Radsport: Die Britin Elizabeth Armitstead ist neue Straßenweltmeisterin. In einem extrem spannenden Finish setzte sich die 26-jährige souverän im Sprint gegen Anna van der Breggen (Niederlande) und Megan Guarnier (USA) durch. Beste Deutsche wurde nach starker Leistung Trixi Worrack auf Platz 12.
Zugegeben, über weite Teile war das heutige Straßenrennen der Damen bei der WM in Richmond eine recht zähe Angelegenheit. Es wurde viel taktiert, gelauert, doch es passierte letzten Endes recht wenig auf der Straße selbst. Doch ein Finale Furioso entschädigte vollends für das nicht immer riesig unterhaltsame taktische Geplänkel zuvor. Mit Elizabeth Armitstead setzte sich die große Favoritin des heutigen Tages durch, Anna van der Breggen fuhr nach dem Zeitfahren ihre zweite Silbermedaille in diesem Jahr ein. Vorjahessiegerin Pauline Gerrand-Prevot aus Frankreich wurde Sechste. Auch wenn Trixi Worrack als beste Deutsche ’nur‘ auf Platz 12 landete, stimmte die Teamleistung.
Vom Start weg erlebten die Zuschauer ein zähes Ringen an der Spitze des Feldes. Immer wieder gab es Attacken, die zwar im ersten Moment glückten, wenige Kilometer später jedoch wieder verpufften. Das lag unter anderem auch an der enorm starken Arbeit der italienischen und deutschen Mannschaften im Peloton, die viel Energie investierten, mögliche Ausreißer nicht zu weit davonziehen zu lassen.
Erst nach etwas mehr als 100 gefahrenen Kilometern bildete sich so etwas wie eine stabile Fluchtgruppe – neun Fahrerinnen führten das Rennen nun an, darunter auch die Deutsche Romy Kasper und Valentina Scandolara aus Italien. Der Vorsprung wuchs dann doch überraschend schnell auf über eine Minute – bei weniger als 20 verbleibenden Kilometern schien es durchaus im Bereich des Möglichen, dass die zukünftige Weltmeisterin aus eben jener Fluchtgruppe kommen könnte, zumal die Lücke über eine ungewöhnlich lange Periode konstant blieb.
Scandolara forcierte immer wieder das Tempo in der Spitzengruppe, fuhr Attacke auf Attacke und hielt die Pace entsprechend hoch und es schien so, als könne lediglich Laura Kitchen das hohe Tempo der Italienerin mitgehen. So war es auch wenig überraschend, dass eben jene beiden Fahrerinnen 5km vor dem Ziel die letzten aus der ehemals neunköpfigen Gruppe waren, die noch nicht vom Feld geschluckt wurden. Im Peloton machte vor allem Trixi Worrack Druck und der Vorsprung des Duos schmolz mit jeder Kurbelumdrehung.
Zwei Kilometer vor dem Zielstrich ist es dann auch um Kitchen und Scandolara geschehen – bis zuletzt hatten die beiden gekämpft, doch der letzte Anstieg hinauf zum Libby Hill war zu viel und das Feld war wieder beisammen. Unmittelbar danach, als sich das Feld die Governor Street hinaufbewegte, attackierte dann Elizabeth Armitstead, die sich bislang überraschend stark zurückgehalten hatte. Einige Fahrerinnen konnten der Britin folgen, darunter Anna van der Breggen und Tiffany Cromwell – andere wiederum, hatten keine Antwort auf die kraftvolle Attacke, so musste auch die bis dahin so starke Trixi Worrack abreißen lassen.
Etwa ein Dutzend Fahrerinnen bogen schließlich auf die Zielgerade ein, das Rennen war völlig offen. Armitstead fuhr vorne weg, wollte den Sprint aber nicht eröffnen, auch wenige hundert Meter vor dem Zielstrich nicht. Immer wieder blickte die Britin zurück auf ihre Kontrahentinnen, die ihrerseits auch auf die Initialzündung lauerten – die Spannung in der Luft war greifbar, die Luft zum Schneiden. Schließlich war es dann Anna van der Breggen, die sich als Erste in den Wind stellte, Armitstead reagierte sofort und ließ der Niederländerin im Sprint keinerlei Chance.
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Von ihren Gefühlen überwältigt rollte Armitstaed eine halbe Fahrradlänge vor van der Breggen ins Ziel, Megan Guarnier erkämpfte sich Bronze. Trixi Worrack kam mit neun Sekunden Rückstand als Zwölfte ins Ziel – ein tolles Resultat, vor allem wenn man bedenkt, wie viel die 33-jährige über die gesamte Distanz weg gearbeitet hatte. Die zweimalige Weltmeisterin Lisa Brennauer wurde 30.
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1.,Elizabeth Armitstead,Großbritannien,03:23:56
2.,Anna van der Breggen,Niederlande,
3.,Megan Garnier,USA,
4.,Elisa Longo Borthini,Italien,
5.,Emma Johasson,Schweden,
6.,Pauline Ferrand-Prevot,Frankreich,
7.,Katarzyna Niewiadorna,Polen,
8.,Alena Amialiusik,Weißrussland,
9.,Jolanda Neff,Schweiz,
10.,Ellen van Dijk,Niederlande,00:00:09
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