Radsport: Die Katze ist aus dem Sack. Im Oktober hat Tour-Direkter Christian Prudhomme im Pariser Palais de Congrès die Strecke der Tour de France 2024 vorgestellt. Die Frankreich-Rundfahrt beginnt am 29. Juni in Florenz und endet am 21. Juli nicht in Paris, sondern in Nizza. Highlight der Grand Boucle ist in diesem Jahr zweifelsohne die harte Schlusswoche.
Tour de France 2024: Von Florenz nach Nizza
Am 29. Juni fällt im italienischen Florenz der Startschuss. Der Grand Depart führt die Profis zunächst drei Etappe durch Italien, ehe am vierten Tag französischer Boden erreicht wird. Im Pariser Palais de Congrès hat Tour-Direktor Christian Prudhomme im Oktober die Strecke der kommenden Grand Boucle vorgestellt – und damit vielerorts für Begeisterung gesorgt. Auf der insgesamt 3.492 Kilometer langen Strecke geht es durch das Zentralmassiv, die Alpen und natürlich die Pyrenäen. Die beiden Ruhetage wurden für den 8. und 15. Juli in Orleans bzw. Narbonne angesetzt.
Nicht in Paris: La Grande Finale in Nizza
Die 111. Auflage der Tour de France verspricht auf Grund des Streckenverlaufs viele interessante Geschichten. Doch sie bricht auch mit einer Tradition, die bereits über ein Jahrhundert andauert. Zum ersten Mal seit 1905 wird die Frankreich-Rundfahrt nicht in Paris zu Ende gehen. Weil die Olympischen Spiele nur fünf Tage nach der 21. Etappe der Tour de France 2024 beginnen, mussten die Veranstalter eine Alternative finden. So erleben wir nach 119 Jahren Champs-Elysees nun La Grande Finale in Nizza. Dort messen sich die Profis nach 20 harten Etappen in einem über 30 Kilometer langen Einzelzeitfahren. Sind die Abstände in der Gesamtwertung gering, könnte es hier tatsächlich zu einem Herzschlagfinale kommen – so wie 1989. Auch damals endete die Tour de France mit einem Zeitfahren. Am Ende jubelte Greg LeMond im Gelben Trikot mit einem Vorsprung von nur 8 Sekunden auf Laurent Fignon – damals aber natürlich auf den Champs-Elysees in Paris.
Die Highlights kommen erst in der Schlusswoche
Als kleines Manko der Tour de France 2024 kann von Kritikern angesehen werden, dass sich die meisten Highlights auf die Schlusswoche konzentrieren. Wegen zwei Bergankünften in Isola 2.000 und auf dem Col de la Couillole, sowie einer weiteren harten Bergetappe, die in Super Dévoluy enden wird, könnten die Klassementfahrer sehr abwartend agieren und bis auf die letzten Tage warten. Zumal am Schlusstag dann ja auch noch das Zeitfahren in Nizza ausgetragen wird. Insgesamt sind übrigens 59 Kilometer auf dem Zeitfahrrad zu absolvieren, was für eine deutlich ausgeglichenere Rundfahrt sorgt, als es noch 2023 der Fall war. Spannend dürfte auch die neunte Etappe werden, auf der einige Gravel-Sektionen gemeistert werden müssen.
Tour de France 2024 – die 21 Etappen
1. Etappe am 29. Juni: Florenz – Rimini (206 km)
2. Etappe am 30 Juni: Cesenatico – Bologna (200 km)
3. Etappe am 1. Juli: Piacenza – Turin (229 km)
4. Etappe am 2. Juli: Pinerolo – Valloire (138 km)
5. Etappe am 3 Juli: Saint-Jean-de-Maurienne – Saint-Vulbas (177 km)
6. Etappe am 4. Juli: Macon – Dijon (163 km)
7. Etappe am 5. Juli: Nuits-Saint-Georges – Gevrey-Chambertin (25 km am EZF)
8. Etappe am 6. Juli: Semur-en-Auxois – Colombey-les-Deux-Eglises (176 km)
9. Etappe am 7. Juli: Troyes – Troyes (199 km)
Ruhetag in Orléans am 8. Juli
10. Etappe am 9. Juli: Orléans – Saint-Amand-Montrond (187 km)
11. Etappe am 10. Juli: Evaux-les-Bains – Le Lioran (211 km)
12. Etappe am 11. Juli: Aurillac – Villeneuve-sur-Lot (204 km)
13. Etappe am 12. Juli: Agen – Pau (171 km)
14. Etappe am 13. Juli: Pau – Saint-Lary-Soulan Pla d’Adet (152 km)
15. Etappe am 14. Juli: Loudenvielle – Plateau de Beille (198 km)
Ruhetag in Narbonne am 15. Juli
16. Etappe am 16. Juli: Gruissan – Nimes (187 km)
17. Etappe am 17. Juli: Saint-Paul-Trois-Chateaux – Super Dévoluy (178 km)
18. Etappe am 18. Juli: Gap – Barcelonnette (179 km)
19. Etappe am 19. Juli: Embrun – Isola 2.000 (145 km)
20. Etappe am 20. Juli: Nizza – Col de la Couillole (133 km)
21. Etappe am 21. Juli: Monaco – Nizza (34 km / EZF)
Hier ist die offizielle Strecke der #TDF2024! pic.twitter.com/1hwQQ6xAxu
— Tour de France – DE (@letour_de) October 25, 2023
Alle Tour de France 2024 Etappenprofile
1. Etappe am 29. Juni: Florenz – Rimini (206 km)
Der Grand Départ der Tour de France 2024 hat es in sich. Durch das ständige Auf und Ab in der Toskana und Emilia-Romagna ist schon der erste Tag einer für die Klassementfahrer. 3.500 Höhenmeter sind zu absolvieren – das gab es zum Auftakt einer Tour noch nie! Wer denkt, er kann die ersten Tage der Tour zum Einrollen nutzen, hat sich getäuscht. Vermutlich wird es heute bereits den ein oder anderen GC-Fahrer geben, der sich aus dem Kreis der Favoriten verabschiedet. Favorit? Natürlich Tadej Pogacar.
2. Etappe am 30 Juni: Cesenatico – Bologna (200 km)
Auch Tag zwei der Tour de France 2024 ist kein Zuckerschlecken. Für die reinen Sprinter ist die Cote de San Luca zu schwer. Fahrer wie Wout van Aert oder Mads Pedersen könnten diese harten Hügel aber überstehen. Trotzdem ist ein Sprint eines dezimierten Hauptfeldes nicht garantiert. Eine Solo-Attacke über die Kuppe des letzten Hügels hinweg scheint auch eine Option zu sein.
3. Etappe am 1. Juli: Piacenza – Turin (229 km)
Die Tour de France 2024 erreicht Turin. Und die Zuschauer bekommen den ersten klassischen Massensprint zu sehen. Gelingt es Mark Cavendish, zum alleinigen Rekordhalter zu werden? Oder setzt sich doch Top-Favorit Jasper Philipsen durch?
4. Etappe am 2. Juli: Pinerolo – Valloire (138 km)
Schon an Tag vier ist klar: Für Abwechslung ist gesorgt. Nun sind wieder die Kletterer an der Reihe, denn der Col du Galibier ruft. Und wenn dieser legendäre Berg ruft, können meist nur die besten der Welt antworten. Nach der heutigen Etappe wissen wir, wer die Tour gewinnen kann und wer nicht. Die Spreu vom Weizen trennt sich diesmal bereits in Woche eins.
5. Etappe am 3 Juli: Saint-Jean-de-Maurienne – Saint-Vulbas (177 km)
Noch mehr Abwechslung? Kein Problem. Die fünfte Etappe der Tour de France 2024 ist dann wieder etwas für die Sprinter. Die beiden einzigen Bergwertungen des Tages werden keinen Einfluss auf das Tagesergebnis nehmen. Ein Massensprint in Saint-Vulbas ist unvermeidlich.
6. Etappe am 4. Juli: Macon – Dijon (163 km)
In Dijon ist auf der sechsten Etappe der Tour de France 2024 ein Massensprint garantiert. Die Ausreißer werden nahezu chancenlos sein. Zu flach und zu wenig anspruchsvoll ist der heutige Parcours. Und die 800 m lange Zielgerade sollte für einen Sprint Royal perfekt sein.
7. Etappe am 5. Juli: Nuits-Saint-Georges – Gevrey-Chambertin (25 km am EZF)
Im Kampf gegen die Uhr wird es heute zu beträchtlichen Zeitabständen unter den Favoriten kommen. Denn nicht alle Fahrer mit GC-Ambitionen sind auch gut im Zeitfahren. Für einen Felix Gall beispielsweise ist das hier und heute kein einfacher Tag. Spannend könnte es werden zwischen Jonas Vingegaard und Tadej Pogacar, wenn sich beide in den Bergen bislang kaum Zeit abnehmen konnten.
8. Etappe am 6. Juli: Semur-en-Auxois – Colombey-les-Deux-Eglises (176 km)
Trotz fünf Bergwertungen werden sich die Klassementfahrer heute zurückhalten. Ist den Sprintern dieser Parcours zu wellig, könnten mutige Ausreißer eine echte Chance auf den Tagessieg haben. Spannend auch: Die letzten drei Kilometer sind leicht ansteigend. Nicht alle Sprinter mögen das.
9. Etappe am 7. Juli: Troyes – Troyes (199 km)
14 Abschnitte, 32 Kilometer lang – das sind die Schotter-Passagen der neunten Etappe der Tour de France 2024. Hier müssen wir eine Phrase auspacken: „Heute kann man die Tour nicht gewinnen, aber man kann sie verlieren.“ Denn genau so ist es. Wer einen schlechten Tag erwischt, kein starkes Team an seiner Seite hat oder einfach nur vom Pech verfolgt wird, könnte heute einen rabenschwarzen Tag erleben. Der Tagessieg aber geht an die Fluchtgruppe.
10. Etappe am 9. Juli: Orléans – Saint-Amand-Montrond (187 km)
Nach dem ersten Ruhetag taucht das Peloton in den Wald von Sologne ein. Die Schwierigkeit jedoch kommt, wenn die Fahrer viele freie Felder rechts und links von sich sehen können. Denn dann kommt der Wind. Ist er stark, sind Windkanten garantiert. Viele Richtungswechsel begünstigen das. Ein Massensprint ist daher nicht garantiert.
11. Etappe am 10. Juli: Evaux-les-Bains – Le Lioran (211 km)
4.350 Höhenmeter durch das Zentralmassiv. Diese Etappe hat es in sich und könnte zur heimlichen Königsetappe werden. Es geht nicht ganz so hoch hinaus wie im Hochgebirge, dafür aber ständig auf und ab. Nicht selten war das Zentralmassiv selektiver als erwartet. So könnte es auch heute kommen. Es ist ein Teilstück, welches eigentlich explosiven Fahrern liegt, die kurze Anstiege bevorzugen und mit einem knackigen Antritt das Weite suchen. Für den Etappensieg aber kommen auch die frühen Ausreißer in Frage.
12. Etappe am 11. Juli: Aurillac – Villeneuve-sur-Lot (204 km)
Kaum Schwierigkeiten stellen sich den Profis auf der zwölften Etappe der Tour de France 2024 in den Weg. Obwohl drei Bergwertungen zu absolvieren sind, ist in Villeneuve-sur-Lot mit einem Massensprint zu rechnen. Aber Vorsicht: Die letzten beiden Male, als die Tour de France hier zu Gast war, haben sich die Ausreißer durchgesetzt!
13. Etappe am 12. Juli: Agen – Pau (171 km)
Auch in Pau ist ein Massensprint wahrscheinlich, aber nicht garantiert. Die beiden Bergwertungen in Blachon und Simacourbe könnte dem ein oder anderen Flachland-Sprinter zusetzen. Möglich, dass die erste Fluchtgruppe zurückgeholt wird, sich dann im letzten Renndrittel aber eine neue bildet – die dann erfolgreich den Tagessieg unter sich ausmachen kann.
14. Etappe am 13. Juli: Pau – Saint-Lary-Soulan Pla d’Adet (152 km)
Konnten sich die Klassementfahrer auf den vergangenen Etappen noch ausruhen, sind sie heute absolut gefordert. Mit dem Tourmalet, dem Hourquette d’Ancizan und dem Anstieg nach Pla d’Adet bewirbt sich dieses Teilstück sogar für die Königsetappe der diesjährigen Tour de France. Hier wurden schon viele epische Siege eingefahren, wie der von Raymond Poulidor 1974. Und hier fiel nicht selten die (Vor-)Entscheidung über den Gesamtsieg, wie 1976 der von Lucien Van Impe. Auch in diesem Jahr dürfen wir hier Zeitabstände erwarten und vielleicht sogar schon die Vorentscheidung.
15. Etappe am 14. Juli: Loudenvielle – Plateau de Beille (198 km)
4.850 Höhenmeter: Wer am Tag zuvor bereits in den roten Bereich gehen musste und all seine Speicher leer gefahren hat, wird das heute bereuen. Denn das Plateau de Beille ist gnadenlos. 15,8 Kilometer geht es bergauf, im Durchschnitt 7,9 Prozent steil. Dieses Monster von Berg wird die Tour de France 2024 vor dem zweiten Ruhetag entscheiden. Obwohl an den vier Bergen vor dem Schlussanstieg keine selektive Attacke geritten wird, werden sie Spuren hinterlassen. Der Col d’Agnes ist mit 10 Kilometer Länge und einer durchschnittlichen Steigung von 8,2 Prozent nämlich ebenfalls brutal hart. Hast du heute einen schlechten Tag, ist die Tour für dich vorbei.
16. Etappe am 16. Juli: Gruissan – Nimes (187 km)
Massensprint in Nimes. Nur starker Seitenwind könnte einen weiteren Sprint Royal verhindern. Die Fluchtgruppe dürfte heute chancenlos sein. Zu flach ist der heutige Parcours.
17. Etappe am 17. Juli: Saint-Paul-Trois-Chateaux – Super Dévoluy (178 km)
Bis zum letzten Renndrittel sieht die17. Etappe der Tour de France 2024 für jeden Fahrer machbar aus. Dann jedoch wird es bergig. Am Col Bayard wird sich das Gruppetto bilden. Am Col du Noyer könnte es erste Attacken aufs Gelbe Trikot geben. Ausreißer aber sollten den Tagessieg unter sich ausmachen. Denn bis Kilometer 140 sollten sie vom Peloton einen passablen Vorsprung geschenkt bekommen.
18. Etappe am 18. Juli: Gap – Barcelonnette (179 km)
Kaum ein Meter ist flach auf der 18. Etappe der Tour de France 2024. Fünf Bergwertungen sind zu absolvieren, allerdings zählen alle nur zur dritten Kategorie. Für die Klassementfahrer ist das heutige Teilstück vermutlich kein bedeutendes. Die Sprinter werden die Etappe hassen. Aber mutige Ausreißer werden sie lieben. In Barcelonnette machen sie den Tagessieg nämlich unter sich aus.
19. Etappe am 19. Juli: Embrun – Isola 2.000 (145 km)
Hätten wir nicht schon das Prädikat Königsetappe vergeben, wäre es die heutige. Zwei HC-Berge und ein Schlussanstieg der ersten Kategorie – und alles auf nur 145 Kilometern. Am Col de Vars wird sich die Gruppe des Tages bilden, doch sie wird heute chancenlos sein. Denn wenn der Cime de la Bonette – auf der höchsten Straße Frankreichs – erklommen wird und es abschließend hinauf nach Isola 2000 geht, werden die GC-Favoriten ganz vorn zu finden sein.
20. Etappe am 20. Juli: Nizza – Col de la Couillole (133 km)
Und weiter gehts mit der Kletterpartie. Die Sprinter haben an den letzten Tagen der Tour de France 2024 wirklich nicht viel zu lachen. Denn auch das heutige Teilstück führt die Profis fast ausnahmslos auf und ab. Fahrer jenseits der Top 5 könnten bei großen Abständen in der Gesamtwertung heute früh ins Risiko gehen. Möglich, dass eine sehr gefährliche Gruppe um Plätze in den Top 10 der Gesamtwertung kämpft. Die Podiumskandidaten aber werden sich auf die letzten beiden Anstiege fokussieren. Dort fällt der Showdown auf dem Terrain, welches wir von der Fernfahrt Paris-Nizza kennen.
21. Etappe am 21. Juli: Monaco – Nizza (34 km / EZF)
Die Idee ist eigentlich super: Satt einer langweiligen Flachetappe zum Abschluss der Rundfahrt, veranstalten wir ein spannendes Zeitfahren. In diesem Kampf gegen die Uhr geht es um jede Sekunde. Blöd nur, wenn das Gesamtklassement schon entschieden ist und es nur noch um den Tagessieg geht und vielleicht um leichte Verschiebungen jenseits des Podiums. Die Bergetappen waren so hart und selektiv, dass kaum davon auszugehen ist, dass es hier tatsächlich zum Sekundenpoker ums Gelbe Trikot geht – aber wünschen dürfen wir es uns.