Radsport: Mark Cavendish (Dimension Data) hat etwas überraschend den Auftakt der Tour de France 2016 gewonnen und sich damit endlich den Traum des Gelben Trikots erfüllt. Auf einer turbulenten Etappe mit – leider wie gewohnt – vielen Stürzen setzte er sich vor Marcel Kittel (Etixx-Quick Step) und Weltmeister Peter Sagan (Tinkoff) durch. Dem deutschen Meister André Greipel (Lotto Soudal) blieb nur Platz vier. Paul Voss (Bora-Argon 18) hat sich unterdessen das Bergtrikot gesichert. Deutlich schlechter lief es für Alberto Contador (Tinkoff), denn er stürzte hart auf die rechte Schulter und musste verarztet werden. Er konnte das Rennen jedoch fortsetzen.
Bora-Argon 18 fährt Paul Voss ins Bergtrikot
Die erste Etappe der Tour de France führte die Fahrer heute über 188 km durch die Normandie von Mont-Saint-Michel nach Sainte-Marie-du-Mont. In der neutralisierten Zone fuhren die 198 Radsportler an der Abtei Mont-Saint-Michel vorbei und gaben den zahlreichen Fotografen die Chance auf ein erstklassiges Motiv. Vor einer großartigen Kulisse erfolgte der Startschuss des Rennens und damit auch der 103. Ausgabe der Tour de France um 12:50. Direkt bei Kilometer null attackierten zwei Fahrer vom deutschen Team Bora-Argon 18. Mit Paul Voss und Jan Barta zusammen setzte sich IAM-Profi Leigh Howard ab, der erst vor wenigen Tagen als Ersatz für Dries Devenyns nachnominiert wurde. Das Ziel war klar: Bei Kilometer 20,5 und 39,0 standen die beiden einzigen Bergwertungen des Tages an und dort sollte der erste Träger des Bergtrikots ausgefahren werden. Das Team Bora-Argon 18 nutzte die Überzahl aus und attackierte zunächst mit Jan Barta. Leigh Howard schloss die Lücke zwar gleich wieder, doch dann setzte Paul Voss zu seiner Attacke an und Howard kapitulierte. Voss gewann beide Bergwertungen, übernahm damit das Bergtrikot und ließ sich anschließend wieder einholen. Aus dem Führungstrio wurde schnell ein Quintett, nachdem Anthony Delaplace (Fortuneo-Vital Concept) und Alex Howes (Cannondale) den Anschluss herstellen konnten.
Alberto Contador stürzte bereits auf der ersten Etappe der Tour de France
Das Fahrerfeld, angeführt von Lotto Soudal für André Greipel und Etixx-Quick Step für Marcel Kittel, gewährte der Fluchtgruppe jedoch maximal vier Minuten Vorsprung. Entlang der Küste machte der Westwind den Fahrern zu schaffen. Der starke Seitenwind sorgte rund 85 km vor dem Ziel für mehrere Risse im Peloton. Unter anderem hatten Thomas Voeckler (Direct Energie) und Domenico Pozzovivo (Ag2r) Mühe mitzuhalten. Wenige Kilometer später kam es für einen anderen Fahrer noch dicker: Alberto Contador (Tinkoff) stürzte in einer Kurve und flog hart auf seine rechte Schulter. Während sich fünf Teamkollegen von ihm zurückfallen ließen, wurde im Hauptfeld das Tempo wieder etwas herausgenommen, so dass die gestürzten und abgehängten Fahrer wieder aufschließen konnten. Contador musste seinen rechten Schuh wechseln und wurde vom Tourarzt versorgt. Derweil ließ sich Paul Voss in das Hauptfeld zurückfallen und der Vorsprung der Fluchtgruppe sank auf unter eine Minute zusammen. 69,5 km vor dem Ziel kam es dann zum ersten Zwischensprint der diesjährigen Tour de France, den Leigh Howard aus der vierköpfigen Spitzengruppe heraus vor Jan Barta gewinnen konnte. Im Hauptfeld gab es dann die Generalprobe des später im Ziel zu erwartenden Massensprints. André Greipel setzte sich vor Marcel Kittel und Peter Sagan durch. Ein gutes Zeichen für die deutschen Fans, denn damit wurde bereits signalisiert, dass das Grüne Trikot durchaus anvisiert wird. In den vergangenen Jahren nahmen die deutschen Sprinter nur halbherzig an den Zwischensprints teil, da sie sich ihre Kräfte für den Schlussspurt aufsparen wollten und Peter Sagan im Kampf um Grün sowieso nicht gefährden konnten.
Mark Cavendish siegt für den Kontinent Afrika
60 km vor dem Ziel attackierte Delaplace, um sich damit hier in seiner Heimatregion die Auszeichnung des kämpferischsten Fahrers zu sichern. Howes folgte ihm, während sich die ehemaligen Mitstreiter Barta und Howard in das Hauptfeld zurückfielen. Aussichten auf Erfolg hatte das Spitzenduo aber kaum noch, da der Vorsprung die Grenze von einer Minute nur noch knapp durchbrach. So ließ das Hauptfeld die beiden nun am langen Arm verhungern und holte sie wenige Kilometer vor dem Ziel ein. Die Züge formierten sich und es kam zum erwarteten Massensprint. In diesem fuhr Peter Sagan, der sich ohne jede Unterstützung von Teamkollegen beweisen musste, sehr früh im Wind. Links an ihm zog Marcel Kittel vorbei und rechts von ihm tauchte plötzlich Mark Cavendish auf. Der erfahrene Brite gewann bereits 26 Etappen bei der Tour de France, konnte sich jedoch noch nie in seiner Karriere das Gelbe Trikot überstreifen. Dies sollte sich heute ändern, denn er gewann den Sprint vor Kittel, Sagan und Greipel. Dahinter kam es zu einem sehr harten Sturz von mehreren Fahrern. Unter anderem waren Michael Morkov (Katusha), Sam Bennett (Bora-Argon 18) und Dylan Groenewegen (LottoNL-Jumbo) darin verwickelt. Über Verletzungen ist derzeit noch nichts genaueres bekannt. Mark Cavendish freute sich im Zielbereich mit seiner Tochter über den Sieg und widmete diesen em Kontinent Afrika. Er erhofft sich, dass dadurch mehr Sponsoren auf diese Sportart aufmerksam werden und es einigen Kindern im Afrika dadurch einfacher gemacht wird.
Hügelige Ankunft auf der zweiten Etappe der Tour de France
Morgen legen die Fahrer von Saint-Lô nach Cherbourg-en-Cotentin 183 km zurück. Der scharfe Start erfolgt um 13 Uhr. Paul Voss wird dort hart um sein Gepunktetes Trikot kämpfen müssen, denn innerhalb der ersten 52 km des Tages stehen drei Bergwertungen der vierten Kategorie an. 1,5 km vor dem Ziel erleben wir dann zum ersten Mal bei der diesjährigen Tour einen Anstieg der dritten Kategorie. Der Côte de La Glacerie ist 1,9 km lang und im Schnitt 6,5 Prozent steil. Angriffe der Klassementfahrer wird es wohl kaum geben, doch die Hügel-Spezialisten liebäugeln nicht nur mit dem Etappensieg, sondern auch mit dem Gelben Trikot. Für die reinen Sprinter wie Mark Cavendish (Dimension Data), André Greipel (Lotto Soudal) oder Marcel Kittel (Etixx-Quick Step) könnte die Ankunft zu schwer sein. Es darf darüber spekuliert werden, ob Bryan Coquard (Direct Energie) oder Alexander Kristoff (Katusha) mithalten können. Die Franzosen hoffen auf ein sehr schwieriges und hartes Finish, denn dann hätten sie mit Tony Gallopin (Lotto Soudal), Alexis Vuillermoz (Ag2r) und Julian Alaphilippe (Etixx-Quick Step) echte Siegkandidaten. Zu den Favoriten zählen zweifelsohne Weltmeister Peter Sagan (Tinkoff), Michael Matthews (Orica-Bikeexchange), Edvald Boasson Hagen (Dimension Data), Greg Van Avermaet (BMC) und der Deutsche John Degenkolb (Giant-Alpecin).
Tour de France Etappe #1 – Tagesergebnis
Platz | Fahrer | Land | Team | Zeit |
---|---|---|---|---|
1. | Mark Cavendish | Großbritannien | Dimension Data | 4:14:05 |
2. | Marcel Kittel | Deutschland | Etixx-Quick Step | +0:00 |
3. | Peter Sagan | Slowakei | Tinkoff | +0:00 |
4. | André Greipel | Deutschland | Lotto Soudal | +0:00 |
5. | Edward Theuns | Belgien | Trek-Segafredo | +0:00 |
6. | Christophe Laporte | Frankreich | Cofidis | +0:00 |
7. | Bryan Coquard | Frankreich | Direct Energie | +0:00 |
8. | Alexander Kristoff | Norwegen | Katusha | +0:00 |
9. | Daniel McLay | Großbritannien | Fortuneo-Vital Concept | +0:00 |
10. | Gregory Henderson | Australien | Lotto Soudal | +0:00 |
Tour de France Etappe #1 – Gesamtwertung
Platz | Fahrer | Land | Team | Zeit |
---|---|---|---|---|
1. | Mark Cavendish | Großbritannien | Dimension Data | 4:13:55 |
2. | Marcel Kittel | Deutschland | Etixx-Quick Step | +0:04 |
3. | Peter Sagan | Slowakei | Tinkoff | +0:06 |
4. | André Greipel | Deutschland | Lotto Soudal | +0:10 |
5. | Edward Theuns | Belgien | Trek-Segafredo | +0:10 |
6. | Christophe Laporte | Frankreich | Cofidis | +0:10 |
7. | Bryan Coquard | Frankreich | Direct Energie | +0:10 |
8. | Alexander Kristoff | Norwegen | Katusha | +0:10 |
9. | Daniel McLay | Großbritannien | Fortuneo-Vital Concept | +0:10 |
10. | Gregory Henderson | Australien | Lotto Soudal | +0:10 |