Radsport: Der große Favorit hat sich am Ende durchgesetzt – Vincenzo Nibali (Astana) hat nach großartigen finalen Kilometern die diesjährige Lombardei-Rundfahrt gewonnen. Nach den 245km von Bergamo nach Como triumphierte der Italiener als Solist vor Daniel Moreno (Katusha) und Thibaut Pinot (FDJ).
Riesige Leistung von Vincenzo Nibali beim Giro Lombardia: Der Astana-Profi spielte im Finish während seine starken technischen Fähigkeiten aus, stürzte sich in die Abfahrt 17km vor dem Zielstrich und riss eine große Lücke. Obwohl Daniel Moreno (Katusha) ihm im folgenden Anstieg nochmals auf die Pelle rückte, genügte dem Astana-Fahrer der Vorsprung um im Ziel in Como seinen ersten Sieg bei diesem Monument feiern zu können.
Schon fast traditionell war auch die diesjährige Lombardei-Rundfahrt über beinahe die gesamte Distanz äußerst unterhaltsam. Viele Führungswechsel, tolle Panoramen und nicht zuletzt großartige fahrerische Leistungen machten diesen Sonntag zu einem wahren Radsport-Fest. Nach eher ruhigem Start begannen schließlich die Attacken an der Spitze, von denen sich aber in den ersten Kilometern keine wirklich entscheidend vom Feld absetzen konnte. Es dauerte knapp 40km, bis etwas Ordnung in die Rennsituation kam: Eine mit elf Fahrern recht große Gruppe hatte es schließlich doch geschafft, das Feld zu distanzieren.
In der großen Fluchtgruppe fuhren neben den beiden Deutschen Simon Geschke (Giant-Alpecin) und Stefan Schumacher (CCC) auch Cesare Benedetti vom ProContinental Team Bora-Argon 18 und Jan Polanc (Lampre-Merida). Der Vorsprung wuchs schnell, pendelte sich dann bei etwa sieben Minuten ein – für den Moment schienen die Fahrer mit dieser Konstellation leben zu können.
Der Anstieg hinauf zur Madonna del Ghisallo, etwas mehr als 60km vor dem Ziel in Como belebte das Rennen dann enorm und es wurde unübersichtlich. Die elfköpfige Spitzengruppe zerfiel während den bis zu 14% steilen 8,5km, während sich mehrere Gruppen vom Feld absetzten und die Verfolgung der Spitzenreiter aufnahmen. Nach der schwierigen Abfahrt, über teils noch von morgendlichen Regenschauern nassen Straßen, kehrte dann wieder etwas Ruhe ein. Ganz vorn hatte sich nun ein Quintett zusammengefunden: Marco Canola (United Healthcare), Denis van Winden (LottoNL-Jumbo), Enrico Barbin (Bardiani-CSF), Cesare Benedetti (Bora-Argon 18) und Matteo Busato (Southeast) hießen die neuen Spitzenreiter.
Weniger als zwei Minuten hinter der Spitze fuhr allerdings schon die erste Verfolgergruppe, die mit Michal Kwiatkowski (Etixx-QuickStep), Tim Wellens und Simon Geschke durchaus stark besetzt war. So kam es auch nicht allzu überraschend, dass diese Gruppe die Spitze an der bald darauf folgenden, kurzen, aber extrem steilen Muro di Sormano stellen konnte. Nach der Abfahrt führten schließlich Michal Kwiatkowski und Tim Wellens das Rennen an – Simon Geschke war ins Feld durchgereicht worden.
An der Muro di Sormano ergriff auch das Team Astana um den späteren Sieger Vincenzo Nibali die Initiative. Zusammen mit Mikel Landa und Diego Rosa führte er die erste Verfolgergruppe an, die enormen Druck auf das Duo an der Spitze machte, welches seinen Vorsprung aber über lange Zeit tapfer verteidigen konnte. 30km vor dem Ziel musste jedoch Wellens die Segel streichen und ließ den heute sehr starken Michal Kwiatkowski alleine an der Spitze zurück – inzwischen weniger als 20 Sekunden dahinter kamen dann schon die Verfolger um Nibali. Der folgende Anstieg hinauf nach Civiglio war schließlich dann der letzte Sargnagel für Kwiatkowskis Flucht und der Pole wird von den Verfolgern gestellt.
In der Folge fanden sich dann sieben Fahrer an der Spitze zusammen – in der neuen Gruppe haben sich fast alle Favoriten auf den Sieg versammelt: Thibaut Pinot, Alejandro Valverde (Movistar), Vincenzo Nibali, Diego Rosa, Esteban Chaves (Orica-GreenEdge), Daniel Moreno (Katusha) und Mikel Nieve (Team Sky) würden den Sieg wohl unter sich ausmachen. Nibali machte unaufhörlich Druck. Der 30-jährige Sarde war gegenüber seiner Konkurrenten natürlich klar im Vorteil, da er mit Rosa noch auf die Unterstützung eines Helfers bauen konnte.
Nachdem Nibali während des Anstiegs jedoch keine entscheidende Attacke gelingen wollte, setzte der italienische Meister bei der Abfahrt alles auf eine Karte. Unnachahmlich stürzte er sich die engen, teils feuchten Straßen hinunter und ging hohes Risiko – doch er wurde belohnt: Schnell öffnete sich eine Lücke zu seinen Konkurrenten, auch weil es Rosa gelang, das Tempo immer wieder zu verschleppen. Mehr als 30 Sekunden gewann der Hai von Messina – es roch nach Heimsieg!
Zwar gelang es Daniel Moreno in der letzten Steigung wenige Kilometer vor dem Ziel nochmals, einige Sekunden auf den Astana-Fahrer gutzumachen, doch am Ende reicht es nicht – Nibali gewinnt durch eine starke Einzel- und Mannschaftsleistung die Lombardei-Rundfahrt 2015 vor Moreno und Thibaut Pinot.
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1.,Vincenzo Nibali,Astana,06:16:28
2.,Daniel Moreno,Katusha,00:00:21
3.,Thibaut Pinot,FDJ,00:00:32
4.,Alejandro Valverde,Movistar,00:00:46
5.,Diego Rosa,Astana,
6.,Mikel Nieve,Sky,
7.,Tony Gallopin,Lotto-Soudal,00:00:56
8.,Sergio Henao,Sky,
9.,Gianluca Brambilla,Etixx-QuickStep,00:01:10
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