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KomponentenTests

Magura Louise Elite im Test: Preis-Leistungs-Anker für die E-MTB-Mittelklasse?

10. Juli 2025 by Michael Faiß

Magura Louise Elite

Komponenten / Test: Mit der Neuauflage eines legendären Namens will Magura das Segment der preisattraktiven Vierkolben-Bremsen neu definieren. Wir haben der neuen Magura Louise Elite am E-Mountainbike auf den Zahn gefühlt und klären, ob die Rechnung aus knackigem Druckpunkt, Kunststoff-Technologie und hoher Standfestigkeit aufgeht.

Wer schon länger im Mountainbike-Zirkus unterwegs ist, wird beim Namen „Louise“ unweigerlich aufhorchen. Die Magura Louise war über Jahre eine feste Größe im Bremsenmarkt, bekannt für ihre Zuverlässigkeit und die für die Marke so typische, sanfte Dosierbarkeit. Nun, viele Jahre später, kramen die schwäbischen Bremsenspezialisten diesen ikonischen Namen wieder aus der Schublade, ähnlich wie sie es bereits mit der „Gustav“ getan haben. Doch die neue Louise Elite ist keine nostalgische Hommage, sondern eine strategisch scharf kalkulierte Attacke auf einen der wachstumsstärksten und anspruchsvollsten Sektoren des Marktes: das preisbewusste E-Mountainbike-Segment. Die Platzierung im Portfolio lässt keine Fragen offen. Die Louise Elite soll eine performante, aber ganz bewusst günstige Bremse sein, die sowohl an Kompletträdern im Einstiegs- bis Mittelklassesegment als auch im Nachrüstmarkt eine attraktive Option darstellt.

Magura Louise Elite



Mit einer unverbindlichen Preisempfehlung von 100 Euro pro Bremse (200 Euro für das Set) wirft Magura den Fehdehandschuh in den Ring und positioniert sich aggressiv gegenüber etablierten Vierkolben-Stoppern wie Shimanos BR-MT420 oder der SRAM Maven Base. Intern scheint die Louise Elite darauf ausgelegt zu sein, mittelfristig die bewährte, aber in die Jahre gekommene MT5 abzulösen, die zwar vorerst im Programm verbleibt, deren Vormachtstellung nun aber wackelt. Damit vollzieht Magura einen entscheidenden Schritt. E-Mountainbikes stellen durch ihr höheres Gewicht und die im Schnitt höheren Geschwindigkeiten signifikant größere Anforderungen an die Bremsanlage, insbesondere an deren thermische Stabilität. Bisher war Bremsleistung, die diesen Anforderungen uneingeschränkt gewachsen ist, oft mit einem Premium-Aufpreis verbunden. Die Louise Elite, explizit für den E-MTB-Einsatz freigegeben, bricht mit dieser Konvention. Sie ist nicht nur eine günstige Bremse; sie ist eine günstige Bremse, die gezielt für die hohen Belastungen am E-MTB entwickelt wurde. Diese Demokratisierung von sicherheitsrelevanter Performance könnte die Erwartungen an Bremsanlagen in dieser Preisklasse nachhaltig verändern.

Die Technik der Magura Louise Elite

Um den Spagat zwischen hoher Leistung und niedrigem Preis zu meistern, greift Magura auf bewährtes Know-how zurück und verfeinert dieses an entscheidenden Stellen. Die technische Basis der Louise Elite ist eine Kombination aus cleverer Materialtechnologie am Geber und mechanischer Evolution am Bremssattel.

Bremsgeber – Trotz aller Kritik: Carbotecture als Wegbereiter

Der Bremsgeber, also die Einheit aus Hebel und Hauptzylinder am Lenker, ist das Herzstück der Louise Elite und der Schlüssel zu ihrem Preis-Leistungs-Verhältnis. Sowohl der Geberzylinder als auch der Bremshebel selbst werden aus einem Material gefertigt, das Magura auf den Namen Carbotecture getauft hat. Während Kritiker hier schnell von einem „Plastikhebel“ sprechen mögen, verbirgt sich hinter dem Marketingbegriff ein hochentwickelter Faserverbundwerkstoff. Das Rezept von Magura: Eine Matrix aus High-Tech-Polymeren wird mit kurzen Glas- oder Karbonfasern angereichert. Die Vorteile dieses Ansatzes sind aus Herstellersicht fundamental. Laut Magura ist das Material bei identischer Zug- und Bruchfestigkeit rund 50 % leichter als klassisches Aluminium. Dies schlägt sich direkt im Gesamtgewicht nieder: Mit nur 250 Gramm pro Bremse (inklusive 100 cm Leitung und Klemmschelle) ist die Louise Elite für eine Vierkolben-Bremse bemerkenswert leicht.



Magura Louise Elite

Der eigentliche Clou liegt jedoch im Herstellungsprozess. Im sogenannten „Carboflow“-Spritzgussverfahren lässt sich das Material in komplexe Formen bringen, die mit Aluminium nur durch aufwendiges Schmieden und anschließendes CNC-Fräsen realisierbar wären. Diese Fertigungseffizienz ist die wirtschaftliche Grundlage für den aggressiven Preis der neuen Louise. Die Designfreiheit des Materials nutzt Magura für eine verbesserte Ergonomie. Der Geberkörper fällt schlanker aus als bei den MT-Modellen, was mehr Platz für die Montage von Schalthebeln, Dropper-Remotes oder E-Bike-Controllern schafft. Der Bremshebel selbst verfügt über eine neue, texturierte Oberfläche im Bereich der Fingerauflage, die sowohl mit als auch ohne Handschuhe für einen sicheren und definierten Kontakt sorgen soll. Die Hebelweite lässt sich über eine gut zugängliche T25-Torx-Schraube einstellen. Eine werkzeuglose Verstellung ist dem aggressiven Preis zum Opfer gefallen.

Magura Louise Elite



Ein weiteres, für die Werkstattpraxis relevantes Detail ist der mit der Gustav Pro im letzten Jahr eingeführte Easy Link Leitungsanschluss. Diese Steckverbindung erlaubt ein einfacheres Trennen und Wiederverbinden der Bremsleitung am Geber, ohne dass eine sofortige Neuentlüftung notwendig wird – ein Segen, insbesondere bei der zunehmenden Verbreitung von durch den Steuersatz verlegten Leitungen.

Der Bremssattel: Gezielte Evolution gegen Schleifgeräusche

Beim Bremssattel setzt Magura auf eine bewährte Architektur. Es handelt sich um einen einteilig geschmiedeten Vierkolben-Sattel aus Aluminium, dessen Design und Konstruktion stark an den der MT5 angelehnt sind. Die einteilige Bauweise (Monoblock) sorgt für eine hohe Steifigkeit, die entscheidend dafür ist, dass die am Hebel aufgebrachte Handkraft möglichst verlustfrei in Anpressdruck der Beläge umgewandelt wird. Magura untermauert diesen Anspruch mit einer 5-Jahres-Garantie auf Dichtheit von Geber und Sattel. Die entscheidende Neuerung findet sich jedoch im Inneren. Ein häufiger Kritikpunkt bei Scheibenbremsen vieler Hersteller, auch bei früheren Magura-Modellen, ist ein unzureichender oder inkonsistenter Rückzug der Bremskolben, der zu permanentem oder temporärem Schleifen der Bremsscheibe führt.

Magura Louise Elite



Genau diesem Problem will sich Magura bei der Entwicklung der Louise Elite angenommen haben. Durch eine neue, optimierte Bearbeitung der Kolbenkammern und der Dichtungsnuten im Sattel soll ein spürbar zuverlässigerer und gleichmäßigerer Kolbenrückzug erreicht werden. Dies zielt direkt darauf ab, die Bremse im Alltag unauffälliger und leiser zu machen – ein Detail, dessen Wert jeder Fahrer zu schätzen weiß, der schon einmal von einem permanenten Klingeln auf Tour begleitet wurde.

Das System im E-MTB-Fokus: Standfestigkeit durch Masse und Design

Die Performance einer Bremse, insbesondere ihre Hitzebeständigkeit (Fading-Resistenz), hängt nie von einer einzelnen Komponente ab, sondern vom Zusammenspiel des gesamten Systems. Die Louise Elite ist für die Verwendung mit 2,0 mm dicken Bremsscheiben optimiert, wie der neuen, ebenfalls vorgestellten MDR-S. Diese einteilige Scheibe bietet im Vergleich zu den früher oft üblichen 1,8-mm-Scheiben eine größere thermische Masse. Die Physik dahinter ist einfach: Mehr Material kann mehr Wärmeenergie aufnehmen, bevor es eine kritische Temperatur erreicht, bei der die Bremsleistung nachlässt (Fading). Auf langen, steilen Abfahrten, wie sie mit einem E-MTB mühelos mehrfach hintereinander bewältigt werden können, ist genau diese Fähigkeit zur Wärmeableitung der entscheidende Faktor für eine konstant hohe und verlässliche Bremsleistung. Die Kombination aus dem steifen Vierkolben-Sattel und den massiveren 2,0-mm-Scheiben bildet ein System, das exakt auf die erhöhten Anforderungen des E-MTB-Einsatzes zugeschnitten ist.

Auf dem Trail: Härtetest am Gardasee

Technische Daten und Konstruktionsdetails sind das eine, die gefühlte Performance auf dem Trail das andere. Um die Louise Elite unter realen Bedingungen zu bewerten, hatte uns Magura für einige Stunden zu einem Event bei Riva del Garda eingeladen. Das Gelände am Gardasee, mit seinen langen, steilen und technisch fordernden Abfahrten wie dem Test-Trail Naranch, ist ein idealer Prüfstand, um eine Bremse an ihre thermischen und mechanischen Grenzen zu bringen.



Bremsgefühl und Druckpunkt: Maguras Paradigmenwechsel

Der erste und wohl prägnanteste Eindruck an der Louise Elite ist das Gefühl am Hebel. Wer mit der Historie von Magura-Bremsen vertraut ist, kennt deren charakteristisch weichen Druckpunkt und die exzellente, fast schon sanfte Modulation. Die Louise Elite bricht radikal mit dieser Tradition. Der Druckpunkt ist von Beginn an knackig und hart. Die Bremse vermittelt ein sehr direktes, fast schon digitales Gefühl. Der Weg des Hebels vom ersten Kontakt der Beläge bis zur vollen Bremskraft ist kurz und klar definiert. Diese Veränderung ist kein Zufall, sondern eine bewusste technische Entscheidung, die durch Modifikationen an den Kolben, insbesondere im Geber, erreicht wurde.

Damit vollzieht Magura einen strategischen Schwenk. Anstatt ausschließlich die eigene, über Jahre kultivierte Klientel zu bedienen, die eben jene feine Dosierbarkeit schätzt, öffnet man sich bewusst für Fahrer, die einen härteren, direkteren Druckpunkt bevorzugen – ein Bremsgefühl, das oft mit den Produkten anderer großer Hersteller assoziiert wird. Dieser neue Charakter vermittelt ein Gefühl von unmittelbarer, brachialer Kraft und gibt Fahrern, die spät und hart bremsen, ein sehr klares und verlässliches Feedback. Gleichzeitig erfordert es von Fahrern, die es gewohnt sind, die Bremse an der Traktionsgrenze zu modulieren, eine gewisse Umgewöhnung, da der Grat zwischen leichter Verzögerung und blockierendem Rad schmaler erscheint.



Performance unter Last: Souveräne Power und eine angenehme Ruhe

Im steilen Gelände des Gardasees musste die Louise Elite beweisen, ob die versprochene Kraft auch in der Praxis ankommt. Das Urteil fällt eindeutig aus: Die Bremse packt schon ordentlich zu. Die Vierkolben-Anlage generiert mehr als genug Bremskraft, um das höhere Systemgewicht eines E-Mountainbikes auch in steilsten Sektionen souverän zu verzögern. Die Sorge, dass eine Bremse in dieser Preisklasse an reiner Power spart, ist unbegründet. Noch entscheidender für den Einsatzbereich ist jedoch die Standfestigkeit. Auf einer langen, ununterbrochenen Abfahrt von hoch über dem See bis hinunter nach Riva zeigte die Louise Elite erst auf den extrem steilen Asphaltstücken nach dem Trail-Ende leichte Anzeichen von Fading. Doch hier bekäme man wohl fast jede Bremse an ihre thermische Grenze. Der Druckpunkt blieb auch bei zunehmender Erhitzung des Systems stabil und der Hebel wanderte nicht in Richtung Lenker. Die Bremse hat diesen Härtetest also wirklich mit Bravour gemeistert. Besonders erfreulich war dabei jedoch das, was man nicht hörte. Wo ältere Bremsen aus dem Hause Magura gerne mal zu einer nervtötenden Geräuschkulisse aus Schleifen oder Quietschen neigten, herrschte bei der Louise Elite eine wohltuende Stille. Die versprochene Optimierung des Kolbenrückzugs scheint in der Praxis Früchte zu tragen und macht die Bremse zu einem unauffälligen Begleiter, der erst dann auf sich aufmerksam macht, wenn man ihn wirklich braucht.

Fazit: Magura Louise Elite

Pro

  • Überzeugende Performance
  • Knackiger Druckpunkt
  • Geringes Gewicht
  • Starker Preis
  • Gelungene Ergonomie

Contra

  • Bremsgeber wirkt etwas günstig
  • Etwas schwerer zu dosieren als der Vorgänger

Fakten

Produktjahr2026
Preis100 Euro (pro Bremse)
Web www.magura.com
Die Magura Louise Elite kombiniert einen äußerst wettbewerbsfähigen Preis mit einer Bremsleistung und Standfestigkeit, die den hohen Anforderungen des modernen E-Mountainbike-Einsatzes vollauf gerecht wird. Ihr prägendstes Merkmal ist der neue, knackige und harte Druckpunkt. Dieser markiert einen bewussten und signifikanten Wandel in der Bremsphilosophie von Magura, der nicht jedem Traditionalisten gefallen mag, aber eine neue, breitere Zielgruppe ansprechen wird. In der Praxis überzeugt die Bremse mit souveräner Kraft, exzellentem Wärmemanagement und durchdachten Detaillösungen wie dem optimierten Kolbenrückzug, der das leidige Thema Schleifgeräusche adressiert.
Stichworte:BremsefeaturedMaguraScheibenbremseTest

Über Michael Faiß

Michael Faiß hat in München Englisch und Geschichte studiert. Nach einem einjährigen Aufenthalt in England arbeitete er als Übersetzer unter anderem für das Magazin Procycling und das Degen Mediahouse. Außerdem ist er seit der Kindheit passionierter Radfahrer und –schrauber und fühlt sich vor allem abseits der asphaltierten Wege zuhause.

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