral und bietet dennoch genug Schluckvermögen für Wurzelteppiche und kleinere Sprünge. Die Steifigkeit des einteiligen Hinterbaus macht sich in Kurven positiv bemerkbar; das Rad folgt der angepeilten Linie präzise. Allerdings sollte man das Copperhead EVO AM 2 nicht missverstehen: Es ist kein reinrassiges Enduro-Bike für den härtesten Bikepark-Einsatz. Bei extrem schnellen Schlagfolgen und sehr ruppigem Gelände merkt man, dass Geometrie, Fahrwerk und Gesamtkonzept an ihre Grenzen stoßen.
Der Spagat zwischen E-SUV und Trailbike
Vielleicht ist die größte Stärke des Copperhead EVO AM 2, dass es sich nicht in eine einzelne Schublade pressen lässt. Es interpretiert das Thema „E-Mountainbike“ modern und vielseitig. Für den reinen Sportfahrer, der jede Sekunde auf der Downhill-Strecke jagt, mag es vielleicht zu brav und zu sehr auf Alltag getrimmt sein. Doch für die breite Masse der E-Biker, die ein Rad für alles suchen, ist genau diese Mischung perfekt.
Die fest integrierte Lichtanlage ist ein Sicherheitsfeature, das man im Alltag schnell nicht mehr missen möchte, auch wenn die Helligkeit des integrierten Strahlers mit 30 Lux für echte Nachtfahrten im Wald etwas knapp bemessen ist. Hier ist die Option, einfach einen stärkeren Scheinwerfer per Monkey Link nachzurüsten, genial gelöst. Auch die Möglichkeit, einen Anhänger zu ziehen, macht das Rad für Familien interessant.









