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Giro d'ItaliaRadsportStraßenradsport

Giro d'Italia: Giro d’Italia #19 Vorschau: 3 Strategien gegen Simon Yates

25. Mai 2018 by Michael Behringer

Giro Yates

Radsport: Bis gestern war Simon Yates (Mitchelton-Scott) der Dominator beim Giro d’Italia. Doch jetzt könnte sich an nur drei Tagen das Blatt wenden. Vor allem heute haben die Konkurrenten gute Chancen, die Schlacht zu gewinnen. Drei Strategien stehen zur Auswahl, über welche sich garantiert auch die Sportlichen Leiter Gedanken gemacht haben.

Giro d'Italia Etappe 19

Strategie #1: Mit Geduld bis zum Schlussanstieg

Auf der 19. Etappe des Giro d’Italia gilt es von Venaria Reale nach Bardonecchia 184 Kilometer zurückzulegen. Das Highlight der Rundfahrt – die Cima Coppi – wird bereits zur Etappenmitte in Angriff genommen. Nach dem Colle delle Finestre geht es noch über 70 Kilometer bis ins Ziel. Zwischen dem Gipfel des Berges Sestriere und dem Fuße des Schlussanstiegs führen knapp 40 Kilometer bergab oder nur leicht bergan. Nach einer Attacke am Finestre finden die Bergfahrer also nicht ihr bevorzugtes Terrain vor. Kaum vorstellbar, dass hier zum Beispiel ein Miguel Angel Lopez (Astana) ganz alleine im Wind gegen das herannahende Feld ankämpfen kann. Nicht umsonst warten die Klassementfahrer auf solch harten Bergetappen meist bis zum Schlussanstieg. Denn falls Simon Yates nach dem Finestre noch starke Helfer an seiner Seite hat, kann sich der Brite schonen – und die Lücke wird dennoch zugefahren. Die einfachste Taktik wäre also: Warten bis zum Schlussanstieg.



Strategie #2: Relaisstation nach dem Finestre

Auch wenn das Warten bis zum Schlussanstieg wenig spektakulär ist, wird diese Taktik auf den meisten Bergetappen angewendet. Kein Wunder, denn schließlich nehmen die Profis mit dieser Strategie nur ein geringes Risiko in Kauf. Am Ende einer Rundfahrt haben die Fahrer jedoch immer weniger zu verlieren – und können daher mehr Risiken eingehen. Dann kommt häufig eine Relaisstation zum Einsatz. Dabei werden Helfer in die Fluchtgruppe geschickt. In der Ausreißergruppe beteiligen sie sich dann an der Führungsarbeit, um einen gewissen Vorsprung herauszufahren. Irgendwann jedoch beginnt die Phase der Schonung, denn der Helfer hat nicht ein eigenes Top-Resultat im Sinn, sondern lediglich Helferdienste für seinen Kapitän. Dieser schont sich bis zu seiner Attacke im Hauptfeld und schließt dann auf seinen Kameraden auf. Nun genießt er den Windschatten und kann sich für den Schlussanstieg schonen.

Astana und Sky müssen in die Fluchtgruppe

Taktiken mit Relaisstationen scheinen für die Etappe heute besonders sinnvoll zu sein. Nach dem Colle delle Finestre und der Bergwertung Sestriere sind Helferdienste nämlich Gold wert. Perfekt eignet sich diese Strategie für die Teams Astana und Sky, da sie gute und erfahrene Bergfahrer in ihren Reihen haben und ihre Kapitäne Miguel Angel Lopez (Astana) und Chris Froome (Sky) ohnehin nichts mehr zu verlieren haben. Werden zum Beispiel Luis Leon Sanchez, Jan Hirt, Wout Poels und Sergio Luis Henao in der Ausreißergruppe platziert, so können Lopez und Froome am Finestre attackieren und sich dann bequem bis zum Schlussanstieg pilotieren lassen. Die Grundvoraussetzungen für diese Strategie sind a) das erfolgreiche Einschleichen in die Ausreißergruppe und b) das erfolgreiche Distanzieren von Simon Yates.

Mitchelton-Scott muss Gegenmaßnahmen finden

Sollte es tatsächlich dazu kommen, dass die Teams Astana und Sky Relaisstationen einbauen wollen, ist das Team von Simon Yates gefragt. Auf diese Aktion der Konkurrenz gilt es dann, die passende Reaktion zu zeigen. Mitchelton-Scott könnte zum Beispiel dafür sorgen, dass keine Top-Helfer der Kontrahenten in die Ausreißergruppe gelangen. Dann jedoch muss Yates sein Team von Anfang an für die Nachführarbeit einspannen. So entsteht ein weiteres Problem, da die Yates-Helfer sich verausgaben und wohl spätestens nach dem Finestre nicht mehr bei ihm sein können. Eine weitere Gegenmaßnahme wäre, selbst Helfer in die Fluchtgruppe einzuschleusen. Diese müssten sich am Tempo nicht beteiligen und könnten bequem zurückbeordert werden, sollte der Kapitän in Schwierigkeiten geraten.



Giro Finestre Profil

Strategie #3: 184 Kilometer volle Attacke

Sollte es den Herausforderern nicht gelingen, eine Relaisstation einzubauen, können sie ihre Helfer direkt im Peloton zum Arbeiten schicken. Noch vor dem Finestre muss der Colle del Lys überquert werden. Sorgen Astana, Bahrain Merida und Sky mit ihren ständigen Attacken für ein hohes Tempo im Feld, muss das Team Mitchelton-Scott reagieren und eigene Kräfte verschwenden. Hinauf zum Finestre können dann Fahrer wie Wout Poels ein enormes Tempo anschlagen, so dass Simon Yates recht bald isoliert sein wird. Danach stehen weitere Bergwertungen auf dem Programm, welche die Favoriten allein bewältigen müssen. Der ungeschützte Leader kann somit abwechselnd attackiert werden. Da Simon Yates nicht jede Attacke mitgehen kann, aber bei der Nachführarbeit kaum Unterstützung zu erwarten hat, könnte er bis zum Schlussanstieg völlig entkräftet sein.

Yates könnte in Dumoulin einen Verbündeten finden

Für die Sportlichen Leiter ist es schwierig, vor Beginn einer Etappe Allianzen zu schließen. Sie wissen selbst nicht, welche Konstellationen sich später im Rennen tatsächlich ergeben. Betrachten wir die aktuellen Tendenzen, sind Chris Froome, Domenico Pozzovivo und Miguel Angel Lopez wohl am stärksten zu erwarten. Simon Yates hingegen sprach selbst davon, müde zu sein. Und Tom Dumoulin ist eigentlich zu schwer, um am Finestre in die Offensive gehen zu können. So ist durchaus ein Szenario möglich, indem nach dem Finestre die beiden erstplatzierten Profis gegen ihre drei Verfolger kämpfen müssen – und sich dabei verbünden. Das Team Sunweb insgesamt wird dabei aber keine große Hilfe sein, da die Equipe rund um Dumoulin im Hochgebirge einfach nicht stark genug ist. Yates muss in erster Linie aber hoffen, selbst gute Beine zu haben. Des Weiteren könnten Esteban Chaves und Mikel Nieve die Retter in der Not sein. So oder so: Wer heute keine guten Beine hat, wird viel Zeit einbüßen …



Stichworte:Giro d'ItaliaNewsSimon Yates

Über Michael Behringer

Radsport mit all seinen Taktiken, Etappenanalysen, Platzierungen und Prognosen sind die große Leidenschaft von Michael Behringer. Im Jahr 1996 hat er seine erste Tour de France verfolgt. Seitdem beobachtet er nahezu jedes Rennen. Seine Passion Radsport begleitet ihn also seit über zwei Jahrzehnten. Ein Ende ist nicht in Sicht.

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