Test / E-MTB: Mit dem Santa Cruz Vala erweitern die Kalifornier ihr Angebot im E-MTB-Bereich noch weiter. Dabei wagt sich der Neuling in gleich mehrerlei Hinsicht in neues Terrain vor, setzt auf einen ungewohnten Hinterbau und erstmals auf einen Bosch-Antrieb.
Als einer der Kulthersteller im Bereich der Mountainbikes waren die Kalifornier von Santa Cruz schon früh mit von der Partie beim Thema E-MTB. Zuerst mit dem Bullit, später mit dem Heckler konnte man die Qualitäten der unmotorisierten Räder scheinbar spielend auf den motorisierten Bereich übertragen. Vor kurzem folgte mit dem Heckler SL dann auch ein rassiges Light E-MTB auf Basis des Fazua Ride 60 Antriebs. Für das Modelljahr 2025 wagt man sich nun in gleich mehrerlei Hinsicht auf neues Terrain und bricht mit dem neuen Santa Cruz Vala direkt mit mehreren Traditionen. Kein VPP Hinterbau mehr, zudem erstmals mit Bosch Antrieb und einer für Santa Cruz zudem eher ungewöhnlichen Optik.
Beim Blick auf die Eckdaten und die Ausstattungstabelle zeigt sich, dass Santa Cruz mit dem Vala genau in die Lücke zwischen den beiden aktuellen E-MTBs Heckler und Bullit – die beide übrigens im Programm bleiben – hineinstößt. Während der Federweg von 160 mm an der Front und 150 mm am Heck dem des Heckler entsprechen, kennt man die Mullet-Laufräder und die ziemlich robusten, eher fürs grobe Geläuf passenden Komponenten, vom Bullit. Dementsprechend anspruchsvoll ist der Spagat, den die Kalifornier mit ihrem E-MTB-Neuling wagen.
Bosch-Premiere für Santa Cruz
Bislang vertrauten die Kalifornier bei ihren Full-Power E-MTBs immer auf die japanische Antriebs-Expertise von Shimano. Heckler und Bullit waren beide mit Shimano EP8 oder EP801 ausgestattet, das Bullit zudem auch mit dem Shimano-eigenen Akku. Damit ist nun Schluss: Im neuen Vala sorgt erstmals ein Aggregat aus dem Hause Bosch für die nötige Unterstützung: Der neue Bosch CX Gen 5. Auch wenn sich dieser in puncto Unterstützungsleistung nicht vom Vorgänger unterscheidet, kann er sich durch ein deutlich besseres Ansprechverhalten und eine in jeglicher Hinsicht verbesserte Geräuschkulisse von diesem abheben.
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Fest verbauter 600 Wh Akku
Kombiniert wird der Motor im Vala mit dem neuen Bosch Powertube 600 Akku. Dieser bietet bei einem Gewicht von rund drei Kilogramm 600 Wh Kapazität und damit eine sehr gute Energiedichte. Bewusst entschied man sich dabei gegen den größeren Energiespeicher mit 800 Wh: Dieser würde die Reichweite zwar noch weiter erhöhen, bringt aber fast ein Kilogramm mehr auf die Waage und ist zudem deutlich voluminöser. So hätte man weder ein derartig schlankes Unterrohr noch ein vergleichsweise geringes Gewicht ab 21,5 kg realisieren können. Der schlanken Optik und dem Gewicht ist jedoch auch die Entnahme des Akkus zum Opfer gefallen: Leider sitzt dieser nämlich fest verbaut im Carbon-Unterrohr des Vala und lässt sich zum Laden nicht entnehmen.
Die Entscheidung zugunsten des 600 Wh Akkus ist nachvollziehbar und unserer Ansicht nach für ein sportliches E-MTB auch die richtige. Durch die im Vergleich zum Vorgänger noch weiter verbesserte Effizienz des Bosch CX lassen sich die meisten Tagestouren problemlos auch mit dem etwas kleineren Akku meistern. Optional kann man außerdem auch den PowerMore 250 Range Extender einsetzen. Dieser findet auf dem Unterrohr an den Bohrungen für den Flaschenhalter Platz und steigert die Gesamtkapazität auf 850 Wh.
Abkehr vom bewährten VPP Hinterbau
Die Entscheidung für den Bosch Motor zwang die Konstrukteure bei Santa Cruz zu einem gewagten Schritt: Der an so vielen Bikes der Kalifornier bewährte VPP-Hinterbau, der gewissermaßen zur DNA des Herstellers gehört, musste zugunsten eines traditionellen 4-Gelenkers weichen. Laut Santa Cruz konnte man aufgrund der größeren Bauform des Bosch Motors und der komplizierten Umlenkung des VPP-Systems weder die gewünschte Kinematik, noch die passende Geometrie realisieren. Dieser Schritt sorgte nach der Vorstellung des Vala durchaus für einiges an Diskussionen in der Santa-Fangemeinde: Ist ein echtes Santa Cruz ohne VPP Hinterbau überhaupt möglich?
Bei diesen Diskussionen wurde oft vergessen, dass das VPP-System bei all seinen Vorteilen auch Nachteile hat: Vor allem der hohe Anti-Squat Wert und auch der damit verbundene Pedalrückschlag gehört dazu. Ist zumindest der Anti-Squat und das damit verbundene Verhärten des Hinterbaus bei Kettenzug am unmotorisierten Mountainbike gewünscht, weil damit das Wippen unterdrückt wird, ist dies am E-MTB nicht ganz so wichtig – im Gegenteil. Es führt nämlich auch dazu, dass der Hinterbau bei etwas flacheren Trail-Passagen und Zwischensprints spürbar verhärtet – bei zusätzlicher Motor-Power umso mehr. Genau aus diesem Grund hat Santa Cruz vor allem hier nachgebessert und den Anti-Squat am Vala deutlich verringert.
Einstellbare Progression
Das Santa Cruz Vala bringt am Hinterbau einen besonderen Kniff mit: An der unteren Dämpferaufnahme sitzt ein Flip-Chip über den sich die Progression des Hinterbaus in zwei Einstellungen anpassen lässt. Die Veränderung ist in der Praxis deutlich spürbar – aufgrund der bereits recht hohen Progression in der niedrigen Einstellung würden wir die höhere Progression vor allem in Verbindung mit einem Coil-Dämpfer oder bei sehr aggressiver Fahrweise empfehlen.
Geometrie des Santa Cruz Vala
Wenig überraschend fällt die Geometrie des Santa Cruz Vala ziemlich sportlich und für ein modernes E-MTB angemessen aus. Der Lenkwinkel ist ziemlich flach, der steile Sitzwinkel und die eher hohe Front sorgen für eine entspannte Sitzposition. Beim Reach geht man nicht zu extrem zu werke und zwingt den Piloten damit nicht zu einer aktiven Fahrweise. Dank der recht kurzen Sitzrohre in Verbindung mit den Dropper Posts mit viel Hub können jene, die ein langes Bike bevorzugen jedoch quasi bedenkenlos zu einer größeren Größe greifen. Ein Sonderlob verdient sich das Vala nicht nur mit seinen fünf verschiedenen Größen, sondern auch für die mitwachsenden Kettenstreben, die für ein gleichbleibendes Fahrverhalten sorgen dürften.
S | M | L | XL | XXL | |
---|---|---|---|---|---|
Sitzrohr (in mm) | 380 | 400 | 420 | 460 | 500 |
Reach (in mm) | 435 | 460 | 480 | 500 | 525 |
Stack (in mm) | 623 | 632 | 641 | 655 | 668 |
Lenkwinkel (in °) | 64.2 | 64.2 | 64.2 | 64.2 | 64.2 |
Sitzwinkel eff. (in °) | 77.5 | 77.5 | 77.5 | 77.5 | 77.5 |
Tretlagerhöhe (in mm) | 344 | 344 | 344 | 344 | 344 |
Kettenstreben (in mm) | 439 | 440 | 443 | 446 | 450 |
Oberrohr horiz. (in mm) | 573 | 601 | 622 | 645 | 673 |
Steuerrohr (in mm) | 110 | 120 | 130 | 145 | 160 |
Ausstattung: Modelle ab 7.499 Euro
Insgesamt fünf Modelle gibt es vom Santa Cruz Vala. Die Preise liegen dabei zwischen 7.499 Euro und 12.999 Euro – einen wirklich günstigen Einstieg gibt es folglich nicht. Dabei setzen alle Ausstattungsvarianten auf einen Vollcarbonrahmen, der jedoch in zwei Ausführungen kommt: C und CC. Diese Unterscheiden sich hauptsächlich beim Gewicht. Der teurere CC Rahmen, der nur bei den beiden Topmodellen zum Einsatz kommt, dürfte unserer Einschätzung nach rund ein halbes Kilogramm weniger auf die Waage bringen bei – laut Santa Cruz – gleicher Steifigkeit und Stabilität. Apropos Stabilität: Die Zuladung des Santa Cruz Vala beträgt sehr gute 136 kg.
Alle Modelle des Bikes sind in zwei Farben erhältlich: Gloss Grey und Midnight Green
Rahmen: Santa Cruz Vala C
Gabel: RockShox ZEB Base
Dämpfer: Fox Float X Performance
Schaltung: Sram NX Eagle
Bremsen: Sram DB8 220/220
Laufräder: Sram MTH/Reserve 30 HD AL
Gewicht: 22,45 kg (Herstellerangabe)
Preis: 7.499 Euro
Rahmen: Santa Cruz Vala C
Gabel: Fox 38 Performance
Dämpfer: Fox Float X Performance
Schaltung: Sram GX Eagle
Bremsen: Sram Maven Bronze 200/200
Laufräder: e*13 SL/Raceface ARC 30 HD
Gewicht: 22,24 kg (Herstellerangabe)
Preis: 8.499 Euro
Rahmen: Santa Cruz Vala C
Gabel: Fox 38 Performance Elite Grip X2
Dämpfer: Fox Float X Performance Elite
Schaltung: Sram GX Eagle T-Type
Bremsen: Sram Maven Bronze 200/200
Laufräder: e*13 SL/Raceface ARC 30 HD
Gewicht: 22,37 kg (Herstellerangabe)
Preis: 9.799 Euro
Rahmen: Santa Cruz Vala CC
Gabel: Fox 38 Factory Grip X2
Dämpfer: Fox Float X Factory
Schaltung: Sram X0 Eagle T-Type
Bremsen: Sram Maven Silver 200/200
Laufräder: DT Swiss 350/Reserve Carbon
Gewicht: 21,53 kg (Herstellerangabe)
Preis: 11.499 Euro
Rahmen: Santa Cruz Vala CC
Gabel: Fox 38 Factory Grip X2
Dämpfer: Fox Float X Factory
Schaltung: Sram XX Eagle T-Type
Bremsen: Sram Maven Ultimate 200/200
Laufräder: Industry9 Hydra/Reserve Carbon
Gewicht: 21,47 kg (Herstellerangabe)
Preis: 12.999 Euro
Die Unterschiede bei den Komponenten der einzelnen Varianten ist beträchtlich. Das mit über 7.000 Euro bereits ziemlich kostspielige Einstiegsmodell setzt dabei auf solide, aber keinesfalls hochwertige Komponenten wie eine RockShox ZEB Base Gabel, eine Sram NX Eagle Schaltung und Sram DB8 Bremsen. Ein deutlich besseres Gesamtpaket gibt es dann beim Vala S für 8.499 Euro mit Fox Performance Fahrwerk, Sram GX Eagle Schaltung und Maven Bremsen. Spätestens ab der Variante für 9.799 Euro macht man dann wenig falsch und bekommt ein ziemlich starkes Komponentenpaket. Dennoch: Preislich hat es das Vala in sich und man sollte eventuell nach guten Angeboten Ausschau halten.
Robuste Komponenten
Ganz generell zeigen die verbauten Komponenten unabhängig von ihrer Wertigkeit klar, wo Santa Cruz das Vala bezüglich Einsatzgebiet sieht: Die bullige Fox 38 spricht genau so wie die giftigen Bremsen, die stabilen, aber schweren Schwalbe Radial Reifen und die robusten Laufräder eher für ein Enduro als für ein All-Mountain oder gar Trailbike. Umso beachtlicher ist das Gewicht des neuen Santa Cruz E-MTBs: Selbst die günstiger ausgestatteten Modelle mit dem schwereren Rahmen bleiben deutlich unter 23 kg, die Top-Modelle liegen bei gerade einmal 21,5 kg. Wer hier im Nachgang noch etwas Gewichtstuning betreiben möchte und beispielsweise die schweren Reifen nicht benötigt, könnte sogar recht nahe an die 21 kg-Marke kommen. Stark!
Das Santa Cruz Vala X0 AXS RSV im Detail
Zum Test hatten wir das Vala in seiner X0 AXS RSV-Variante für 11.499 Euro. In Rahmengröße L und ohne Pedale blieb die Waage hier bei 21,6 kg stehen, was ziemlich genau der Herstellerangabe entspricht. Ansonsten durften wir uns über Top-Komponenten von A-Z freuen, was angesichts des hohen Preises jedoch durchaus auch zu erwarten sein darf. Das Fox Factory Fahrwerk mit Float X im Heck und der 38er mit neuer Grip X2 Dämpfung verspricht starke Performance bei gleichzeitig sehr guter Einstellbarkeit. Geschaltet wird mit der Sram X0 Transmission Gruppe, die kabellos kommuniziert und problemloses Schalten unter Last erlaubt.
Auch die Bremsen kommen aus dem Hause Sram: Für die nötige Power sorgen die neuen Maven-Stopper in der Silver-Variante. Ein Sonderlob verdient sich Santa Cruz bei der Dropper Post: Die OneUp Dropper kommt in Rahmengröße L mit üppigen 210 mm Hub, ab Rahmengröße XL gibt es sogar 240 mm. Das kurze, gerade Sitzrohr macht es möglich.
Rahmen | Santa Cruz Vala CC |
Federgabel | Fox Float 38 Factory Grip X2 |
Antrieb | Bosch CX Gen5 |
Akku | Bosch Powertube 600 |
Dämpfer | Fox Float X Factory |
Laufräder | DT Swiss 350 / Reserve Carbon |
Reifen VR | Schwalbe Magic Mary Trail Radial SuperSoft |
Reifen HR | Schwalbe Magic Mary Gravity Radial Soft |
Schaltwerk | Sram X0 Transmission |
Schalthebel | Sram AXS Pod |
Kurbel | Sram X0 |
Umwerfer | Ohne |
Bremse | Sram Maven Silver |
Bremsscheiben | Sram HS2 200 mm |
Sattelstütze | OneUp Dropper 210 mm (L) |
Sattel | WTB Silverado |
Vorbau | Burgtec Enduro |
Lenker | Santa Cruz 35 Carbon |
Bei Reifen und Laufrädern setzt Santa Cruz fast schon traditionell auf robustes Material: Die Reserve Carbonfelgen aus eigenem Hause zählen zum Besten, was man auf dem Markt bekommt, am Hinterrad gibt es sogar die noch etwas stabilere Downhill-Variante. Darauf montiert sind die neuen Schwalbe Radial Reifen, genauer gesagt die Magic Mary. An der Front in der etwas leichteren Trail-Version mit Ultra Soft Gummimischung, am Heck mit dem etwas härteren Soft-Gummi, dafür mit pannensicherer Gravity-Karkasse.
Das Santa Cruz Vala auf dem Trail
Das Versprechen, das die Eckdaten des Vala geben, löst das neue Santa Cruz E-MTB auf dem Trail ein: Es brilliert als potenter Allrounder, dessen Einsatzbereich kaum Grenzen kennt. Dank seiner angenehmen Sitzposition lässt es sich angenehm und gemütlich pedalieren, auch über längere Distanzen, sein starkes Fahrwerk und die runde Komponentenwahl sorgen dann auf dem Trail für ein breites Grinsen im Gesicht.
Selbst gröbere Gangart oder Ausflüge in den Bikepark bringen das Rad kaum ins Schwitzen. Klar, ab einem gewissen Punkt limitiert der Federweg, gerade am Hinterbau, doch für die allermeisten E-Mountainbiker sollte das Vala ein exzellenter Begleiter sein. Auffällig ist auch die wirklich beeindruckende Geräuschkulisse auf dem Trail. Das Bike gibt keinen Laut von sich, einzig das satte Abrollgeräusch der griffigen Reifen ist zu hören.
Ausführliche Fahreindrücke und weitere Informationen findet ihr in unserem Testvideo auf Youtube: