Test / E-MTB: Das BH iLynx Trail Carbon ist ein spannendes Light E-MTB aus Spanien mit eigenem Antriebssystem mit maximal 65 Nm und integriertem 540 Wh Akku. Dank 150 mm Federweg und einem Gewicht von deutlich unter 20 kg dürfte sich das Bike auch auf unterschiedlichsten Trails gut schlagen. Wir haben es ausprobiert.
Bereits Anfang 2021 feierte die iLynx Plattform bei den Basken von BH ihre Premiere. Damit betraten die Spanier das Light E-MTB Segment zu einem Zeitpunkt, als viele andere, große Hersteller noch weit davon entfernt waren. Seither ist einiges passiert, zuletzt stellte sogar Bosch einen leichten Antrieb auch für dieses Segment vor. Light E-MTBs liegen voll im Trend und natürlich war man diesbezüglich auch bei BH nicht untätig. Neben dem ursprünglichen Modell iLynx Race gibt es seit Ende 2021 auch die langhubigere iLynx Trail Variante und auch in puncto Antrieb wurde getüftelt. Zudem ergänzen inzwischen auch günstigere Modellvarianten mit Alurahmen das umfangreiche Light-Portfolio.
BH iLynx Trail Aluminium: Neue Light-E-Bike Trailrakete
Produktnews / E-MTB: Der spanische Hersteller BH Bikes ergänzt sein Portfolio im Light-E-Bike Bereich. Das BH iLynx Trail kam vor ein paar Monaten als Carbonversion auf den Markt. Nun gibt es eine Aluminium-Version für Leute mit kleinerem Budget. Dabei ist die Geometrie, das Federungssystem und die Ästhetik natürlich gleich geblieben. Light-E-Bikes liegen im Trend – BH […]
BH iLynx Trail: Eckdaten und Rahmenfeatures
Das BH iLynx Trail Carbon liest sich auf dem Papier wie ein waschechtes Trailbike: Wir haben 150 mm Federweg an Front und Heck, einen Vollcarbonrahmen, 29 Zoll Laufräder und eine diesem Einsatzbereich angemessene Ausstattung – weder bei den Federelementen, noch bei den Reifen hat man hier zu Gunsten geringen Gewichts allzu schmerzhafte Kompromisse gemacht.
Der schlanke Carbonrahmen macht optisch enorm viel her und bringt einige wirklich schöne Features mit. Darunter beispielsweise den in einem Hinterbaulager integrierten Ladeport. Auch die Montage des optionalen 180 Wh Range Extenders ist super gelöst. Die Anschlüsse dafür befinden sich im dazugehörigen Flaschenhalter, ein extra Kabel wie z.B. beim neuen Bosch PowerMore 250 ist nicht nötig. Darüber hinaus kommt der Rahmen auch mit einer Leitungsverlegung durch den Steuersatz und sogar die Spacer unter dem Vorbau. Optisch schön, bei der Wartung jedoch ein Geduldsspiel.
Beim Hinterbau setzt BH wie schon seit einigen Jahren auf den sogenannten Split Pivot, ein VPP System, das uns bislang durchaus immer überzeugen konnte. Die Geometrie des Bikes liest sich etwas zurückhaltend angesichts des Federwegs und der Ausstattung. Der Lenkwinkel fällt mit 66° verhältnismäßig steil aus, der Hauptrahmen ist in allen Rahmengrößen recht kompakt. Zudem fällt das für heutige Verhältnisse recht hohe Tretlager auf.
Geometrie BH iLynx Trail
Rahmengröße | SM | MD | LA | XL |
---|---|---|---|---|
Sitzrohrlänge | 400 | 410 | 440 | 480 |
Steuerrohrlänge | 95 | 100 | 110 | 125 |
Tretlagerabsenkung | 339 | 339 | 339 | 339 |
Oberrohrlänge | 582 | 599 | 624 | 643 |
Kettenstreben | 451 | 451 | 451 | 451 |
Radstand | 783 | 759 | 783 | 804 |
Steuerrohrwinkel | 66 | 66 | 66 | 66 |
Sitzrohrwinkel | 75,5 | 75,5 | 75,5 | 75,5 |
Stack | 609 | 615 | 624 | 638 |
Reach | 427 | 453 | 473 | 488 |
Eigener Antrieb mit beeindruckenden Daten
Man muss wirklich den (imaginären) Hut vor BH ziehen, dass man sich hier schon recht früh in den Bereich der Light E-Bikes gewagt hat (das BH Core Gravelbike kam z.B. schon Anfang 2020!) und noch dazu auf einen eigenen Antrieb gesetzt hat. Das beweist zum einen eine gewisse Weitsicht, zum anderen war das ein durchaus riskanter und mutiger Schachzug. Auf dem Papier kann der Antrieb, der inzwischen in seiner zweiten Generation ist und auf den Namen BH2EXMAG hört, auch heute noch voll überzeugen: 1,9 kg Gewicht, 65 Nm maximales Drehmoment, dazu ein großer 540 Wh Akku und ein optionaler Range Extender mit weiteren 180 Wh. Da können selbst aktuelle Antriebe nur selten mithalten – zumindest theoertisch.
Angesichts dieser Eckdaten ist auch die feste Integration des Akkus im Unterrohr zu verschmerzen; zumal der BH Antrieb zu den ganz wenigen auf dem Markt gehört, den man auch nur mit dem Range Extender betreiben kann, sollte der interne Akku ganz leer sein. Modern zeigt sich das Antriebssystem bei der Bedienung: Die Remote fällt sehr kompakt aus, ist intuitiv zu bedienen und bestätigt erfolgreiches Drücken der Knöpfe sogar mit einer kurzen Vibration – top! Nicht überzeugend sind dagegen die vier integrierten LEDs, die Auskunft über den Ladestand des Akkus geben sollen. Zum einen sind nur vier LEDs etwas wenig, um die Restreichweite einschätzen zu können, zum anderen sind sie selbst bei bedecktem Himmel kaum zu erkennen – sehr schade. Immerhin lassen sich Radcomputer von Garmin über ANT+ einfach koppeln und zeigen dann die wichtigsten Infos an.
Der BH 2EXMAG Gen2 auf dem Prüfstand
Die Leistungsdaten des Motors haben wir in einem Prüfstandstest ermittelt. Hier lieferte der wirklich kompakte Antrieb bei einer Eingangsleistung von 250 W eine Maximalleistung am Hinterrad von 488 W. Damit liegt er etwas vor Antrieben wie dem TQ HPR50 und dem älteren Fazua Ride 50, muss sich dem Ride 60 oder auch dem Bosch SX geschlagen geben. Interessant ist der geringe Leistungsabfall, wenn man die Eingangsleistung auf nur 100 W reduziert. Auch hier kommen noch über 330 W auf dem Untergrund an. Ein guter Antrieb für diejenigen, die auch bei weniger Eigenleistung viel Unterstützung möchten.
In puncto Verbrauch zeigt der BH2EXMAG Gen 2 zwei Gesichter: Während er in der Ebene mit über 6 Wh/km einer der Energiehungrigsten Antriebe in unserem Test ist, sieht es am Berg anders aus und mit nur etwas über 30 Wh/km darf man sich hier über beachtliche Reichhöhen freuen, gerade in Verbindung mit dem 180 Wh großen Range Extender.
Ausstattung unseres Testbikes
Unser Testbike entsprach bezüglich seiner Ausstattung in weiten Teilen dem Top-Modell BH iLynx Trail Carbon 8.9. Lediglich bei der Schaltung waren an unserem Rad bei Shifter und Schaltwerk XTR Komponenten anstelle der serienmäßigen XT Komponenten verbaut. Diese kleine Änderung macht jedoch weder beim Gewicht noch bei der Performance entscheidende Unterschiede. Apropos Gewicht: Ohne den Range Extender, jedoch bereits mit dem entsprechenden Flaschenhalter brachte das Bike in Rahmengröße M und ohne Pedale ordentliche 19,6 kg auf die Waage. Angesichts des 540 Wh großen Akkus und der durchaus robusten Ausstattung ist das ein guter Wert.
Rahmen | BH iLynx Carbon |
Federgabel | Fox 36 Factory FiT4 |
Antrieb | BH2EXMAG Gen2 |
Akku | 540 Wh integriert |
Dämpfer | Fox Float X Factory |
Laufräder | Race Face Turbine 30 TR |
Reifen VR | Maxxis Minion DHF Exo+ |
Reifen HR | Maxxis High Roller II Exo+ |
Schaltwerk | Shimano XT 12-fach |
Schalthebel | Shimano XT 12-fach |
Kurbel | FSA Carbon |
Umwerfer | Ohne |
Bremse | Shimano XT BR M8120 |
Bremsscheiben | Shimano XT 203/203mm |
Sattelstütze | Fox Transfer Factory 150mm |
Sattel | Prologo Proxim W450 |
Vorbau | BH Evo 35 Fit |
Lenker | Race Face Aeffect Riser |
Das sonstige Komponentenpaket kann gemessen am aktuellen Verkaufspreis von 8.399 Euro durchaus überzeugen: Das gilt für das Fox Factory Fahrwerk mit 36er vorn und Float X im Heck ebenso wie für die 4-Kolben XT Bremsen. Dass man auf Laufräder aus Carbon verzichtet, ist allemal zu verschmerzen. Gut gefällt die Reifenwahl von Maxxis mit dem bewährten DHF vorn und dem High Roller II im Heck, beide in der robusten Exo+ Karkasse. Vorn wäre eventuell der etwas griffigere MaxxGrip Gummi die bessere Wahl, das ist jedoch auch vom individuellen Fahrprofil abhängig.
Das BH iLynx Trail Carbon auf dem Trail
In der Trail-Praxis fällt zunächst die wirklich sehr angenehme Geräuschkulisse des Antriebs auf. Zusammen mit dem TQ HPR50 gehört er zu den mit Abstand leisesten Antrieben auf dem Markt und gibt selbst in seiner höchsten Unterstützungsstufe nie mehr als ein zurückhaltendes Brummen von sich. Ist man auf Schotter unterwegs, geht das Motorengeräusch fast komplett unter – top! Auch in puncto Power haben wir wenig auszusetzen, wenngleich bei sehr steilen Passagen das kleine Defizit zu aktuelleren Light Assist Motoren spürbar ist. Positiv dagegen fällt auf, dass der kleine BH Motor auch bei niedriger Trittfrequenz schon ordentlich anpacken kann.
Leider kann der Antrieb bei der Sensorik und der Software diesen positiven Ersteindruck nicht bestätigen. Das Anfahrverhalten ist leider ziemlich unberechenbar: Manchmal braucht der Motor mehrere Sekunden bzw. über eine Kurbelumdrehung, bis die Unterstützung einsetzt. Im technischen Gelände oder beim Anfahren im steilen Uphill ist das ein Spaß-Killer. Gleiches gilt für das Abschaltverhalten: Manchmal schiebt der Motor noch deutlich nach, in anderen Fällen geht er ziemlich abrupt aus. Diese Nachteile müssen jedoch nicht für jeden E-Mountainbiker eine Rolle spielen: Wer mit dem BH iLynx Trail einfach nur gemütlich Forstwege fahren oder den Motor schlicht als Ersatz für Shuttle oder Lift einsetzen möchte, dürfte gut zurecht kommen und sich über gute Leistung, geringe Geräuschkulisse und den großen Akku freuen.
In der Abfahrt zeigt sich das iLynx Trail als guter Allrounder, bei dem vor allem die sehr gute Ausstattung unseres Testbikes und der gutmütige Hinterbau überzeugen können. Auch steiles Gelände ist gut zu bewältigen, das Fahrwerk schluckt Unebenheiten zuverlässig und die Kombination aus kräftigen Bremsen und griffigen Reifen vermittelt viel Sicherheit. Bei höherem Tempo und schnellen Richtungswechseln kommt das Bike jedoch etwas ins Schwitzen und wird etwas unruhig. Das dürfte mitunter auch an der für unseren Geschmack etwas zu zahmen Geometrie liegen, die den Fahrspaß gerade bei aktiven Bikern etwas ausbremsen könnte.