Test: Von einem Helmhersteller wird viel erwartet – umfangreiche Forschung, aufwändige Entwicklung für kompromisslosen Schutz, guter Tragekomfort und Aerodynamik. Sicher soll der Helm am Ende natürlich auch sein und wehe, er sieht nicht gut aus. Ein schmaler Grat für jeden Hersteller; ob der Balanceakt im Falle des neuen Specialized Ambush Comp gelingt? Wir haben’s getestet.
Mit viel Akribie und Herzblut durchlaufen auch die Helme des Fahrradriesen die Entwicklungsabteilungen. Specialized hat neben Rädern für jeden Einsatzbereich, die traditionell nach dem „Drauf setzen und Wohlfühlen-Prinzip“ gebaut werden, ja auch ein komplettes Zubehörprogramm am Start. Dass die Specialized Helme nicht nur von Marketing Fachleuten entworfen sind, merkt man beispielsweise auch daran, dass Know-How aus Kooperationen mit ganz anderen Branchen geholt wird. Siehe die Zusammenarbeit mit McLaren bezüglich der Aerodynamik von Helmen. Der Ambush, Allrounder in der Helmsparte von Specialized, entwickelte sich über die Jahre zu einem sehr beliebten Helm. 159,90 Euro werden dafür aufgerufen. Wer querbeet durch die MTB Welt blickt, dem fällt bestimmt jedem auf Anhieb ein Kumpel ein, der dieses Exemplar öfter mit sich führt.
Specialized Ambush im Video
Nun ist aber nicht jeder bereit, mehr als 150€ in einen Helm zu investieren. Für genau diese Käufergruppe hat Specialized den neuen Ambush Comp konzipiert, der für unter 100€ erhältlich sein wird. Das Design ist ähnlich gestaltet, er reicht tief in den Nacken und ist mit dem Slogan All-Mountain-Alleskönner ausgestattet. Wir wollten herausfinden ob er seinem „großen Bruder“ das Wasser reichen kann und zierte über einige Monate den Kopf unseres Testers. Apropos Kopf: Bei Specialized ist man bemüht, für jeden Schädel das passende Modell zu bieten; vier Größen lässt nicht jeder Hersteller vom Band laufen. Bei S, M, L, XL in fünf verschiedenen Farbkombis sollte für jedermann etwas passendes dabei sein.
Der Specialized Ambush Comp Helm im Detail
Das Mindset 360 System hat sich beim Vorgängermodell bereits bewährt. Mit wenigen Kniffen kann man den Helm exakt auf seine Kopfform anpassen. Mit dem eingebetteten Verstellrad lässt sich der Helm umlaufend gut auf die Kopfgröße anschmiegen. Zusätzlich kann das System hinten durch fünf verschiedene Stufen im Nackenbereich auf und ab bewegt werden. Das Visier besticht durch einen großen Verstellbereich, lässt sich leicht verschieben und fällt auch bei ruppigeren Abfahrten nicht nach unten. Obendrauf gibt’s noch eine integrierte Brillenhalterung. Umso minimalistischer ist dafür das Tri Fix Riemensystem gehalten. Meiner Meinung nach gestaltet sich dieser Kniff aber sehr zum Vorteil. Simpel, mit einem Zug kann man den Riemen anpassen, ohne dass man im Nachgang das Komplette Riemensystem neu einrichten muss.
Und es passt … Das Gewicht von 350 Gramm inkl. Visier, bei Größe M ( 54-58 cm ) ist auch in Ordnung.
Der Specialized Ambush Comp Helm im Einsatz
Gut für mich, schlecht für einen Test: Ich habe mit dem Helm weder am Baum gebremst noch bin ich über den Lenker gegangen. Zum Schutz kann ich aus eigener Erfahrung deshalb nichts sagen, vertraue hier jedoch auf die Entwickler. Die Kalifornier betonen beinahe gebetsmühlenartig, dass die Sicherheit und der Schutz bei der Entwicklung absolut höchste Priorität genossen haben. So bedienen sie sich bei der Herstellung auch des In-Mold Verfahrens, wodurch eine hohe Stabilität bei niedrigem Gewicht erzeugt werden kann. Ein Verstärkungskäfig aus Verbundwerkstoffen erhöht die Stabilität zusätzlich – trotz der zahlreichen Belüftungsöffnungen. Am tief nach unten gezogenen Nackenbereich sieht man das nackte Schaumstoffmaterial – das tut der Funktion zwar keinerlei Abbruch, wirkt optisch jedoch nicht ganz so hochwertig wie die Komplettverschalung beim teureren Ambush.
Die vielen, klug platzierten Öffnungen sorgen für eine angenehme Luftzirkulation und ein meist recht angenehmes Klima im Helm. Dass es je nach Temperatur und Fahrgeschwindigkeit aber auch unter dem Ambush Comp natürlich schnell mal schweißtreibend zugeht, können sie aber nicht verhindern. Die Polster nehmen den Schweiß jedoch schnell auf, ohne dabei allzu schnell unangenehm zu riechen. Bei einer Pause lassen sie sich schnell und einfach entnehmen und trocknen dann auch innerhalb kürzester Zeit.