Test / SUV E-Bike: Das Hercules Nos FS SUV 2.2 ist ein sportlicher Alltags-Tourer mit jeder Menge Offroad-Potenzial. Das von einem Shimano EP8 Motor angetriebene SUV E-Bike kombiniert satte 150 mm Federweg mit vielen Zuladungs-Optionen und umfassender sorglos-alltags-Ausstattung.
Das Hercules Nos wurde vor einigen Jahren als waschechtes eMTB geboren. Auch wenn es in diesem sportlichen Anstrich bis heute erhältlich ist, hat das Bike in der Zwischenzeit einige Updates bekommen und wurde um einige Varianten ergänzt. Nicht nur kam mit dem Shimano EP8 ein zweites Antriebssystem neben dem ursprünglichen Brose Drive S Mag hinzu, auch das Einsatzgebiet des Bikes wurde größer. Unter anderem mit den SUV Modellen, die zwar die sportliche DNA des „Ur-Nos“ beibehalten, gleichzeitig jedoch eine alltagstaugliche Vollausstattung samt Gepäckträger und Beleuchtung mitbringen.
Für das aktuelle Modelljahr hat Hercules zwei vollgefederte SUV Varianten des Nos im Programm, die sich jedoch nur in einigen Ausstattungsdetails und beim Preis unterscheiden. Gemein haben sie ihren Rahmen aus Aluminium, der für das Tourensegment üppige 150 mm Federweg mitbringt und auch die sportliche Geometrie des eMTBs beibehält. Beim Antriebssystem setzt Hercules an den SUV Modellen auf den Shimano EP8 in Kombination mit dem originalen Shimano-Akku mit 630 Wh Kapazität im Unterrohr. Über eine Klappe ist der per Schloss gesicherte Akku bequem entnehmbar.
Shimano EP8 und entnehmbarer 630 Wh Akku
Der Shimano EP8 Motor ist seit einigen Jahren bewährt und ist mit seinen 2,6 kg auch weiterhin der leichteste Mittelmotor in der Leistungsklasse um 85 Nm. Was seine Maximalleistung angeht, muss er sich der Konkurrenz von Bosch oder Brose jedoch geschlagen geben. Insbesondere bei niedriger Kadenz bzw. in einem schwereren tut sich der japanische Antrieb schwer. Punkten kann er dagegen mit seiner Dynamik und dem natürlichen Ansprechverhalten. Hier gilt wie so oft: Welcher Antrieb der richtige ist, kommt auf persönliche Vorlieben und individuelle Anforderungen an. In puncto Bedienung entscheidet sich Hercules am Nos FS SUV 2.2 für das große, aber einfarbige Shimano Display mittig am Lenker und das etwas größere Bedienteil mit dezidierten Knöpfen für Beleuchtung und Schiebehilfe.
120 kg Zuladung inklusive optionalem Front-Rack
Der Rahmen passt trotz seiner Offroad-Ursprünge hervorragend zu einem vielseitigen Tourenrad. Dafür spricht unter anderem auch das sehr gute zulässige Gesamtgewicht von 150 kg, womit das Hercules Nos FS SUV 2.2 in der Praxis auf eine Zuladung von ca. 120 kg kommt. Diese kann beispielsweise auf oder an dem Heckgepäckträger mit Federklappe (danke Hercules!) untergebracht werden oder man nutzt die Bohrungen am Steuerrohr, um einen Frontgepäckträger zu montieren. Hier ist dann jedoch bei 5 kg Schluss – dennoch: Welches andere vollgefederte SUV E-Bike bringt diese Option überhaupt mit?
Hercules Nos FS SUV 2.2 mit durchdachter Ausstattung
Mit seiner unverbindlichen Preisempfehlung von 5.599 Euro gehört das Hercules Nos FS SUV 2.2 zu den günstigeren E-Bikes in seiner Klasse. Natürlich muss man entsprechend auf Edel-Komponenten verzichten, Hercules hat den Rotstift jedoch vernünftig angesetzt und eine gute Balance zwischen Preisbewusstsein und Alltagsperformance gefunden. Ein gutes Beispiel hierfür ist das RockShox Fahrwerk mit der 35 Gold Luftfedergabel und dem Deluxe Select Dämpfer. Während beides an einem waschechten eMTB Grund zur Kritik wäre, bietet es für einen sportiven Tourer wie das Nos FS SUV eine starke Performance und sehr viel Komfort.
Solide sind auch Schaltung und Bremsen von Shimano: Die 12-Gang Deore Schaltung bietet zügige Schaltvorgänge und eine große Bandbreite und die günstigen MT420 4-Kolben Bremsen bringen die ca. 27 kg des Bikes samt Fahrer auch dank der großen Scheiben immer schnell zum Stehen. Dem günstigeren Preis zum Opfer fiel wohl leider eine verstellbare Sattelstütze, die dem ca. 400 Euro teureren Top-Modell vorbehalten bleibt. Wer möchte, kann diese jedoch auch recht kostengünstig nachrüsten.
Rahmen | Hercules Nos FS |
Federgabel | RockShox 35 Gold 150 mm |
Antrieb | Shimano EP8 |
Akku | Shimano 630 Wh |
Dämpfer | RockShox Deluxe Select |
Laufräder | Rodi Tryp30 / Shimano MT410 |
Reifen VR | Schwalbe Johnny Watts Performance |
Reifen HR | Schwalbe Johnny Watts Performance |
Schaltwerk | Shimano Deore 12-fach |
Schalthebel | Shimano Deore 12-fach |
Kurbel | Hercules EC40 |
Umwerfer | Ohne |
Bremse | Shimano MT420 |
Bremsscheiben | Shimano RT64 203/203mm |
Sattelstütze | Kalloy SP-719 |
Sattel | Selle Royal Vivo |
Vorbau | Zecure UP2+ Verstellbar |
Lenker | MTB Riser |
Um die doch recht sportliche Geometrie des Rahmens für Tourenfahrer etwas zu entschärfen, spendiert Hercules dem Nos FS SUV einen verstellbaren Vorbau von Zecure – so lässt sich die Sitzposition durch die Lenkerhöhe in kleinen Schritten bequem anpassen. Gut gefallen auch die Anbauteile von den Metallschutzblechen über den Heckgepäckträger bis zur Beleuchtungsanlage. Letztere bietet sogar eine Fernlicht-Funktion, die sich vom Lenker aus steuern lässt. Der entsprechende Knopf sorgt in Kombination mit dem unserer Meinung nach unnötigen Lockout für die Federgabel und der sehr großen Klingel dafür, dass vor allem die rechte Seite des Lenkers ziemlich überfrachtet wirkt.
Überzeugende Vorstellung in der Praxis
In der Praxis kann das Hercules Nos FS SUV 2.2 durch sein in quasi jeder Situation unaufgeregtes Fahrverhalten überzeugen. Das Fahrwerk mit viel Federweg sorgt für viel Komfort, beispielsweise auf Forststraßen und lässt auch Ausflüge ins echte Gelände zu; selbst leichte Trails sind mit dem Nos FS SUV problemlos machbar. Limitierend sind hier die fehlende Variostütze und auch die Johnny Watts Reifen von Schwalbe, die vor allem bei Nässe nicht mehr ganz so viel Halt bieten. Andererseits bewegt man sich hier ohnehin an der Grenze dessen, was für ein SUV E-Bike noch sinnvoll ist.
Die Ergonomie des Bikes ist gelungen, auch dank des verstellbaren Vorbaus – so sind auch längere Touren für diejenigen problemlos machbar, die schnell Rückenprobleme bekommen. Apropos längere Touren: Der Shimano EP8 kitzelt gute Reichweiten aus dem 630 Wh Akku und dürfte für die allermeisten Anwendungsfälle mehr als ausreichend sein.
Sämtliche Anbauteile machen einen guten und zuverlässigen Job – auch die Radschützer aus Metall. Jedoch ist deren Befestigung am Vorderrad bzw. an der Gabel nur bedingt für den Einsatz im Gelände geeignet. Die Steckverbindung löst sich bei größeren Schlägen leider recht schnell. Zwar ist das Schutzblech auch ebenso schnell wieder fest angebracht; im Alltag ist das dennoch ausgesprochen nervig. Tipp von uns: Ein schmaler Streifen Klebeband über die Steckverbindung und das Problem ist beseitigt.