Radsport: Beim Giro d’Italia 2021 dürfen wir erneut einen spannenden Kampf um den Gesamtsieg und die Etappensiege erwarten. Der Parcours verspricht einmal mehr ein Kletter-Festival. Doch auch die Sprinter und Zeitfahrer dürfen sich freuen.
Giro d’Italia 2021: Viele harte Bergetappen
Der Berg ruft! Beim Giro d’Italia 2021 müssen die Profis vom 8. bis 30. Mai fast 50.000 Höhenmeter erklimmen. Dies sorgte bei der Präsentation der Strecke für große Freude bei den Bergziegen – und für eher weniger bei den Sprintern und Zeitfahr-Spezialisten. Der Gesamtsieg wird auch in diesem Jahr nur an einen starken Bergfahrer gehen können. Doch auch für die anderen Fahrertypen hat die Italien-Rundfahrt einige Tage im Programm. Schätzungsweise erwarten uns auf dem insgesamt 3.479,9 Kilometer langen Parcours 6 Flachetappen, 6 Bergetappen, 2 Zeitfahren und 7 hügelige Teilstücke. Wie so oft ist also wohl auf bei der 104. Austragung dieser Grand Tour für jeden etwas dabei.
Der Zoncolan läutet die Entscheidung ein
Entscheidend wird beim Giro d’Italia 2021 vor allem die dritte Woche sein. Nach 13 Etappen werden wir zwar schon ein wohlgeformtes Klassement haben, doch viel zu tun haben muss dieses nicht mit dem Endresultat nur 9 Tage später. Denn am 22. Mai wartet mit dem Monte Zoncolan ein echter Härtetest. Gefolgt wird dieses Teilstück von einem hügeligen Teilstück und einer weiteren harten Bergetappe, ehe die Fahrer in den verdienten Ruhetag fahren. 5 Etappen sind dann nur noch zu absolvieren – doch diese haben es in sich! 3 Bergetappen, ein Sprint und das abschließende Zeitfahren werden entscheiden, wer den schönsten Pokal im Radsport am 30. Mai in Mailand gen Himmel recken darf.
Naturstraßen sorgen für zusätzliche Spannung
Besonders gespannt dürfen wir auf die neunte Etappe blicken. Diese hat nicht nur vier kategorisierte Anstiege zu bieten, sondern auch eine anspruchsvolle Naturstraße auf den letzten Metern nach Campo Felice. Noch heftiger wird es zwei Etappen später. Nach dem Ruhetag sind 162 Kilometer von Perugia nach Montalcino zurückzulegen. Dabei sind nicht die Berge das Highlight der Etappe, sondern erneut die unbefestigten Straßen. Auf den letzten 70 Kilometern sind nicht weniger als 35 Kilometer ungepflastert. Auf den Spuren des Eintagesrennens Strade Bianche wird es hier einen interessanten Fight der Klassementfahrer geben.
🔜In a few minutes we will reveal The Route of the #Giro d’Italia 2021. #StayTuned! | 🔜Tra pochi minuti sveleremo il Percorso del #Giro d’Italia 2021. #StayTuned! pic.twitter.com/GoDkGpeHLa
— Giro d’Italia (@giroditalia) February 24, 2021
Alle Etappen des Giro d’Italia 2021 im Überblick
Etappe #1: Torino – Torino
Datum: 8. Mai 2021
Länge: 8,6 km
Typ: Einzelzeitfahren
Benvenuto a Torino. Der Grande Partenza der 104. Austragung findet in der Region Piemont im Norden Italiens statt. Hier kämpfen die Profis auf einem fast tellerflachen 8,6 Kilometer langen Parcours um die erste Maglia Rosa. Eigentlich kann es dabei nur einen Sieger geben. Weltmeister und Lokalmatador Filippo Ganna ist in einer Gemeinde in der Region Piemont aufgewachsen und gilt als stärkster Fahrer im Kampf gegen die Uhr.
Etappe #2: Stupinigi – Novara
Datum: 9. Mai 2021
Länge: 179 km
Typ: Flachetappe
Wieso auch die Sprinter das Auftaktzeitfahren ernst nehmen werden, zeigt uns das Profil der zweiten Etappe. Hier werden nämlich die schnellen Männer den Tagessieg unter sich ausmachen. Dank der Zeitbonifikation ist vielleicht sogar die Gesamtführung möglich, auch wenn dies unwahrscheinlich erscheint. Sehr gut möglich hingegen ist ein Erfolg von Caleb Ewan. Der kleine Australier gilt als bester Sprinter des Feldes.
Etappe #3: Biella – Canale
Datum: 10. Mai 2021
Länge: 190 km
Typ: Hügeletappe
Auch am dritten Tag befinden sich die Profis im Piemont. Richtung Süden geht es nach Canale. Die als Hauptstadt des piemontesischen Pfirsichs bekannte City wird uns vor allem ihr wunderschönes Schloss präsentieren. Doch die Fahrer werden zumindest vor Überqueren der Ziellinie kaum ein Auge dafür haben. Denn vor allem in der zweiten Rennhälfte wird es wellig. Ein klassischer Massensprint ist alles andere als sicher. Für Peter Sagan allerdings könnte heute der perfekte Moment sein.
Etappe #4: Piacenza – Sestola
Datum: 11. Mai 2021
Länge: 187 km
Typ: Hügeletappe
Am vierten Tag des Giro d’Italia 2021 verlassen wir die Region Piemont – und das wenig anspruchsvolle Terrain. Denn auf dem Weg nach Sestola wird es erstmals bergig. Obwohl die Etappe nicht zu den härtesten der diesjährigen Italien-Rundfahrt zählt, werden hier bereits erste Träume platzen. Zum Ende des Teilstücks weist der Colle Passerino Steigungen von bis zu 16 Prozent auf. Nach der Bergwertung geht es knapp 2,5 Kilometer bergab und noch einmal leicht ansteigend bis zur Ziellinie. Schlägt hier Simon Yates erstmals zu?
Etappe #5: Modena – Cattolica
Datum: 12. Mai 2021
Länge: 177 km
Typ: Flachetappe
Gestern hat die Gesamtwertung erste Formen angenommen. Heute sind wieder die Sprinter an der Reihe. Dylan Groenewegen, Caleb Ewan, Peter Sagan und Co. hoffen auf den Tagessieg. Abgesehen vom Massensprint zum Ende der Etappe wird heute wenig passieren. Keine einzige Bergwertung muss absolviert werden. Immerhin dürfen wir uns auf tolle Bilder freuen. Denn neben der bewundernswerten Architektur im Start- und Zielort, begleitet uns die schöne Natur.
Etappe #6: Grotte di Frasassi – Ascoli Piceno
Datum: 13. Mai 2021
Länge: 160 km
Typ: Hügeletappe
Das abwechslungsreiche Profil setzt sich auch am sechsten Tag fort, wenn der Giro d’Italia 2021 die Schweiz erreicht. Während die beiden Bergwertungen zur Etappenmitte wohl keine große Auswirkung auf das Endergebnis haben werden, dürfte der Schlussanstieg durchaus eine gewichtige Rolle spielen. Der Passo San Giacomo ist 15,5 Kilometer lang und damit der erste richtige Härtetest für die Kletterer – besonders, weil seine steilsten Passagen erst am Ende zu bewältigen sind.
Etappe #7: Notaresco – Termoli
Datum: 14. Mai 2021
Länge: 181 km
Typ: Flachetappe
Wieder sind die Sprinter an der Reihe. Ein klassischer Massensprint in Termoli wird kaum zu verhindern sein. Ob wir in diesem Jahr einen dominanten Sprinter im Starterfeld mit dabei haben, stellt sich spätestens heute heraus.
Etappe #8: Foggia – Guardia Sanframondi
Datum: 15. Mai 2021
Länge: 170 km
Typ: Hügeletappe
Eines ist sicher: Die Gemeinde Guardia Sanframondi wird von der heutigen TV-Übertragung des Giro d’Italia profitieren. Denn das schöne kleine Städtchen in der Provinz Benevento liegt auf einer Anhöhe und sorgt für fast schon romantische Aufnahmen. Weniger genießen werden die Ankunft allerdings die Fahrer. Nach einer langen Abfahrt den Bocca della Selva hinab, geht es eben jene Anhöhe hinauf. Hier sind Puncheur-Fähigkeiten gefragt, wie sie ein Dan Martin und ein Simon Yates haben.
Etappe #9: Castel Di Sangro – Campo Felice
Datum: 16. Mai 2021
Länge: 160 km
Typ: Bergetappe
Wer heute einen schlechten Tag hat ist raus! Denn die neunte Etappe ist die bislang härteste des diesjährigen Giro d’Italia. 6 Anstiege – 4 davon kategorisiert – müssen bewältigt werden. Die Tatsachen, dass das Teilstück nur 160 Kilometer lang ist und es bei über 3.400 Höhenmetern nur bergauf und bergab geht, sorgen ganz automatisch für ein hartes Rennen. Das große Highlight sind die letzten Kilometer hinauf zum Zielort. Auf unbefestigter Straße bekommen wir hier ein Gravel-Rennen zu sehen.
Etappe #10: L’Aquila – Foligno
Datum: 17. Mai 2021
Länge: 140 km
Typ: Flachetappe
Vor dem ersten Ruhetag sind noch einmal die Sprinter dran – oder die Ausreißer. Denn für das Hauptfeld dürfte es nach dem harten gestrigen Tag nicht leicht werden, eine starke Gruppe zurückzuholen. Wollen hügelfeste Sprinter, wie zum Beispiel Peter Sagan, heute unbedingt um den Tagessieg mitfahren, bietet der Passo Valico di Somma im letzten Renndrittel eine Gelegenheit, die schnellsten Männer im Peloton zu distanzieren.
Etappe #11: Perugia – Montalcino
Datum: 19. Mai 2021
Länge: 162 km
Typ: Hügeletappe
Der erste Ruhetag ist Geschichte – und den hatten die Profis bitter nötig. Denn heute geht es ordentlich zur Sache. Viele Fahrer werden den Ruhetag genutzt haben, um sich das heutige Teilstück anzusehen und einige Streckenabschnitte schon einmal abzufahren. Auf dem Weg nach Montalcino braucht es Glück, eine gute Tagesform und ein starkes Team. Denn auf den letzten 70 Kilometern werden 35 Kilometer auf Naturstraßen absolviert. Den Passo del Lumo Spento müssen die Profis sogar zweimal meistern. Hier gewann im Jahr 2010 Cadel Evans eine der epischsten Etappen der Geschichte. Und auch heute dürfen wir ähnliches erwarten …
Etappe #12: Siena – Bagno Di Romagna
Datum: 20. Mai 2021
Länge: 212 km
Typ: Hügeletappe
Wer denkt, dass es nach dem aufregenden gestrigen Tag heute erholsam wird, der irrt. Auch wenn die Ausreißer heute beste Chancen haben, den Tagessieg unter sich auszumachen, werden sich die Klassementfahrer wohl kaum ausruhen. Besonders diejenigen, welche gestern Zeit verloren haben, werden heute auf Wiedergutmachung aus sein. So könnte es hinauf zum Passo del Carnaio und vor allem bergab zu einem wahren Gemetzel kommen. Immerhin steht das italienische Wort Carnaio genau dafür.
Etappe #13: Ravenna – Verona
Datum: 21. Mai 2021
Länge: 198 km
Typ: Flachetappe
Hier das Etappenprofil noch einmal in Kurzform: ____ Leider ist das wenig aufregende Teilstück mit 198 Kilometern auch noch besonders lang. Wer sich selbst als Zuschauer während des Giro d’Italia 2021 einen kleinen Ruhetag gönnen will, der kann diesen heute einlegen. Die Sprinter und deren Helfer werden dies natürlich nicht tun. Denn heute gibt’s den nächsten Massensprint.
Etappe #14: Cittadella – Monte Zoncolan
Datum: 22. Mai 2021
Länge: 205 km
Typ: Bergetappe
So langweilig, wie die gestrige Etappe war, so aufregend wird die heutige. Mit dem Monte Zoncolan wartet das Highlight des diesjährigen Giro d’Italia auf uns. Während wir uns darauf freuen, wird der Tag für die meisten Profis eher eine Qual. Denn auch wenn die vermeintlich einfachere Seite befahren wird, sorgt der Berg endgültig für ein klares Gesamtklassement. Die letzten 4 Kilometer steigen im Schnitt um bis zu 13 Prozent an. Wer zu früh in Topform war und heute schwächelt, kann sich um den ganzen Lohn bringen. Besonders die Personalie Simon Yates ist diesbezüglich zu beachten.
Etappe #15: Grado – Gorizia
Datum: 23. Mai 2021
Länge: 145 km
Typ: Hügeletappe
Der Giro d’Italia erreicht Slowenien. Wie gemacht ist dabei das Teilstück für mutige Ausreißer. Weil die Sprinter und deren Helfer nach dem gestrigen Tag müde sind und die Klassementfahrer heute wenig unternehmen können, gibt es kaum Gegenwehr. Und weil wir viele Kilometer in Slowenien absolvieren, können wir auf den ein oder anderen Slowenen in der Ausreißergruppe tippen. Am wahrscheinlichsten scheint uns eine große Attacke der Mannschaft Bahrain – Victorious zu sein. Vor allem Matej Mohoric gilt es zu beachten.
Etappe #16: Sacile – Cortina d’Ampezzo
Datum: 24. Mai 2021
Länge: 212 km
Typ: Bergetappe
Die 16. Etappe nach Cortina d’Ampezzo ist wie gemacht für eine Harakiri-Aktion. Ein früher Angriff am Passo Fedaia könnte das Rennen enorm schnell machen. Für bereits abgeschlagene Fahrer, welche sich eigentlich mehr erhofft hatten, wäre eine solche Strategie vielleicht der letzte Ausweg. Geschieht dies nicht, wird uns spätestens den Passo Giau hinauf Action geboten. Damit die dortigen Angriff auf den Gesamtführenden Wirkung zeigen, sollte dieser vorher von seinen Teamkollegen isoliert werden. In der Abfahrt ins Ziel kommt es dann zur Verfolgungsjagd. Bleibt der Leader auch heute souverän, wird er nur schwer noch abzufangen sein.
Etappe #17: Canazei – Sega di Ala
Datum: 26. Mai 2021
Länge: 193 km
Typ: Bergetappe
Während gestern die Teamtaktik zweifelsohne eine große Rolle spielen könnte, ist heute vor allem die individuelle Kletterfähigkeit gefragt. Am Passo di San Valentino können die stärksten Helfer den Leadern vielleicht noch beistehen. Doch wenn der Schlussanstieg erreicht wird, geht es Mann gegen Mann. Mit einer Länge von 11,2 Kilometern und einer Durchschnittssteigung von 9,8 Prozent ist der Sega di Ala ein weiteres Highlight des diesjährigen Giro d’Italia.
Etappe #18: Rovereto – Stradella
Datum: 27. Mai 2021
Länge: 231 km
Typ: Flachetappe
Mit 231 Kilometern ist das heutige Teilstück das längste des Giro d’Italia 2021. Leider bleiben sich die Veranstalter treu: Die längsten Etappen sind gleichzeitig auch die topografisch langweiligsten. Denn trotz einiger Wellen ist heute ein Massensprint wahrscheinlich. Stellt sich nur die Frage, welche Sprinter nach den Strapazen im Hochgebirge überhaupt noch mit dabei sind.
Etappe #19: Abbiategrasso – Alpe Di Mera
Datum: 28. Mai 2021
Länge: 176 km
Typ: Bergetappe
Drei Bergwertungen warten am 28. Mai auf die Profis. Und auch wenn zwischen den Anstiegen viele Kilometer liegen, sind diese alles andere als angenehm. Denn selbst dort geht es stetig leicht bergauf. Das sorgt für wenig Erholung, gleichzeitig aber eben für die Möglichkeit, mit einer starken Relais-Station und einer gewieften Taktik vielleicht noch einmal alles zu verändern. Zudem ist der Schlussanstieg sehr unangenehm, weil er von Kilometer zu Kilometer gegen Ende hin immer steiler wird.
Etappe #20: Verbania – Valle Spluga-Alpe Motta
Datum: 29. Mai 2021
Länge: 164 km
Typ: Bergetappe
Letzte Chance für die Kletterer! Und die hat es in sich. Wieder in der Schweiz angekommen, geht es hier nämlich erst in der zweiten Rennhälfte richtig bergan. Dann aber so richtig! Der San Bernardino lädt bereits zu Attacken ein. Gut möglich, dass wir am Gipfel nur noch die Topfahrer beisammen haben. Heute gilt so sehr wie nie: Wer zu früh in Topform war und langsam nachlässt, der kann heute alles verlieren, was er sich in den 19 Tagen zuvor erarbeitet hat. Hier sind riesige Zeitabstände möglich – und damit auch ein Comeback in der Gesamtwertung.
Etappe #21: Senago – Milano
Datum: 30. Mai 2021
Länge: 30,3 km
Typ: Einzelzeitfahren
Sollte der Gesamtsieger nach den Torturen der vergangenen 20 Tage noch nicht feststehen, erwartet uns auf dem Weg nach Mailand ein spannender Krimi. Das Zeitfahren ist tellerflach und liegt damit ganz klar den Experten. Wir werden den Tagessieger auf jeden Fall relativ früh auf der Strecke sehen. Doch dann geht es um den Gesamtsieg und die Plätze auf dem Podium. Auf dieser 30,3 Kilometer langen Strecke sind nämlich noch einmal große Zeitabstände möglich.