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Scor 4060 Z LT: Das Fun-Performance E-MTB

12. Mai 2022 by Michael Faiß

Scor 4060 Z LT

Test / E-MTB: Das Scor 4060 Z LT ist das erste E-MTB der noch jungen Marke aus der Schweiz und wusste im Test direkt mit einer tollen Performance zu glänzen.

Im vergangenen Jahr betrat mit Scor ein neuer Name die (E-)Mountainbike-Bühne – und war direkt mit zwei bzw. vier neuen Bikes am Start. Ungewöhnlich für eine so junge Marke, doch das hat durchaus seinen Grund, denn hinter Scor verbergen sich keine Newcomer. Vielmehr sitzen die Scor-Landsleute von BMC hier mit am Ruder. Einer der BMC Rahmenentwickler begann schon vor einigen Jahren, in seiner Freizeit an einem MTB-Rahmen zu tüfteln und das Projekt entwuchs Stück für Stück seinen „Freizeit-Schuhen“. Nach Gesprächen mit BMC war klar, dass dieses Bike großes Potenzial besitzt, aber nicht in die Performance-DNA der Schweizer passen würde. So bekam das als Spaßgerät konzipierte Bike mit Scor seine neue, eigene Heimat und hört nun auf den Namen 4060.



Die Plattform 4060 nutzen nun zum Start gewissermaßen vier verschiedene Bikes, zwei mit und zwei ohne Motor, jeweils in einer Variante mit 140 mm und einer mit 160 mm Federweg am Heck (daher auch der Name – 4060). Der in allen Varianten aus Carbon bestehende Rahmen bleibt dabei in den ST (=Short Travel, 140mm) und LT (Long Travel, 160mm) Versionen gleich. Durch das Umlegen eines Flipchips, einen anderen Dämpferhub, Federgabel und Offset-Steuersatz wird aus dem Enduro ein Trailbike – oder umgekehrt. Insofern ist der Umbau nach dem Kauf zwar möglich, aber mit einigem Aufwand verbunden. Die E-MTBs tragen den Namenszusatz „Z“ und setzen auf eine Kombination aus Shimano EP8 und selbst entwickeltem 720 Wh Akku.



Schicker Rahmen, geringes Gewicht

Im Test hatten wir das Scor 4060 Z LT XT – sprich das E-MTB mit 160 mm Federweg in der Ausstattungsvariante „XT“. Am optisch ausgesprochen gelungenen Bike fällt zunächst vor allem der Hinterbau ins Auge, dem Scor den etwas sperrigen Namen „Lower Link Activated Virtual Pivot“ gegeben hat. Dieser platziert den Dämpfer sehr tief im Rahmen, was für einen niedrigen Schwerpunkt, gute Balance und ein sattes Fahrgefühl sorgen soll. Passend dazu sitzt auch der im Unterrohr integrierte Akku sehr nah am Shimano EP8 Motor am Tretlager. Die Entnahme des Energiespeichers ist wirklich gut gelöst. Seine Verriegelung lässt sich mit einem 4er Inbus-Schlüssel lösen, anschließend kann er bequem nach unten entnommen werden. Trotz seiner großen Kapazität von 720 Wh bringt der übrigens nur knapp vier Kilogramm auf die Waage. Ohnehin ist das Gewicht ein großer Pluspunkt des Scor 4060 Z LT: Unser Testrad in Größe L bringt gerade einmal 22,6 kg ohne Pedale auf die Waage!

Der Hinterbau platziert den Dämpfer tief im Rahmen.
Ein kleiner Fender schützt den Dämpfer vor Steinen.
Und eine Art „Schwamm“ verhindert, dass sich Staub oder Steine in den Hinterbau verirren und Spuren hinterlassen.


Über den Antrieb selbst müssen wir wohl nicht mehr allzu viele Worte verlieren. Der Shimano EP8 hat sich mittlerweile – zurecht – zu einem der beliebtesten und am weitesten verbreiteten E-MTB Motoren überhaupt entwickelt. Das kompakte und leichte (2,6 kg!) Kraftpaket punktet insbesondere mit seiner Dynamik und guter Dosierbarkeit. Auch die Bedienelemente mit kompakter Remote und dem gelungenen Display gehören zum besten, was man an einem sportlichen E-MTB bekommen kann. Dass er in puncto Power nicht ganz mit einem Bosch CX mithalten kann und er bei hoher Leistung etwas lauter wird, dürfte angesichts seiner Qualitäten für die meisten Fahrer zu verschmerzen sein.

Top Ausstattung zum fairen Preis

Unser Testbike entspricht der Top-Variante, die mit 8.299 Euro zu Buche schlägt. Viel Geld, keine Frage, um es jedoch vorweg zu nehmen: Verglichen mit der Konkurrenz bekommt man am Scor 4060 Z LT XT jede Menge für’s Geld. Und wer nicht ganz so viel ausgeben kann oder möchte, sollte sich die ebenfalls mehr als solide Ausgestattete Variante für 6.299 Euro genauer ansehen.



Beim Fahrwerk bekommt man mit dem Fox-Zweigespann aus 38 mit 170mm vorn und dem Float X im Heck – beides in der Factory Ausführung – mit das beste, was der Markt derzeit hergibt. Die Grip2 Kartusche der Gabel bietet eine Menge Einstellmöglichkeiten für Fahrwerks-Tüftler und der Dämpfer harmoniert auch ohne unzählige Abstimmungs-Fahrten schon gut mit dem Hinterbau. In puncto Schaltung und Bremsen wird das Bike seinem Namen gerecht, denn hier bekommt man von A bis Z das komplette Shimano XT-Paket. Vom Schaltwerk über die Kette, Kurbel, Shifter bis hin zu Bremsen und Bremsscheiben. Letztere fallen mit 203 mm vorn und hinten ausreichend dimensioniert aus und versprechen in Verbindung mit den 4-Kolben Bremssätteln mehr als ausreichende Reserven auch während längerer Abfahrten.



Sehr gut gefällt uns außerdem, dass man mit den DT Swiss Spline H1900 auf einen langlebigen und robusten Laufradsatz setzt und sich in diesem Bereich wenig Sorgen im groben Gelände machen muss. Dazu trägt auch die Reifenwahl bei, denn die Maxxis-Kombination aus dem griffigen Assegai vorn und dem Dissector hinten harmoniert auf fast jedem Terrain hervorragend und die besonders robuste DoubleDown Karkasse am Hinterrad schont die Felge bei niedrigem Luftdruck.



Abgerundet wird die gelungene Ausstattung durch ein hochwertiges Cockpit aus Burgtec-Komponenten und dem hauseigenen Carbon-Lenker. Zudem darf man sich mit der BikeYoke Divine über eine der besten Variostützen auf dem Markt freuen, in Größe XL sogar mit 185 mm Hub.

Das Scor 4060 Z LT XT auf dem Trail



Auf dem Trail hält das Scor 4060 Z LT nur zum Teil das, was seine Schöpfer versprechen. Zur Erinnerung: Ein Spaßbike soll es sein, nicht zu sehr auf Performance getrimmt, kein Racebike. Doch: Dafür ist das 4060 Z LT verdammt schnell unterwegs. Der exzellente Geradeauslauf in Verbindung mit dem tiefen Schwerpunkt und dem sehr satten Fahrwerk lassen durchaus Race-Feeling aufkommen – ohne dabei jedoch den Spaß aus den Augen zu verlieren. So richtig verspielt ist das E-MTB der Schweizer zwar nicht, was angesichts des üppigen Federwegs auch irgendwie nicht ins Konzept passen würde, aber gerade in Kurven ist es erstaunlich quirlig. Verantwortlich dafür dürften mitunter auch die sehr kurzen Kettenstreben sein. Wird der Untergrund etwas gemäßigter und das Gefälle etwas schwächer, macht das Bike auch eine gute Figur, ist jedoch nicht mehr ganz so in seinem Element.

Das Scor dürfte eines der wenigen Testbikes sein, bei dem wir in puncto Ausstattung rein gar nichts auszusetzen haben. Hier greift ein Rädchen ins andere und alles funktioniert so, wie man es sich von einem E-MTB in diesem Preissegment erhofft und erwartet. Der Shimano EP8 macht seine Aufgabe gewohnt zuverlässig und passt mit seiner Dynamik sehr gut zum Bike, auch wenn das 4060 LT Z kein Kletter-Ass ist. Es erklimmt steile (Forst-)Straßen mit einer stoischen Gelassenheit, doch an extremen Rampen oder Stufen muss man als Fahrer den Körperschwerpunkt doch ziemlich weit nach vorn verlagern, um noch genügend Traktion zu bekommen.



Fazit: Scor 4060 Z LT XT

Pro

  • Tolles Fahrwerk
  • Gelungene Optik
  • Geringes Gewicht
  • Großer Akku
  • Starke Ausstattung

Contra

  • Kein Kletter-Ass

Fakten

RahmenmaterialCarbon
Laufradgröße29 Zoll
AntriebstypShimano EP8
Federweg170 / 160 mm
Gewicht22,6 kg
Preis8.299 Euro
Web www.scor-mtb.com
DownhillUphill
 
LaufruhigAgil
 
Das Scor 4060 Z LT ist ein hervorragendes E-Enduro ohne eklatante Schwächen. Trotz seines großen Akkus und ausgesprochen robusten Komponenten ist das Gewicht erfreulich niedrig, was sich auch positiv im Fahrgefühl bemerkbar macht. Das satte Fahrwerk und der tiefe Schwerpunkt lassen das Bike am Boden kleben und machen eine Menge Freude, wenn es grob wird. In gemäßigterem Gelände könnte der Hinterbau ein wenig mehr Lebendigkeit vertragen - allerdings ist das angesichts der Federwegsklasse auch kein echter Kritikpunkt. Insgesamt jedenfalls ein beeindruckender Einstand von Scor - wir sind gespannt, was da noch kommen wird!
Stichworte:E-BikeE-MTBEnduroep8ScorShimano

Über Michael Faiß

Michael Faiß hat in München Englisch und Geschichte studiert. Nach einem einjährigen Aufenthalt in England arbeitete er als Übersetzer unter anderem für das Magazin Procycling und das Degen Mediahouse. Außerdem ist er seit der Kindheit passionierter Radfahrer und –schrauber und fühlt sich vor allem abseits der asphaltierten Wege zuhause.

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