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MountainbikesTests

Mountainbikes: Test: Rotwild R.X2 Transalp Pro – Potenter Tourer mit langem Atem

24. Mai 2019 by Michael Faiß

Test: Das Rotwild R.X2 geht 2019 bereits in seine vierte Saison; dass das Carbon AM Fully jedoch auch in diesem Jahr keineswegs ‚zum alten Eisen‘ gehört liegt insbesondere daran, dass es bei seiner Markteinführung vor einigen Jahren seiner Zeit voraus war: Kompatibel mit allen drei gängigen Laufradgrößen, dem leichten Carbonrahmen und zahlreichen Geometrieverstell-Optionen ist es ein ausgesprochen vielseitiges Bike.

Rotwild R.X2 Transalp Pro: Rahmen und Geometrie

Der Rahmen des Rotwild R.X2 Transalp Pro ist nur als Carbonvariante erhältlich und holt aus dem Dämpfer progressive 140mm Federweg heraus. Das Fahrwerk basiert auf dem bekannten und vielfach bewährten XCS Konzept aus eigenem Hause: Ein klassischer Viergelenker, der auf guten Vortrieb getrimmt ist, dabei jedoch gerade zu Beginn des Federwegs auch Wert auf ein sensibles Ansprechverhalten legt. Mit knapp über 2kg (Herstellerangabe) dürfte der R.X2 Rahmen zudem zu den leichtesten Vertretern in dieser Preisklasse gehören.

Verarbeitung und Optik des Rotwild Rahmens sind erstklassig. Auch die rote Lackierung trägt zum optischen Gesamteindruck bei.


Das R.X2 ist als Transalp Variante mit 29″ und als Trail Version mit 27,5″ Laufrädern erhältlich.
Die intern verlaufenden Züge und Leitungen werden sicher gehalten und klappern nicht im Rahmen.

Ein großes Highlight und gleichzeitig das Alleinstellungsmerkmal am R.X2 schlechthin ist sein sogenanntes Modular Riding Concept: Durch per Flipchip verstellbare Kettenstreben und einen ab Werk verbauten Angleset Steuersatz lässt sich nicht nur die Geometrie auf die Vorlieben und Ansprüche des Fahrers tunen, sondern auch sämtliche derzeit gängigen Laufradgrößen verbauen: 29 Zoll wie an unserem Testbike, 27,5+ und reguläre 27,5″ Laufräder passen in den Rahmen, ohne dabei das Geometrie-Konzept aus dem Gleichgewicht zu bringen. Entscheidet man sich für die kleinen 27,5″ Laufräder, bietet der Hinterbau Platz bis zu einer Breite von 2,8″ und auch bei 29″ sollten 2,5″ Pneus noch problemlos passen. Zum modularen Geometriekonzept gehört auch der MHS I Steuersatz, über den sich der Lenkwinkel um +- 1,5° anpassen lässt.

Die Kettenstreben lassen sich in ihrer Länge anpassen – bei 29″ Laufrädern wie an unserem Testrad ist nur die lange Einstellung eine Option.


Beim Blick auf die nackten Zahlen der Geometrietabelle fallen insbesondere die kurzen Kettenstreben ins Auge. In der 29er Konfiguration unseres Testrads messen sie gerade einmal 435mm, ist man auf 27,“ unterwegs, schrumpfen sie per Flipchip auf kompakte 422,5mm. Die sonstigen Abmessungen kommen ohne Extreme aus und versprechen ein ausgewogenes Fahrverhalten auf unterschiedlichem Terrain – wie man es eben von einem Allmountain erwartet.

Geometrie Rotwild Transalp Pro

SMLXL
Sitzrohr (in mm)400435475510
Oberrohr horizontal (in mm)560595610635
Steuerrohr (in mm)100110120130
Kettenstrebe (in mm)435435435435
Radstand (in mm)1114114111721201
Lenkwinkel (in °)67676767
Sitzwinkel (in °)74747474
Reach (in mm)400423450475
Stack (in mm)591600610619

Rotwild R.X2 Transalp Pro: Ausstattung

Knapp 5.000 Euro werden fällig für das R.X2 Transalp Pro. Man bekommt dafür eine durchweg solide, teils hochwertige Ausstattung, mit der Rotwild hier und da bewusst gegen den Strom schwimmt. Beginnen wir beim Fahrwerk: Gabel und Dämpfer kommen von Fox, genauer gesagt kitzelt ein Float DPS die 140mm aus dem Heck, vorn stellt eine Float 34 dieselbe Menge Federweg zu Verfügung. Beide Komponenten kommen in ihrer Performance-Variante: Diese kommt ohne Kashima-Beschichtung der Standrohre und mit der etwas einfacheren Grip-Dämpfungskartusche. In der Praxis sind die Unterschiede zur deutlich teureren Factory-Variante jedoch nicht riesig und für die meisten Fahrer wohl kaum spürbar. Mehr noch: Das einfachere Setup der Grip Kartusche könnte gerade unerfahrenen Bikern entgegenkommen. Interessant ist die Entscheidung von Rotwild für die etwas leichtere 34er Fox in der Front – die meisten anderen Hersteller verbauen hier die Enduro-Version mit 36mm Standrohren. So spart man wie gesagt etwas Gewicht, muss allerdings auch auf ein Quäntchen Steifigkeit verzichten.



Der Float DPS Dämpfer ist mit der großen EVOL Luftkammer ausgestattet.
Überraschung: In der Front steckt eine Fox 34, während die Konkurrenz meist die schwerere, aber auch steifere 36 verbaut.
Rahmen Rotwild Transalp Pro
Federgabel Fox 34 Float 140 Performance
Dämpfer Fox Float DPS Evol Performance
Laufräder DT Swiss M1900 Spline 22.5
Reifen VR Continental Mountain King Racesport 2,4"
Reifen HR Continental Mountain King Racesport 2,4"
Schaltwerk Shimano XT 11-fach
Schalthebel Shimano XT 11-fach
Kurbel Shimano XT 36/26
Umwerfer Shimano XT E-Type
Bremse Shimano XT M8000
Bremsscheiben Shimano RT81 180/180
Sattelstütze Crankbrothers Highline
Sattel Ergon SMA30
Vorbau Crankbrothers Iodine 50 mm (S) / 65 mm (M, L) / 80 mm (XL)
Lenker Crankbrothers Cobalt 740 mm (S) / 760 mm (M, L) / 780 mm (XL)

Ein ähnlicher Kurs wird in puncto Antrieb eingeschlagen: Mit einer Shimano XT M8000 2×11 Schaltung sorgt am R.X2 Transalp Pro vorn ein Umwerfer für ein kleines Bandbreitenplus gegenüber one-by Antrieben und vor allem enger abgestuften Übersetzungen. Perfekt also für diejenigen, denen die richtige Trittfrequenz wichtig ist und für Einsatzgebiete wie beispielsweise den namensgebenden Transalp, wo maximale Effizienz mitentscheidend ist. Viele andere Hersteller verzichten trotz dieser Vorteile mittlerweile auf einen Umwerfer und haben dafür ebenfalls gute Gründe: Dazu zählt neben einer deutlich geringeren Geräuschkulisse auch eine einfachere Wartung, der Wegfall von eventuellen Chainsucks und ein aufgeräumtes und ergonomischeres Cockpit.



Umwerfer ja oder nein: Daran scheiden sich auch im Jahr 2019 noch die Geister.
Die Shimano XT Bremsen sind hervorragende Allrounder.
Der Schalthebel für den Umwerfer „zwingt“ die Dropper-Remote über den Lenker.

Passend zum Antrieb sorgen Shimano XT M8000 Bremsen für die notwendige Bremspower. Mit 180mm Scheiben vorn und hinten und der 2-Kolben Variante vorn dreht Rotwild auch hier den Drehregler eher Richtung „Tour“. Doch Hand auf’s Herz: Auch wenn in dieser Federwegsklasse inzwischen 4-Kolben Sättel und 203mm Scheiben fast schon an der Tagesordnung sind, erledigt auch die verbaute XT Bremse den Job zuverlässig. Wer ein paar Kilo mehr auf die Waage bringt oder sich regelmäßig in lange Abfahrten stürzt, kann ohne großen Aufwand eine 203mm Scheibe nachrüsten.



Die Laufräder kommen aus dem Hause DT Swiss: Mit den M1900 Spline steckt im R.X2 Transalp Pro ein robuster und zig-tausendfach bewährter Laufradsatz. Leider muss man auf den Zahnscheibenfreilauf teurerer Varianten der Schweizer verzichten, doch auch die Sperrklinken verrichten ihren Job höchst zuverlässig. Nicht mehr ganz zeitgemäß ist die Felgenbreite von 22.5mm. Breite Reifen ab 2,2″ neigen in Kurven damit eher zum Wegknicken, zudem muss man bei einem Setup mit Schläuchen etwas mehr Druck fahren, um Durchschlägen vorzubeugen. Apropos Schläuche: Leider sind die verbauten Continental Mountain King Reifen in ihrer RaceSport Variante nicht Tubeless-kompatibel. Ansonsten sind die Conti-Pneus gute Allrounder, auch wenn am Vorderrad etwas mehr Grip sicherlich nicht schaden würde.

Der M1900 Spline ist ein vielfach bewährter Laufradsatz von DT Swiss. Leider sind die schmalen 22.5mm breiten Felgen verbaut.
Der MountainKing von Continental ist ein leicht rollender Allrounder – als RaceSport Variante jedoch leider nicht Tubeless-kompatibel.
Das Crankbrothers Cockpit aus Iodine Vorbau und Cobalt Lenker.


Mit der Crankbrothers Highline Variostütze hat man bei Rotwild eine gute Wahl getroffen und verbaut eine der derzeit besten Dropper Posts auf dem Markt (hier zum Test der Stütze). Auch das Cockpit kommt von den US-Amerikanern: Unser Testrad in Größe L kam mit einem Iodine Vorbau in 65mm länge und einem 760mm breiten Cobalt Lenker.

Rotwild R.X2 Transalp Pro: Auf dem Trail

Der Name ist Programm: Transalp! Mit Umwerfer und kleinem Kettenblatt geht es leicht bergauf. Dazu trägt auch die Geometrie bei, die auch auf langen Anstiegen oder Mehrtagestouren funktioniert. Der Hinterbau wippt kaum, selbst im offenen Zustand. Dank Flatbar, eher langem Vorbau und tendenziell niedrigem Stack-Wert bleibt die Front am Boden, daran ändern auch die kompakten Kettenstreben und das hohe Tretlager nichts. Bergauf also alles super…

Bei hohem Tempo wird das Rad etwas nervös – dennoch kann man es mit dem R.X2 auch richtig krachen lassen.


 

Bei ständigem Auf und Ab und langen Ausfahrten fühlt sich das Rotwild besonders wohl.

Neigt sich der Pfad in Richtung Tal verliert das R.X2 seine Leader-Position. Das Bike mag eher technisches Geläuf als Vollgas. Das hohe Tretlager und der kurze Hinterbau gefallen uns zusammen mit dem etwas steilerem Lenkwinkel ganz gut, wenn es eng wird. Für High Speed Exzesse würden wir uns dann doch einige Änderungen wünschen. Durch einen mitgelieferten Winkelsteuersatz kann die Geometrie verändert werden. Der Lenkwinkel flacht um 1,5 Grad von 67 auf 65,5 Grad ab. Das verändert Einiges. Dazu erlaubt das modulare Konzept auch 27,5 Zoll Räder oder sogar dicke Plus Reifen. Insgesamt gefielen uns die leichten, schmalen Continental Reifen mit den Felgen mit 22,5 Millimeter Innenweite nicht, zumindest nicht um in Latsch zu „ballern“. Mit kleineren Rädern einher geht eine Tretlagerabsenkung von ungefähr 20 Millimetern, dann würde man den fehlenden Unterrohrschutz am Carbonrahmen noch mehr vermissen. Dafür sieht die Sache dann anders aus und auch höheres Tempo macht Spaß. Der Hinterbau und die Gabel funktionieren gut. Das Fahrwerk ist nicht unbedingt plüschig, wir würden es eher als komfortabel-effektiv beschreiben, somit passt es gut für ein Rad, das ein starker Kletterer sein will. Das Sitzrohr ist eher lang, zumindest könnte die mögliche Einschubtiefe der Sattelstütze größer sein, auch Tester mit 180 Körpergröße hätten gern die Stütze tiefer versenkt.



Das Fahrwerk bietet ordentlich Feedback bei schnellen Fahrten, wird aber nicht unkomfortabel.

An der Ausstattung gibt es wenig zu meckern, alles funktioniert gut. Es ist eben alles recht tourig. Der Lenker ist recht schmal, wie die Felgen auch… Das Versprechen „Transalp“ trifft das Rotwild auf den Punkt. Dass es im Vergleichstest bergab nicht ganz mithalten kann, kann man dem recht wandelbaren R.X2 nicht anlasten. Das Topmodell R.X2 Transalp Ultra war nicht verfügbar, das hätte mit One-By Antrieb und deutlich breiteren Felgen besser ins Testfeld gepasst. Insgesamt legt Rotwild den Begriff AllMountain mehr in Richtung Allround aus als wir, wir sehen darin so etwas wie Enduro light oder sehr abfahrtsstarke Tourer. Was unserer Meinung jedoch nicht in die Kategorie Geschmackssache fällt: -1- Größere Bremsscheiben gehören an ein solches Rad. -2- Das R.X2 hätte eine Anpassung der Tretlagerhöhe verdient, damit es als 29er Bike genauso gut fährt wie als 27,5er Bike. -3- Wir würden lieber gleich zur „Ultra“ Variante greifen, oder eben dann doch zu 27,5er Laufrädern.

Fazit: Rotwild R.X2 Transalp Pro

Pro

  • Sehr guter Kletterer
  • Zwei Laufradgrößen nutzbar
  • Bequeme Sitzposition
  • Große Übersetzungsbandbreite

Contra

  • Auf dem Trail etwas nervös
  • Schmale Felgen
  • Klappernder Antrieb

Fakten

RahmenmaterialCarbon
Laufradgröße29 Zoll / 27.5 Zoll
Federweg140 / 140mm
Gewicht13,65kg
Preis4.999 Euro
Web www.rotwild.de
DownhillUphill
 
LaufruhigAgil
 

Gesamtwertung

73%

Preis-/Leistung

83%
Das Rotwild R.X2 Transalp Pro im Velomotion Fahrradmarkt
Das Rotwild R.X2 Transalp Pro ist ein hervorragendes Tourenbike: Es klettert ausgezeichnet, bietet eine bequeme Sitzposition und kommt auch auf schwerem Geläuf klar. Einige Details wie die schmalen Felgen, der lange Vorbau und das recht hohe Tretlager hemmen den Abfahrtsspaß ein wenig.
Stichworte:AMbb29amEnduroFoxRotwildTrailbikeUmwerfer

Über Michael Faiß

Michael Faiß hat in München Englisch und Geschichte studiert. Nach einem einjährigen Aufenthalt in England arbeitete er als Übersetzer unter anderem für das Magazin Procycling und das Degen Mediahouse. Außerdem ist er seit der Kindheit passionierter Radfahrer und –schrauber und fühlt sich vor allem abseits der asphaltierten Wege zuhause.

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