Radsportgeschichte: Wir schreiben das Jahr 1966. Auf dem Nürgburgring in der Eifel hat sich an einem kühlen Septembertag die gesammelte Radsportelite zur Straßenweltmeisterschaft eingefunden. Darunter Fahrer, die heute als Legenden ihres Sports gelten, wie Eddy Merckx, Jacques Anquetil und nicht zuletzt auch Rudi Altig.
Mehr als 100.000 Zuschauer hatten sich am 28. September 1966 um 9.30 für das Profirennen der Herren auf den Tribünen des Nürburgrings eingefunden. Nach verhaltenem, eher zähen Rennverlauf bildete sich schließlich im Finale eine Ausreißergruppe aus sieben Fahrern. Von den großen Favoriten hatte lediglich der Franzose Anquetil den Sprung geschafft, von Merckx und Altig war lange Zeit nichts zu sehen.
Der Deutsche kämpfte jedoch mit aller Macht um den Anschluss an die Fluchtgruppe und es gelang ihm schließlich, den Anschluss herzustellen. Merckx hingegen hatte an diesem Tag scheinbar nicht die Beine, die den Belgier ansonsten hatten beinahe unbesiegbar scheinen lassen. Ungewöhnlich früh setzte Altig dann schließlich zum Schlusssprint an – und es gelang ihm tatsächlich, all seine Verfolger hinter sich zu lassen und den Zielstrich zu passieren. Weltmeister! Jacques Anquetil und dessen Landsmann Raymond Poulidor blieben nur die Plätze zwei und drei.
Doch war das nur ein Teil der Geschichte der Straßen-WM der Männer 1966. Für Schlagzeilen sorgte der seit jeher etwas impulsive Anquetil, der nicht zur Siegerehrung erschien. Später sagte er, ihn habe die Niederlage zu sehr geschmerzt. Wie auch die Gründe für sein Fernbleiben gewesen sein mögen – Der Franzose wurde im Anschluss für sein Fehlverhalten mit einer Geldstrafe belegt und musste die Prügel der Presse ertragen.
In der Folge wurde außerdem bekannt, dass Altig der obligatorischen Dopingprobe nach Rennende ferngeblieben war – wie auch alle fünf Fahrer hinter ihm. Nachdem die sechs Profis zuerst disqualifiziert und von der UCI mit einer Sperre belegt wurden, wurde diese im Anschluss wieder aufgehoben. Die Begründung? Die UCI fürchtete eventuelle Schadensersatzforderungen seitens der Rennorganisation.