Test Shimano Cues Q’Auto: Die neue Automatik-Schaltung für unmotorisierte Fahrräder ist lernfähig und kommt ganz ohne Akku aus. Wer das System etwas trainiert, muss sich danach nie mehr Gedanken über den Gangwechsel machen. Velomotion hat die innovative Schaltung auf der Eurobike 2025 ausprobiert.
E-Bikes mit elektronischen Schaltsystemen kennt man bereits, und auch der automatische Gangwechsel ist keine Zukunftsmusik mehr. Zumal es beim Elektrorad nicht darauf ankommt, immer im genau richtigen Gang (also mit der genau richtigen Trittfrequenz) zu fahren: Die Motorunterstützung sorgt dafür, dass das „Drehzahlband“ beim Radfahren breiter wird. Beim „Bio-Bike“ ist das anders: Zu langsames Treten ist kraftraubend, kurbelt man zu schnell, geht einem bald die Puste aus. Eine automatische Schaltung muss also genau die richtige Frequenz treffen und außerdem im passenden Moment den Gang wechseln. Doch wie soll sie wissen, was die individuellen Präferenzen sind?
Elektronische Schaltung ohne Akku
Vorhang auf für die Shimano Cues Q’Auto – das wohl erste lernfähige Schaltsystem der Branche. Der japanische Konzern bringt künstliche Intelligenz ans Fahrrad und stattet diese gleich mit einer eigenen Stromquelle aus. Und dazu gibt es einen Tastenblock am Lenker, der drahtlos mit dem Schaltsystem kommuniziert.

Was die Shimano Cues Q’Auto kann, hat Velomotion auf der Eurobike ausprobiert. Die grundlegende Idee ist einfach: Die Schaltung misst Trittfrequenz und Drehmoment – kann also ermitteln, wie schnell und wie kräftig man in die Pedale tritt –, außerdem die Geschwindigkeit. Aus diesen Parametern wird die optimale Übersetzung sowie der richtige Zeitpunkt des Gangwechsels festgelegt. Wie sich das anfühlt, zeigt eine Fahrt auf dem neuen Rose Sneak 3 EQ, das mit dem neuen System ausgestattet ist: Erst einmal muss man ein paar Meter rollen, damit der extrem leicht laufende Dynamo in der Hinterradnabe genug Strom im Kondensator speichert, um das System zu starten. Ein Druck auf die kleine Aktivierungstaste am Lenkerschalter, und schon ist die Shimano Cues Q’Auto startklar.
Geschmeidiges Schalten, noch etwas zu früh
Angefahren wird in einem leichten Gang, und nach ein paar Metern auf dem steifen, handlichen Alu-Rad ist mein Tempo so hoch, dass die Schaltung erstmals aktiv wird. Der Gangwechsel lässt dabei so lange auf sich warten, bis ich den Druck aufs Pedal etwas reduziere – unter Volllast schaltet es sich nun mal nicht optimal. Dann läuft die Kette geschmeidig und ziemlich leise aufs nächstkleinere Ritzel über. Lässt man (etwa vor einer Kurve) rollen und bremst dabei, passiert erst einmal gar nichts, denn geschaltet wird natürlich nicht beim Treten. Beim langsamen Drehen der Kurbeln wandert die Kette flugs auf die leichten Gänge, sodass man nach der Kurve wieder von einer angenehmen Übersetzung aus beschleunigen kann. Dabei fällt mir aber ziemlich schnell auf: Für meinen Geschmack schaltet die Automatik zu schnell hoch – ich wünsche mir eine längere Beschleunigungsphase mit höherer Frequenz.
Shimano Cues Q’Auto: Das lernfähige Schaltsystem
Hier kommen der Tastenblock sowie die bereits erwähnte KI ins Spiel: Natürlich hat man jederzeit die Option, das System manuell zu bedienen. Und anhand genau dieser Eingriffe lernt die Schaltung ihren Benutzer kennen und weiß irgendwann, wann der perfekte Augenblick für den Gangwechsel kommt. Das heißt auch, dass man das System auf den ersten Kilometern aktiv trainieren sollte, außerdem kann man per App diverse Parameter einstellen. Dazu erlaubt der Schalthebel die Wahl dreier Modi mit unterschiedlichen Trittfrequenzbereichen.
Laut Shimano läuft der Lernprozess der Schaltung ziemlich schnell ab, was sich beim Testrad auf der Messe nicht überprüfen ließ – mit dem Rose waren einfach zu viele unterschiedliche Fahrer unterwegs.
Ist die Shimano Cues Q’Auto eine gute Idee? Auf jeden Fall, denn es sind immer noch genug Schaltmuffel unterwegs, die sich (und ihr Material) mit mühevollem Kurbeln großer Gänge belasten und die ganze Bandbreite ihrer Schaltung gar nicht ausnutzen. Dabei wendet sich Rose mit dem Sneak 3 EQ tendenziell an sportive Alltagsfahrer/innen, denen man bewusstes Schalten zutrauen sollte. Interessant und zukunftsweisend ist das System in jedem Fall, dabei nicht übermäßig teuer: Das Testrad kostet 2.399 Euro und damit 400 Euro mehr als baugleiche Rose Sneak 2 EQ mit Shimano Cues 2×11.