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KomponentenTests

Neues Power-System mit Brose-Genen im Praxistest: Der Qore-Antrieb

24. Juni 2025 by Michael Faiß

Das neue E-Bike Antriebssystem Qore tritt an, um den etablierten Platzhirschen Konkurrenz zu machen. Wir haben uns einen ersten, ausführlichen Praxiseindruck des Systems verschafft und klären, ob der Qore-Antrieb das Zeug hat, den Markt aufzumischen – auch wenn finale Prüfstandsmessungen noch ausstehen.

Der E-Bike-Markt ist ständig in Bewegung, und mit dem Qore-Antrieb betritt ein neuer, vielversprechender Akteur die Bühne, der aus einem bekannten Umfeld hervorgeht: Qore ist der neue Name des Brose-Antriebssystems, das zwar nach wie vor in Berlin entwickelt und gefertigt wird, inzwischen aber zum Yamaha-Konzern gehört. Wenngleich die genauen Hintergründe und die Namensgebung noch von einer gewissen Transformationsphase geprägt sind, soll dies laut den Verantwortlichen keine Auswirkungen auf die Zukunft des Antriebssystems oder den Service haben. Vielmehr möchte Qore als ein ganzheitliches System verstanden werden, das von Motor über Akkus bis hin zu Bedienelementen und Software alles aus einer Hand bietet. Ein Ansatz, der für Fahrradhersteller klare Vorteile in puncto Integration und Service verspricht.

Qore Antrieb
Unter dem Namen Qore kommt der Brose-Antrieb in einer neuen Entwicklungsstufe.


Das Herzstück: Der Qore Drive 3 Peak

Unter der Haube des Qore-Systems arbeitet der Motor, der weiterhin offiziell als Drive 3 Peak bezeichnet wird. Die Eckdaten lesen sich vielversprechend: Mit einem Gewicht von 2,9 Kilogramm liefert das Aggregat ein maximales Drehmoment von 95 Newtonmeter und eine Spitzenleistung von 600 Watt. Damit positioniert sich Qore beim Drehmoment klar in der Spitzengruppe des Marktes, während die reine Nennleistung von 600 Watt zwar üppig ist, aber von einigen Wettbewerbern auf dem Papier übertroffen wird. Beeindruckend ist die maximale Unterstützung von 410 Prozent, die in Kombination mit dem 48-Volt-System für ordentlich Schub sorgen dürfte.

Energieversorgung mit Ausdauer: Die Qore-Akku-Familie

Zur Markteinführung stehen zwei Akku-Varianten zur Verfügung: die Battery Intube 800 mit exakt 792 Wattstunden und die Battery Intube 650 mit 649 Wattstunden Kapazität. Besonders der größere 800er Akku, der in unserem Testrad verbaut war, hinterlässt einen guten Eindruck. Trotz seines Aluminiumgehäuses wiegt er nur 3,8 Kilogramm und ist damit rund 100 Gramm leichter als vergleichbare Modelle von Bosch. Die Bauform ist eher quaderförmig, was ihn kürzer, aber auch breiter macht als manch andere Intube-Akkus. Dies könnte bei der Rahmenintegration zu etwas voluminöseren Unterrohren führen. Im Inneren des 48-Volt-Akkus kommen moderne 21700er Zellen in einer 13S-3P-Konfiguration zum Einsatz. Für die Zukunft ist zudem ein schlankerer „Slide-In“-Akku mit 500 Wattstunden angekündigt, der voraussichtlich ab dem Modelljahr 2027 für elegantere Rahmenintegrationen sorgen soll.

Qore Antrieb



Aufladen mit System: Das Qore-Ladegerät

Passend zum System liefert Qore ein Ladegerät, das in seiner Größe etwa mit dem Standard-Ladegerät von Bosch vergleichbar ist – vielleicht eine Spur größer. Eine clevere Besonderheit ist die Möglichkeit, direkt am Ladegerät zwischen drei verschiedenen Lademodi zu wählen, ohne eine App bemühen zu müssen.

Echo Mode: lädt schonend mit 2,5 Ampere nur bis 85 Prozent, um die Lebensdauer der Zellen zu maximieren.
Standard Mode: lädt mit 3 Ampere bis 100 Prozent.
Fast Mode: nutzt 4,5 Ampere für eine möglichst schnelle Vollladung.

Dank des 48-Volt-Systems und einer Ladespannung von 54 Volt erreicht das Ladegerät eine Ladeleistung von rund 250 Watt, wie unsere Messungen ergaben. Der 800-Wh-Akku war im Fast Mode in etwa vier Stunden wieder komplett gefüllt, wobei der Ladevorgang erfreulich linear verläuft – circa 25 Prozent Kapazität pro Stunde. Das ist zwar nicht rekordverdächtig schnell, aber ein guter Kompromiss aus Geschwindigkeit und Handlichkeit des Ladegeräts.



Qore Antrieb
Der Qore-Akku wiegt minimal weniger als ein Bosch Intube.

Kontrolle und Konnektivität: „Control Allround“

Für die Interaktion mit dem System kommt zum Marktstart die „Control Allround“-Einheit zum Einsatz. Diese kombiniert Gehirn, Display und Bedientasten in einem Gehäuse am Lenker. Das Farbdisplay ist hell und gut ablesbar. Die Bedienung erfolgt über vier Tasten – zwei klassisch von oben zu drückende und zwei, die seitlich geschoben werden. Dieses Konzept ist eigenständig, offenbarte im Praxistest jedoch ergonomische Tücken, auf die wir später noch eingehen. Positiv sind der integrierte USB-C-Ladeport für Smartphone oder Navi sowie die Bluetooth-Schnittstelle für eine zukünftige App hervorzuheben. Sämtliche Konfigurationen, von den Displayansichten bis zur Charakteristik der Unterstützungsstufen, lassen sich erfreulicherweise auch direkt am Gerät ohne App vornehmen. Für die Zukunft sind zudem ein ins Oberrohr integrierbares Display („Display Integrate“) und eine separate, kleinere Remote-Einheit geplant.

Das Qore-Fahrerlebnis: Fünf Modi für jeden Trail

Kommen wir zum spannendsten Teil: Wie fährt sich das Qore System? Grundsätzlich stehen fünf Unterstützungsstufen zur Verfügung: die bekannten Modi Eco, Tour und Boost sowie zwei Spezialmodi, die für ein besonderes Fahrgefühl sorgen sollen.



Der „One-Mode“: Dieser progressive Modus agiert ähnlich wie die Automatik- oder Trail-Modi anderer Hersteller. Er passt die Unterstützung dynamisch an den Input des Fahrers (Trittkraft und Trittfrequenz) an und kann bei Bedarf die volle Motorleistung freigeben. In der Praxis erwies sich dieser Modus als sehr gelungen. Er besitzt eine recht steile, progressive Kennlinie, was bedeutet, dass bei geringem Fahrerinput auch nur moderate Unterstützung geliefert wird. Gibt man jedoch beherzt Druck aufs Pedal, erwacht das System spürbar zum Leben und schiebt kraftvoll an. Das Fahrgefühl ist dadurch sehr belohnend und sportlich, perfekt für technische Anstiege und aktive Fahrer. Für sehr entspanntes Touren könnte er manchen Fahrern aber fast schon zu viel Eigenleistung abverlangen. Die Dosierbarkeit der Leistung ist in diesem Modus exzellent

Der „Punch-Mode“: Wie der Name schon andeutet, legt dieser Modus noch eine Schippe auf den Boost-Mode drauf – nicht bei der Maximalleistung, aber bei der Intensität der Unterstützung und dem Ansprechverhalten. Die Unterstützung ist hier so stark, dass man sich fast schon den Berg hochschieben lassen kann; es wird vermutet, dass hier die angegebenen 410 % überschritten werden. Das Ansprechverhalten ist extrem direkt und agil, fast schon nervös, und erinnert an den Race-Mode von Bosch, ist aber insgesamt etwas kontrollierbarer. Der Nachlauf des Motors ist in diesem Modus ebenfalls stark ausgeprägt. Interessanterweise wird der Punch-Mode nicht über die normalen +/-Tasten angewählt, sondern über eine separate Seitentaste an der Bedieneinheit aktiviert und auch wieder deaktiviert. Dies soll wohl ein versehentliches Aktivieren verhindern, erwies sich im Test aber als nicht immer hundertprozentig intuitiv, besonders wenn man schnell aus dem Modus wechseln wollte.

Qore Antrieb
Das drehmomentstarke System hat an modernen E-MTBs definitiv seinen Platz.


Fahrcharakteristik und Leistungsentfaltung

Insgesamt vermittelt der Qore-Antrieb ein Fahrgefühl, das als eine gelungene Mischung aus der Sanftheit und Natürlichkeit früherer Brose-Antriebe und dem druckvollen Antritt eines Bosch CX beschrieben werden kann. Das System fühlt sich dadurch moderner und direkter an, verliert aber ein wenig von der einzigartigen Samtigkeit, die den Vorgänger auszeichnete.

Ein wichtiger Aspekt ist der Nachlauf des Motors, der besonders im One-Mode und Punch-Mode zum Tragen kommt. Ähnlich wie bei Bosch ist dieser dynamisch und passt seine Länge an die Fahrsituation und den Fahrerinput an. Das ermöglicht auch einen kräftigen Schub aus dem Stand, wenn man an der Kurbel nur leicht antippt – ideal für knifflige Anfahrpassagen. Die Software für den Nachlauf wirkte im Test allerdings noch nicht ganz final abgestimmt und reagierte nicht immer hundertprozentig vorhersehbar.

Die Leistungsentfaltung des Qore Antriebs ist interessant. Der kräftige Antritt und das hohe Drehmoment von 95 Nm suggerieren im ersten Moment eine enorme Spitzenleistung. Tatsächlich fühlt sich der Motor beim Anfahren und bei niedrigeren Kadenzen extrem kraftvoll an. Wenn es jedoch richtig steil wird und hohe Kadenzen gefragt sind, um die 600 Watt Maximalleistung abzurufen, kann der Antrieb das anfangs vermittelte Gefühl unbändiger Kraft nicht immer ganz bis zum Ende halten. Die Leistung ist für moderne E-MTBs absolut ausreichend und liegt gefühlt zwischen einem standardmäßigen Bosch CX Gen4 und einem Modell mit Leistungs-Upgrade, aber die Spitzenmotoren mit höherer Wattzahl bieten bei sehr hohen Anforderungen noch mehr Reserven.



Akustik: Ein Leisetreter mit Charakter

Eine der Paradedisziplinen früherer Brose-Antriebe war die geringe Lautstärke, und auch das Qore-System macht hier eine sehr gute Figur. Es zählt zu den leisesten Antrieben auf dem Markt. Im normalen Fahrbetrieb, ohne extreme Last, ist der Motor fast unhörbar. Die Geräuschcharakteristik ähnelt dabei den aktuellen Specialized/Brose-Motoren. Erst unter starker Last, beispielsweise an steilen Rampen mit hoher Trittfrequenz, entwickelt der Motor ein vernehmbares Summen, das typisch für Getriebemotoren ohne Zahnriemen ist. Im direkten Vergleich zum Bosch CX Gen5 ist der Qore tendenziell leiser, bei sehr warmer Witterung und extremer Last könnte er jedoch minimal lauter werden. Ein Motor-Klappern, wie es von einigen anderen Antrieben bekannt ist, konnten wir im Test nicht eindeutig feststellen. Zwar gab es am Testrad diverse Nebengeräusche, der Motor selbst schien aber auch bei provozierten Tests (Anheben und Fallenlassen des Hinterrads) ruhig zu bleiben. Ein ganz leichtes, internes Klappern ließ sich zwar provozieren, dürfte aber in der Praxis kaum wahrnehmbar sein.

Bedienkomfort und Integration: Stärken und Schwächen

Während Motor und Akku überzeugen, gibt es bei der Bedieneinheit „Control Allround“ Anlass zur Kritik. Mit ihrer Baugröße nimmt sie relativ viel Platz am Lenker ein, was die Positionierung in Kombination mit anderen Hebeln wie einer Dropper-Remote erschweren kann. Auch das Bedienkonzept mit den zusätzlichen Schiebe-Tasten ist gewöhnungsbedürftig und nicht jedermanns Sache. Hier hinkt Qore der Ergonomie anderer Top-Hersteller etwas hinterher.
Sehr positiv fielen hingegen Akku-Integration und -entnahme auf. Über einen cleveren Verriegelungsmechanismus mit kleinen „Flügelchen“ sitzt der Akku absolut fest und klapperfrei im Unterrohr und lässt sich dennoch einfach und ohne Kraftaufwand entnehmen.

Fazit: Ein starker Herausforderer mit viel Potenzial

Auch wenn finale Prüfstandstests aufgrund der noch nicht finalen Software – insbesondere im Hinblick auf das De-Rating-Verhalten – noch ausstehen, hinterlässt das Qore-Antriebssystem einen überzeugenden ersten Eindruck. Es ist ein System, mit dem in Zukunft definitiv zu rechnen ist und das sich auf Augenhöhe mit den etablierten Größen im Markt bewegt.



Besondere Stärken sind die geringe Geräuschkulisse, die hohe Energiedichte der Akkus und die durchdachte Akku-Integration. Im Vergleich zum direkten Vorgänger und auch zu einigen aktuellen Wettbewerbern bietet das Qore-System ein deutlich harmonischeres und gleichzeitig kraftvolleres Fahrgefühl.
Die Konkurrenz hat in den letzten zwei Jahren jedoch ebenfalls nicht geschlafen, und so wird es für Qore eine Herausforderung, sich bei den Fahrradherstellern breit zu etablieren. Doch mehr Wettbewerb belebt bekanntlich das Geschäft und treibt die technologische Entwicklung voran, wovon letztendlich alle E-Biker profitieren.

Das Qore-System ist nicht in allen Details perfekt, insbesondere bei der Ergonomie der Bedieneinheit gibt es noch Luft nach oben. Dennoch ist es ein sehr, sehr gutes Antriebssystem und eine echte Alternative für anspruchsvolle E-Mountainbiker.

 



www.brose-ebike.com

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Über Michael Faiß

Michael Faiß hat in München Englisch und Geschichte studiert. Nach einem einjährigen Aufenthalt in England arbeitete er als Übersetzer unter anderem für das Magazin Procycling und das Degen Mediahouse. Außerdem ist er seit der Kindheit passionierter Radfahrer und –schrauber und fühlt sich vor allem abseits der asphaltierten Wege zuhause.

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