Test: Specialized launcht ihr neues Specialized Turbo Levo 2019 im wunderschönen Urlaubsort Rabac (Kroatien). Das neue Turbo Levo erhält ein komplett neues Rahmendesign, das sehr an das vor einigen Monaten vorgestellte, neue Specialized Stumpjumper errinnert. Der Akku wurde in den Rahmen integriert und fasst jetzt bis zu 700Wh. Auch der Brose-Motor bekam ein Update und ist nun kleiner, effizienter und leichter. Außerdem können Akkuladestand und Unterstützungsstufen jetzt am Oberrohr abgelesen werden. Alle Modelle werden ausschließlich als 29 Zoll ausgeliefert.
Rabac (Kroatien) ist vor allem bekannt für traumhafte Strände und sein tiefblaues Meer. Doch die Gegend um Rabac ist mehr als nur ein Badeort – der Tourismusverband legte erst kürzlich superschöne, steinige und zugleich flowige Singletrails mit Meerblick an. Auch im Landesinneren gibt es einen Bikeparkverein, der insgesamt sieben Singletrails zur Verfügung stellt. Die Region ist also wie gemalt für die Vorstellung des neuen Specialized Turbo Levo 2019.
Specialized Turbo Levo 2019: Rahmen / Geometrie
Blieb den Levo-Käufern bisher noch die Laufradgrößenwahl, legen sich die Kalifornier von Specialized für die 2019er Variante des Trail E-MTBs diesbezüglich fest: Der komplett neu entwickelte Sidearm Rahmen aus FACT 9m Carbon oder M5 Aluminium wird ausschließlich mit 29 Zoll Laufrädern und Bereifung erhältlich sein. So möchte man für ein agiles und effizientes Fahrwerk mit sehr guten Handling-Eigenschaften sorgen.
Der FSR Hinterbau wurde optimiert, dadurch soll sich die Rahmensteifigkeit erneut gesteigert haben. Um nerviges Kettenschlagen zu vermeiden, kommt auch bei allen Turbo Levos der neue Kettenstrebenschutz zum Einsatz, den Specialized-Fans bereits vom neuen Stumpjumper kennen. Zum Entfernen der Batterie muss wie gehabt eine Schraube gelöst werden. Der Akku lässt sich dann nach unten entnehmen – steht das Levo auf dem Kopf oder liegt es auf der Seite, ist der Zugang ebenfalls sehr leicht. Dass man bezüglich der Integration im Vergleich zum Vorgänger einen großen Schritt nach vorn gemacht hat, ist auf den ersten Blick erkennbar. Doch nicht nur optisch hat sich einiges getan: Das Gesamtgewicht des Rahmens inklusive Motor konnte um bis zu 1,2 Kilogramm reduziert werden.
Der Motor steckt nun in einer leichteren Aufnahme, wo er sogar noch besser geschützt sein soll als zuvor. Zudem begünstigt die Positionierung einen niedrigen Schwerpunkt. Beim Rahmen selbst hat man sich optisch wie technisch stark an dem des aktuellen Specialized Stumpjumper orientiert. Da die Anforderungen eines E-MTBs aber doch etwas von denen eines unmotiriserten Bikes abweichen, fällt die Geometrie des Levo etwas anders aus – noch längerer Reach und längere Kettenstreben als beim Stumpjumper sollen für eine gute Performance im Uphill sowie im Downhill sorgen.
Die komplett im Inneren verlaufenden Leitungen und Züge sind ein optisches i-Tüpfelchen. Knapp über 20 Kg soll das Specialized Turbo Levo Expert auf die Waage bringen. Um sich die Gewichtsunterschiede zum aktuellen Levo vor Augen zu halten: Das 2019er Modell mit Aluminiumrahmen wiegt ungefähr so viel wie die bisherige S-Works Topvariante.
Geometrie Specialized Turbo Levo
S | M | L | XL | |
Sitzrohr (in mm) | 380 | 410 | 455 | 505 |
Oberrohr horizontal (in mm) | 577 | 600 | 631 | 664 |
Steuerrohr (in mm) | 95 | 95 | 125 | 140 |
Kettenstrebe (in mm) | 455 | 455 | 455 | 455 |
Radstand (in mm) | 1182 | 1202 | 1235 | 1266 |
Lenkwinkel (in °) | 66,04 | 66,04 | 66,04 | 66,04 |
Sitzwinkel (in °) | 75,04 | 74,79 | 74,48 | 74,14 |
Reach (in mm) | 415 | 435 | 455 | 480 |
Stack (in mm) | 606 | 606 | 634 | 647 |
Specialized Turbo Levo 2019: Motor und Akku
Der Custom Turbo 2.1 Motor mit Rx Trail Tune Software ist gegenüber der Vorgängerversion etwa 15% kleiner und 11% leichter. Außerdem soll er spürbar schneller ansprechen und auch auf das neue Wärmemanagement ist man bei Specialized sehr stolz. Wie zuvor koppelt das Getriebe bei Höchstgeschwindigkeiten aus – so lässt es sich auch mit reiner Muskelkraft angenehm treten. Ein- und Ausgeschaltet wird das Specialized E-MTB nun am Oberrohr. Ein neues Bedienelement macht’s möglich. Ersichtlich ist am Turbo Connect Unit (TCU) auch der Ladezustand und die Unterstützungsstufen. Die Unterstützungsstufen lassen sich wie bereits gewohnt am Lenker durch ein kleines Bedienelement steuern, dadurch bleibt das Cockpit auch weiterhin schön clean.
Das TCU System verfügt über ANT+ und Bluetooth und ist sozusagen das Gehirn des E-Bikes. Das Levo lässt sich also weiterhin mit dem Smartphone und der neuen Mission Control App auf die Bedürfnisse des Fahrers einstellen. Optional erhältlich ist nun ein neues Display Namens TCD, das am Lenker befestigt werden kann. Anhand des Displays erhält man alle notwendigen Informationen wie Geschwindigkeit, Kilometer, Trittfrequenz und Akkuladezustand. Auch ein Pulsmessgerät kann mit dem System verbunden werden. Ca. 90 Euro kostet das Display und ist bei allen bisherigen Levo und Kenevo Modellen aufrüstbar.
Je nach Ausstattungsvariante verfügt das Turbo Levo über einen 500 oder 700 Watt Akku. Die neue Specialized M2 Batterie mit 700 Wh hat 40% mehr Kapazität und liefert noch mehr Reichweite und Trailvergnügen. Der 700 Wh Akku kann bei jedem 2019er Modell nachgerüstet werden. Belüftet wird der Akku und Motor durch eine spezielle Öffnung am unteren Teil des Unterrohrs, die mit dem Akku verbunden ist.
Specialized Turbo Levo 2019 Expert: Ausstattung
Rahmen | Specialized Turbo Levo FACT 9m Carbon |
Federgabel | RockShox Pike RC29 |
Antrieb | Specialized 2.1, custom Rx Trail-tuned motor |
Akku | Turbo M2-700Wh |
Dämpfer | RockShox Deluxe RT3 |
Laufräder | Roval Traverse 29 |
Reifen VR | Specialized Butcher Grid 29x2.6 |
Reifen HR | Specialized Butcher Grid 29x2.6 |
Schaltwerk | SRAM X1, 11-speed |
Schalthebel | SRAM S700, single-click lever |
Kurbel | Praxis 165mm |
Umwerfer | |
Bremse | Sram Code R |
Bremsscheiben | Sram 200mm |
Sattelstütze | Specialized Command Post 160mm travel |
Sattel | Body Geometry Phenom Comp |
Vorbau | Specialized Trail 50mm |
Lenker | Specialized Trail 780mm |
Sieben Modellvarianten bietet Specialized am Turbo Levo an. Darunter auch zwei Damen-Modelle in Aluminium und Carbon. Während der Testtage in Rabac habe ich das Specialized Turbo Levo Expert FSR getestet. Wie auch bei vielen anderen Trail-Modellen von Specialized, bietet die kalifornische Firma auch alle Modelle der Turbo Levo Serie ausschließlich nur noch mit 29 Zoll Laufrädern und 2.6 breiten Specialized Butcher Reifen an. Dank Boost-Standard können aber auch weiterhin 27,5+ Zoll Laufräder mit bis zu 3.0 breiten Reifen gefahren werden.
Das von mir getestete Expert-Modell verfügt über einen Carbon-Rahmen, einer RockShox Pike RC mit 150 Millimeter und einem RockShox Deluxe RT3 mit ebenfalls 150 Millimeter Federweg. Verzögert wird das Turbo Levo durch eine SRAM Code R 4-Kolben Bremse mit jeweils 200 mm Bremsscheiben. Specialized vertraut weiterhin bei der Schaltung auf einen 11-fach Antrieb. Die SRAM X1 11-fach ist sehr robust und kommt besser mit den rohen Kräften des Motors zurecht als beispielsweise eine 12-Fach Gruppe. Anbauteile wie die absenkbare Sattelstütze, Sattel, Lenker, Vorbau, Griffe und Laufräder bezieht Specialized von ihrer eigenen Marke. Beim Expert Modell verwendet Specialized die Roval Traverse Alufelgen. Bei den Rahmengrößen S-M kann die Sattelstütze nun 130 mm abgesenkt werden, bei den Rahmengrößen L-XL bis zu 160 mm. Preislich liegt das Specialized Turbo Levo Expert FSR bei 7999.- Euro.
Specialized Turbo Levo 2019: FSR Modelle und Preise
S-Works Turbo Levo FSR
Rahmen: FACT 11m Carbon
Fahrwerk: Fox 36 Factory E-Bike / Fox Float Factory DPS
Schaltung: Sram XX1 11-fach
Laufräder: Roval Traverse SL Carbon
Preis: 10.999 Euro
Specialized Turbo Levo FSR Expert
Rahmen: FACT 9m Carbon / M5 Alu Hinterbau
Fahrwerk: RockShox Pike RC3 / RockShox Deluxe RT3
Schaltung: Sram X1 11-fach
Laufräder: Roval Traverse 29
Preis: 7.999 Euro
Specialized Turbo Levo Comp Carbon FSR
Rahmen: FACT 9m Carbon / M5 Alu Hinterbau
Fahrwerk: Fox 34 Rythm / Fox Float DPS Performance
Schaltung: Sram GX 11-fach
Laufräder: Roval Traverse 29
Preis: 6.799 Euro
Specialized Turbo Levo Comp FSR
Rahmen: E5 Aluminium
Fahrwerk: RockShox Revelation RC / RockShox Deluxe RT
Schaltung: Sram GX 11-fach
Laufräder: Roval Traverse 29
Preis: 5.699 Euro
Specialized Turbo Levo 2019: Auf dem Trail
Optisch ist das neue Specialized Turbo Levo definitiv ein echter Hingucker. Doch wie fährt es sich auf dem Trail? Hebt man das Levo in die Höhe, ist die Gewichtsersparnis im Vergleich zum Vorgänger deutlich spürbar. Würde man anstelle des neuen 700 Wh Akkus zu einem 500 Wh Akku wechseln, könnte man sogar noch weitere ca. 800 Gramm sparen. Die Leichtigkeit spürte ich auch auf dem Trail. In Verbindung mit den 29 Zoll Laufrädern und den 2.6 Specialized Butcher Reifen nähert sich das Turbo Levo langsam an ein Trailbike ohne Motor an.
Klar bei 25 km/h ist Schluss mit der Unterstützung und man spürt deutlich, dass ein paar Kilogramm mehr auf der Waage stehen, doch trotzdem lässt es sich agil durch Kurven zirkeln. In schnellen Trailpassagen verhielt sich das Specialized Turbo Levo Expert FSR dank der 29 Zoll Laufräder und des steiferen Rahmenchassis sehr Laufruhig. Auch das Fahrwerk passt sich dem Untergrund gut an und arbeitet zuverlässig mit.
Der Brose Custom Turbo 2.1 Motor bietet nun 410% Unterstützung, das sind satte 30% mehr als beim Vorgängermodell. Somit ist er auf dem Papier sogar stärker als der Bosch CX Motor. Specialized bleibt mit dem Brose dem sehr sanften Ansprechverhalten treu. Auch der Wechsel zwischen den Unterstützungsstufen während der Fahrt fühlte sich fast wie ein nahtloser Übergang an. Erreicht man im Trail oder Turbo Modus eine höhere Trittfrequenz wird der Motor minimal lauter, dafür schiebt er spürbar stäker an. Die Leistungsreserven sind spürbar größer als beim Vorgänger. Der Trail Modus ist der perfekte Modus für technische Uphills – Leistung satt und in Kurven lässt er sich gut kontrollieren, ohne dass man aus der Kurve geschoben wird. Den Turbo Modus verwendete ich meist nur auf langen Schotterwegen.
Auch das neue Gehirn (TCU) ist schön in das Oberrohr integriert worden. Akkuladezustand und Unterstützungsstufen lassen sich auch während der Fahrt gut ablesen. Dank des neuen Displays (TCD) lassen sich jetzt auch Geschwindigkeit, Trittfrequenz, Puls etc. ablesen. Einige Käufer werden das optionale Display sicherlich zu schätzen wissen. Wenn man ein Haar in der Levo-Suppe suchen möchte: Die Preise einiger Modelle sind angesichts der gebotenen Ausstattungen sehr hoch.
Web