Im 65. Jahr seines Bestehens feiert der italienische Hersteller Gios eine erfolgreiche Rückkehr auf den europäischen Markt. „The winning Blue is back“, lautet das Motto. Und das ist hinsichtlich der reichhaltigen Produktpalette keineswegs untertrieben.
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Von klassischen Stahlrahmen bis zu Carbonflitzern reicht das Angebot. Während der letzten Eurobike hat besonders das Gios AeroLite viele Blicke auf sich gezogen. Der Grund dafür ist einfach, hebt es das Thema Systemintegration doch auf ein neues Niveau: Innenverlegte Zug- und Kabelführungen,integrierter Flaschenhalter sowie eine versteckt gearbeitete Sattelstützklemme. Was das Rad kann, haben wir herauszufinden versucht.
//Ausstattung und Praxis
Der Name AeroLite ist nicht neu. Bereits in der Vergangenheit prangte auf einem aus 7005er Aluminium gefertigten Rahmen das markante Firmenlogo mit den olympischen Ringen. Mit diesem hat das aktuelle Modell jedoch nichts gemein. So ist nicht nur der Werkstoff ein anderer, sondern auch die diesem einverleibte Form. Unser Testmodel in Rahmenhöhe 54 überzeugt auf den ersten Blick durch seine Optik.
Der markant geformte Carbonrahmen weist dabei gleich mehrere Besonderheiten auf. An der Front fällt das hochgezogene Steuerrohr auf, welches in Verbindung mit dem relativ langen Oberrohr für eine angenehm entspannte, aber gleichfalls sportliche Sitzposition sorgt. Der Gabelkopf ist nach hinten hin in die Formgebung des Unterrohrs intergriert, wodurch die Aerodynamik des Rahmens verbessert werden soll. Dies wird beim AeroLite generell groß geschrieben. Während Ober- und Unterrohr eine Tropfenform aufweisen, ist das Sitzrohr trapezförmig Richtung Hinterrad gezogen. Die Stützstreben sind flach gehalten, verbreitern sich jedoch im Bereich der Bremsaufnahme und weisen dort am oberen Ende eine Nase auf. Die Verbreiterungen tragen neben der Aerodynamik auch zur Steifigkeit des Rahmens bei. Vor allem im Bereich des Tretlagers und am Steuerkopf wird die deutlich. Auf Antritte reagiert das AeroLite präzise und direkt, wenngleich eine niedrigere Front dem Rad noch mehr Agilität verleihen würde. Einmal in Fahrt gebracht, beweist es aber, dass es auf Geschwindigkeit hin optimiert wurde. Das zeigen auch die weiteren Features.
Unter diesen fällt die zum einen die Sattelstütze auf, die eigens für den Rahmen gefertigt wurde und somit in gleichem Maße in das aerodynamische Konzept des Rahmens passt, wie die beiden integrierten Nasen für die Flaschenhalter. Zur Aufnahme der Flaschen muss nur ein entsprechender Ring angeschraubt werden. Da dieser leicht seitlich geneigt werden kann, geht die Flaschenentnahme im Einsatz spielerisch von der Hand.
Eher technischer Natur sind die vielen Öffnungen, die einer Vielzahl an Komponenten eine optimale Integration bieten sollen. So können neben Seilzugschaltungen auch die elektronischen Varianten von Shimano und Campagnolo verbaut werden. An unserem Testmodell war die Super Record EPS der Italiener verbaut. Die Schaltkabel waren in Höhe des Gabelkopfes in den Rahmen eingeführt und traten in unmittelbarer Nähe des Umwerfers beziehungsweise des Schaltwerkes wieder aus dem Rahmen aus. Hinsichtlich des Schaltwerkes sollte man bei der Verlegung der Kabel jedoch genau arbeiten, da die Austrittsöffnung etwas weit vom Schaltwerk entfernt ist und das Kabel somit in diesem Bereich leicht gespannt wird. Der Akku war am Unterrohr angebracht, knapp oberhalb des Tretlagers.
Neben der Super Record EPS, die während unseres Testeinsatzes für äußerst knackige und präzise Schaltvorgänge sorgte, war unser Testrad auch sonst sehr gut ausgestattet. Die Lenker-Vorbau-Kombination entstammte der aus Carbon gefertigten Superleggera-Reihe von Deda. Als Laufräder waren Fulcrums Red Wind XLR verbaut, die mit einer Felgenhöhe von 50 Millimetern und Aluflanken aufwarteten. Hinsichtlich ihrer Performance zeigten sie sich als schneller Allrounder, der zwar den wesentlich teureren, reinen Carbon-Modellen nicht gewachsen, demgegenüber aber vielseitig einsetzbar ist. Obwohl wir mit dem Rad nicht in den Regen kamen, sollten die Laufräder dank der Aluflanke auch im Nassen mit einem guten Bremsverhalten überzeugen. Dafür sprechen zudem die montierten Grand Prix 4000 von Continental, über deren Qualitäten man keine Worte mehr zu verlieren braucht. Zwar sind die Laufräder selbst mit knapp 1,6 Kilogramm nicht unbedingt die Leichtesten am Markt, dennoch geht das Gewicht aufgrund des Materialmixes in Ordnung.
//Praxis
Im Einsatz zeigte sich das Rad, wie bereits kurz angesprochen, als reinrassiger Sportler. Von der ersten Pedalumdrehung an spürte man den Vorwärtsdrang des edel ausgestatteten Italieners, wenngleich die Beschleunigungskurve erst ab einer gewissen Grundgeschwindigkeit steil nach oben zeigt. Ist man einmal in Fahrt, verleitet einen das AeroLite dazu, das Tempo hoch zu halten. Mit etwas mehr als sechseinhalb Kilogramm Reisegepäck ist dies auch kein Wunder. Im Flachen braucht das Rad den Kampf mit anderen Aero-Rennrädern nicht zu scheuen. Auf bergigen und verwinkelten Strecken fehlt im jedoch der letzte Kick. Nichtsdestotrotz überwiegen die positiven Fahreigenschaften. Neben diesen, ist die zweite Stärke des Rades der konsequente Fokus auf die Systemintegration. Hierin liegt schließlich die versteckte Stärke des AeroLite.
//Fazit
Das AeroLite ist in der von uns getesteten Ausstattung für 7.999,00 Euro bei autorisierten Gios-Händlern erhältlich – mit der Möglichkeit zum individuellen Aufbau. Das Rahmenset allein fällt dabei mit 2.499,00 Euro ins Gewicht. Ein sicherlich stattlicher Preis, der jedoch seine Berechtigung findet, betrachtet man das ausgewogen professionelle Fahrverhalten des AeroLite. Uns beeindruckte das Verhalten bei hohen Tempi dabei ebenso gut, wie die komfortable Sitzposition. Auch lange Distanzen lassen sich mit dem Rad bequem im Rennmodus zurücklegen. Besonders gut gefiel uns zudem die Farbgebung. Das eigentlich für Gios so markante Blau rückt am AeroLite dezent in den Hintergrund. Die dominierende Farbe ist Schwarz. Und diese steht dem Rad äußert gut zu Gesicht. Sportlich, extravagant, aber zu keiner Zeit zu eigensinnig, so wird das Rad sicherlich schnell begeisterte Liebhaber finden.
//Produkthighlights
- konsequente Systemintegration
- sehr gute Ausstattung
- sportliches Fahrverhalten, besonders bei hohen Tempi
- extravagante Optik
//Preis und Web
- 7.999,00 Euro
- www.gios.eu