Markt / Eurobike 2017: Am Stand der Österreicher von KTM gab es bei der Eurobike 2017 zwei Carbon-Highlights zu sehen. Neben dem neuen 29″ Enduro KTM Prowler hat nun auch das bereits im letzten Jahr gezeigte Aerorad KTM Revelator Lisse serienreife erreicht.
KTM Prowler: Edles Carbonenduro mit großen Laufrädern
Schon auf den Eurobike Media Days vor einigen Monaten zeigte KTM erste Studien zum neuen 29″ Enduro Prowler – nun präsentierte man auf der Eurobike 2017 erstmals ein komplett aufgebautes Rad. Zwar steckte das Schmuckstück noch in einem Glaskasten, doch dürfen wir für die kommende Saison mit einem serienreifen Rad rechnen, das es dann ab dem Frühjahr auch zu kaufen geben wird. Das Prowler unterscheidet sich allein optisch schon deutlich vom übrigen KTM Mountainbike Portfolio – einzig der Straight Line Link, also die durchgehende Linie von der Hinterradachse bis zur Dämpferaufnahme, erinnert an die sonstigen Fullies im Programm der Österreicher.
Ansonsten geht man mit dem Prowler bewusst neue Wege: Das Design mit vielen Ecken und Kanten ist mutig, passt aber sehr gut in die heutige Zeit, ist modern und gefiel zumindest uns wirklich äußerst gut. Eine solche Rahmenform ist nur mit Carbon möglich und somit verwundert es auch nicht, dass das Prowler ausschließlich mit Kohlefaserrahmen kommt. Das Einsatzgebiet sieht man durchaus im Enduro-Bereich – klar: Mit 150mm Federweg und 29″ Laufrädern gibt’s hier ordentliche Reserven auch für grobes Geläuf – spricht aber auch von einem Adventure-Bike. Das Carbonfully soll eben ein perfekter Begleiter für Entdeckungstouren sein, neue Trails dabei ebenso meistern wie steile Anstiege, die hoffentlich in keiner Sackgasse enden. Entsprechend ist auch die Geometrie des KTM Prowler eher gemäßigt und nicht so sehr auf Race und Ballern ausgelegt, wie manch anderer Enduro-Konkurrent.
KTM Prowler Geometrie
17 | 19 | 21 | |
Sitzrohr (in mm) | 430 | 480 | 530 |
Oberrohr horizontal (in mm) | 590 | 610 | 630 |
Steuerrohr (in mm) | 90 | 105 | 120 |
Kettenstrebe (in mm) | 436 | 436 | 436 |
Radstand (in mm) | 1163 | 1186 | 1208 |
Lenkwinkel (in °) | 67 | 67 | 67 |
Sitzwinkel (in °) | 76.5 | 76.5 | 76.5 |
Reach (in mm) | 426 | 443 | 459 |
Stack (in mm) | 611 | 625 | 639 |
Der Lenkwinkel fällt mit 67° eher steil aus, ebenso der Sitzwinkel, der mit 76,5° (!) ordentlich Druck auf dem Pedal verspricht und das Vorderrad auch an steilen Rampen sicher am Boden halten sollte. Dass die Kettenstreben mit 436mm nicht superkurz ausfallen, finden wir angesichts des Einsatzbereichs passend: So bekommt man doch ein wenig mehr Laufruhe und Spurtreue, auch wenn die Agilität ein klein wenig leiden könnte.
Das Prowler wird es zum Start vorerst nur in einer einzigen, extrem hochwertigen, Ausstattungsvariante geben: Dem KTM Prowler Sonic. Für knapp 7.000€ kommt der Carbonrahmen hier mit einem Fox Factory Fahrwerk aus Float DPS Dämpfer und 36er Gabel, Magura MT Trail Bremsen und SRAM XX1 Eagle Antrieb. Die DT Swiss XM 1501 Laufräder und die Fox Transfer Factory Sattelstütze runden die edle Ausstattung ab. In den nächsten Jahren möchte man bei KTM die Prowler-Plattform jedoch ausbauen und wird voraussichtlich dann auch andere Ausstattungsvarianten anbieten.
KTM Revelator Lisse: Aero-Renner mit cleverem Kabelmanagement
Auch auf das KTM Revelator Lisse hatten die Österreicher bereits im Vorfeld der Messe einen kleinen Vorgeschmack gegeben. Der neue Aero-Renner wurde von Grund auf komplett neu konzipiert und – so unterschiedlich das Einsatzgebiet auch sein mag – hat mit dem Prowler Enduro sein eigenwilliges, markantes und unserer Meinung nach äußerst gelungenes Design gemein. Dass der neue KTM Renner so clean wirkt, liegt auch am cleveren und komplett integrierten Kabelmanagement: Die Züge und Leitungen verlaufen von Anfang bis Ende im Inneren von Cockpit und Rahmen. Die von KTM selbst entwickelte Lenker-Vorbau-Kombination macht es möglich. Clever sind die speziellen Vorbauspacer: Über diese lässt sich nicht nur die Vorbauhöhe variieren, sondern auch die Neigung. Bei der Top-Version ist die Sache mit den Zügen ohnehin recht schnell besprochen: Hier sorgt nämlich die kabellose SRAM eTap für schnelle Gangwechsel.
Der Rahmen selbst ist natürlich für elektronische wie mechanische Schaltungen vorbereitet und bringt weniger als 1.000g auf die Waage – ein Topwert für einen Aero-Renner. Zudem konnte man trotz der eigenwilligen Form insbesondere im Bereich des Hinterbaus die UCI-Konformität wahren – das Revelator Lisse ist also auch für den Renneinsatz zugelassen. Die Entscheidung, beim Revelator Lisse ausschließlich auf Scheibenbremsen zu setzen, dürfte wahrscheinlich nicht bei jedem auf Zuspruch stoßen, aber ist angesichts des wohl unaufhaltsamen Siegeszugs der hydraulischen Bremsen nur folgerichtig.
Der neue Aero-Renner wird zunächst in drei Ausstattungsvarianten in den Handel kommen. Neben der Top-Variante Prestige mit der erwähnten SRAM eTap Gruppe wird es mit dem Revelator Lisse Master (Ultegra Di2) und Revelator Lisse Elite (Shimano 105) auch günstigere Optionen geben.