Radsport: André Greipel hat die fünfte Etappe der diesjährigen Tour de France gewonnen. In einem unnachahmlichen Finish verwies er Peter Sagan (Tinkoff-Saxo) und Mark Cavendish (Etixx-QuickStep) auf die Plätze. Für Greipel ist es der insgesamt 8. Etappensieg bei der Tour, der zweite 2015. Tony Martin arbeitete stark für Mark Cavendish, konnte Gelb aber souverän verteidigen.
Die heutige Etappe von Arras nach Amiens Métropole war wieder nervös. Vielleicht nervöser, als viele im Vorfeld gedacht hatten, denn auf dem Papier bot die heutige Strecke wenige Schwierigkeiten mit wenigen technischen Passagen und ohne nennenswerte Anstiege. Ein großer Faktor war wieder das unberechenbare Wetter. Immer wieder regnete es, teils heftig, und der Wind blies aus drehender Richtung. Die Straße war oft schmierig und folglich kam es immer wieder zu Stürzen, teils waren wieder mehrere Dutzend Fahrer darin verwickelt. Im Gegensatz zur dritten Etappe nach Huy gingen die Stürze heute allerdings meist glimpflich aus. Lediglich Nacer Bouhanni erwischte es etwas heftiger – der Cofidis-Profi musste das Rennen aufgeben.
Auch der Pechvogel von gestern, Thibaut Pinot (FDJ) landete wieder mehrmals auf der Straße. Es ist bis dato sicherlich nicht die Tour für den im Vorfeld durchaus als Geheimfavorit gehandelten Franzosen. Die sonstigen Favoriten, Froome, Nibali, Quintana und Contador vermieden jegliche Stürze und waren jederzeit gut behütet von ihren Teamkollegen. Als sich das Peloton schließlich mit hohem Tempo dem leicht ansteigenden Ziel in Amiens näherte, kam Bewegung in die Spitze.
Die Teams von Etixx-QuickStep, wo Tony Martin im Gelben Trikot aufopferungsvoll für Mark Cavendish arbeitete, Tinkoff-Saxo und Giant-Alpecin übernahmen knapp 10km vor der Zieleinfahrt dann das Kommando. Es folgte ein konstantes Belauern, viele Tempoverschärfungen und viele Konter. André Greipel lauerte mitsamt dreier Lotto-Soudal-Teamkollegen meist etwas weiter hinten in der Gruppe.
Der Sprint war dann überraschend chaotisch: Cavendish hatte die eigentlich beste Position, wurde aber plötzlich von Kristoff und Sagan eingebaut, Greipel verlor das Hinterrad seines Helfers und schien bereits aufzustecken. Mit dem Mut der Verzweiflung scherte der Rostocker dann aber weit aus und schaffte es tatsächlich noch an dem verdutzten und sichtbar enttäuschen Peter Sagan vorbeizuziehen. Kurz nach Ende der Etappe beschrieb Greipel die Situation vor dem Sprint folgendermaßen: „Eigentlich habe ich 300m vor dem Ziel gedacht es ist vorbei. Dann ging die Lücke auf und ich hab durchgezogen. Mein Team hat großartig gearbeitet, großes Dankeschön an alle.“
Tony Martin kam mit der ersten Gruppe ins Ziel und konnte seinen Vorsprung in der Gesamtwertung souverän verteidigen, auch wenn er gerne seinem Teamkollegen zum Sieg verholfen hätte: „Es ist schade, dass es jetzt am Ende für Cav nicht gereicht hat. Für mich persönlich lief es zwar gut, doch wir hatten uns heute als Team den Etappensieg von Mark zum Ziel gesetzt,“ sagte der 30-jährige. Wir sind gespannt, wie lange es ihm noch gelingt, das Maillot Jaune zu behalten.
Endresultat Etappe 5 Tour de France 2015
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1.,André Greipel,Lotto-Soudal,04:39:00
2.,Peter Sagan,Tinkoff-Saxo,
3.,Mark Cavendish,Etixx-QuickStep,
4.,Alexander Kristoff,Katusha,
5.,Edvald Boasson Hagen,MTN-Qhubeka,
6.,John Degenkolb,Giant-Alpecin,
7.,Arnaud Demare,FDJ,
8.,Bryan Coquard,Europcar,
9.,Davide Cimolai,Lampre-Merida,
10.,Greg Van Avermaet,BMC,
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[tab:Vorschau]
Die erste wirkliche Sprintetappe! Große Überraschungen sind heute, am fünften Tag der Tour auf den 189,5km von Arras nach Amiens kaum zu erwarten. Zwar schlängelt sich die Strecke durch zahlreiche enge Gässchen mit vielen tückischen Kurven und Richtungswechseln, doch es sollte dennoch alles nach Plan verlaufen. Lediglich der Wind könnte im wahrsten Sinne des Wortes für einigen Wirbel sorgen – doch hoffen wir für die Fahrer, dass der berüchtigte nordfranzsösische Wind heute ausbleibt.
Im Ziel in Amiens wird es zu einem Massensprint kommen. Daran gibt es eigentlich kaum Zweifel. Auch wenn es natürlich wieder Attacken und Ausreißer geben wird, ist das sehr flache Profil nicht dafür gemacht, eine Flucht auch bis ins Ziel durchbringen zu können, auch weil die Teams der starken Sprinter heute ordentlich Druck machen werden, um ihre Favoriten für das Finish in eine gute Position bringen zu können. Leider fehlt mit Marcel Kittel aus deutscher Sicht einer der ganz großen Favoriten auf den Tagessieg – vielleicht kann André Greipel dort stattdessen ein Wörtchen mitreden. Doch mit Mark Cavendish, Nacer Bouhanni und dem in dieser Saison so starken Iren Sam Bennett von Bora Argon 18 hat er große Konkurrenz.
[tab:Karten und Profile]
Etappenprofil
Letzte 5 Kilometer
[tab:TV und Stream]
TV
Mittwoch, 08. Juli, 14:15 – 17:45 Uhr
Samstag, 08. Juli, 16:05 – 17:25 Uhr