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Innovativer Allrounder im Test: Bulls Sonic Evo AM2

24. Februar 2020 by Michael Große-Hering

Test: Mit der Vorstellung der Sonic E-MTB Modelle hat Bulls 2020 für mächtig Wirbel gesorgt (wir haben berichtet). Mit innovativen Detaillösungen, konsequenter Integration und neuen, ganzheitlichen Ansätzen möchte Bulls mit dieser Modellserie das E-MTB neu definieren. Wir haben uns das preislich attraktive Modell Sonic Evo AM2 genauer angesehen und wollten wissen, ob es auch auf dem Trail hält, was es optisch verspricht.

Bulls Sonic Evo AM2: Die Fakten

  • Rahmenmaterial: Aluminium
  • Federweg: 150 mm
  • Antrieb: Bosch Performance CX Gen4
  • Akku: Bosch PowerTube (wahlweise 400, 500 oder 625 Wh)
  • Laufradgröße: 29″ Vorderrad / 27.5″ Hinterrad
  • Gewicht: 24,2 kg
  • Preis: 3.799 EUR (400 Wh), 3.999 EUR (500 Wh), 4.199 EUR (625 Wh)

Das Sonic Evo AM2 ist mit 150 mm Federweg in der Kategorie der All-Mountain-E-Bikes angesiedelt (sofern man bei E-MTBs derart kategorisieren kann) und mit einem Preis ab 3.799 Euro durchaus attraktiv. Optisch wirkt es modern und wie aus einem Guss; voluminöse Rohrformen und eine aufgeräumte Optik prägen das Erscheinungsbild. Doch auch im Detail weiß es zu gefallen.

Clevere und innovative Detaillösungen

Auf den ersten Blick wirkt das Sonic Evo AM2 aufgeräumt. Die Proportionen sind stimmig, alle Züge verlaufen im Rahmeninneren und der Antrieb samt Akku ist formschön integriert. Auffallend harmonisch wirkt der Steuerrohr-Bereich. Durch den von Bulls kreierten neuen unteren Steuerohr-Standard von 1.8“ fügt sich die Federgabel sehr harmonisch in den voluminösen Steuerrohr-Bereich des Rahmens ein.



Wie aus einem Guss: Der Übergang von Gabelkrone zu Steuerrohr
Laut Bulls soll der 1.8″-Standard für mehr Steifigkeit sorgen

Die Züge der Hinterradbremse, Dropperpost und Schaltung und werden allesamt auf der rechten Seite in den Rahmen geleitet und verschwinden bis zu ihrem Bestimmungsort quasi gänzlich. Erfrischend und nicht selbstverständlich: Das Displaykabel gelangt über den Steuersatz in den Rahmen und ist somit bestens geschützt. Zusammen mit den abgewinkelten Leitungsabgängen der Magura Bremshebel ergibt sich daraus ein sehr aufgeräumtes Cockpit. Unter dem Vorbau befindet sich zudem eine MonkeyLink-Schnittstelle, welche das einfache Nachrüsten eines geeigneten Frontscheinwerfers ermöglicht – top!

Der Lenkerbereich wirkt übersichtlich. Praktisch: Die MonkeyLink-Schnittstelle


Auch am Hinterbau bleibt sich Bulls beim Sonic Evo AM2 seiner stimmigen Linienführung treu. Die Kettenstreben fallen massiv aus und die Sitzstreben fluchten formschön mit dem Oberrohr – auch in den großen Rahmengrößen. Während immer mehr Hersteller die Lagerpunkte verdecken, sind sie am Sonic sichtbar aber vertrauenserweckend groß dimensioniert. Ein weicher Kettenstrebenschutz schützt zuverlässig vor Rahmenbeschädigungen durch die Kette und nur bei genauerem Hinsehen erkennt man einen mittels Abdeckung versteckten Montagepunkt für einen Seitenständer. Eingefleischte Fahrer werden diesen wohl nicht nutzen, doch ist es „nice to have“ und angesichts der breiten Käuferschicht von E-MTBs absolut sinnvoll.

Im Jahr 2020 „State of the Art“ aber noch lange nicht selbstverständlich ist die Integration des Speedsensors und des Magneten. Bulls platziert den Sensor am Ende der Kettenstrebe und nimmt das Signal über einen Magneten an der Magura Bremsscheibe ab. Nicht nur wird er dadurch quasi unsichtbar, ein Verdrehen oder sogar der Verlust des Magneten sollten dadurch der Vergangenheit angehören.

Groß dimensionierte Lager
Fast unsichtbar: Die Ständeraufnahme
Der Speedsensor ist gut geschützt


Formschöne Integration von Motor und Akku

Als Antrieb kommt der Bosch Performance CX Motor der neuesten Generation mit 75 Nm Drehmoment zum Einsatz. Dank Magnesiumgehäuse kommt er auf ein vergleichsweise geringes Gewicht von lediglich 2,9 kg. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger ist er nicht um den Faktor 2,5 übersetzt und ist somit mit Kettenblättern der Standardgröße kompatibel. Der Motor fügt sich formschön in den Rahmen ein und wirkt keinesfalls wie ein Fremdkörper. Bis auf ein paar Kühlöffnungen ist er weitestgehend von Plastikabdeckungen ummantelt, während eine robuste Skid-Plate vor ungewolltem Steinkontakt schützt.

Der Bosch CX ist formschön in den Rahmen integriert
Eine Skid-Plate schützt den Motor vor Steinkontakt
34T-Kettenblatt inkl. Kettenführung


Bei der Integration des Akkus geht Bulls eigene, innovative Wege. Der Bosch PowerTube-Akku wird im 45 Grad Winkel in das Unterrohr eigesetzt und mittels einer Klappe aus Aluminium verschlossen. Das Schloss befindet sich dabei gut erreichbar unterhalb der Ladebuchse im Steuerrohrbereich. Praktisch: Der Verschlussmechanismus des Akku-Covers bietet gleichzeitig noch weitere Optionen: Ob Trinkflasche, Tasche oder sogar ein Faltschloss, die Möglichkeiten sind dank des Fidlock-Mechanismus vielfältig.

Durch eine Veränderung des unteren Akkuhalters lassen sich 400, 500 und 625 Wh PowerTubes einsetzen. Einziger Wermutstropfen: Die kleineren Akkus (400 und 500 Wh) sind am oberen Haltepunkt an identischer Stelle wie der 625 Wh Akku. Wer sich also durch eine kleinere Batterie ein besseres Fahrverhalten aufgrund eines tieferen Schwerpunktes und geringerem Gewicht erhofft, wird enttäuscht. Mit kleiner PowerTube wandert der Schwerpunkt trotz Gewichtsreduktion tendenziell nach oben.

Praktisch: Der Schließmechanismus des Covers
Offenes Unterrohr mit 500 Wh PowerTube
Links am Lenker befindet sich das Purion Display


Als Display setzt Bulls beim Sonic Evo AM2 auf das Bosch Purion. Links am Lenker platziert, bietet es gut ablesbar die Basic-Informationen wie Ladestandsanzeige, Restreichweite, Geschwindigkeit und Unterstützungsstufe. Wer ein Farbdisplay oder Konnektivität bevorzugt, der kann auf das Kiox Display wechseln. Dabei muss jedoch die komplette Verkabelung bis hin zum Motor neu verlegt werden.

Geometrie und Ausstattung

Bei der Geometrie liegt das Bulls Sonic Evo AM2 voll im Trend. Der steile Sitzwinkel gepaart mit geräumigem Reach  und 66 Grad Lenkwinkel versprechen viel Fahrspaß. Die Kettenstreben liegen mit einer Länge von 450 mm im Mittelfeld. Ebenfalls modern ist die Laufradgröße: Vorne soll ein 29 Zoll Rad mit 2.35er Reifenbreite für gutes Überrollverhalten bei optimaler Lenkpräzision sorgen. Am Heck kommt ein 27.5er Reifen mit einer Breite von 2.6 Zoll zum Einsatz und soll die 75 Nm des Bosch Motors in Vortrieb umsetzen.

Die Ausstattung ist günstig, aber sehr sinnvoll gewählt. Die Federelemente kommen von Suntour. Die Gabel lässt sich über Luftdruck, Zug- und Druckstufe auf die jeweiligen Bedürfnisse einstellen. Der Edge LOR-8 Luftdämpfer verfügt über einen Zugstufeneinsteller, sowie einen Lockout-Hebel, welcher den Dämpfer zu 80% sperrt und ein Wippen im Uphill verhindern soll. Bei der Bremsanlage vertraut Bulls auf Magura MT5 vorne und MT4 hinten. Kombiniert werden diese mit 203 mm Bremsscheiben.



Magura MT5 mit 203mm Scheibe
12 Gänge dank SRAM SX Eagle

Bei der Schaltung kommt der neue Einstieg in die Eagle-Technologie aus dem Hause SRAM zum Einsatz – SX Eagle. 12 Gänge, von 11 bis 50 Zähnen stehen zur Verfügung und werden mittels One-Click-Schalthebel geschaltet. Dadurch soll ein ungewolltes Schalten gleich mehrerer Gänge verhindert werden und somit die Lebensdauer des Antriebsstrangs verlängert werden. Am Motor verrichtet ein 34T Kettenblatt seinen Dienst und die Kette wird durch eine Kettenführung sicher geführt.

Die Ausstattung im Überblick:



Rahmen Aluminium
Federgabel BULLS Lytro 35 Supreme
Antrieb Bosch Performace CX Gen4
Akku Bosch PowerTube 500 (optional: 400, 625 Wh)
Dämpfer Suntour Edge LOR-8
Laufräder Shimano MT400-B / Rodi TRYP30
Reifen VR Schwalbe Nobby Nic Performance Addix, 29x2.35
Reifen HR Schwalbe Nobby Nic Performance Addix, 27.5x2.60
Schaltwerk SRAM SX Eagle, 12-speed
Schalthebel SRAM SX Eagle, 1-click
Kurbel FSA CK-320, 165mm, 34T
Umwerfer Ohne
Bremse Magura MT Trail
Bremsscheiben 203/203
Sattelstütze Limotec DP07
Sattel Selle Royal Vivo
Vorbau Satori Bulls Custom
Lenker Satori MTB-AL

Auf dem Trail

Wir konnten das Bulls Sonic Evo AM2 ausgiebig im Bayrischen Wald, dem Alpenvorland und in den Tiroler Alpen testen. Von gemütlichen Feierabendrunden bis hin zu knallharten Trailtouren, das Sonic musste beweisen was es auf dem Papier verspricht – nämlich ein Alleskönner zu sein.



Eines vorweg: Reichweitenprobleme gab es keine. Egal ob mit 625 Wh Akku oder seinem kleineren, leichteren Pendant mit 500 Wh, ein Zweitakku war selbst bei 2.000 Höhenmeter-Touren nicht von Nöten. Bei moderater Gangart und sinnvoll gewählten Unterstützungsstufen waren Tagestouren mit weit über 100 Kilometern kein Problem – top!

Im Stand weckt das Sonic Evo AM2 sofort spaßige Trailgefühle. Beim ersten Aufsitzen bestätigt sich dann dieser erste Eindruck. Man sitzt sportlich-modern „im Rad“ und fühlt sich auf Anhieb wohl. Der bequeme Sattel konnte auch auf längeren Ausfahrten überzeugen. Kritik muss allerdings das Cockpit einstecken. Der Lenker hat leider nur eine sehr geringe Kröpfung (Backsweep) nach hinten. In Kombination mit den sehr harten Griffen kam es mitunter zu tauben Fingern und Händen. 

Im Uphill fällt sofort die kraftvolle Unterstützung des Motors auf. Mit seinen 75 Nm fühlt sich der Bosch Performance CX kraftvoller an als so mancher Mitbewerber mit mehr Drehmoment auf dem Papier. Dabei geht er bei Bedarf sehr gefühlvoll zu Werke und lässt sich perfekt dosieren. Der E-MTB-Modus ist dabei die ideale Unterstützungsstufe im technischen Gelände. Je nach Pedal-Input unterstützt er sanft oder kraftvoll und so können selbst Steilstücke ohne durchdrehenden Reifen überwunden werden. Limitiert wurden die Uphill-Qualitäten aber ein wenig durch die Reifen bzw. den Laufradmix. Wird es extrem steil, neigt das Sonic zum Ansteigen des Vorderrades. Zwar kann man dem mit Gewichtsverlagerung nach vorne entgegenwirken, das geht aber meist zu Lasten der Traktion. Hinzu kommt, dass die günstigen Schwalbe Nobby Nic Reifen mit ihrer harten Gummimischung frühzeitig an ihre Grenzen stoßen und pannenanfällig sind. Wer das volle Potential des Sonic Evo AM2 ausnutzen möchte, sollte also über stabilere und vor allem weichere Reifen als Upgrade nachdenken.



Wird es steil, erfordert das Bulls eine deutliche Gewichtsverlagerung nach vorne

Geht es bergab, merkt man sofort die sehr ausgewogene Geometrie. Das Fahrverhalten ist agil, ohne bei hohen Geschwindigkeiten an Stabilität zu verlieren. Das 29er Vorderrad setzt Lenkbefehle präzise in Richtungswechsel um. Aber auch hier merkt man, dass der Reifen bei harter Gangart an seine Grenzen stößt.



Das Suntour Fahrwerk arbeitet sehr gut und gibt die 150 mm komfortabel frei ohne zu sehr durch den Federweg zu rauschen. Die Lockout Funktion hatten wir nicht genutzt. Das Fahrwerk bleibt selbst im offenen Zustand wippstabil. Als äußerst kraftvoll haben sich die Magura MT Trail Bremsen erwiesen. Selbst bei langen Abfahrten konnten wir sie nicht ans Limit bringen.

Das Bulls Sonic Evo AM2 schafft es, seinem optisch ansprechenden Erscheinungsbild auf dem Trail gerecht zu werden. Dabei geht es bei Geometrie und Ausrichtung nicht ins Extreme – was sehr positiv zu beurteilen ist. Denn E-MTBs sollen vor allem eines: Einer möglichst breiten Käuferschicht ein gelungenes Gesamtpaket zu bieten. Ob Anfänger oder Trailprofi, wer ein preislich attraktives E-MTB mit Bosch Antrieb sucht, ist mit dem Bulls Sonic Evo AM2 sehr gut aufgehoben.

Das Bulls Sonic Evo AM2 im WWW

https://www.bulls.de



Fazit: Bulls Sonic Evo AM2

Pro

  • Innovative Rahmendetails
  • Optisch ansprechend
  • Gutes Preis/-Leistungsverhältnis
  • Solide Ausstattung

Contra

  • Harte Griffe
  • Reifen nicht optimal für extreme Downhill-Passagen

Fakten

RahmenmaterialAluminium
Laufradgröße29/27.5
AntriebstypBosch CX 4. Gen
Federweg150mm
Gewicht24,2kg
Preis3.999EUR
Web www.bulls.de
DownhillUphill
 
LaufruhigAgil
 
Das Bulls Sonic Evo AM2 überzeugt nicht nur mit seiner Optik. Innovative Rahmendetails und neue Denkansätze wie die 45 Grad Akkuentnahme hinterlassen einen sehr positiven Eindruck. Die sinnvoll gewählte Ausstattung und ausgewogene Fahreigenschaften komplettieren die Allround-Qualitäten. Kleine Schwächen bei Reifen und der Cockpit-Ergonomie sind dabei zu verschmerzen.
Stichworte:BullsE-BikeE-MountainbikeE-MTBNewsSonicTest

Über Michael Große-Hering

Michael Große-Hering hat Wirtschaftsingenieurwesen mit Schwerpunkt Automobiltechnik studiert. Der passionierte (E)-Mountainbiker war nach dem Studium bei einem großen deutschen Hersteller als Produktmanager für E-Mountainbikes tätig. Sein fundiertes Wissen und seine Leidenschaft für Fahrräder bringt er nun bei Velomotion ein.

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