Markt: Scheinbar unaufhaltsam wälzen sich Fatbikes aus ihrem Nischendasein in Richtung Mainstream. Während sich die fetten Reifen gerade in den USA schon seit einigen Jahren stetig wachsender Beliebtheit erfreuen, scheinen sie spätestens mit der Eurobike nun auch endgültig diesseits des Teichs angekommen zu sein.
Seitdem die Firma Surly den Trend der dicken Reifen 2012 mit ihrem Pugsley aus den USA auch nach Deutschland brachte, sind Fatbikes in aller Munde. Allein die eigenwillige, zugegebenermaßen auch gewöhnungsbedürftige Optik der mit bis zu 4,8“ Breite bereiften Bikes polarisiert.
Bisher fristeten Fatbikes auf dem deutschen und europäischen Markt eher ein Außenseiterdasein. Dies könnte sich mit der Saison 2015 nun entscheidend ändern. Im Portfolio beinahe jedes Herstellers findet sich für kommendes Jahr mindestens ein Fatbike. Egal ob KTM mit dem Fatrat, Bulls mit dem Monster oder Canyon mit ihrem Dude – eines steht fest: Fatbikes drängen mit aller Macht auf den europäischen Markt.
Wenig überraschend präsentierten Salsa und Surly – Vorreiter im Bereich der Fatbikes – auch für 2015 neue Modelle mit dicken Reifen. Das Salsa Blackborow ist mit 100mm breiten Felgen ausgelegt für Reifen mit bis zu 5“ Breite und fällt laut der Schmiede aus Bloomington, USA in die Kategorie der Plus-Size Fatbikes. Surly hingegen schreitet den bereits in der Vorsaison eingeschlagenen Weg konsequent weiter und versucht mit den Modellen Instigator 2.0 und Krampus eine Brücke zwischen regulären Reifen und Fatbikes zu schlagen. Ausgelegt für Reifenbreiten zwischen 2,75“ und 3“ sind sie optisch nicht ganz so gewöhnungsbedürftig wie ihre großen Brüder, können aber dennoch einige deren Vorteile wie die sehr gute Dämpfung in sich vereinen.
Neben den klassischen Hardtail-Fatbikes mit Starrgabel finden sich für kommende Saison auch mannigfaltige Variationen in den Portfolios der Hersteller. Die schon vor einigen Monaten präsentierte Fatbike Federgabel Bluto von Rock Shox ist bereits an zahlreichen Rädern zu bewundern, darunter dem KTM Fatrat oder dem Bulls Monster S. Ebenso kombinieren einige Hersteller das Fatbike Konzept mit einem vollgefederten Rahmen – so zum Beispiel die norddeutsche Schmiede Alutech mit dem übergewichtigen Ableger ihres Enduros Fanes, dessen Prototyp noch auf den programmatischen Namen Fat Fanes hört.
An einigen Herstellerständen konnte man Bikes bestaunen, die zwei der aktuell größten Trends der Branche kombinieren: E-Fatbikes. Oftmals handelt es sich noch um Prototypen oder Designstudien, einige wenige Hersteller konnten allerdings bereits serienreife Modelle präsentieren, darunter KTM mit dem Macina Freeze Plus. Die Motorunterstützung sorgt dafür, dass mit dem großen Rollwiderstand einer der größten Nachteile der Fatbikes quasi eliminiert wird. Dass man auf der nächstjährigen Eurobike wahrscheinlich deutlich mehr E-Fatbikes finden wird, dürfte also keine allzu gewagte Prognose sein.
Exoten unter Exoten: Selbst einige Fatbikes für Kinder wurden auf der Eurobike gesichtet – der Trend macht also auch nicht vor den Kleinsten halt. Zumindest Bordsteine sollten mit den dicken Reifen zukünftig für die Jungs und Mädels ihren Schrecken verlieren.
Nicht nur auf dem Markt der Fahrradhersteller tut sich einiges in puncto Fatbikes, auch die Komponentenhersteller stellen sich immer besser auf den neuen Trend ein. Augenfällig wird dies insbesondere bei der Auswahl der Reifen: Während man vor nicht allzu langer Zeit noch mühselig nach den exotischen, dicken Reifen suchen musste, bringen für 2015 ein großer Teil der Reifenhersteller einen oder mehrere Fatbike-Reifen auf den Markt. Egal ob Schwalbe, Maxxis oder Kenda: Reifenengpässe gehören für Fatbikefahrer wohl der Vergangenheit an. Wenngleich die meisten Hersteller bei den Felgen noch immer auf Eigenmarken setzen, steigt die Auswahl an passenden Naben langsam an. So bietet die schwäbische Edelschmiede Tune für kommende Saison ihr beliebtes Nabenpaar King und Kong auch in einer überbreiten Version an.
Ob den Fatbikes auch in Europa der Weg in die (überbreite) Erfolgsspur gelingt, steht noch in den Sternen. Eines lässt sich allerdings zweifelsfrei festhalten: Fatbike-Interessierte können sich 2015 über eine nie dagewesene Auswahl freuen.