Test / E-MTB: Mit dem Nox Epium All-Mtn 5.9 Pro hatten wir eines der derzeit spannendsten Light E-MTBs. Ausgestattet mit dem Fazua Ride 60 Antrieb und einem Gewicht von ca. 20 kg zeigt es sich im Test als vielseitiges All-Mountain, das auch im anspruchsvollen Gelände bestens zurecht kommt.
Nox konnte sich in den letzten Jahren als eine feste Größe im Bereich der E-Bikes und vor allem bei den E-MTBs etablieren. Mit innovativen Konzepten und unterschiedlichen Antriebssystemen hat sich der Hersteller aus Österreich eine durchaus beachtliche Fangemeinde aufgebaut. Nachdem man mit dem Helium bereits in der Vergangenheit ein vergleichsweise leichtes E-MTB mit Fazua Ride 50 (bzw. Evation) im Programm hatte, wurde vor einigen Monaten nun mit dem Epium eine neue Produktfamilie vorgestellt. Das erste echte Light E-MTB bringt nicht nur den aktuellen Fazua Ride 60 Antrieb mit, sondern auch einen neuen Rahmen, der in der EU hergestellt wird.
Enduro und All-Mountain Varianten
Bereits optisch bringt das Epium ordentlich frischen Wind in das Portfolio von Nox. Nicht nur die knalligen Farben, auch die organische Rahmenform ist durchaus ungewohnt für ein Nox E-MTB, gefällt uns aber wirklich gut. Auch technisch sind die Eckdaten vielversprechend: Wie schon das Helium ist auch das Epium in zwei Grundvariante erhältlich: Neben dem mit 160 bzw. 150 mm ausgestatteten Epium All-Mtn 5.9 ist auch eine Variante mit satten 180 mm Federweg erhältlich, die auf den Namen Enduro 7.1 hört. Im Test hatten wir die etwas gemäßigtere All-Mtn Variante.
Neben dem Federweg (und natürlich der Ausstattung) unterscheiden sich die beiden Varianten auch bei der Laufradgröße. Während das Epium Enduro 7.1 mit Mullet Laufradgrößen-Mix ausgeliefert wird, ist die All Mountain Version ein reines 29er Bike. Wobei: Dank des in den Kettenstreben integrierten Flipchips lässt sich nach dem Kauf auch hier auf ein kleines Hinterrad umsatteln.
Rahmenproduktion in Europa
Dass sich Nox dafür entschieden hat, die Produktion des Vollcarbonrahmens des Epiums nach Europa zu holen, ist bemerkenswert. Gerade bei Carbonrahmen liegt das Know-How für die Produktion heutzutage vor allem in Asien, z.B. in Taiwan. Möchte man dagegen in Europa produzieren, muss man dieses Know-How auch hier einbringen, was mit hohem finanziellen und zeitlichen Aufwand verbunden ist. Dieser Schritt war bei Nox sicherlich auch eine Konsequenz aus den Turbulenzen der Pandemie-Jahre, aber geschieht auch aus Überzeugung. Übrigens: Die rohen Rahmen werden im Anschluss in Deutschland lackiert.
Fazua Ride 60 mit entnehmbarem Akku
Beim Antrieb setzt Nox auf den aktuellen Fazua Ride 60, sicherlich eine der spannendsten Optionen für leichte E-Mountainbikes heutzutage. Die nur knapp zwei Kilogramm schwere Antriebseinheit bringt dennoch 60 Nm maximales Drehmoment und kitzelt aus dem 430 Wh Akku durchaus tagestour-taugliche Reichweiten. Unsere Prüfstandsmessungen haben außerdem gezeigt, dass der Antrieb in puncto Leistung fast zu den gängigen Mittelmotoren aufschließen kann – spätestens im zeitlich begrenzten Turbo-Modus.
Fazua Ride 60 im Praxis- und Labortest: Die neue Messlatte für Light E-MTBs?
E-MTB Antriebe Test: Mit dem Fazua Ride 60 präsentierte einer der Vorreiter der Light Assist Antriebe seinen neuesten Motor. Endlich konnten wir das spannende Antriebssystem ausführlich testen. Neben Praxiseindrücken haben wir die Leistungsdaten auch wieder auf dem Prüfstand ermittelt. Fazua zählt zweifellos zu den Vorreitern im Bereich der Light Assist Antriebe für E-Bikes. Neben dem […]
Ein Sonderlob verdient Nox dafür, dass man sich beim Akku für die entnehmbare Variante entschieden hat. Mit der fest verbauten Version würde der 2,7 kg leichte Rahmen wahrscheinlich noch ein paar Gramm weniger auf die Waage bringen, doch der Nutzen im Alltag dürfte hier für viele Fahrer deutlich überwiegen. Die Entnahme selbst ist außerdem wirklich elegant gelöst; das Cover ist per Fidlock Verschluss befestigt und klappert selbst im ruppigen Gelände überhaupt nicht.
Die Bedienung des Antriebs erfolgt aus einer Kombination von LED Hub im Oberrohr und Control Ring am Lenker. Ersterer gibt über LEDs Auskunft über den Ladestand des Akkus und die gewählte Unterstützungsstufe, der kompakte Control Ring ist für die eigentliche Steuerung des Antriebs zuständig. Über das Tippen des Rings nach oben oder unten lässt sich die Unterstützungsstufe wählen, was sich in der Praxis jedoch nicht immer als 100% zuverlässig erweist.
Vielseitige Geometrie – nur drei Rahmengrößen
Das Nox Epium ist nur in drei Rahmengrößen erhältlich: S, M und L. Bei genauerem Hinsehen wird jedoch deutlich, dass alle Größen recht klein ausfallen. In Rahmengröße L kommt das Bike lediglich auf 468mm Reach und 623mm Stack. Große Fahrer oder generell Leute, die gerne etwas längere Räder fahren, dürften sich noch eine Rahmengröße darüber wünschen. Ansonsten lesen sich die Daten vielseitig und ohne große Auffälligkeiten. Für ein Bike mit der Ausrichtung Allmountain sind Lenk- und Sitzwinkel vollkommen in Ordnung, die langen Kettenstreben dürften außerdem für einen guten Geradeauslauf sorgen.
Größe | S | M | L |
---|---|---|---|
Reach (mm) | 424 | 446 | 468 |
Stack (mm) | 602 | 611 | 623 |
Steuerrohrlänge (mm) | 105 | 115 | 128 |
Lenkwinkel | 64,7 | 64,7 | 64,7 |
Tretlagerabsenkung (mm) | 10 | 10 | 10 |
Kettenstrebenlänge (mm) | 469 | 469 | 469 |
Radstand (mm) | 1223 | 1248 | 1276 |
Sitzrohrlänge (mm) | 435 | 460 | 460 |
Sitzwinkel | 75,2 | 75,2 | 75,2 |
Ausstattung: Solide!
Im Test hatten wir das Nox Epium All-Mtn 5.9 in der Pro Variante. Diese ordnet sich im Portfolio zwischen dem Einstiegsmodell ‚Core‘ und der Top-Variante ‚Ultra‘ ein. Für uns ist es auch die vernünftigste Option: Beim nicht wesentlich günstigeren Einstiegsmodell muss man einige schmerzhafte Kompromisse bei der Ausstattung machen und die Ultra-Ausstattung mit XTR und Carbonlaufrädern dürfte für viele Fahrer schlicht Overkill sein. Preislich bewegt sich das Epium jedoch in allen Varianten im High-End Bereich. Unser Testbike ist für 9.199 Euro zu haben und bringt zwar eine solide, aber nicht in jeglicher Hinsicht hochwertige Ausstattung mit. Dieser Umstand dürfte sicherlich auch der Rahmenfertigung in Europa geschuldet sein.
Rahmen | Nox Epium |
Federgabel | Fox 36 Performance 160 |
Antrieb | Fazua Ride 60 |
Akku | 430 Wh, Entnehmbar |
Dämpfer | Fox Float X Performance |
Laufräder | DT Swiss E1900 |
Reifen VR | Continental Kryptotal-F Enduro Soft |
Reifen HR | Continental Kryptotal-F Enduro Soft |
Schaltwerk | Shimano SLX 12-fach |
Schalthebel | Shimano Deore |
Kurbel | Rotor Ekapic ETOR |
Umwerfer | |
Bremse | Shimano SLX BR M7120 |
Bremsscheiben | Shimano RT-66 203/180mm |
Sattelstütze | Fox Transfer Performance 150mm (M) |
Sattel | Prologo Proxim W450 |
Vorbau | RaceFace Turbine 35 |
Lenker | Race Face Turbine R 35 |
Beim Fahrwerk hat man sich für Komponenten aus dem Hause Fox entschieden. Die 36er Gabel an der Front ist für ein Bike mit All-Mountain-Anspruch steif genug und der Float X im Heck hat jede Menge Reserven auch auf längeren Abfahrten. Beide Fahrwerks-Elemente kommen in der Performance-Variante. Die 12-fach Schaltung von Shimano ist ein Mix aus SLX und Deore Teilen und erledigt ihren Job zuverlässig. Gleiches gilt für die 4-Kolben Bremsen, ebenfalls aus Shimanos SLX Produktreihe. Auf den DT Swiss E1900 Laufrädern sind Pneus von Continental aufgezogen. Der Kryptotal ist vorn und hinten mit der Enduro-Karkasse und der weichen Gummimischung verbaut.
Nox Epium All-Mtn 5.9 auf dem Trail
In der Praxis musste sich das Nox Epium All-Mtn 5.9 vor allem im fordernden Gelände am Gardasee beweisen. Die felsigen, verblockten und oft extrem steilen Trails sind ein echter Härtetest für Mensch und Material. Recht schnell zeigt das Nox jedoch, dass es sich hier bestens zurecht findet; vor allem bei hohem Tempo in anspruchsvollem Gelände blüht das Bike auf und vor allem der satte Hinterbau kann seine stärken ausspielen. Dass hier Federungskomponenten „nur“ aus der Performance-Reihe verbaut sich, fällt selten auf. Lediglich diejenigen, die gerne am Fahrwerk tüfteln, könnten sich die eine oder andere Einstellmöglichkeit mehr wünschen.
Ohnehin macht die Ausstattung ihren Job absolut unauffällig – mit einer Ausnahme: Die Kryptotal Reifen von Continental bzw. deren Enduro-Karkasse erwies sich als grenzwertig für den felsigen Untergrund in Norditalien. Die Folge waren leider die eine oder andere Delle in den Alufelgen. Eine Wohltat am Nox war außerdem die quasi nicht vorhandene Geräuschkulisse in der Abfahrt. Zu hören ist hier nur das satte Abrollen der Reifen. Kein Klappern, nicht vom Antrieb, nicht von den Zügen, nicht von der Kette – sehr schön! Das eher kompakte Bike lädt hier und da auch für kleine Spielereien ein, aber vor allem die langen Kettenstreben verpassen ihm im Zusammenspiel mit dem schluckfreudigen Fahrwerk ein sattes „Bügeleiesen-Feeling“.
Der Antrieb wusste ebenfalls zu überzeugen, vor allem in puncto Power lässt er kaum Wünsche offen, selbst in steilen technischen Uphills. Das Ansprechverhalten ist gut, lediglich die Dosierbarkeit beim Anfahren dürfte ein klein wenig besser sein. Einzig der Control Ring wusste keinem der Tester so wirklich zu gefallen. Neben seiner billigen Haptik verkantete er sich immer wieder, wenn man die Unterstützungsstufe wechseln wollte.