Test / E-MTB: Die Alutech eFanes bekommt in dieser Saison ein umfassendes Upgrade – neben einem neuen Rahmen des in Deutschland geschweißten E-MTBs gibt es auch mehr Auswahl bei den Komponenten und beim verbauten Antrieb von Shimano. Wir durften das Bike bereits für eine fixe Testrunde im Vinschgau auf die Trails ausführen.
Bereits im Jahr 2019 erblickte die erste Generation der Alutech eFanes das Licht der Welt. Das E-MTB brachte all das mit, was wir schon von den unmotorisierten Bikes der kleinen Schmiede aus Ascheffel zu schätzen wussten. Eigenständiger und stabiler Alu-Rahmen, robuste und hochwertige Komponenten und eine moderne Geometrie. Über die Jahre wurde die eFanes weiterentwickelt, erhielt sogar eine sehr kostspielige, aber technisch umso spannendere CNC-gefräste Version und kommt nun in diesem Sommer mit einem komplett neuen Rahmen. Dieser vereint Eigenschaften, Optik und Geometrie der ursprünglichen Variante mit der CNC-Version.
Alutech eFanes: Den Wurzeln treu!
Weder die technischen Eckdaten noch das Einsatzgebiet ändern sich mit der neuen Version der eFanes: Mit 170 mm Federweg an Front und Heck ist das Bike klar in der Enduro-Kategorie verortet und fühlt sich vor allem in anspruchsvollem Geläuf zuhause. Auch am Laufradgrößen-Mix mit großem 29er vorn und eher kompakten 650b Hinterrad hält man fest. Beim Antrieb kommt weiterhin Shimano zum Einsatz, als neue Option neben dem bekannten EP8 lässt sich nun auch der EP801 oder der EP6 konfigurieren. Auch der Akku kommt direkt vom japanischen Fahrrad-Riesen und fasst entweder 504 oder 630 Wh Kapazität.
Optisch ist der Rahmen sofort als eFanes zu identifizieren und seine organischen Formen wecken trotz Raw-Look Erinnerungen an Rahmen aus Kohlefaser. Die ganz großen Neuerungen der Alutech eFanes „Next Generation“ liegen jedoch im technischen Bereich. So kommt hier nun eine aus einem Stück gefräste Motorbrücke zum Einsatz, die im Anschluss von Innen und Außen mit dem Rahmen verschweißt wird. Allein dadurch sollen satte 500g Gewicht im Vergleich zum Vorgänger eingespart werden; insgesamt bringt der neue eFanes Rahmen rund ein Kilogramm weniger auf die Waage. Später im Jahr sollen auch noch Optionen auf Sitzstreben und Akku-Deckel aus Carbon folgen, die das Gewicht weiter senken dürften.
Aufgebaut mit leichten, aber dem Einsatzbereich entsprechenden Komponenten und einem 504 Wh Akku ist ein Gewicht von rund 20 kg für das Komplettrad möglich. Die Serienbikes dürften dagegen eher im Bereich um 22 kg liegen. Aller Gewichtseinsparungen zum Trotz muss man keine Abstriche in puncto Stabilität machen. Der Rahmen entspricht auch weiterhin der höchsten ASTM Kategorie 5.
Geometrie und Ausstattung
Bei der Geometrie orientiert sich die Alutech eFanes Next Generation an der CNC eFanes und fällt etwas moderner bzw. progressiver aus als ihre Vorgängerin. Jede der fünf Rahmengrößen ist mit zwei unterschiedlichen Lenkwinkeln erhältlich – 64° oder gar extrem flache 62°. Dies ist nur einer der vielen Vorteile, wenn die Rahmen direkt vor Ort in Deutschland geschweißt werden. Ansonsten haben wir einen modernen Reach, der jedoch nicht zu extrem ausfällt und einen sehr steilen Sitzwinkel von 78°, der anspruchsvolle Kletterpartien deutlich angenehmer machen dürfte. Dank des verstellbaren Ausfallendes lässt sich überdies die Kettenstrebenlänge anpassen. Entweder man hat hier super-kurze 428,5mm oder 441mm.
Größe | S | M | L | XL | XXL |
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Reach (mm) | 430 | 455 | 485 | 510 | 525 |
Stack (mm) | 613 | 613 | 623 | 623 | 623 |
Steuerrohrlänge (mm) | 110 | 110 | 120 | 120 | 120 |
Lenkwinkel | 62,5 / 64 | 62,5 / 64 | 62,5 / 64 | 62,5 / 64 | 62,5 / 64 |
Tretlagerhöhe (mm) | 353 | 353 | 353 | 353 | 353 |
Kettenstrebenlänge (mm) | 441 / 428,5 | 441 / 428,5 | 441 / 428,5 | 441 / 428,5 | 441 / 428,5 |
Radstand (mm) | 1194 / 1182 | 1214 / 1202 | 1248 / 1236 | 1282 / 1269 | 1297 / 1283 |
Sitzrohrlänge (mm) | 380 | 420 | 450 | 480 | 500 |
Sitzwinkel | 78 | 78 | 78 | 78 | 78 |
Jede Menge Optionen und Anpassungsmöglichkeiten gibt es auch bei der Ausstattung. Los geht’s hier mit dem Comp Modell, das wahlweise mit Shimano EP6 oder EP8 Motor und dem kleineren 504 Wh Akku ausgestattet ist. In puncto Komponenten gesellt sich zum Formula Fahrwerk mit Selva S Gabel vorn und MOD Coil Dämpfer im Heck eine Sram NX Eagle 12-fach Schaltung, Formula Cura 4 Bremsen und Laufräder mit DT Swiss Felgen. Kostenpunkt? Faire 5.999 Euro. Darüber siedelt sich die Alutech eFanes Custom an, die mit durchweg höherwertigen Komponenten kommt, die sich zudem auch noch vor dem Kauf anpassen lassen. So hat man die Wahl zwischen GX Eagle AXS oder XX1 AXS, zwischen RockShox Ultimate oder Fox Factory Fahrwerk und bei den Bremsen darf man sich zwischen Sram, Magura und Braking entscheiden. Entsprechend variiert auch der Preis, der bei der Basisvariante mit RockShox Ultimate Fahrwerk, EP8 Antrieb, 630 Wh Akku und GX Eagle AXS Schaltung bei 7.499 Euro liegt.
Erste Impressionen vom Trail
Jürgen von Alutech hatte uns im Vorfeld des Riva Bike Festivals ins schöne Vinschgau eingeladen, um uns die neue eFanes vor Ort anzuschauen und natürlich auch eine erste, kurze Testfahrt zu unternehmen. Unterwegs war ich mit der Alutech eFanes Custom AXS mit EP801 Antrieb, Sram GX Eagle AXS Schaltung, Sram Code Stealth Bremsen und Fox Factory Fahrwerk.
Beim ersten Aufsitzen verspürt man direkt Alutech-Vibes: Das Bike fühlt sich anders an, es hat Charakter und hebt sich von der Masse der (E-)MTBs ab. Verantwortlich hierfür dürften in unserem Fall vor allem der sehr flache Lenkwinkel (62° bei unserem Testbike) in Kombination mit dem wiederum sehr steilen Sitzwinkel gewesen sein. Die Front ist nicht zu hoch, damit man auch bei diesen durchaus extremen Winkeln noch genügend Drück aufs Vorderrad bekommt, ohne non-stop in einer aktiven Fahrposition unterwegs zu sein.
Die ersten Trail-Meter ging es über ein wildes Auf und Ab den Hang entlang, wo ich das Bike nach einigen Eingewöhnungs-Metern immer mehr ins Herz schließen konnte; auffällig war definitiv die sehr mittige, zentrale Sitzposition, dank derer man selbst in sehr steilen Uphills kaum versucht ist, aus dem Sattel zu gehen. Sehr schön! Absolut positiv tat sich außerdem die Geräuschkulisse hervor. Bergauf hielt sich der im Vergleich zum Vorgänger etwas leisere EP801 in Kombination mit dem Alu-Rahmen angenehm im Hintergrund und auch bergab war nur minimales Klappern aus der Antriebseinheit zu vernehmen. Alles andere am Bike war flüsterleise – so muss es ein!
So gut sich die eFanes jedoch im Uphill auch schlagen konnte – ihre Stärken liegen dann doch eher, wenn der Trail sich gen Tal neigt. Hier zeigt das Bike seine Zähne und verleitet immer wieder dazu, den Finger noch eine halbe Sekunde länger vom Bremshebel zu lassen. Das Fahrwerk vermittelt enorm viel Sicherheit, der Hinterbau ist progressiv, aber nicht bockig und der flache Lenkwinkel nimmt auch steilen Passagen in Kombination mit der langen Kettenstrebeneinstellung den Schrecken. Lediglich bei engen Kurben bzw. Kehren wie sie einem beispielsweise auf dem Montani-Trail begegnen will das dann doch recht lange Bike vorsichtig um den Scheitel gezirkelt werden.