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Specialized Levo 2022 im ersten Test: Kleine Änderungen, große Wirkung

23. März 2021 by Michael Große-Hering

Specialized Levo 2021

Produktnews / Test: Dass Specialized mit dem Turbo Levo quasi die Ära der E-Mountainbikes (mit)geprägt hat, ist sicherlich kein Geheimnis. Umso spannender, wenn die Amerikaner 2021 ein Nachfolgemodell des beliebten E-MTB ankündigen. Die dritte Generation des Turbo Levo kommt vorerst nur in Carbon und unterscheidet sich auf den ersten Blick kaum vom Vorgänger. Dennoch bietet es innovative Neuerungen und ist insgesamt ein sehr spannendes E-MTB. Warum das so ist erfahrt ihr ebenso wie die ersten Fahreindrücke mit der edlen S-Works Variante des Specialized Levo 2022 in den folgenden Zeilen.

Specialized Levo 3rd Gen Test: Inhalt

  • Rahmen & Laufradgröße
  • Neue Geometrie
  • Modernisierter Antrieb mit Display
  • Modelle und Ausstattungsvarianten
  • Vergleich zum Vorgänger
  • Impressionen vom Trail

Das Levo hat innerhalb des Specialized E-MTB Portfolios schon immer die Rolle des Allrounders eingenommen. Wer noch mehr Federweg will, greift zum Kenevo. Wer mehr Wert auf geringes Gewicht legt, für den kommen die „SL“ Modelle in Frage. Das neue Turbo Levo bleibt dieser Kategorisierung treu, wirkt aber dennoch aufgefrischt und deutlich modernisiert – ohne es offenkundig nach Außen zur Schau zu stellen.

Specialized Turbo Levo 3rd Gen



Specialized Turbo Levo 2022: Kurz und knapp

  • Neuer Carbonrahmen
  • 160 mm / 150 mm Federweg (Vorn / Hinten)
  • Mullet-Laufradgrößen-Mix: 29 Zoll vorn, 27,5 Zoll hinten
  • Specialized 2.2 Motor mit max. 90 Nm Drehmoment
  • Entnehmbarer 700 Wh Akku
  • Neues TCU „The Mastermind“ Display
  • Preis ab 11.499 Euro

Neuer Rahmen und neue Laufradgröße

Erst auf den zweiten Blick fällt auf, dass der Rahmen eine komplette Neuentwicklung gegenüber dem Vorgängermodell ist. Die Linienführung des neuen Levos bleibt fast unverändert, schlanke und wohl-proportionierte Rohrformen dominieren und der bekannte, asymmetrische Rahmen umschließt die Dämpferaufnahme. Durch das leicht veränderte Design lässt sich nun aber ein waschechter DH-Dämpfer samt Ausgleichsbehälter in Kombination mit einer Trinkflasche im Rahmendreieck unterbringen.

Specialized Levo 2022
Bewährte Formgebung, jetzt mit Mullet Laufradgrößen-Mix
Specialized Levo 2021
Dämpfer mit Ausgleichsbehälter + Trinkflasche finden im asymmetrischen Rahmen Platz

Auch neu ist die Laufradgröße. Während frühere Levos auf 29 Zoll Laufräder setzten, hat das Specialized Levo 2022 jetzt einen Laufradmix. Die Kombination aus 29 Zoll am Vorderrad und 27.5 am Heck (jeweils in 2.6 Zoll Breite) soll laut den Specialized Ingenieuren nicht nur das Fahrverhalten verbessern, sondern zudem auch die Reifenfreiheit am Hinterbau erhöhen.



Neue Geometrie – jetzt sogar mit Geometrieverstellung

Auch die Geometrie des neuen Levo wurde angepasst: Die Kettenstreben können aufgrund der kleineren Laufradgröße am Heck nun kürzer ausfallen; der Sitzwinkel ist steiler und der Lenkwinkel um ca. 1 Grad flacher. Außerdem ist es nun möglich die Geometrie noch weiter anzupassen.

Geometrieverstellung: Sowohl am Ausfallende…
…als auch am Steuersatz lässt sich die Geometrie anpassen

Über einen Flip Chip am Ausfallende lässt sich die Tretlagerhöhe anpassen und spezielle Steuersatz-Schalen ermöglichen eine Veränderung des Lenkwinkels um +- 1 Grad. Heißt konkret: Wer den Lenkwinkel des „alten“ Levos fahren möchte, kann dies genauso tun wie der, der progressive Setups bevorzugt. Top!



S1S2S3S4S5S6
Stack605617626635644653
Reach412432452477502532
Steuerrohr105105115125135145
Sitzrohr380390405425445465
Kettenstreben442442442442442442
Radstand117912001225125512841318
BB-Drop252727272727
Lenkwinkel64,564,564,564,564,564,5
Sitzwinkel7877,276,776,276,276,2

Specialized Levo 3rd Gen Geometrie



Neu sind auch die Größen: Wie bereits von anderen Specialized-Modellen bekannt, setzen die Amerikaner auf eine Größenskalierung von S1-S6. Das bedutet, dass sich die unterschiedlichen Größen nicht mehr primär über die Länge des Sitzrohres definieren, sondern vielmehr über die Länge des Bikes. Das soll kleinen Fahrer/innen ermöglichen auch lange Bikes zu fahren und umgekehrt. Bemerkenswert zeigt sich die Größe S6: mit 532 mm Reach sollten sich selbst groß-gewachsene Rider auf Anhieb wohlfühlen.

Motor, Akku, Display: Alles neu?

Auch am Antriebssystem scheinen die Änderungen am neuen Turbo Levo auf den ersten Blick eher klein zu sein. Als Aggregat kommt der bekannte „Specialized Motor“ zum Einsatz, welcher nun den Zusatz „2.2“ bekommt. Auf Basis eines Brose Motors stellt er maximal 90 Nm Drehmoment bereit und weist in der neuesten Revision einige Hard- und Software Upgrades auf: Ein angepasster Freilauf sowie ein aktualisierter Riemen sollen die Zuverlässigkeit erhöhen. Redundant abgedichtete Stecker noch mehr vor Wassereintritt schützen. Dank neuer Firmware soll er zudem noch feinfühliger und natürlicher ansprechen und seine Leistung über den gesamten Ride noch konstanter abgeben (kein Derating).



Specialized 2.2 Motor: 90 Nm
Doppelt und dreifach: Specialized hat…
…dem Wassereintritt den Kampf angesagt

Beim Akku bleibt alles beim Alten. Der schlanke, mit 700 Wh recht üppige Akku lässt sich mittels Bolzen entnehmen und ist formschön im Unterrohr integriert. Bei den derzeit erhältlichen (Carbon-)Varianten entfällt zudem die 500 Wh Option.



Display? Hat sich das Specialized Turbo Levo nicht immer dahingehend ausgezeichnet, dass es gerade eben kein Display hatte? Richtig! Das neue Levo erhält nun erstmals ein echtes Display, auch wenn es kaum auffällt und es an gewohnter Stelle auf dem Oberrohr sitzt.

Specialized Mastermind TCU



Die „Mastermind TCU“ genannte Einheit ist nicht nur das Gehirn des Antriebssystems, sondern weist auch einige Neuerungen gegenüber früheren Versionen auf. Das Farbdisplay lässt sich über die bekannte „Mission Control App“ quasi frei konfigurieren und zeigt jetzt unter anderem Daten über Restreichweite, Höhe und Energieverbrauch an. Ebenfalls neu ist „Micro Tune“. Mittels eines Tastendrucks lassen sich die Unterstützungsstufen nicht mehr nur in gewohnter Weise (Eco, Trail, Power) ändern, sondern fein in 10% Schritten anpassen – während der Fahrt. Laut Specialized soll das eine einfache Anpassung unterschiedlicher Leistungsniveaus bei Gruppen-Rides ermöglichen.

Funktionen der Mastermind TCU:

  • Over-the-Air-Updates
  • Ladestand in Prozent
  • Feinanpassung der Unterstützungsstufe in 10% Schritten (Micro Tune)
  • Personalisierte Displayanordnung
  • Uhrzeit
  • Live Consumption
  • Herzfrequenz-Kopplungsfunktion
  • Präzise Höhenmessung
Mit der bekannten Mission Control App…
…lassen sich vielzählige Anpassungen vornehmen…
…Je nach Bedarf und Vorliebe.


Specialized Turbo Levo 3rd Gen: Modelle und Ausstattungsvarianten

Zunächst wird es zwei Modelle des neuen Specialized Turbo Levo zur Auswahl geben. Beide ausnahmslos in Carbon, beide mit 700 Wh und beide sehr hochwertig ausgestattet. Man kann jedoch davon ausgehen, dass weitere Modelle – auch aus Aluminium – folgen werden.

Specialized Levo 2022 S-Works



Rahmen: FACT 11m Vollcarbon
Antrieb: Specialized 2.2
Akku: 700 Wh

Federgabel: Fox 38 Factory Grip2
Dämpfer: Fox X2 Factory

Schaltung: Sram XX1 Eagle AXS
Bremsen: Magura MT7 203/203 mm
Laufräder: Roval Traverse SL
Sattelstütze: RockShox Reverb AXS



Preis: 13.999 Euro



Specialized Levo 2022 Pro

Rahmen: FACT 11m Vollcarbon
Antrieb: Specialized 2.2
Akku: 700 Wh

Federgabel: Fox 38 Factory Grip2
Dämpfer: Fox X2 Factory



Schaltung: Sram X01 Eagle
Bremsen: Sram Code RSC 200/200 mm
Laufräder: Roval Traverse Carbon
Sattelstütze: Fox Transfer

Preis: 11.499 Euro



Specialized Levo 2022: Die Unterschiede zum Vorgänger im Überblick

  • 160 mm Federweg an der Front
  • Mullet-Mix
  • Geometrie: Flacherer Lenkwinkel, längerer Hauptrahmen, steilerer Sitzwinkel, Geometrieverstellung
  • Neues Display: Mastermind TCU
  • Motorupgrades: Hardware und Software
  • Überarbeiteter Schutz gegen Nässe
  • Platz für Dämpfer mit Ausgleichsbehälter
  • Endlich mit 12-fach Schaltungen

Specialized Levo 2021: Erster Test im Video

Natürlich waren wir gespannt auf die Praxis-Performance. Die Tatsache, dass das Testbike dann in der edlen und exklusiven S-Works Ausstattungsvariante bei uns ankam, verstärkte unsere Vorfreude zusätzlich. Schließlich konnte sich das Levo in der Vergangenheit bereits beweisen und überzeugt wie kaum ein anderes E-Bikes mit dem Prädikat „Draufsetzen und Wohlfühlen!“ Ob das beim neuen Levo genauso der Fall ist, sollte sich schnell zeigen.



Um es kurz zu machen: Ja, das neue Levo ist nach wie vor das „Draufsetzen und Wohlfühlen-Rad“. Die Geometrie ist nun zwar deutlich moderner, bringt aber selbst Anfänger nicht in Verlegenheit.

Bei der Ausstattung der S-Works Variante gibt es nichts zu kritisieren – angesichts des Preises hatten wir das jedoch auch erwartet. Erstaunlich: Specialized setzt konsequent auf maximale Performance bei den Komponenten (Fox 38, X2, Magura MT7, stabile Reifen) und schafft es trotzdem, das Gewicht auf einem niedrigen Niveau zu halten. Unser Testbike in Rahmengröße S3 kam auf beachtliche 22,0 kg!



Antrieb? (Brose)typisch top! So leise wie frühere Specialized Motoren empfanden wir das Aggregat allerdings nicht. Womöglich ein Tribut, den die Hardware-Updates zollen müssen. Neues Display? Phantastisch! Quasi genauso unauffällig wie bisher, bietet die neue Mastermind TCU dank der Mission Control App dennoch einen echten Zugewinn. Welche Information haben wir uns am häufigsten anzeigen lassen? Die Uhrzeit! 🙂

Fahrverhalten? Modern und gegenüber den Vorgängermodellen noch potenter! Für einen ausführlichen Test ist es an dieser Stelle sicherlich noch zu früh, wir freuen uns aber bereits jetzt schon auf weiter ausgedehnte Testkilometer auf dem neuen Specialized Turbo Levo. Für weitere Eindrücke, hier das S-Works Turbo Levo in unserem Testvideo:



Web

www.specialized.com





Fazit: Specialized S-Works Levo 2021

Pro

  • Kraftvoller und individualisierbarer Antrieb
  • Unauffällig und dennoch konfigurierbares Display
  • Moderne Geometrie mit Verstellmöglichkeit
  • Geringes Gewicht
  • Durchdachtes Gesamtkonzept

Contra

  • Teuer

Fakten

RahmenmaterialCarbon
LaufradgrößeMullet-Mix 29 / 27,5 Zoll
AntriebstypSpecialized 2.2
Federweg160 / 150 mm
Gewicht22,0 kg (Größe S3)
Preis13.999 Euro
Web www.specialized.com
DownhillUphill
 
LaufruhigAgil
 
Mit dem neuen Specialized Turbo Levo 2021 haben die Kalifornier wieder einen großen Coup gelandet. Die Änderungen wirken auf den ersten Blick klein, in Summe ergeben diese aber ein komplett neues Bike und legen die Messlatte bei den E-Mountainbikes erneut hoch. An Features wie dem quasi frei konfigurierbaren Display oder Microtune wird sich die Konkurrenz zukünftig messen lassen müssen. Bravo Specialized!
Stichworte:2021E-MountainbikeE-MTBEinzeltestSpecializedSpecialized Turbo Levo

Über Michael Große-Hering

Michael Große-Hering hat Wirtschaftsingenieurwesen mit Schwerpunkt Automobiltechnik studiert. Der passionierte (E)-Mountainbiker war nach dem Studium bei einem großen deutschen Hersteller als Produktmanager für E-Mountainbikes tätig. Sein fundiertes Wissen und seine Leidenschaft für Fahrräder bringt er nun bei Velomotion ein.

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