Radsport: Am ersten Tag des 99. Giro d’Italia gab es direkt einen Heimsieg zu feiern – allerdings nicht für die Italiener, sondern für die Niederländer, denn der 9,8 km lange Prolog wurde in Apeldoorn ausgefahren. Was Tom Dumoulin (Giant – Alpecin) zum Tour-Auftakt des letzten Jahres noch verwehrt blieb, gelang dem Niederländer nun beim Giro. Er gewann in einem Herzschlagfinale vor Primoz Roglic (LottoNL – Jumbo) und darf sich damit auf der morgigen Etappe von Arnheim nach Nijmegen seinen Landsleuten im Rosa Trikot präsentieren. Auch für das Team Giant – Alpecin ist dieser Erfolg eine Genugtuung, denn die deutsche Équipe war bis zu diesem Tag das letzte World Tour Team, welches 2016 noch keinen Sieg feiern konnte.
Marcel Kittel schielt auf das Maglia Rosa
Schon seit Tagen prognostizierten alle Experten ein heißes Duell zwischen dem kränkelnden Fabian Cancellara (Trek – Segafredo) und Lokalmatador Tom Dumoulin, doch beide Fahrer sollten wie gewohnt erst im 9. Block an den Start gehen. Um 13:45 erfolgte mit dem Start von Fabio Sabatini (Etixx – Quick-Step) der Startschuss im Omnisport Apeldoorn. Als erster Mitfavorit auf den heutigen Tagessieg rollte Matthias Brändle (IAM) um 14:20 von der Startrampe. Nach 11:17 Minuten brachte der Österreicher, der als Ziel die Top Five ausgegeben hatte, die erste nennenswerte Richtzeit auf den Asphalt. Kurz darauf wurde diese jedoch von Tobias Ludvigsson (Garmin – Alpecin) mit sechs Sekunden unterboten. Der Teamkollege von Tom Dumoulin konnte es sich auf dem Thron des Führenden gemütlich einrichten, denn er sollte fast zwei Stunden lang die Führung halten. Doch dann kam Primoz Roglic und war weitere acht Sekunden schneller. Der Slowene machte in dieser Saison bereits bei der Tour Down Under, Tirreno Adriatico und der Volta a Catalunya auf sich aufmerksam. Wirklich auf der Rechnung hatte ihn heute aber niemand. Auch Marcel Kittel (Etixx – Quick-Step) überraschte mit einer extrem guten Performance und unterstrich mit Rang fünf seine gute Form. Als bestplatzierter Sprinter mit nur 11 Sekunden Rückstand hat der Deutsche die beste Ausgangsposition, sich mit Zeitbonifikationen das Maglia Rosa zu sichern.
Pech für die Schweizer
Spätestens um 16:44 begann der Giro auch im Hinblick auf die Gesamtwertung spannend zu werden, denn in den darauffolgenden Minuten sollten alle Favoriten auf das Maglia Rosa von der Startrampe rollen. Darunter auch Tom Dumoulin, der jedoch in einem Interview vor dem Start bestätigte, dass er nicht das Gesamtklassement im Blick hat, sondern lediglich die Zeitfahren. Auf diesen Prolog scheint er sich tatsächlich punktgenau vorbereitet zu haben, denn er unterbot die Zeit von Primoz Roglic nur um Sekundenbruchteile. Wenige Minuten Später fuhr Fabian Cancellara auf den Kurs. Gestern erst wurde bekannt gegeben, dass der Schweizer an Magenproblemen und Fieber leidet. Schon bei der Zwischenzeit war klar, dass ihn dies zu sehr beeinträchtigen würde, denn Fabian Cancellara lag dort bereits acht Sekunden zurück. Im Ziel waren es 14 Sekunden und damit nur Rang acht. Es war nicht der Tag der Schweizer, denn auch Stefan Küng (BMC) konnte kein Wörtchen um den Sieg mitreden. Er stürzte kurz nach der Zwischenzeit, wo er nur eine Sekunde hinter dem Führenden lag. So konnte Tom Dumoulin seinen lang ersehnten Heimsieg bei einer Grand Tour feiern, denn auch der letzte Starter Michael Hepburn (Orica – GreenEdge) konnte ihn nicht mehr gefährden. Von den Klassementfahrern konnte vor allem Vincenzo Nibali (Astana) überzeugen. Mit Rang 16 lag er am Ende nur 19 Sekunden hinter dem Sieger.
Sprintankunft in Nijmegen?
Lange feiern kann Tom Dumoulin mit seinem Team nach diesem Sieg nicht, denn morgen muss das Maglia Rosa verteidigt werden. Als Favoriten auf den Tagessieg gelten die deutschen Sprint-Asse Marcel Kittel und Andre Greipel, denn ein Massensprint gilt als höchstwahrscheinlich. Nach rund 155 km wird der erste Träger des Bergtrikots gesucht. Der Berg en Dal ist bis zu 12 Prozent steil und gehört zur 4. Kategorie, ist aber nur etwas mehr als einen Kilometer lang und dürfte deshalb für keinen fitten Fahrer einen Stolperstein darstellen. Unser Tipp lautet daher: Sieg durch Marcel Kittel im Massensprint. Dies käme auch einem kleinen Heimsieg gleich, denn schließlich werden rund vier Kilometer auf deutschem Staatsgebiet zurückgelegt.
Ergebnisse Giro d’Italia Etappe 1
Platzierung | Profi | Land | Team | Zeit | |
1 | Tom Dumoulin | Ned | Team Giant-Alpecin | 00:11:03 | |
2 | Primoz Roglic | Slo | Team LottoNl-Jumbo | ||
3 | Andrey Bikkazakova | CRc | Movistar Team | 00:00:06 | |
4 | Tobias Ludvigsson | Swe | Team Giant-Alpecin | 00:00:08 | |
5 | Marcel Kittel | Ger | Etixx - Quick-Step | 00:00:11 | |
6 | Moreno Moser | Ita | Cannondale Pro Cycling | 00:00:12 | |
7 | Bob Jungels | Lux | Etixx - Quick-Step | 00:00:13 | |
8 | Fabian Cancellara | Swi | Trek-Segafredo | 00:00:14 | |
9 | Matthias Brandle | Aut | IAM Cycling | ||
10 | Silvan Dillier | Swi | BMC Racing Team | 00:00:16 | |
11 | Roger Kluge | Ger | IAM Cycling | ||
12 | Chad Haga | USA | Team Giant-Alpecin | ||
13 | Georg Preidler | Aut | Team Giant-Alpecin | 00:00:17 | |
14 | Martijn Keizer | Ned | Team LottoNl-Jumbo | ||
15 | Manuele Boaro | Ita | Tinkoff Team | 00:00:18 | |
16 | Vincenzo Nibali | Ita | Astana Pro Team | 00:00:19 |