Radsport: Am Donnerstag ist es endlich wieder soweit. Die Deutschland Tour steht auf dem Programm. Mit dabei sind auch in diesem Jahr Topstars, wie zum Beispiel Geraint Thomas, Pascal Ackermann und Emanuel Buchmann. Zwei Tage vor dem Startschuss blicken wir auf die vier Etappen.
1. Etappe: Hannover – Halberstadt (167,0 km, 29.08.)
An einem Massensprint dürfte zumindest am ersten Tag niemand wirklich zweifeln. Von Hannover bis nach Halberstadt gilt es zwar einige Hügel zu meistern, doch die genannten Sprinter werden damit keine Probleme haben. Nach dem Start vor dem Neuen Rathaus auf dem Trammplatz radeln die Profis zum Maschsee, ehe sie das Schloss Marienburg passieren und schließlich Sachsen-Anhalt erreichen. Und auch wenn der Anstieg zum Sternplatz und das sächsische Huy unterwegs für ein Klassiker-Feeling sorgen, wird am Ende ein Sprinter die Nase vorn haben. Die größte Gefahr dürfte alles in Allem der Wind sein.
Diesmal will Pascal Ackermann (Bora – hansgrohe) zum Auftakt das bessere Ende für sich beanspruchen. Immerhin: Vorjahres-Auftaktsieger Alvaro Hodeg (Deceuninck – Quick-Step) steht nicht am Start. Einfach wird es aber dennoch nicht. Mit Caleb Ewan (Lotto – Soudal), Sonny Colbrelli (Bahrain – Merida), André Greipel (Arkéa – Samsic), Cees Bol (Sunweb) und Alexander Kristoff (UAE Team Emirates) melden zahlreiche namhafte Profis Siegesansprüche an.
2. Etappe: Marburg – Göttingen (202,0 km, 30.08.)
Nicht wirklich wild sieht das Etappenprofil der zweiten Etappe aus. Doch vermutlich täuscht der erste Eindruck. Das mit 202 Kilometern längste Teilstück der Deutschland Tour ist nämlich enorm wellig und weist einige steile Passagen auf. Zunächst jedoch können vielleicht auch die Fahrer etwas von der schönen Landschaft genießen. Von Marburg aus führt der Parcours das Peloton vorbei am Edersee und an der Burg Waldeck. Probleme dürften die ersten Sprinter spätestens dann haben, wenn es auf den Schlussrunden in Göttingen den Anstieg zur Herzberger Landstraße hinauf geht.
Neben der erneuten Windkanten-Gefahr dürften auf der zweiten Etappe der Deutschland Tour also auch die Anstiege etwas zu viel für die reinen Sprinter sein. Außerdem ist das Finale äußerst kurvig und trotz breiter Straßen daher nicht für einen Massensprint geeignet. Wirklich abschreiben darf man einige schnelle Männer aber dennoch nicht. Ein Sonny Colbrelli (Bahrain – Merida) zum Beispiel kann an einem guten Tag solche Hügel vielleicht überstehen. Für Pascal Ackermann (Bora – hansgrohe) stehen die Chancen wohl nicht gut, nachdem er schon die Hügel beim Eintagesklassiker in Hamburg nicht überstand. Vielleicht setzt sich sogar ein Solist durch. Mit Julian Alaphilippe (Deceuninck – Quick-Step) und Michal Kwiatkowski (Ineos) stehen mindestens zwei Profis am Start, welche genau dafür wie geschaffen scheinen.
3. Etappe: Göttingen – Eisenach (189,0 km, 31.08.)
Sollten die Favoriten auf den Gesamtsieg gestern noch ihre Kräfte geschont haben, müssen sie sich heute definitiv offensiv präsentieren. Denn der 189 Kilometer lange Parcours von Göttingen nach Eisenach ist gewiss nicht leicht zu meistern. Direkt zu Beginn überqueren die Profis die ehemalige innerdeutsche Grenze. Erstmals bergan geht es direkt am Heilbad Heiligenstadt. Auch wenn dieses Hindernis wohl zu früh kommt, wird es genau wie alle noch folgenden Anstiege für Müdigkeit bei den Fahrern sorgen. Von der Werra geht es weiter in den nordwestlichen Thüringer Wald, ehe die Ziellinie in Eisenach erstmals überquert wird. Es folgt eine weitere Runde über 27 Kilometer. Dabei steht die Wartburg im Fokus. Die Profis jedoch müssen ihre Blicke von ihr abwenden und sich beim Kreuzen des Rennsteigs voll konzentriert zeigen.
Gleich mehrere Anstiege und Bergwertungen sorgen auf der dritten Etappe der Deutschland Tour wohl für eine Vorentscheidung – mindestens! In der Bergwertung sollten sich interessierte Fahrer jedenfalls aktiv am Rennen beteiligen. Doch auch in Sachen Gesamtwertung trennt sich heute die Spreu vom Weizen. Sprinter haben definitiv keine Chance auf den Tagessieg. Die Klassiker-Etappe belohnt heute den mutigsten und spritzigsten Fahrer. Erneut muss dabei der Name Julian Alaphilippe (Deceuninck – Quick-Step) fallen. Ist der Franzose gut erholt und motiviert, kann ihm auf einem solchen Streckenprofil kaum jemand das Wasser reichen. Auch für Marc Hirschi (Sunweb) und Laurens De Plus (Jumbo – Visma) dürfte dies eine Etappe ganz nach ihrem Geschmack sein. Möchte Emanuel Buchmann (Bora – hansgrohe) die Deutschland Tour gewinnen, muss der dritte Tag seiner sein.
4. Etappe: Eisenach – Erfurt (159,5 km, 01.09.)
Von Eisenach bis nach Erfurt müssen am Schlusstag der Deutschland Tour 159,5 Kilometer absolviert werden. Das Höhenprofil verrät, dass dieses letzte Teilstück für einen würdigen Abschluss sorgen wird. Nicht nur die ansteigende Zielgerade sorgt für Spannung, sondern je nach Verlauf bereits die erste Rennhälfte. Selbstverständlich wird sich dann eine Gruppe vorn befinden, die sich Chancen auf den Tagessieg ausrechnet. Vermutlich wird sich auch der Träger des Bergtrikots vorn zeigen. Denn durch den Thüringer Wald werden wertvolle Punkte verteilt. Das Dach der Deutschland Tour erreichen die Profis im Wintersportort Oberhof. Dann wissen wir auch, wer das Bergtrikot gewonnen hat. Marcel Kittel wird es nicht sein. Der Sprinter gab vor wenigen Tagen seinen Rücktritt bekannt und steht somit auch nicht am Start. Schade, denn schließlich passiert das Peloton vor der Ankunft in Erfurt seinen Geburtsort Arnstadt.
Ob die ehemaligen Sprinter-Kollegen von Marcel Kittel die Schlussetappe gewinnen können, hängt stark von der Konstellation in der Gesamtwertung ab. Ebenfalls entscheidend im Kampf um den Tagessieg ist die Zusammensetzung der Ausreißergruppe. Denn es ist durchaus möglich, dass diese ungefährlich ist und daher den Sieg unter sich ausmachen darf. Kandidaten hierfür wären Nils Politt (Katusha – Alpecin) und Nico Denz (AG2R La Mondiale). Wahrscheinlicher ist aber, dass die Teams der Sprinter versuchen werden, ihre schnellen Männer mit über die Berge zu retten. Im Gegensatz dazu werden die GC-Fahrer – bei einem nicht allzu großen Abstand auf den Gesamtführenden – das Rennen umso schwerer machen. Falls dies nicht gelingt, darf auch diesmal Sonny Colbrelli (Bahrain – Merida) nicht abgeschrieben werden. Topfavorit bleibt bei einer nicht allzu hart gefahrenen Etappe aber Caleb Ewan (Lotto – Soudal).