Test: Die günstige Elite-Variante des Specialized Venge ist ein Aero-Bike mit einem steifen, wendigen Rahmen und teils hochwertigen Anbauteilen. Nur das eine oder andere Ausstattungsdetail kann nicht so ganz überzeugen.
Fakten-Check
[tab:Übersicht]
UVP: 2.499€
Gewicht: 8,23kg
Rahmenmaterial: Carbon
Gabel: Vollcarbon
Herstellerseite
[tab:Geometrie]
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Größe,49,52,54,56,58,61
Oberrohr Waagrecht,518mm,537mm,548mm,565mm,582mm,600mm
Sitzrohrlänge,467mm,487mm,507mm,527mm,547mm,577mm
Sitzwinkel,75.5,74,73.5,73.25,73,72.5
Lenkwinkel,72.25,73,73,73.5,73.5,74
Steuerrohrlänge,100mm,120mm,140mm,160mm,190mm,210mm
Kettenstrebenlänge,405mm,405mm,405mm,405mm,407mm,410mm
Radstand,970mm,970mm,978mm,986mm,1003mm,1013mm
Stack,506mm,528mm,544mm,566mm,593mm,614mm
Reach,385mm,385mm,386mm,395mm,401mm,407mm
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[tab:Ausstattung]
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Bauteil, Modell
Gabel,Specialized FACT Carbon
Laufradsatz,Fulcrum S5
Reifen,Specialized Turbo Elite 60TPI
Bremse,Shimano 105
Schaltwerk,Shimano 105 11-fach
Umwerfer,Shimano 105
Schalthebel,Shimano 105 STI
Kurbel,Praxis Works TURN Zayante 52/36
Kassette,Shimano 105 11-28
Vorbau,Specialized Pro SL
Lenker,Specialized S-Works Aerofly
Lenkerband,Specialized Roubaix
Sattelstütze,Specialized Venge FACT Carbon 20/0mm Offset
Sattel,Body Geometry Romin EVO Comp 143mm
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Die Aero-Features des Venge
„Venge“ klingt aggressiv und schnell; das passt zu einem Rad, das auf optimale Aerodynamik ausgelegt ist, ohne dabei zu stark von der gewohnten Rennrad-Optik abzuweichen. Mit Hochprofil-Unterrohr, ausgekehltem Sitzrohr und Aero-Stütze ist die Sache klar: Gut eine Sekunde Vorsprung pro Kilometer verspricht Specialized gegenüber dem Modell Tarmac. Wie schnell man dafür fahren muss, wird allerdings nicht erwähnt.
Halt, jetzt hätten wir fast ein weiteres Aero-Feature vergessen: Das Oberrohr wölbt sich deutlich über die obere Kante des Steuerrohrs; der Versatz wird von einem speziell ausgeformten Spacer geglättet. So bekommt der Rahmen eine gedrungene, niedrige Form; in der Tat ist das Steuerrohr in Relation zum Oberrohr eher kurz und sorgt für eine sportlich-flache Haltung. Natürlich sind alle Züge innenverlegt, was in Verbindung mit dem flächigen Rahmen eine sehr, äh, glattflächige Optik schafft.
Specialized gehört zu jenen Herstellern, die nicht nur Kompletträder, sondern auch Rahmensets anbieten. Im Falle des Venge Elite steht man vor folgender Wahl: Entweder entscheidet man sich für das hier vorgestellte Shimano-105-Rad für 2.499 Euro, oder man gibt einen Hunderter weniger aus und erhält dafür das (anscheinend) baugleiche Rahmenset „Venge Pro“ inklusive der Aero-Stütze. Muss man da lange überlegen? Nein, denn ein teures Ausstattungs-Highlight ist am günstigen Komplettrad zu bestaunen, nämlich der tragflächenartige „S-Works Aerofly“-Carbonlenker (Listenpreis: 300 Euro) mit innen geführten Schalt- und Bremszügen. Wie üblich ist er nur bis knapp hinter die Bremsgriffe mit Band umwickelt, sodass man den leicht nach vorne abgewinkelten Oberlenker mit gleichfarbig einlackiertem Logo bewundern kann. Der edle Bügel lässt sich gut greifen, zumal er zum Zwecke guter Verstellbarkeit in einen konventionellen Vorbau geklemmt ist. Der Lenker allein soll gegenüber einem runden Bügel weitere 17 Sekunden auf 40 Kilometer sparen, womit wir bei rund einer Minute wären; mehr „Aero“ gibt es dann aber nicht.
Fahrspaß satt
Dafür aber viel Fahrspaß: Schon beim ersten Antritt spürt man die hohe Steifigkeit des Venge-Rahmens, was bei einem Rahmengewicht um 1.300 Gramm aber kein Wunder ist. Die markentypisch agile Lenkgeometrie macht das Rad handlich und lebendig; alles zusammen ergibt den Eindruck zügiger Beschleunigung, die auch vom hohen Gesamtgewicht des Venge Elite nicht gebremst wird. Ohne Pedale wiegt das Testrad nämlich satte 8,23 Kilo, gut drei davon steuern die halbhohen Fulcrum-Laufräder bei. Ganz klar: Hier ist viel Raum für Tuning-Potenzial; ein gutes Pfund rotierender Masse lässt sich leicht einsparen. Sobald das Specialized auf Touren ist, scheint es die Geschwindigkeit mit überraschend geringem Kraftaufwand zu halten – vielleicht wirkt sich hier die gute Aerodynamik ebenso wie die Masse von Rad und Laufrädern positiv aus.
Wenn wir schon mal dabei sind, über Upgrades nachzudenken: Ein Bauteil, mit dem wir nicht so recht warm wurden, war der Alu-Kurbelsatz namens Turn Zayante mit 52/36er Abstufung. Zum einen laufen die Kettenblätter bei Kettenschräglauf recht rau, zum anderen aber sind die Kurbelarme recht stark abgewinkelt und kommen schnell mal in Kontakt mit den Radschuhen – sichtbarer Abrieb von den Tretern ist der Beweis.
Was dagegen ziemlich angenehm funktioniert, sind Schaltung und Bremsen der Shimano 105. Erstere arbeitet zwar nicht ganz so geschmeidig wie die teureren Schwestern Ultegra und Dura-Ace, während letztere ziemlich wuchtig aussehen. Dafür packen die Bremsen gut zu, und wenn die Schaltung gut eingestellt ist, wechselt sie willig die Ritzel, ohne zu hakeln. Einfach nur top ist der „Body Geometry“-Sattel – es ist zwar immer Geschmackssache, doch der Testfahrer fühlte sich vom ersten Meter an sehr wohl auf dem großzügig ausgeschnittenen Sitz. Und das, obwohl es nicht gelang, die Sattelneigung zu verstellen (mit Gewalt wollten wir es nicht versuchen).
Ziehen wir also Bilanz: Das preisgünstige Venge Expert fühlt sich schnell an, ist steif und agil und in Teilen gut bis sehr gut ausgestattet; dabei ist es freilich eher schwer, was man etwa durch einen höherwertigen (und aerodynamischeren) Laufradsatz ändern könnte. Wir meinen: Der Kauf lohnt sich, wenn man plant, nach und nach auf- und umzurüsten.
Produkthighlights
- Sehr gute Fahreigenschaften
- Teils hochwertige Anbauteile
- Günstiger Weg zu einem edlen Rahmen
Preis und Web
- 2.499 Euro
- www.specialized.com