Test / E-MTB: Mit dem HoheAcht Besta Dio werfen wir einen Blick auf das Top-Modell im E-MTB Portfolio des deutschen Herstellers. Mit Carbonrahmen, viel Federweg und moderner Geometrie verspricht es auf dem Papier durchaus eine vielversprechende Performance.
Das Hoheacht Besta Dio präsentiert sich als ein echter Underdog im Segment der E-Mountainbikes. Als Gelände-Allrounder zwischen Enduro und All-Mountain bietet es 160 mm Federweg an der Front und 150 mm im Heck, Mullet-Laufräder und einem Vollcarbonrahmen. Angetrieben wird es vom Shimano EP801 Motor, unterstützt durch einen Shimano Akku mit 630 Wh, welcher trotz seiner vergleichsweise geringen Kapazität durch einfaches Entnehmen und Wechseln punkten kann.
Antrieb und Akku: Das Herzstück des Besta Dio
Der Shimano EP801 Motor überzeugt durch geringes Gewicht bei viel Dynamik und hoher Leistung, die sich besonders bei höheren Trittfrequenzen zeigt. Im Vergleich zum Vorgängermodell EP8 bringt er deutlich mehr Power, sodass der EP801 nun auf Augenhöhe mit anderen Top-Motoren am Markt agiert. Die Bedienung des Antriebs erfolgt über ein kompaktes Bedienteil, das helle, integrierte LEDs für den Akkustand und die Unterstützungsstufe mitbringt. Zusätzlich verbaut Hoheacht am Besta Dio ein E600 Display, das wie das bekannte E800 neben dem Vorbau sitzt, sehr hell ist, im Vergleich zum Vorgänger nun aber endlich eine granularere Akkuanzeige in zehn Schritten bietet.
Interessante Ausstattung am Top-Modell
Das von uns getestete Top-Modell HoheAcht Besta Dio schlägt mit saftigen 9.999 Euro zu Buche, bewegt sich also auch preislich durchaus im High-End Segment. Dafür darf man durchaus Top-Komponenten erwarten, die man jedoch auch bekommt. Vor allem das Fahrwerk von Öhlins sticht dabei hervor. Die RXF 36 M.2 an der Front verlangt nach einem etwas aufwändigeren Setup, belohnt dann jedoch mit exzellenter Performance. Dass man keine Gabel mit steiferen 38 mm Standrohren verbaut, muss nicht zwingend negativ sein. Etwas mehr Flex sorgt für weniger Armpump und kann in anspruchsvollem Terrain sogar Sicherheit geben. Schwere und sehr starke Fahrer dürften jedoch etwas Präzision vermissen. Der Gabel zur Seite steht der TTX Dämpfer im Heck.
Die Wahl der Schaltung ist etwas ungewöhnlich: Mit der Sram X01 Eagle entscheidet sich HoheAcht nämlich für eine mechanische High-End Schaltung – in dieser Preisklasse findet man ansonsten fast nur noch elektronische Gruppen. Beide Bauweisen haben dabei jedoch ihre individuellen Vor- und Nachteile. Für die Verzögerung auf dem Trail ist eine Sram Code RSC mit 200 mm Scheiben an Front und Heck zuständig.
Rahmen | HoheAcht Besta |
Federgabel | Öhlins RXF36 M.2 |
Antrieb | Shimano EP801 |
Akku | 630 Wh |
Dämpfer | Öhlins TTX M.2 |
Laufräder | Mavic E-Deemax S35 |
Reifen VR | Maxxis Assegai MaxxTerra Exo |
Reifen HR | Maxxis Dissector MaxxTerra Exo+ |
Schaltwerk | Sram X01 Eagle |
Schalthebel | Sram X01 Eagle One-Click |
Kurbel | Shimano Steps |
Umwerfer | Ohne |
Bremse | Sram Code RSC |
Bremsscheiben | Sram Centerline 200/200 |
Sattelstütze | Limotec A1 200 mm (L) |
Sattel | Fizik Tundra M5 |
Vorbau | Protaper MTB |
Lenker | Protaper Carbon Riser 810 mm |
Die Mavic E-Deemax S35 Laufräder sind dem Einsatzbereich angemessen, auch das Answer Cockpit mit breitem Lenker und die Variostütze mit viel Hub wissen zu gefallen. Die Maxxis Reifenkombination mit Assegai vorn und Dissector hinten passt ebenfalls gut, wobei wir uns an der Front die stabilere Exo+ Karkasse (wie auch am Heck verbaut) wünschen würden.
Angesichts seines Einsatzgebiets und der Ausstattung ist das Gewicht von 23,6 kg ohne Pedale durchaus in Ordnung.
Sportliche Geometrie
Der Rahmen des HoheAcht Besta Dio hat eine durchaus sportliche Geometrie, die einen aktiven Fahrstil nicht nur belohnt, sondern mitunter auch einfordert. Der Rahmen ist recht lang, der Lenkwinkel dabei aber nicht zu flach. Auffällig ist das mit 480 mm für heutige Verhältnisse recht lange Sitzrohr. Fahrer mit kurzen Beinen könnten hier Schwierigkeiten bekommen.
Sitzrohr (in mm) | 400 | 440 | 480 | 520 |
Reach (in mm) | 443 | 460 | 483 | 505 |
Stack (in mm) | 610 | 619 | 628 | 637 |
Lenkwinkel (in °) | 64.5 | 64.5 | 64.5 | 64.5 |
Sitzwinkel eff. (in °) | 76.5 | 76.5 | 76.5 | 76.5 |
Tretlagerhöhe (in mm) | 336 | 336 | 336 | 336 |
Kettenstreben (in mm) | 450 | 450 | 450 | 450 |
Radstand (in mm) | 1230 | 1252 | 1279 | 1305 |
Oberrohr horiz. (in mm) | 585 | 605 | 630 | 655 |
Steuerrohr (in mm) | 105 | 115 | 125 | 135 |
Das HoheAcht Besta Dio in der Praxis
Auf dem Trail zeigt sich das Bike als durchaus vielseitiger Allrounder, der jedoch durchaus nach einem erfahrenen Piloten verlangt. Um in anspruchsvollem Geläuf eine gute Balance zu finden, muss man den Schwerpunkt hin und wieder nach vorn oder hinten schieben. Dann bekommt man jedoch ein quirliges und zugleich durchaus gutmütiges Bike, das vor allem vom exzellenten Fahrwerk profitiert. Die RXF 36 an der Front macht einen tollen Job, ist sensibel und bietet dennoch große Reserven. Der Hinterbau ist nicht unbedingt lebendig, zeigt sich aber sehr schluckfreudig und fällt unabhängig vom Dämpfersetup eher in die Kategorie „Staubsauger“.
Die Gesamtergonomie ist gelungen, die Sitzposition angenehm. Gemeinsam mit dem sehr komfortablen Fahrwerk dürfte das Besta Dio auch als Gelände-Tourer durchaus eine gute Figur machen. Dazu passt dann auch der kräftige EP801 Motor, der einmal mehr zeigt, wie viel kräftiger er ist als sein direkter Vorgänger. Leider hat er bei allem Lob auch das Klappern in der Abfahrt vom EP8 geerbt und ist am Testbike auch das einzige Bauteil, das hier unangenehme Geräusche von sich gibt.