E-MTB / Test: Das Rocky Mountain Fusion Powerplay will als neues E-Hardtail der Kanadier die Brücke zwischen spaßigem Gelände-Begleiter und Alltagshelden schlagen. Dafür hat es den aktuellen Dyname 4.0 Antrieb samt großem 720 Wh Akku an Bord. Der Alu-Rahmen ist modern und bringt einige interessante Details mit.
E-MTB Hardtails sind so eine Sache: Zwar bringen sie eben jene Vorteile mit, die die teilweise ungefederten Mountainbikes so beliebt machen. Neben einem niedrigeren Preis zählen dazu geringeres Gewicht, weniger Wartungsaufwand und auch ein ganz eigenes Fahrgefühl. Ihr vielleicht größter Vorzug, nämlich der geringere Kraftverlust beim Treten gegenüber vollgefederten Bikes, spielt bei einem E-MTB freilich nur eine untergeordnete Rolle. Hier greift am E-Fully der Motor unter die Arme (oder Beine…) und macht die paar Watt Kraftverlust spielend wett. Dennoch haben auch E-MTB Hardtails zweifelsohne ihre Daseinsberechtigung und können eine Menge Freude bereiten – das zeigt unter anderem auch das Rocky Mountain Fusion Powerplay.
Vielseitiger Charakter und schöner Rahmen
Auch wenn der Kulthersteller aus British Columbia in puncto Stückzahlen nicht mit den ganz großen Namen am Markt mithalten kann ist man technisch mindestens auf Augenhöhe: Seit einigen Jahren überzeugen die E-MTBs von Rocky Mountain; durch ihren eigenen Charakter, eine sportliche Grundausrichtung und nicht zuletzt durch das hauseigene Antriebssystem Dyname 4.0. All das soll nun auch der neueste Spross der „Powerplay-Familie“ mitbringen. Auf den Namen Fusion hört das E-Hardtail, das das Growler Powerplay im Portfolio beerbt; war dieses mit seiner überbreiten Plusbereifung und 130 mm Federweg noch klar als Trail-Hardtail ausgelegt, legt man mit dem Fusion Powerplay den Fokus nun deutlich mehr auf Alltag – natürlich mit einem ordentlichen Schuss Geländetauglichkeit.
Die Basis des Rocky Mountain Fusion Powerplay bildet ein komplett neuer, erfreulich schlanker Aluminiumrahmen. Der aktuelle Dyname 4.0 Antrieb wird dabei von einem entnehmbaren 720 Wh Akku im Unterrohr mit Energie versorgt. Dass die Kanadier das neue E-Hardtail durchaus auch im Alltagseinsatz sehen, zeigen Montagepunkt für Schutzbleche oder Gepäckträger, die sich so sehr einfach und elegant nachrüsten lassen.
Tolles Antriebssystem
Das Antriebssystem bietet mit seinen maximal 108 Nm Drehmoment eine Menge Power, kann aber gleichzeitig mit sehr viel Feinfühligkeit und einem natürlichen Ansprechverhalten überzeugen. Dazu kommt ein sehr leiser Betrieb, selbst bei hoher Leistung – toll! Das Display ist im Oberrohr verbaut, einfarbig und durch seine Bauweise auch in der Sonne sehr gut ablesbar. Hierüber lassen sich auch die Unterstützungsstufen anpassen und das sehr sportliche Grundsetup etwas komfortabler gestalten. Übrigens: Wem die 720 Wh Kapazität des Akkus nicht genügen, der kann zusätzlich sogar auf einen Range Extender zurückgreifen, der die Gesamtkapazität mit seinen 314 Wh auf über 1.000 Wh hievt.
Mehr Infos zum Rocky Mountain Dyname 4.0
E-MTB Antriebe im Test: Rocky Mountain Dyname 4.0
Der Rocky Mountain Dyname 4.0 im Labor Gewicht: 3,0 kg Max. Drehmoment: 198 Nm Max. Leistung: 573 W Leistung 100 W: 183 W Verbrauch Ebene: 6,6 Wh/km Verbrauch Berg: 28,2 Wh/km Der kanadische Kulthersteller Rocky Mountain macht mit seinem hauseigenen Antrieb Dyname 4.0 vieles ganz anders als die Konkurrenz. Das betrifft schon die grundsätzliche Funktionsweise: […]
Damit auch Ausflüge ins Gelände drin sind und ebenso viel Spaß machen wie die Fahrten auf festem Untergrund, ist die Geometrie auf eine Federgabel mit 120 mm Federweg ausgelegt. Ansonsten sind die Abmessungen modern und durchaus so, dass man das Rad als Trail-Hardtail „light“ bezeichnen könnte. Positiv hervorzuheben sind die fünf Rahmengrößen – vor allem in XS bietet man damit eine der wenigen Optionen auf dem Markt für kleine Fahrer bzw. Fahrerinnen.
XS | S | M | L | XL | |
---|---|---|---|---|---|
Sitzrohr (in mm) | 345 | 380 | 420 | 445 | 480 |
Reach (in mm) | 395 | 425 | 450 | 475 | 500 |
Stack (in mm) | 592 | 631 | 641 | 650 | 650 |
Lenkwinkel (in °) | 65.5 | 66.5 | 66.5 | 66.5 | 66.5 |
Sitzwinkel reell (in °) | 74.5 | 74.5 | 74.5 | 74.5 | 74.5 |
Tretlagerabsenkung (in mm) | 50 | 60 | 60 | 60 | 60 |
Kettenstreben (in mm) | 440 | 445 | 450 | 455 | 460 |
Radstand (in mm) | 1123 | 1165 | 1199 | 1233 | 1263 |
Laufradgröße (in Zoll) | 27,5 | 29 | 29 | 29 | 29 |
Solide Ausstattung – hoher Preis
Erhältlich ist das Fusion Powerplay hierzulande in zwei Ausstattungsvarianten. Im Test hatten wir die etwas höherwertige der beiden, die mit einer UVP von 4.700 Euro preislich in Regionen liegt, wo man durchaus bereits vollgefederte E-MTBs bekommt. Derzeit (Stand Januar 2024) ist das Rad jedoch überall für knapp 4.000 Euro zu haben. Dafür bekommt man neben dem angesprochen starken Antriebssystem samt großem Akku ein solides Ausstattungspaket: Die RockShox 35 Gold an der Front lässt sich bequem per Luftdruck auf das Fahrergewicht einstellen, die Shimano 12-fach Schaltung bietet eine große Bandbreite und sogar eine hauseigene Dropper Post ist an Bord.
Rahmen | Form Alloy |
Federgabel | RockShox Recon Gold RL 29 |
Antrieb | Rocky Mountain Dyname 4.0 |
Akku | 720 Wh |
Dämpfer | - |
Laufräder | WTB ST i30 |
Reifen VR | Maxxis Rekon Exo |
Reifen HR | Maxxis Rekon Exo |
Schaltwerk | Shimano SLX M7100 |
Schalthebel | Shimano Deore M6100 |
Kurbel | Race Face Ride Cinch |
Umwerfer | Ohne |
Bremse | Shimano MT4100 |
Bremsscheiben | Shimano RT30 203/180 mm |
Sattelstütze | Rocky Mountain Toonie Drop 150 mm (L) |
Sattel | WTB Volt 142 |
Vorbau | Rocky Mountain 31.8 XCC |
Lenker | Rocky Mountain XC 760 mm |
Bei den Bremsen ist mit der Shimano MT4100 nur eine Zwei-Kolben-Anlage verbaut, die noch dazu mit recht kleinen Bremsen auskommen muss. Hier hätten wir uns etwas mehr Power gewünscht; ebenso rollen die Maxxis Rekon Reifen zwar schnell und leise, kommen aber vor allem auf feuchtem, unbefestigten Boden sehr schnell an ihre Grenzen.
Das Rocky Mountain Fusion Powerplay 30 in der Praxis
In der Praxis macht das neue E-Hardtail der Kanadier einen sehr unaufgeregten, soliden Eindruck. Das Fahrverhalten ist ausgewogen, wenngleich das Pendel doch eher in Richtung Touren- und Alltagstsauglichkeit schlägt. Kleinere Ausflüge ins Gelände samt einfacher Trails sind zwar durchaus möglich – auch dank der wirklich tollen Geometrie – doch die verbauten Komponenten, insbesondere Bremsen und Reifen sind hier schnell am Limit. Schön hingegen, dass eine Dropper Post verbaut ist, die auch im Alltagseinsatz ihre Stärken ausspielen kann.
Absolut überzeugend ist einmal mehr das Antriebssystem, das sich keineswegs hinter den „Big Playern“ auf dem Markt verstecken muss. Vor allem die tolle Balance zwischen viel Leistung, natürlichem Fahrgefühl und feiner Dosierbarkeit sucht Ihresgleichen; auch das niedrige Betriebsgeräusch ist ausgesprochen angenehm. Da ist die etwas weniger elegante Optik auch schnell abgehakt.