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Radsport: Tony Martin: „Nicht jede Veränderung ist automatisch ein Fortschritt“

3. Dezember 2016 by Michael Behringer

Radsport: Im spanischen Benidorm fand heute die Teampräsentation von Katusha-Alpecin statt. Dabei wurde nicht nur die Mannschaft vorgestellt, sondern auch das neue Trikot. Mit dabei war Neuzugang Tony Martin. Der viermalige Zeitfahr-Weltmeister beantwortete im Facebook-Livestream von Eurosport anschließend die Fragen der Zuschauer.

Tony Martin ab sofort in Rot statt in Blau

Für uns Zuschauer wird es sicherlich einige Zeit brauchen, bis wir uns an den neuen Anblick gewöhnen werden. Denn Tony Martin wird künftig in Rot unterwegs sein. Dieses neue Trikot wurde während der Teampräsentation feierlich vorgestellt und von allen anwesenden Fahrern getragen. Über Geschmack lässt sich ja bekanntlich nicht streiten, doch rein optisch steht Tony Martin die Arbeitskleidung wirklich gut. Er selbst gab allerdings zu, dass es auch für ihn komisch ist, absofort ein rotes Trikot anzuhaben. Weiterhin ließ Tony Martin die Zuschauer wissen, dass er sein bisheriges Team Etixx-Quick Step zwar mit einem weinenden Auge verlassen hat, sich jedoch bei Katusha-Alpecin sehr gut aufgehoben fühlt. Das liegt nicht zuletzt daran, dass sehr viel deutsch gesprochen wird. Mit Nils Politt, Marco Mathis und Rick Zabel stehen immerhin drei weitere Fahrer aus Deutschland in der Mannschaft. Marco Haller aus Österreich und Reto Hollenstein aus der Schweiz kommen noch hinzu.

Here is it! #TeamKatushaAlpecin @KATUSHASports #racetowin pic.twitter.com/6lunsM71Lc



— Team KATUSHA ALPECIN (@katushacycling) 3. Dezember 2016

Kollegen, Rennmaschine, Trikot, Vater: Viel Neues für Tony Martin

Tony Martin wird sich in den kommenden Wochen jedoch auf viele neue Dinge einstellen müssen. Die neue Arbeitskleidung sollte dabei das geringste Problem darstellen. Zum Einen muss er seine neuen Teamkollegen erst einmal kennenlernen und zum Anderen auch seine neue Canyon-Rennmaschine. Diese hat er den Zuschauern am Ende des Interviews ganz stolz präsentiert. Kein Wunder, denn sie wurde speziell für ihn mit einem Weltmeister-Look versehen. Wegen der verspäteten Anreise hat Tony Martin nun ein paar Tage weniger Zeit, um seine neuen Teamkollegen kennenzulernen. Der Grund dafür ist allerdings ein erfreulicher: Tony Martin ist nämlich am Sonntag Vater einer Tochter geworden. Deshalb fiel ihm der Antritt zum Trainingslager verständlicherweise nicht leicht.



Tony Martin Julian Alaphilippe Tour de France Tony Martin

Tief in Rio, Befreiungsschlag in Dubai

Neben dem kleinen Einblick in sein Privatleben sprach Tony Martin natürlich auch über die nähere sportliche Vergangenheit. So betitelte er das Zeitfahren bei den Olympischen Spielen in Rio als die größte Niederlage der Saison. Highlights konnte er gleich drei aufzählen: Paris-Roubaix mit Tom Boonen am Hinterrad, die Duo-Attacke mit Julian Alaphilippe bei der Tour de France und den zweifachen Goldgewinn bei der Weltmeisterschaft. Am meisten gelernt hat er jedoch durch den schwachen Auftritt in Rio. Daraufhin kam die Kehrtwende, aus der die Goldmedaillen bei der WM überhaupt erst entstehen konnten. Dieser Befreiungsschlag habe ihm aus einem sehr großen Tief geholfen. Denn Insgesamt fasste er die 2016er Saison als die schwerste seiner bisherigen Karriere zusammen. Durch die vielen Veränderungen seien die guten Ergebnisse ausgeblieben, bis er nach dem Debakel in Rio seine alte Position wieder einnahm.

„Ich musste einsehen, dass nicht jede Veränderung automatisch ein Fortschritt ist.“

Auch 2017 spielen die Klassiker eine bedeutende Rolle

Die intensiven Veränderungen, die Tony Martin in den vergangenen Monaten vorgenommen hat, sollten ihn bei den Klassikern stärker machen. Dies ging jedoch zu Lasten seiner Zeitfahrfähigkeiten. Im Interview mit Eurosport gab er zu, dass er zu lange an den Veränderungen festhielt, obwohl sie sichtlich nicht funktionieren wollten. Erst als er den falschen Weg verließ, ging es wieder aufwärts. Trotzdem möchte Tony Martin auch 2017 bei den Klassikern angreifen. In dieser Saison war er noch als Helfer unterwegs, doch im kommenden Jahr soll er laut den Teamchefs mindestens die Rolle des Co-Kapitäns neben Alexander Kristoff einnehmen. Auch bei den einwöchigen Rundfahrten plant man bei Katusha-Alpecin mit Martin nicht nur für die Zeitfahren. So soll er bei den Rundfahrten Valencia, Algarve und Paris-Nizza genauso für Ergebnisse sorgen, wie bei den Eintagesklassikern Omloop Het Nieuwsblad und Kuurne-Brüssel-Kuurne. Auch bei Paris-Roubaix wird Tony Martin am Start stehen.



Tony Martin befürwortet die Verkleinerung der Grand-Tour-Aufgebote

Das Highlight der Saison ist aber natürlich der Start der Tour de France. In Düsseldorf sieht Martin für sich die vermutlich letzte Möglichkeit, das Gelbe Trikot auf deutschem Boden zu erobern. Damit dieses Vorhaben klappt, möchte er im Frühjar die Strecke erstmals abfahren. Weniger gute Chancen sieht er für die Verteidigung seines WM-Titels in diesem Jahr. Der schwierige Parcours kommt ihm als Rolleur nicht entgegen. Etwas überraschend reagierte Tony Martin auf die Debatte, ob künftig acht oder neun Fahrer bei einer Grand Tour am Start stehen sollen. Der Deutsche begrüßt dieses Vorhaben nicht nur auf Grund der Sicherheit, sondern auch, weil die Rennen dadurch spannender werden würden. Ihm selbst käme eine Reduzierung der Aufgebote sehr entgegen, da es für seine Gegner dann schwieriger wäre, ihn wieder einzuholen. Des Weiteren führte er die Entlastung der Teams als weiteren positiven Aspekt an. Die Gefahr, dass dadurch Arbeitsplätze wegfallen und somit einige Fahrer kein Team mehr finden könnten, sieht er auf Grund des sowieso schon prallen Terminkalenders nicht. Tony Martin muss sich um seinen Arbeitsplatz garantiert keine Gedanken machen. Erst Recht nicht, wenn er nun tatsächlich wieder zu alter Stärke zurückgefunden hat.

Tony Martin Weltmeister

Stichworte:InterviewKatusha-AlpecinNewsTony Martin

Über Michael Behringer

Radsport mit all seinen Taktiken, Etappenanalysen, Platzierungen und Prognosen sind die große Leidenschaft von Michael Behringer. Im Jahr 1996 hat er seine erste Tour de France verfolgt. Seitdem beobachtet er nahezu jedes Rennen. Seine Passion Radsport begleitet ihn also seit über zwei Jahrzehnten. Ein Ende ist nicht in Sicht.

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