Test: Das neue Ghost SL AMR X ist ein E-MTB wie es sich sportliche Trailfreunde wünschen – mit potentem Fahrwerk, griffiger Bereifung, zwei unterschiedlichen Laufradgrößen und einem Hauptrahmen aus Carbon kann es auf dem Papier bereits einige Punkte für sich verbuchen. Wir durften das brandneue Shimano-Fully am Ledrosee ausführlich testen.
Pünktlich zum Bike Festival Riva präsentiert Ghost-Bikes sein neues E-Bike, das Ghost SL AMR X. Ghost ist einer der Hauptsponsoren der Jubiläumsauflage des Festivals und präsentiert einige neue Bikes unter anderem eben das Ghost SL AMR X. Ich durfte am Lago di Ledro bei einem drei-tägigen E-MTB Experience Presse Camp das Bike begutachten und mit geführten Touren testen.
Mittwoch spät angekommen gab es die Info, dass am Donnerstag die erste Tour zum Sonnenaufgang schon um 4:45 Uhr begann. Das hieß schnell noch etwas essen und frühzeitig ins Bett gehen um am darauffolgenden Tag fit zu sein. Ich muss gestehen: Ich war schon sehr gespannt, was mich erwarten wird und das frühe Aufstehen hat sich definitiv gelohnt.Doch der Reihe nach…
Dem geschulten Auge dürfte beim Erstkontakt mit dem neuen Ghost E-MTB direkt auffallen: Vorn und hinten verbaut man zwei verschiedene Laufradgrößen. Das erinnert an den MX Bereich und der eine oder andere Hersteller geht für diese Saison bei den E-MTBs einen ähnlichen Weg. Dabei soll ein breiter Plusreifen am Heck für viel Traktion im Up- und Downhill sorgen und dank des großen 29 Laufrads vorn dürfte auch die Lenkpräzision nicht zu kurz kommen.
Wie es sich für ein Rad in diesem Federwegsbereich gehört – das SL AMR X bietet 160mm vorn und 140mm hinten – ist die Bereifung entsprechend trailtauglich. Vorne setzt man auf den Maxxis Shorty 3C MaxxTerra Exo in 29 Zoll und der neuen, breiten WT Ausführung, hinten sorgt ein 2,8″ breiter Maxxis Minion DHR II 3C MaxxTerra Exo in 27,5 Zoll für Traktion. Die Laufräder und die nötige Steifigkeit bringt DT Swiss mit ihren extra entwickelten E-Bike Hybrid Laufrädern. Vorne DT Swiss H 1700 Spline 30 mm Wheelset 15×110 mm, hinten DT Swiss H 1700 Spline 35 mm Wheelset 12×148 mm.
Der Hauptrahmen besteht übrigens aus Carbon, der Hinterbau aus Aluminium. Das schlägt sich auch im Gewicht nieder: Mit 21,1kg ist das Ghost SL AMR X in seiner Top-Variante eines der leichtesten E-MTBs in seiner Federwegsklasse. Vom SL AMR X wird es zunächst zwei unterschiedliche Ausstattungsvarianten geben. Das SL AMR geht mit 140mm Gabel ein wenig gemäßigter zur Sache. Nachdem es bei Ghost eine ganze Weile nur Räder bis Größe L gab, hat man beim SL AMR X sein Herz für große Fahrer wiederentdeckt und bietet auch XL Rahmen an. Die Geometrie allgemein ist sehr modern gestaltet. Reach und Stack sind deutlich länger als bei vielen anderen E-MTBs.
Federweg: 160mm / 140mm
Fahrwerk: RockShox Lyrik RCT3 / Super Deluxe Coil RCT
Schaltung: Sram EX1
Laufräder: DT Swiss H1700 Spline
Federweg: 160mm / 140mm
Fahrwerk: RockShox Yari RC / Cane Creek DB Inline Coil
Schaltung: Shimano SLX M7000
Laufräder: DT Swiss H1900 Spline
Federweg: 140mm / 140mm
Fahrwerk: RockShox Pike RC DebonAir / Super Deluxe Coil R
Schaltung: Shimano XT Di2
Laufräder: DT Swiss H1700 Spline
Federweg: 140mm / 140mm
Fahrwerk: RockShox Revelation RC / Super Deluxe Coil R
Schaltung: Shimano XT
Laufräder: DT Swiss H1700 Spline
Geometrie Ghost SL AMR X
Größe 1 | Größe 2 | Größe 3 | Größe 4 | |
Sitzrohr (in mm) | 390 | 430 | 460 | 500 |
Oberrohr horizontal (in mm) | 574 | 596 | 636 | 670 |
Steuerrohr (in mm) | 90 | 100 | 120 | 140 |
Kettenstrebe (in mm) | 455 | 455 | 455 | 455 |
Radstand (in mm) | 1185 | 1209 | 1252 | 1290 |
Lenkwinkel (in °) | 65.6 | 65.6 | 65.7 | 65.7 |
Sitzwinkel (in °) | 75.2 | 75.2 | 75.3 | 75.3 |
Reach (in mm) | 411 | 430 | 466 | 495 |
Stack (in mm) | 616 | 625 | 644 | 663 |
Wie schon bei einigen anderen Modellen von Ghost befindet sich auch hier bei der Top Variante im Heck ein RockShox Super Deluxe Coil R 140 mm Dämpfer. Für RockShox bekannt, hat auch dieser die Funktion Pedal für den Anstieg oder Open für den Downhill. Die „nur“ 140mm Federweg am Heck fühlten sich bei unseren Testfahrten nach deutlich mehr an – sicherlich auch dank des potenten Dämpfers. Um bei steilen Anstiegen die Gabel von 160mm auf 140mm Federweg abzusenken, hat Ghost eine Rock Shox Lyrik RCT3 Dual Position Air 160 mm verbaut. Dadurch verringert sich das Risiko, dass das Vorderrad bei steilen Anstiegen steigt.
Kommen wir nun also zum Antrieb des E-MTBs: Hier wurde beim Ghost SL AMR X ein Shimano E8000 Motor mit teilintegrierten Akku verbaut. Der Motor ist bereits bekannt und wird nicht umsonst bei vielen anderen sportlichen E-Bikes verbaut. Er spricht sehr angenehm an und hat Leistung satt. Der Der Trail-Modus bringt viel Dynamik auf den Trail und vermittelt ein ausgesprochen natürliches Fahrgefühl. Der Akku hat 504 Wh kommt aber bei längeren Touren an seine Grenzen – immerhin lässt er sich dank der Teilintegration dann aber schnell und einfach austauschen.
Für die nötige Bandbreite sorgt eine Sram EX1 Schaltung. Diese bietet zwar nur acht Gänge, muss sich dank der breit abgestuften Kassette jedoch nicht vor 11 oder gar 12-fach Antrieben verstecken. Damit das Geschoss samt Fahrer auch in jeder Situation zum Stehen kommt, verbaut Ghost mit der Sram Guide RE und 200er Scheiben vorn und hinten eine der derzeit stärksten Bremsanlagen überhaupt. Trotz ihrer unbezweifelt hohen Power muss jedoch auch diese bei längeren Abfahrten dem hohen Systemgewicht Tribut zollen.
Beim Cockpit bekommt man einen Carbonlenker von der neuen Ghost-Eigenmarke Ground Fiftyone mit 780mm breite. Die angenehmen Griffe von Ergon wissen zu gefallen und dank der gelungenen Shimano-Systemintegration gibt’s beim Cockpit auch angenehm viel Platz.
Interessant ist die Kurbellänge. Mit 155mm fallen diese nämlich extrem kurz aus – und das in sämtlichen Größen. Der Hintergrundgedanke ist jedoch äußerst simpel: Da die Kraftübertragung beim E-MTB eine eher untergeordnete Rolle spielt, gewinnt man mit den kurzen Kurbelarmen viel Bodenfreiheit, ohne dafür allzu schwerwiegende Nachteile in Kauf zu nehmen. So sinkt die Gefahr, mit Pedal oder Kurbel während der Fahrt hängenzubleiben auf ein Minimum.
Wir konnten das Ghost SL AMR X 7.7+ außerdem bereits auch schon bei Velotech auf dem Prüfstand einigen Tests unterziehen. Während es bei den Reichweitenwerten hier etwas hinter dem Durchschnitt zurückblieb – was sicherlich auch auf die potenten Reifen zurückzuführen ist, zeigten andererseits die Guide RE Bremsen, dass es derzeit kaum etwas stärkeres auf dem Markt zu finden gibt. Zudem war es mit etwas mehr als 21kg eines der leichtesten E-Fullies, die wir je im Test hatten – trotz der angesprochen schweren Bereifung und dem Stahlfederdämpfer.