Test / E-Performance: Mit dem Specialized Tero haben die Kalifornier endlich wieder ein E-Hardtail im Programm. Mit sportlicher DNA einerseits, aber zusätzlich einem ordentlichen Schuss Alltagstauglichkeit möchte man viele unterschiedliche Fahrer glücklich machen. Ob das funktionieren kann, konnten wir bei einer ersten Testfahrt ausprobieren.
Sportliche Basis für Trail und Alltag
Mit dem Tero schließt Specialized eine Lücke im immer größer werdenden E-Bike Portfolio, die seit dem Wegfall des Levo Hardtails klafft: Ein E-Hardtail mit sportlicher DNA und vielseitigem Einsatzbereich. Nach dem Feedback von Kunden und Händlern sei klar gewesen sagt man uns, dass der Nachfolger des Levo Hardtails seine sportlichen Wurzeln zwar behalten, aber mit einem ordentlichen Schuss Alltagstauglichkeit in Einklang bringen müsse.
Das Ergebnis ist ein E-Bike, das zwar einerseits mit 110 mm Federweg an der Front und sportlicher Geometrie durchaus das Potenzial für flotte Trail-Ausflüge hat. Auf der anderen Seite stehen jedoch zahlreiche Montagepunkte für Schutzbleche, Gepäckträger vorn und hinten und ein Zulässiges Gesamtgewicht von ca. 160 kg. Selbst eine voll ausgestattete Variante samt Beleuchtungsanlage, MIK HD Gepäckträger und Schutzblechen gibt es. Ebenso dürfte der Step-Through Rahmen mit seinem niedrigen Durchstieg viele Freunde finden. Schön: In beiden Rahmenformen ist das Specialized Tero in vier Größen erhältlich.
Neue Akkus und optimierte Antriebe
Jede Menge Neuigkeiten gibt es am Tero beim Thema Antrieb. Einzig die Hardware des Motors ist von anderen aktuellen Specialized Bikes bekannt – etwa dem Turbo Levo und kommt von Brose. Er steckt in allen Ausstattungsvarianten des Tero, kommt jedoch mit jeweils anderer Software, die auch Einfluss auf die Leistung hat. Während das Tero 5.0 aus den Vollen schöpfen kann und damit bis zu 90 Nm Drehmoment auf den Untergrund bringt, sind es beim Tero 4.0 70 Nm, beim Tero 3.0 50 Nm.
Entsprechend skalieren sich auch die Kapazitäten der Akkus: Während am Tero 5.0 und 4.0 je 710 Wh im Unterrohr stecken, sind es am Tero 3.0 „nur“ 530 Wh. Da der gedrosselte Antrieb hier jedoch auch deutlich effizienter arbeitet, darf man laut Specialized auch am Einstiegsmodell ähnliche Reichweiten erwarten wie mit dem großen Akku.
Der Akku selbst ist eine komplette Neuentwicklung. Er ist deutlich kürzer als der längliche „Schlauch“ wie ihn Levo-Fahrer beispielsweise kennen, baut dafür jedoch etwas breiter. Die Entnahme ist sehr schön gelöst: Das Schloss entsperrt einen kleinen Hebel an der Seite des Unterrohrs, über den sich der Akku entriegeln lässt. Er wird nach unten entnommen – um jedoch zu verhindern, dass er aus dem Unterrohr auf den Boden fällt, besitzt er einen Bügel an der Oberseite, der im Rahmen eingehängt ist.
Last but not least: Auch bei der Bedienung bleibt quasi nichts beim Alten. Das MasterMind Display wurde bereits mit dem Levo und dem Kenevo SL eingeführt. Am Tero führt Specialized die Entwicklung weiter, doch steckt das Display hier nicht im Oberrohr wie an den E-MTBs, sondern prangt prominent mittig auf dem Lenker. Groß, gut ablesbar und individuell über die App konfigurierbar: Hier gibt’s tatsächlich gar nichts auszusetzen. Über die Mission Control App lässt sich auch der Antrieb selbst auf die eigenen Bedürfnisse konfigurieren.
Specialized Tero: Modelle und Ausstattungsvarianten
In drei bzw. vier Ausstattungsvarianten geht das Tero für die kommende Saison an den Start. Mit einem Einstiegspreis von 3.300 Euro und über 5.000 Euro für das Topmodell bewegen wir uns hier durchaus im hochpreisigen Segment für ein E-Hardtail mit Alurahmen – zumal die Komponentenwahl zwar durchdacht, aber eher solide als edel ausfällt. So gibt es selbst am Topmodell „nur“ eine 11-fach Schaltung und mit der Recon RL von RockShox auch eher eine Mittelklasse-Gabel.
Antrieb: Specialized 2.0E (50 Nm)
Akku: 530 Wh
Gabel: SR Suntour XCM32 110 mm
Schaltung: Shimano Alivio 9-fach
Bremsen: Shimano MT400
Preis: 3.300 Euro
Antrieb: Specialized 2.0 (70 Nm)
Akku: 710 Wh
Gabel: RockShox Recon TK 110 mm
Schaltung: Sram NX
Bremsen: Sram Guide T
Preis: 4.700 Euro
Antrieb: Specialized 2.0 (70 Nm)
Akku: 710 Wh
Gabel: RockShox Recon TK 110 mm
Schaltung: Sram NX
Bremsen: Sram Guide T
Sonstiges: Schutzbleche, Gepäckträger, Beleuchtung
Preis: 5.000 Euro
Antrieb: Specialized 2.2 (90 Nm)
Akku: 710 Wh
Gabel: RockShox Recon RL 110 mm
Schaltung: Sram GX
Bremsen: Sram G2 RS
Preis: 5.400 Euro
Erste Fahrimpressionen
Im Rahmen des Presse-Events konnten wir uns für eine schöne Tour entlang des Bodensees für knapp 50 km auf den Sattel des Tero schwingen. Was direkt auffällt ist die kaum wahrnehmbare Geräuschkulisse des Specialized Motors: Wir waren sowohl mit dem Tero 5.0 als auch mit dem Tero 4.0 unterwegs – in beiden Fällen verhielt sich der Motor flüsterleise und wurde vom Abrollgeräusch der Reifen oder dem Knirschen der Schottersteine übertönt.
Die Unterstützung selbst fällt sehr natürlich aus: Egal ob beim Anfahren aus dem Stand, dem Beschleunigen während der Fahrt oder der Schwelle zwischen 25 und 27 km/h. Nie hat man das Gefühl, künstlich angeschoben zu werden und im Zusammenspiel mit der nicht vorhandenen Geräuschkulisse vergisst man schnell, dass man auf einem E-Bike sitzt
Bestnoten verdient sich der Specialized Antrieb auch beim Thema Bedienung. Die Kombination aus dem minimalistischen, aber sehr gut erreichbaren Bedienteil und dem tollen neuen MasterMind Display ist genau das, was wir von einem modernen E-Bike erwarten. Top! Die Individualisierbarkeit des Systems konnten wir live nicht testen, da die Software zum Testzeitpunkt noch nicht soweit war. Hier dürfte man aber dieselbe Funktionalität wie an anderen aktuellen Specialized E-Bikes erwarten, die noch immer unerreicht ist – auch wenn Bosch beispielsweise etwas aufholen konnte.
Die Sitzposition bietet ein gelungenes Gleichgewicht zwischen Sportlichkeit und Komfort und spiegelt den vielseitigen Charakter des Bikes wider. Wer jedoch ein sehr sportliches Hardtail oder ein maximal komfortables Tourenrad erwartet, dürfte in beiden Fällen etwas enttäuscht werden. Nimmt man unbefestigtes Gelände unter die Räder, blitzt hier und da jedoch ziemlich viel Potenzial für Trail-Spaß auf. Dass es jedoch meist nur beim Potenzial bleibt, liegt auch etwas an der Wahl der Komponenten. Gerade in puncto Federgabel hätten wir uns am sportiven Topmodell ein etwas potenteres und steiferes Modell erhofft.