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Pivot Shuttle AM im Test: Mit voller Bosch-Power und rekordverdächtigem Gewicht

1. August 2023 by Michael Faiß

Test / E-MTB: Mit dem neuen Pivot Shuttle AM legen die US-Amerikaner ihr erstes eMTB neu auf. Erstmals mit einem Antrieb von Bosch bewahrt es den vielseitigen Charakter des Vorgängers ebenso wie das geringe Gewicht. Ob es die Lücke im Portfolio zwischen Shuttle SL und Shuttle LT füllen kann?

Stolze sechs Jahre ist es her, dass US-Hersteller Pivot mit dem Shuttle AM sein erstes eMTB vorgestellt hat. Das optisch durchaus polarisierende Bike hat auch nach heutigen Maßstäben noch einige Alleinstellungsmerkmale wie der externe Akku, der jedoch intern verbaut wird und sein geringes Gewicht von um die 20 kg. Trotzdem: Neben den beiden jüngeren eMTBs im Portfolio, dem Shuttle LT und dem Shuttle SL ist dem „Ur-eMTB“ aus dem Hause Pivot trotz einiger Updates über die Jahre sein Alter schon etwas anzumerken. Wenig überraschend also, dass man mit dem neuen Shuttle AM keinen Stein auf dem anderen lässt und ein komplett neues eMTB vorstellt.



Das Pivot Shuttle AM als erstes Bosch eMTB von Pivot

Nachdem man bislang vor allem mit Shimano als Antriebspartner kooperierte und beim Light eMTB Shuttle SL erstmals auch auf Fazua setzte kommt am Pivot Shuttle AM nun auch erstmals ein Antrieb von Bosch zum Einsatz – der bewährte Performance Line CX. Obwohl dieser bereits ein paar Jährchen auf dem Markt ist, zählt er weiterhin zu den besten Vertretern für moderne eMTBs. Neben 85 Nm maximalem Drehmoment bei 2,9 kg Gewicht, exzellent abgestimmten Unterstützungsstufen bringt das System seit letztem Jahr mit Mini Remote und System Controller endlich auch ein dem eMTB angemessenes Bedienungskonzept mit.

Rund 22 kg – trotz 750 Wh Akku

Versorgt wird der Motor dabei von einem Powertube Akku im Unterrohr – in den beiden Top-Varianten fasst dieser 750 Wh, das Einstiegsmodell kommt mit der kleineren und leichteren 625 Wh Variante. Pivot hat sich dafür entschieden, den Energiespeicher fest im Rahmen zu integrieren, insbesondere, um Gewicht zu sparen. Dass das gelungen ist, zeigt ein Blick auf die Waage: Unser Testrad in Rahmengröße L bringt beeindruckende 22,2 kg auf die Waage; für ein eMTB in dieser Klasse mit Bosch CX und 750 Wh ein Spitzenwert.



Spitzengewicht trotz kräftigem Bosch CX Motor. | Foto: Pivot Cycles

Wem die Kapazität des intern verbauten Akkus übrigens nicht genügen sollte, kann zusätzlich auch auf den in diesem Jahr vorgestellten PowerMore 250 Range Extender zurückgreifen. So bekommt man bis zu 1.000 Wh Kapazität bei deutlich unter 24 kg Gesamtgewicht. Zudem dürfte das Pivot Shuttle AM dann auch das erste Full Power eMTB sein, das offiziell die Verwendung des Zusatzakkus unterstützt.

Mehr Federweg und Pivot-Dock-Tool

Im Zuge der Neuentwicklung des Shuttle AM hat man auch einen komplett frischen Rahmen entwickelt – dieser besteht nach wie vor aus Carbon, bietet aber im Vergleich zum Vorgänger mehr Federweg. Knapp 150 mm am Heck (148 mm) und 160 mm an der Front – damit bewegt sich das Bike auf jeden Fall am oberen Ende dessen, was noch unter „All Mountain“ läuft und kratzt auch schon am Enduro-Segment.



Ab Werk rollt das neue Pivot eMTB auf 29 Zoll Laufrädern, per Flip-Chip lässt sich das Bike jedoch auch auf Mullet mit kleinem Hinterrad umrüsten. Hierbei sollte man jedoch beachten, dass das Shuttle AM wie andere Pivot (E-)MTBs auf einen Hinterbau mit Superboost Maß setzt – reguläre Hinterräder mit 148 mm Achsmaß passen entsprechend nicht.



Ein ziemlich praktisches Feature versteckt sich auf der Unterseite des Oberrohrs; was zunächst aussieht, wie ein zweiter Platz für einen Flaschenhalter ist in Wirklichkeit der Montagepunkt für Pivots hauseigenes Zubehörsystem Pivot-Dock-Tool-System, das gemeinsam mit Topeak entwickelt wurde. Hier lassen sich beispielsweise Werkzeuge oder eine CO² Kartusche direkt am Bike montieren. In Kombination mit der Trinkflasche auf dem Unterrohr können Rucksack und Hipbag so für die Feierabendrunde auch mal im Schrank bleiben.

Praktisch: Platz für Multitool und Co. unter dem Oberrohr. | Foto: Pivot Cycles

Progressiver Hinterbau und sportliche Geometrie

In puncto Hinterbausystem setzt man auch am neuen E-MTB auf den bewährten dw-link, der für das Shuttle AM recht progressiv abgestimmt ist. Entsprechend ist es im Nachgang auch kein Problem, beispielsweise einen Stahlfederdämpfer nachzurüsten. Ansonsten gefallen am Rahmen viele kleine Details, die das Biker-Leben leichter und angenehmer machen: Dazu zählen Rahmenschützer an allen kritischen Stellen des Bikes und auch die Entscheidung, Leitungen und Züge nicht im Steuersatz, sondern klassisch durch den Bereich am Steuerrohr am Rahmen zu führen.



Die Geometrie des Pivot Shuttle AM ist im Vergleich zum Vorgänger deutlich moderner geworden und passt zum Federweg. Im direkten Vergleich mit dem Vollgas-eMTB Shuttle LT fallen die Unterschiede nicht allzu groß aus – klar, der Lenkwinkel ist nicht ganz so flach und der Hauptrahmen ist etwas kompakter. Über einen Flipchip lassen sich außerdem Tretlagerhöhe und Lenk- bzw. Sitzwinkel etwas anpassen.



GrößeSMMDLGXL
FlipchipLow
Sitzrohrlänge378399432470
Oberrohrlänge590631649671
Steuerrohrlänge110120130140
Kettenstrebenlänge444444444444
Lenkwinkel64,164,164,164,1
Sitzrohrwinkel (effective)76,476,476,476,4
Tretlagerabsenkung29292929
Tretlagerhöhe345345345345
Radstand1217125112701295
Überstandshöhe715715715715
Stack632642651660
Reach431461476496
GrößeSMMDLGXL
FlipchipHigh
Sitzrohrlänge378399432470
Oberrohrlänge598630647670
Steuerrohrlänge110120130140
Kettenstrebenlänge444444444444
Lenkwinkel64,564,564,564,5
Sitzrohrwinkel (effective)76,876,876,876,8
Tretlagerabsenkung24242424
Tretlagerhöhe350350350350
Radstand1216125012691294
Überstandshöhe720720720720
Stack629638647656
Reach435465480500

Ausstattung des Testbikes im Detail

Im Test hatten wir das Pivot Shuttle AM in seiner Pro X0 Eagle Transmission Variante. Mit 12.199 Euro ist es auch ein für heutige Verhältnisse sehr kostspieliges eMTB, der US-Hersteller war jedoch seit jeher im Premium-Segment angesiedelt. Immerhin erhält man dafür ein rundum gelungenes Ausstattungspaket ohne echte Schwächen auf dem Papier: Neben der namensgebenden Sram X0 Eagle Transmission Schaltgruppe spendiert Pivot dem Pro-Modell auch ein Fox Factory Fahrwerk mit 36er an der Front und dem Float X im Heck. Ebenfalls von Fox, ebenfalls in der Factory Variante kommt die Transfer Dropper Post, in der von uns getesteten Rahmengröße LG mit 175 mm Hub.



Rahmen Pivot Shuttle AM
Federgabel Fox 36 Factory Grip2 160 mm
Antrieb Bosch Performance Line CX
Akku Bosch Powertube 750
Dämpfer Fox Float X Factory
Laufräder DT Swiss EB1535
Reifen VR Maxxis Minion DHF MaxxTerra Exo+
Reifen HR Maxxis Minion DHRII MaxxTerra Exo+
Schaltwerk Sram X0 Eagle Transmission
Schalthebel Sram AXS Pod Controller
Kurbel Parxis Alloy eCranks
Umwerfer Ohne
Bremse Shimano XT M8120
Bremsscheiben Shimano XT Centerlock 203/203mm
Sattelstütze Fox Transfer Factory
Sattel Phoenix WTB Volt Pro
Vorbau Phoenix Team Enduro/Trail
Lenker Phoenix Race Low Rise Carbon


Bei den Bremsen kommt die bewährte 4-Kolben Variante der Shimano XT mit 203mm großen Scheiben zum Einsatz. Auf den DT Swiss Alufelgen sitzen Reifen aus dem Hause Maxxis, genauer gesagt die Kombination aus DHF vorn und DHRII am Heck, beide in der MaxxTerra Gummimischung und mit der robusten Exo+ Karkasse. Angesichts dieser Ausstattung ohne Mogelteile, mit steifer Gabel, robusten Reifen und großem Akku ist das Gewicht von 22,2 kg ohne Pedale eine echte Ansage.

Pivot Shuttle AM: Drei Ausstattungsvarianten ab 9.399 Euro

Die getestete Pro Variante ist die mittlere von insgesamt drei Ausstattungsvarianten, in denen das neue Pivot Shuttle AM verfügbar sein wird. Den Einstieg bildet das Modell mit der Bezeichnung Ride, das als einziges mit einer Schaltung von Shimano ausgestattet ist und bei dem ein XT Schaltwerk mit SLX Schalthebel und einer Deore Kassette kombiniert wird. Verzögert wird das knapp 9.400 Euro teure Bike mit 4-Kolben SLX Bremsen und beim Fahrwerk setzt man auf Fox Performance Komponenten. Dass hier „nur“ ein 625 Wh Akku verbaut wird, muss überdies nicht zwangsläufig ein Nachteil sein – immerhin ist der kleinere Akku rund 700 g leichter. Da man auch sonst keine wesentlich schwereren Komponenten verbaut als bei den beiden Top-Varianten sollte ein Gewicht etwas über 21 kg durchaus realistisch sein.



Alle Ausstattungsvarianten sind in den Farben „Blue Neptune“ und „Mojawe Willow Green“ erhältlich.

Am oberen Ende des Ausstattungs-Spektrums liegt das Team-Modell, das mit 14.399 Euro zu Buche schlägt. Hier darf man sich über die Race-Variante des Bosch CX Motors freuen, ebenso über die XX Eagle Transmission Top-Schaltung von Sram. Standesgemäß wird mit Shimano XTR Bremsen verzögert, die Maxxis Pneus sitzen auf Carbonlaufrädern von Newmen.

Pivot Shuttle AM Ride SLX/XTPivot Shuttle AM Pro X0 Eagle TransmissionPivot Shuttle AM Team XX Eagle Transmission

Antrieb: Bosch Performance Line CX
Akku: Bosch Powertube 625
Gabel: Fox 36 Performance 160 mm
Dämpfer: Fox Float X Performance
Schaltung: Shimano XT/SLX 12-fach
Bremsen: Shimano SLX M7120
Laufräder: DT Swiss EB1935



Preis: 9.399 Euro



Antrieb: Bosch Performance Line CX
Akku: Bosch Powertube 750
Gabel: Fox 36 Factory Grip2 160 mm
Dämpfer: Fox Float X Factory
Schaltung: Sram X0 Eagle Transmission
Bremsen: Shimano XT M8120
Laufräder: DT Swiss EB 1535

Preis: 12.199 Euro





Antrieb: Bosch Performance Line CX Race
Akku: Bosch Powertube 750
Gabel: Fox 36 Factory Grip2 160 mm
Dämpfer: Fox Float X Factory
Schaltung: Sram XX Eagle Transmission
Bremsen: Shimano XTR M9120
Laufräder: Newmen Carbon Advanced

Preis: 14.399 Euro

Auf dem Trail: Das Pivot Shuttle AM

Als jemand, der die beiden anderen aktuellen Pivot eMTBs bereits gefahren ist, hatte ich mich zu Beginn vor allem gefragt, inwiefern das Shuttle AM sich von LT und SL differenzieren kann und inwiefern im Portfolio überhaupt Platz für ein drittes, vollgefedertes eMTB ist. Um an dieser Stelle jedoch direkt ein wenig vorzugreifen: Das Shuttle AM kann viele Vorzüge der beiden anderen Räder auf sich vereinen, hat aber ebenso einen eigenen Charakter und ganz eigene Stärken.



Eine dieser Stärken ist ganz sicher das Antriebssystem: Der Bosch Antrieb mit CX Motor, System Controller bzw. Mini Remote und reichweitenstarkem Akku ist in vielerlei Hinsicht schlicht noch immer das, woran sich andere Antriebe messen müssen. Vor allem in puncto Unterstützungsleistung und Ansprechverhalten hat die Konkurrenz Mühe, hier mithalten zu können. Gerade im Tour+ oder eMTB Modus ist das Unterstützungsverhalten kräftig, aber intuitiv, die Dosierbarkeit top und Features wie der Extended Boost erleichtern das Trail-Leben enorm. Negativ fällt lediglich die Geräuschkulisse auf – der CX Motor ist zu jedem Zeitpunkt und in jeder Unterstützungsstufe deutlich wahrnehmbar und gibt vor allem bei höherer Kadenz ein unangenehm hohes Summen von sich. Daran gewöhnt man sich zwar zum Teil, aber ganz ausblenden kann zumindest ich das Geräusch auch im Gelände nicht.

Ausgesprochen positiv fällt die sehr ausgewogene Sitzposition des Shuttle AM auf, die im technischen Uphill ebenso gut funktioniert, wie in der Abfahrt. Sie bietet sogar genügend Spielraum, mit dem aktive Fahrer, die mit viel Druck über das Vorderrad fahren ebenso glücklich werden dürften wie komfort-orientierte Trail-Piloten, die einen gutmütigen Untersatz fürs Gelände suchen. Ganz ähnlich verhält es sich beim Hinterbau, wobei dieser doch klar auf der sportlichen Seite ist, was sich vor allem durch eine ordentliche Endprogression bemerkbar macht. So wird die Fahrt zwar nicht unkomfortabel, wer jedoch nach einem „Sofa-Hinterbau“ sucht, dürfte mit einem anderen Bike sicherlich glücklicher werden. Dafür muss man sich auch bei härteren Einschlägen keine Sorgen machen, was gut zum sportlichen Charakter des Bikes passt.



Während der Abfahrt gab das Bike leider ein recht lautes und unangenehmes Klappern von sich. Nach Rücksprache mit Pivot war der Grund dafür rasch gefunden: Scheinbar hat die neue Revision der Fox Transfer Stütze so viel Spiel, dass sie schon bei kleineren Unebenheiten für dieses Geräusch sorgt, wenn man nicht im Sattel sitzt. Ob Fox diesbezüglich nachbessern wird, wissen wir derzeit noch nicht, bleiben jedoch am Ball! Das ist für das Shuttle AM umso bedauerlicher, denn davon abgesehen scheint es eines der leisesten Bosch CX eMTBs in der Abfahrt zu sein.

Von der Stütze abgesehen haben wir am gesamten Ausstattungspaket nichts auszusetzen, vom Fox Factory Fahrwerk über die kräftigen XT Bremsen bis hin zu den bewährten Maxxis Reifen. Die X0 Eagle Transmission Schaltung ist auf den ersten Metern noch immer etwas gewöhnungsbedürftig, einerseits wegen des Pod Controllers, andererseits wegen ihres etwas trägen Schaltverhaltens. Diese kleinen Defizite macht sie jedoch damit wett, dass Schaltvorgänge unter Last vollkommen problemlos vonstatten gehen, selbst wenn die volle Power des Bosch CX Motors anliegt.



Fazit: Pivot Shuttle AM Pro

Pro

  • Sehr leicht
  • Vielseitig
  • Gelungene Ausstattung
  • Durchdachtes Konzept

Contra

  • Akku nicht entnehmbar
  • Klappernde Sattelstütze

Fakten

RahmenmaterialCarbon
Laufradgröße29 Zoll
AntriebstypBosch CX 4. Gen
Federweg160 / 148 mm
Gewicht22,2 kg
Preis12.199 Euro
Web www.pivotcycles.com
DownhillUphill
 
LaufruhigAgil
 
Das neue Pivot Shuttle AM hat große Fußstapfen zu füllen - was ihm mühelos gelingt. Als enorm vielseitiges E-Trailbike zeigt es, dass das Konzept "All Mountain" auch im Jahr 2023 und darüber hinaus seine Daseinsberechtigung besitzt. Das für ein E-MTB in dieser Klasse geringe Gewicht überzeugt ebenso wie die moderne Geometrie und das tolle Fahrwerk. So kann das Bosch-Bike die Lücke im Portfolio zwischen dem leichten, kurzhubigen Shuttle SL und dem Baller-Gerät Shuttle LT schließen und beiden Rädern in einiger Hinsicht sogar Konkurrenz machen. Als Wermutstropfen bleibt letztlich der nicht entnehmbare Akku und der marktgerechte, aber dennoch saftige Preis.
Stichworte:#VMmtbAMBosch CXE-MTBeMTBEndurofeaturedPivot

Über Michael Faiß

Michael Faiß hat in München Englisch und Geschichte studiert. Nach einem einjährigen Aufenthalt in England arbeitete er als Übersetzer unter anderem für das Magazin Procycling und das Degen Mediahouse. Außerdem ist er seit der Kindheit passionierter Radfahrer und –schrauber und fühlt sich vor allem abseits der asphaltierten Wege zuhause.

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