Radsport: Mit dem Doppelsieg von Roberto Cunico und Enrico Zen (beide Team Beraldo Greenpaper Europa Ovini) endete die zweite Auflage des Endura Alpen-Traum. Nach 252 Kilometern, 6078 Höhenmetern und einer neuen Rekordzeit von 8:31:11,47 Stunden kamen die beiden Italiener gemeinsam auf die Zielgerade in Sulden/Ortler und hatten dabei mehr als 5 Minuten Vorsprung auf den Vorjahreszweiten Jörg Ludewig (Team Alpecin).
Für den überragenden Roberto Cunico, der seinem Teamkameraden Zen lange Zeit Windschatten gegeben und am Stilfser Joch gewartet hatte, war der Sieg beim Endura Alpen-Traum der zweite Erfolg innerhalb von zwei Wochen nach seinem Triumph beim Ötztaler-Radmarathon. „Das war heute schwieriger als beim Ötztaler. Und die Strecke ist auch noch etwas schöner“, kommentierte Cunico im Ziel.
Vorjahressieger Stefan Kirchmair (Kirchmair Pro Cycling) musste sich mit Platz acht zufrieden geben. Mit Andreas Schillinger landete ein Profi des Teams NetApp-Endura auf Rang sechs. Bei den Frauen setzte sich auf der Langstrecke die Österreicherin Nadja Prieling durch.
Auf der Kurzdistanz über 146 Kilometer mit Start in Landeck und Ziel in Sulden war der Schweizer Rico Elmer der Schnellste. Beste Frau war die Italienerin Marina Ilmer.
Es dauerte lange, bis Stefan Kirchmair das Ziel im 1800 Meter hoch gelegenen Sulden erreichte, geschlagene 22 Minuten nach dem Siegerduo. „Natürlich bin ich schon etwas enttäuscht. In der ersten Hälfte lief es noch ganz gut, vor dem Aufstieg zum Reschenpass fehlten mir dann die Körner“, so der Tiroler, der vor zwei Wochen beim Ötztaler Rad-Marathon noch Dritter geworden war.
Der 39-Jährige Ludewig freute sich riesig über seinen stark heraus gekämpften dritten Rang. „Das ist mein letztes großes Marathon-Rennen. Ich werde bald 40 Jahre alt und auch Papa. Im Vorjahr bin ich eingebrochen, diesmal habe ich mir meine Kraft besser eingeteilt. Deshalb freue ich mich über meinen 3. Platz riesig“, lachte Ludewig, der sich im Nachhinein bei Profi Andreas Schillinger bedankte. Der hatte für Ludewig beim Aufstieg zum Umbrail-Pass und zum Stilfser Joch wertvolle Tempoarbeit geleistet und so auf eine eigene Top-Platzierung verzichtet.
Der Sieg in der Master-Klasse über die Langdistanz ging an UCI-Weltmeister Bernd Hornetz, der als Vierter in der Gesamtwertung den starken Auftritt seiner italienischen Beraldo-Equipe vervollständigte. „Dieser vierte Platz ist für mich wertvoller als der Sieg in der Master-Klasse“, meinte der Karlsruher. Nach Cunico, Zen, Ludewig und Hornetz kam mit Alessandro Bertuola ein weiterer Beraldo-Fahrer auf Rang 5.
Für die in Venetien ansässige Mannschaft von Roberto Cunico lief es prächtig. Mit einer bei den Profis benutzten Taktik überraschten die Italiener mit dem deutschen Weltmeister Bernd Hornetz die Konkurrenz. Am Aufstieg nach Oberjoch machte sich Alessandro Bertuola auf und davon, führte zwischenzeitlich mit über 5 Minuten Vorsprung und zwang so die Mitfavoriten wie Stefan Kirchmair oder Andreas Schillinger zur Nachführarbeit.
Dabei hatte es morgens in Sonthofen noch ziemlich ungemütlich ausgesehen. Als die Athleten von Sonthofens Bürgermeisterin pünktlich um 6.30 Uhr auf die 252 Kilometer lange Strecke geschickt wurden, da waren die Bedingungen alles andere als ein Traum. Dauerregen, Temperaturen um die 5 Grad und die Erwartung, dass am 1894 Meter hohen Hahntennjoch alles noch etwas unangenehmer werden würde, ließ keine wirkliche Freude in den Gesichtern der Teilnehmer erkennen.
Das Hahntennjoch, der erste von sechs großen Anstiegen, präsentierte sich dann wie erwartet: Nebel, Dauerregen, gefährliche glatte Straßen und wenig einladende Temperaturen um die 3 Grad sorgten für eine frühe Auslese. Und als es dann hinter Landeck zur 1558 Meter hohen Pillerhöhe ging, war die Situation an der Spitze schon sehr übersichtlich. Hinter Bertuola fuhr eine Achter-Gruppe mit allen Top-Leuten.
Auf dem Flachstück bis zum Reschenpass sorgte Andreas Schillinger für eine enorme Tempoverschärfung: Kirchmair und Herrmann fielen zurück. Die endgültige Entscheidung fiel dann kurz hinter der Schweizer Grenze beim Anstieg zum 2501 Meter hohen Umbrail-Pass. Cunico und Zen setzten sich leichtfüßig ab, Ludewig und Schillinger fielen zurück, dahinter folgten Hornetz und Bertuola.
Cunico, der fast nur im kraftzehrenden Wiegetritt fuhr, zeigte sich derart dominant, dass er am 2757 Meter hohen Stilfser Joch sogar auf seinen Teamkameraden Zen warten konnte. Auf der langen, gut 20 Kilometer langen Abfahrt mit den berühmten 48 Kehren, änderte sich nichts im Klassement. Allein Andreas Schillinger riskierte bei seinem ersten Rad-Marathon nichts und ließ sich zurückfallen. „Das Stilfser Joch hat Spaß gemacht. Das war mal eine ganz neue Erfahrung“, meinte Schillinger, der noch vor sechs Wochen bei der Tour de France im Einsatz war.
Quelle: Plan B.