E-Performance / Produktnews: Mit dem Fazua Ride 60 steht im Laufe des Jahres ein komplett neues Antriebssystem des bayerischen Herstellers an. Man bleibt sich treu und kann das Gewicht im Gegensatz zum Vorsteller sogar noch weiter reduzieren – trotz mehr Power und einem deutlich größeren Akku.
Im Sommer 2017 sorgte der damalige Newcomer Fazua im damals schon boomenden E-Bike-Segment für Schlagzeilen: Mit einem etwas schwächeren, aber extrem leichten und kompakten Antriebssystem bot man einen Gegenpol zu den dicken Mittelmotoren, die sich mit immer größeren Akkus und immer mehr Power gegenseitig überboten. Damals wurde dieser Ansatz durchaus etwas kritisch beäugt – recht schnell zeigte sich jedoch, dass die Münchener einen Nerv getroffen haben. Heute sind leichte E-Bikes, vor allem auch im Gelände, in aller Munde und dieser Trend dürfte sich künftig noch weiter fortsetzen.
Entsprechend ist es wenig überraschend, dass Fazua sein Antriebssystem kontinuierlich weiterentwickelt hat. Bislang konzentrierte man sich jedoch primär auf Software-Upgrades, im Vorjahr gab es mit dem Ride 50 erstmals auch größere Veränderungen an der Hardware, die jedoch eher ein technisches Facelift denn eine wirkliche Neuentwicklung waren. Letztere folgt nun im Jahr 2022 mit dem komplett neuen Fazua Ride 60, mit dem man sich im Kern treu bleibt, jedoch andere Schwerpunkte setzt und die technischen Möglichkeiten weiter ausreizt.
Komplette Neuentwicklung – nicht mehr entnehmbar
Der grundlegende technische Ansatz bleibt gleich: Der gesamte Antrieb steckt als eine Einheit im Unterrohr – vom direkt ins Tretlager integrierten Getriebe über den daran angeschlossenen Motor bis hin zum Akku, der sich wiederum daran anschließt – so bietet man den Partnern in der Industrie eine einerseits extrem kompakte, aber eben auch sehr elegant zu integrierende Antriebseinheit. Die technischen Daten sind durchaus beeindruckend: Im Gegensatz zum Vorgänger bringt die Antriebseinheit selbst über ein Kilogramm weniger auf die Waage und setzt in dieser Leistungsklasse mit 1,96 kg Gewicht eine neue Bestmarke. Denn nicht nur das Gewicht wurde reduziert, gleichzeitig konnte man auch die Leistung erhöhen. Mit 60 Nm maximalem Drehmoment ist der Unterschied zum Vorgänger (55 bzw. 58 Nm) zwar nicht riesig, aber angesichts des Gewichtsunterschieds dennoch beachtlich.
Bei allen technischen Fortschritten fordert diese Entwicklung natürlich gewisse Kompromisse – so fällt die Entnehmbarkeit, für die der Vorgänger durchaus bekannt war, komplett weg. Matthias Leininger, Chapter Lead Product bei Fazua sagt dazu: „Im Gegensatz zum Vorgängermodell ist der FAZUA RIDE 60 nicht mehr entnehmbar, weil wir sonst die Designfreiheit, die maximale Flexibilität und Integration nicht hätten gewinnen können.“ Damit verliert das Fazua System zwar ein echtes Alleinstellungsmerkmal, allerdings wurde dieses Feature unserer Erfahrung nach nur von wenigen Fazua-Fahrern auch wirklich genutzt. Dennoch: Das dürfte den einen oder anderen Fan der ersten Stunde enttäuschen.
Auch die Trennung zwischen einer Variante für Trail und Street mit unterschiedlichen Kühlsystemen, die erst mit dem Ride 50 eingeführt wurde, wird es (vorerst?) mit dem Fazua Ride 60 so nicht mehr geben.
Neuer Akku mit 430Wh – in zwei Varianten
Nicht nur die Antriebseinheit wurde für den Fazua Ride 60 komplett neu entwickelt – auch beim Akku macht man einen gewaltigen Sprung nach vorn. Mit 430 Wh Kapazität konnte diese im Vergleich zum Vorgänger (252 Wh) beinahe verdoppelt werden – dabei steigt das Gewicht lediglich von 1,9 kg auf 2,2 bzw. 2,3 kg. Hier zeigt sich durchaus, dass sich in den vergangenen Jahren auch im Bereich der Akku-Technologie einiges getan hat, auch wenn der ganz große Durchbruch ausgeblieben ist.
Interessant ist der Ansatz, den Akku für die Hersteller in zwei Varianten anzubieten – nämlich als entnehmbare und als fest verbaute Version. Letztere spart 100 g an Gewicht und lässt sich noch etwas eleganter und platzsparender im Rahmen integrieren – natürlich auf Kosten der Entnehmbarkeit, auf die viele E-Biker im Alltagseinsatz wohl kaum verzichten möchten. Insbesondere, da man bei Fazua besonders stolz auf den neuen Befestigungs-Mechanismus für die entnehmbare Akku-Variante ist. Dieser wird über eine integrierte Schiene direkt an Ort und Stelle gehalten und gleitet für die Entnahme sehr leicht aus dem Rahmen. Das gesamte Handling ist natürlich auch durch sein Gewicht deutlich einfacher; zum Vergleich: Ein Bosch Powertube 750 Akku wiegt ziemlich genau doppelt so viel.
Modernes, sportliches Bedienkonzept
Ausgesprochen bemerkenswert war beim bestehenden Fazua System, wie gut es sich dem Zahn der Zeit widersetzen konnte. Eine Ausnahme bildete dabei die Bedienung, bei der Fazua bislang nie eine wirklich überzeugende Lösung hatte – vor allem für den sportlichen Einsatz. Das dürfte sich mit dem Ride 60 nun auch ändern, zumindest sind wir angesichts der ersten Infos und Render-Bilder ausgesprochen zuversichtlich.
Die Steuerung des Antriebs erfolgt fortan mit der Fazua Ring Control: Eine kompakte, optisch ausgesprochen unauffällige Schelle, über die sich die Unterstützungsstufe mit einer minimalen Fingerbewegung einstellen lässt. Durch den minimalen Platzbedarf dürfte sie sich problemlos individuell am Lenker platzieren lassen, je nach den persönlichen Vorlieben und Anforderungen. Zudem verspricht Fazua, dass sie auch bei einem Sturz optimal geschützt bleibt.
Auf ein echtes Display verzichtet Fazua weiterhin, was angesichts des minimalistischen, sportlichen Gesamtkonzepts auch sinnvoll erscheint. Stattdessen findet im Oberrohr nun der neue LED Hub Platz, der über LEDs die Unterstützungsstufe und den Ladestand des Akkus anzeigt. Über einen Druck lässt er sich nach oben Klappen, was Zugriff auf den integrierten USB-C Anschluss erlaubt, über den sich beispielsweise ein am Lenker montiertes Smartphone während der Fahrt vom E-Bike Akku laden lässt. Ebenso bietet der LED Hub eine kabellose Schnittstelle für ANT+ und Bluetooth um entweder einen Radcomputer zu koppeln, oder die bewährte Fazua App zu nutzen.
Als dritte Option können Hersteller auch auf den LED Hub verzichten und stattdessen den sogenannten Control Hub nutzen. Dieser ähnelt der Ring Control, bietet aber integrierte LEDs für die Ladestands- und Unterstützungsanzeige und stellt die Konnektivität für Radcomputer oder Smartphone zu Verfügung.
Erste Modelle mit Fazua Ride 60 im Laufe des Jahres von Canyon und Riese & Müller
Leider gibt es bis dato noch kein konkretes Datum zur Verfügbarkeit des neuen Fazua Ride 60 Systems. Im Laufe des Jahres sollen jedoch erste Modelle von Canyon und auch von Riese & Müller verfügbar sein. Wir bemühen uns jedenfalls zeitnah um ein entsprechendes Testexemplar.
WEB: www.fazua.com