Giro d’Italia: Das heutige Einzelzeitfahren sollte Cadel Evans entgegenkommen. Vom Start weg ein gemächlicher Anstieg über zwölf Kilometer, dann eine ebenso lange Abfahrt und bis ins Ziel 20 Kilometer richtig Druck machen.
Eigentlich waren alle davon ausgegangen, dass Evans heute seinen Vorsprung im Gesamtklassement erneut ausbauen würde. Wer sollte ihm gefährlich werden? Klar, Diego Ulissi (Lampe-Merida) galt als einer der Favoriten auf den Tagessieg und konnte es sich für einige Zeit auf dem Stuhl des Führenden gemütlich einrichten. Nervös wurde dieser erst, als die Top-Ten-Fahrer zu den ersten Zwischenzeiten kamen. Domenico Pozzovivo legte eine fantastische erste Zwischenzeit hin und schockte die Fans von Cadel Evans, der an gleicher Stelle 53 Sekunden zurück lag und nur als Neunter platziert war.
Während Pozzovivo sein persönliches Bergzeitfahren auf der Abfahrt einstellte und es ein wenig zu gemütlich in Richtung Ziel rollen lies drehten der zweitplatzierte Rigoberto Uran (Omega Pharma-QuickStep) und auch der beste Jungprofi, der Pole Rafal Majka (Tinkoff-Saxo), mächtig auf. Die beiden kamen Ulissi immer näher, während Evans Sekunde um Sekunde verlor. Plötzlich war ein Wechsel in Pink möglich, womit heute wirklich niemand gerechnet hatte.
Während Majka am Ende gut 20 Sekunden auf Ulissi fehlten, machte sich Uran mit seiner Performance plötzlich zum großen Favoriten auf den Gesamtsieg. Mit 1:17 Minuten Vorsprung zertrümmerte er die bisherige Bestzeit förmlich.
Evans konnte am Ende zwar den Abstand in Grenzen halten, doch ein Rückstand von 1:34 als Tagesdritter bedeuten nun 37 Sekunden Rückstand auf Uran, der somit der erste Kolumbianer in Pink beim Giro ist. Majka ist Dritter der Gesamtwertung und Pozzovivo Vierter mit 2:32 Rückstand.
Einige große Namen gehören zu den großen Verlierern des Tages. So konnte sich Ivan Basso nicht in den Top-20 platzieren und muss seine Ansprüche auf eine Top-Platzierung begraben – er war vier Kilometer vor dem Ziel auf der Abfahrt gestürzt. Leider kam es wegen erneut regennasser Straßen zu einigen Stürzen, die zumindest aus der Ferne nicht ungefährlich aussahen. Wir wissen aktuell von wenigstens zwei Fahrern, die mit dem Krankenwagen abtransportiert werden mussten.