Der Giro d’Italia 2014 startete in Irland. Die Fahrer erwarteten drei stimmungsvolle Etappen und viel Regen. Danach bot sich den Zuschauern ein abwechslungsreiches Rennen im Mutterland der Rundfahrt.
Etappe #1: Mannschaftszeitfahren. Die großen Favoriten von Orica GreenEdge sichern sich erwartungsgemäß den Tagessieg und dem Geburtstagskind in ihren Reihen, Svein Tuft, das Rosa Trikot.
Etappe # 2: Irland zeigt sich nass, kalt und windig. Dennoch kommt es zum Massensprint, den Marcel Kittel ziemlich eindeutig für sich entscheiden kann.
Etappe # 3: Marcel Kittel wird 26 und will sich zum Geburtstag unbedingt selbst beschenken. Es wird einer der härtesten Sprints seiner Karriere und seine Kontrahenten können gar nicht fassen, dass Kittel auf der Zielgeraden noch an ihnen vorbei geflogen ist.
Etappe # 4: In Bari erwarten die Fahrer zwar höhere Temperaturen aber der gleiche Regen wie in Irland. Die Innenstadt-Runde, die mehrmals zu umfahren ist wird von den Fahrern in Eigeninitiative neutralisiert, weil die eigentlich staubigen Straßen viel zu rutschig werden. Nacer Bouhanni holt sich den Tagessieg und wird mit Küsschen überhäuft – ob es ihm gefällt oder nicht …
Etappe # 5: Im Zielanstieg von Viggiano lässt der Australier Cadel Evans erstmals seine Ambitionen und durchaus auch seine Fähigkeiten aufblitzen. Gemeinsam mit Tagessieger Diego Ulissi setzt er sich kurz vor dem Ziel ein paar Sekunden von seinen Konkurrenten ab. Dass diese am Ende bei zwölf Minuten Gesamtrückstand auf Quintana nur ein Tropfen auf den heißen Stein sein würden, konnte ja noch niemand ahnen.
Etappe # 6: Cadel Evans und der Mann in Pink Michael Matthews profitieren von einem Sturz vier Kilometer vor dem Ziel, durch den mit Nairo Quintana, Rigoberto Uran und Fabio Aru das komplette Schlusspodium viel Zeit verloren hatte. Evans wird dadurch zum vorübergehenden Favoriten auf den Gesamtsieg und Matthews zum Etappensieger und bleibt in Pink.
Etappe # 7: Vorerst letzte Chance für die Sprinter; und der Mann, der die Rolle von Marcel Kittel übernommen hatte zeigte auch in Foligno allen das Hinterrad: Nacer Bouhanni trägt Rot und wird das Trikot des Punktbesten bis zum Schluss nicht mehr ablegen.
Etappe # 8: Die erste echte Bergetappe führt das Peloton über den Carpegna, den Hausberg des vor zehn Jahren verstorbenen Marco Pantani. Im sehr steilen Schlussanstieg auf den Montecopiolo holt sich Diego Ulissi seinen zweiten Tagessieg. Cadel Evans als Tagesfünfter schlüpfte ins Rosa Trikot.
Etappe # 9: Erster Etappensieg eines Solisten aus einer Fluchtgruppe heraus: Peter Weening fährt um eine Verkehrsinsel auf der anderen Seite herum als seine Fluchthelfer, gewinnt ein paar Meter und zieht das bis ins Ziel durch … schön!
Etappe # 10: Als gäbe es keine Alternative für einen Sprintsieger holt sich Nacer Bouhanni den dritten Etappensieg – mit viel Anlauf auf dieser super-flachen Etappe in der Emilia Romagna.
Etappe # 11: In der Abfahrt Richtung Ziel greift Michael Rogers an und wird für seinen Mut belohnt. In bester Zeitfahrer-Manier rettet er zehn Sekunden vor dem Hauptfeld ins Ziel einer von zahlreichen Stürzen geprägten Etappe, der auch Fabian Wegmann zum Opfer fiel.
Etappe # 12: Erstes Einzelzeitfahren beim Giro und alle rechneten damit, dass Cadel Evans seine Führung festigen würde. Stattdessen sieht die Radsportwelt den ersten Kolumbianer in Rosa beim Giro: Rigoberto Uran.
Etappe # 13: Der Italiener Marco Canola (Bardiani-CSF) holte sich aus einer dreiköpfigen Spitzengruppe heraus den Tagessieg. Auch ein heftiger Hagelschauer um den Zielort Rivarolo Canavese konnte die Fahrer nicht beeindrucken.
Etappe # 14: Langsam aber sicher kommt die Woche der Entscheidung in die heiße Phase. Der Schlussanstieg nach Oropa ist erneut Marco Pantani gewidmet, der hier 1999 einen seiner letzten eindrucksvollen Siege feierte, und findet entsprechend einen italienischen Sieger: Enrico Battaglin. Einige der Dominatoren der bevorstehenden Woche, Nairo Quintana und Domenico Pozzovivo, setzten das Rosa Trikot erstmal gehörig unter Druck.
Etappe # 15: Ein Anstieg mit 200 Kilometern Anlauf – hinauf auf den Montecampione. Die Führung wechselte hier permanent. Die unwiderstehlichste Leistung zeigte der junge Italiener Fabio Aru. Rigoberto Uran verlorvon seinem Vorsprung einige Sekunden, blieb aber in Rosa.
Etappe # 16: Eine Königsetappe durch vier Jahreszeiten – mit einem Sieger Nairo Quintana, der sich viel Kritik anhören musste, weil er in der gefährlichen Abfahrt vom Stelvio eine rote Fahne missachtet habe und sich bis zum Schlussanstieg ins Martelltal einen ordentlichen Vorsprung heraus gearbeitet hatte. Quintana holte sich Rosa und eine Vorentscheidung war gefallen.
Etappe # 17: Runter von den Bergen und Richtung Veneto – ein letzter ruhiger Tag bevor es in die entscheidenden drei Tage des Giro gehen würde. Eine 26-köpfige Spitzengruppe durfte sich heute austoben. In ihr dieser unter anderem Simin Geschke, der einen wirklich tollen und präsenten Giro fuhr. Auf dieser Etappe wurde er Siebter. Tagessieger war mit Stefano Pirazzi erneut ein Italiener.
Etappe # 18: Die kolumbianischen Festspiele beim Giro gehen weiter und finden mit Julian Arredondo einen verdienten Etappensieger. Zurück im Hochgebirge zeigte er, warum er das Blaue Trikot des Bergbesten trägt und siegte bei der Bergankunft hinauf nach Valsugana. Cadel Evans verlor weitere Zeit und verabschiedete sich geistig wohl vom Projekt Girosieg 2014.
Etappe # 19: Bergzeitfahren auf die Cima Grappa: 1.600 Höhenmeter auf 26 Kilometer – und natürlich siegt ein Kolumbianer. Mit Nairo Quintana ist es der Mann in Pink. Doch Star der Etappe ist Fabio Aru, für Italien die Reinkarnation von Marco Pantani, der den Kampf um den Etappensieg bis zur letzten Pedalumdrehung spannend hält. Mario Cipollini ausgerechnet auf diesem Kurs zu sehen, ist übrigens keine Fata Morgana, der Rekord-Etappensieger für die Steigung fürs italienische Fernsehen ab.
Etappe # 20: Der Zoncolan gehört inzwischen so fest ins Giro-Programm, wie die Alpe d’Huez bei der Tour de France. Der nicht ganz erwartete Tagessieger war erneut Michael Rogers, der auf seine alten Tage zur Bergziege mutierte. Sicher nie zur Bergziege wird der Ehrengast des heutigen Tages Francesco Moser.
Etappe # 21: Es ist vollbracht. Mit Triest erwartet die 156 verbliebenen Fahrer das Ziel des Giro d’Italia 2014. Wieder gewinnt mit Luka Mezgec ein Giant-Shimano-Fahrer im Sprint und verdimmt damit Nacer Bouhanni die perfekte Show. Dennoch holt der sich das Rote Trikot des Punktbesten ebenso ungefärdet wie Nairo Quintana das Rosa Trikot und nebenbei das Weiße des besten Jungprofis. Blau für den Bergbesten bleibt auf den Schultern von Julian Arredondo. Das Podium komplettieren Rigoberto Uran und Fabio Aru als Zweiter bzw. Dritter.